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1768 Buchhandel. Unter dieser Ueberschrift veröffentlichen wir Aufsätze und Mittheilungen, welche sich auf den G es a m m tb u c h h an d el (Verlag, Sortiment, Antiquariat und Kolportage) beziehen. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Korre- spondenzen (aus grösseren Buchhandelplätzen) werden ange messen bezahlt. Eingesandte Werke finden Besprechung. Glossen zum Kunsthandel. I. Ueber die verschiedenen Arten der Kupferstiche. Die Kupferstiche lassen sich, gleichwie die Gemälde, in drei Hauptklassen theilen, nämlich: historische und allegorische Gegen stände, Landschaften und Bildnisse. Der verschiedenen, sowohl alten als neueren Verfahren auf Kupfer und Holz zu arbeiten, sind zwölf: 1) Das Kupferstechen. Man zeichnet mit einer spitzigen Nadel den Gegenstand auf die Platte. Dies nennt man „mit der kalten Nadel arbeiten“. Alsdann werden mit einem Grabstichel aus Stahl, dessen Spitze aus einem schiefen Viereck zugeschnitten ist, die Züge in das Kupfer geschnitten. Dies nennt man „mit dem Grabstichel arbeiten“ oder „in Kupfer stechen“. Diese letztere Art ist vorzüglich für Bildnisse geeignet, wie die Blätter von Edelinck, Drevet, Nanteuil, Musson, Schmidt, Wille, Müller, Bause etc. deutlich beweisen. Ein Kupferstich kann, wenn die Platte nicht zu leicht gearbeitet und das Kupfer gut ist, sieben- bis achthundert gute Abdrücke geben. 2) Das Radiren und Aetzen. Man über zieht eine glatt geschliffene Kupferplatte mit einer aus Mastix bereiteten Masse, dein soge nannten „Aetzgrund“, welchen kein Scheide wasser angreift. Dann arbeitet man mit einem spitzigen Instrumente, der „Radirnadel“, den ganzen Gegenstand durch diesen Aetzgrund bis auf das Kupfer, und auch bei manchen starken Schattenpartieen bis in das Kupfer. Nachdem dies geschehen, legt man einen Rand von Wachs um die Platte und giesst Scheidewasser darauf, welche nur die eingegrabenenTheile tiefer ausfrisst, den Aetzgrund aber unversehrt lässt. Der Künstler wird dabei genau die Kraft seines Scheidewassers kennen, und wissen, wie lange er es auf der Platte lassen kann. Auch muss er an den Stellen, wo es nicht tief genug gefressen hat, die Behandlung wiederholen, dabei aber die übrigen Stellen, auf denen es nicht mehr wirken soll, mit einen Firniss (Deckfirniss) überdecken. Dieser Kunst des Radirens haben sich die grössten Maler bedient, weil sie mit der Radirnadel ihren Gegenstand gleichsam nur auf die Platte zeichneten und so ihm das Geistreiche geben konnten, was oft kein Grab stichel vermag. Aus diesem Grunde bieten die von grossen Malern selbst radirten Blätter ein lehrreiches Studium, weil in ihnen der wahre, grosse Künstlergeist zu finden ist. 3) Das Arbeiten mit Grabstichel und Radirnadel. Die ersten Anlagen werden nach obiger Behandlung auf die Platte radirt. Dann wird mit dem Grabstichel hineingearbeitet, und beide Arten so vereinigt, dass sie bei grossen historischen Stücken und bei Land schaften kräftige Wirkung üben. Meisterstücke eines Augustin, Carrache, Cornelius Vischer, Gerard, Audran, Jak. Frey, W. Woolett u. A. m. sind hiervon deutliche Beweise. 4) Zu der von den Engländern und Ita lienern „Mezzotinto“ genannten schwarzen Kunst wird ein Instrument gebraucht, welches man die „Wiege“ nennt. Diese Wiege hat viele Kerben, und mit ihr werden auf die ganze Platte, übers Kreuz, Striche gemacht, so dass die Platte durchaus mit Strichen bedeckt erscheint. Auf diesen Grund trägt man die Zeichnung. Dann werden mit einem „Schaber“ die lichten Partieen hervorgebracht, nämlich: PAPIER-ZEITUNG. es wird der eingearbeitete Grund mehr oder weniger, oder auch ganz glatt, gearbeitet, je nachdem es dieLichttöne erfordern. Alles übrige, was von diesem Grunde stehen bleibt, sind Schattenpartieen. Die vorzüglichsten Eigen schaften der schwarzen Kunst bestehen in den sanften Verschmelzungen. Dieselben erzeugen, bei historischen Stücken und Bildnissen be sonders, die grösste Wirkung. Fleischpartieen fliegendes Haar, Draperieen und dergleichen vermag kein Grabstichel mit solcher Ver schmelzung auszudrücken. Man überzeuge sich von den Meisterwerken eines Earlomo, Green u. A. in. Leider kann man aber von einer solchen Platte kaum etwa 100 gute Abdrücke machen, weil die verblasenen Theile und Ueber- gänge sehr bald verwischt werden. 5) Holzschnitte zu arbeiten. Man nimmt eine glatte Holzplatte von Birn- oder Buchsbaumholz und zeichnet darauf den Gegen stand. Dann schneidet man mit scharfen In strumenten, deren Formen verschieden sind, alle Umrisse, alle Schraffirungen und alle Züge, so dass diese erhaben stehen. Diese Art Platten haben mit den beweglichen Schriftplatten zum Bücherdruck viel Aehnliches. Bei diesen drucken sich ebenfalls die Flächen der Buch staben wie bei jenen die Flächen der Züge ab. Die Kunst, mit Holzplatten zu drucken, ist die älteste. Sie hat zur Erfindung der Buchdrucker kunst in Deutschland den Anstoss gegeben. 6) Das Helldunkel (clair-obscur) ist mit drei, auch vier Holzplatten abgedruckt. Auf die erste werden die Umrisse gegraben, die zweite giebt die starken Schatten wieder, die übrigen sind für die Mitteltöne. Diese ver schiedenen Theile der Platten machen ein Ganzes aus und müssen alle auf ihren Gegen stand zusammenpassen. Die Flächen dieser Platten werden mit Oelfarbe, jede besonders, abgedruckt. Bei dieser Erfindung hat man den Endzweck gehabt, die Zeichnungen alter Künstler nachzuahmen. Graf Zanetti in Venedig gab mit glücklichem Erfolg und manchen Ver besserungen eine Folge von neunzig Zeich nungen nach Rafael und Parmesano in dieser Manier heraus. Unter diese Klasse gehört auch die Art, mit Holz- und Kupferplatten zu drucken, womit Graf Caylus viele schöne Blätter in Zeichnungs manier verfertigte. Auf die Kupferplatte brachte man die Konturen, und diestarken und schwachen Schattenpartieen auf zwei bis drei Holzplatten, mit den Abdrücken wurde, wie vorerwähnt, ver fahren. 7) Die gehämmerte Manier. Diese be steht lediglich aus vereinigten Punkten, welche man mit einem kleinen Meissel und Hammer auf die Kupferplatte hämmert und wird dess halb „Opus mallei“ genannt. Schon im vorigen Jahrhundert haben sich die Goldschmiede dieser Art bedient, und Janus Letma hat sie vervoll kommnet und einige von Kennern sehr ge schätzte Platten verfertigt. 8) Die punktirte Manier besteht aus lauter Punkten, welche erst mittels einer Ra dirnadel auf den Aetzgrund einer Kupferplatte gemacht werden. Alsdann werden solche mit Scheidewasser, wie beim Radiren, eingeätzt und hierauf durch die Radirnadel und den Grabstichel vereinigt, oder in die gehörige Haltung gebracht. Oefters bedient man sich auch nur des Grabstichels, um das Fleisch sanfter und schmelzender vorzutragen. Die älteren Künstler, welche zn Ruben's Zeit nach dessen Gemälden arbeiteten, haben die punktirte Manier sehr glücklich nur bei Fleisch- partieen angewendet. England hat die meisten Künstler dieser Art, unter ihnen vorzüglich Bartolozzi. 9) Die Zeichnungsmanier, welche die Zeichnungen in schwarzer Kreide, Röthel etc. täuschend nachahmt. Ueber die Kupferplatten wird ein Aetzgrund, mit feinem Sand vermischt, gezogen und auf diesen dann die Zeichnung in Röthel oder schwarzer Kreide so gelegt, dass sie sich nicht verrücken kann. Dann werden N: 46 mit einem Griffel alle Theile der Zeichnung, alle Schraffirungen ebenso übergangen, als wenn man sie wiederholen wollte. Nach dieser Arbeit haben sich alle kleinen Sandkörner, wo der Griffel gezeichnet hat, in den Aetzgrund gedrückt. Die Platte wird sodann, wie ge wöhnlich, durch Scheidewasser geätzt und ab gedrückt. Man bedient sich bei dieser Arbeit mehrerer stumpfer sowohl als spitziger Instru mente, je nachdem es der Gegenstand erfordert. Auf diese Art werden in Frankreich die Stu dienblätter in Röthelmanier verfertigt, welche deswegen in einem geringen Preise sind, weil die Behandlung die leichteste und geschwin deste ist. 10) Die getuschte Manier, eine der neueren Erfindungen, welche die Engländer „Aquatinta“ nennen. Es giebt zwei Arten in dieser Manier auf Kupfer zu arbeiten, und die getuschten Zeichnungen täuschend nachzuahmen. Bei bei den ist das zu feinem Puder gestossene Mastix das Haupterforderniss, wodurch das sogenannte „Getuschte“ auf die Platte geätzt wird. 11) Die Manier, in Farben zu drucken. Jakob Christoph le Blond war einer der ersten, welcher diese Manier zu einiger Vollkommen heit brachte. Die Blätter eines Janinet wer den daher noch immer von Sammlern geschätzt. Die Engländer erfanden nachher eine bessere Manier, durch welche sie mehr Verschmelzung und Annehmlichkeit in ihre Farben brachten. Sie tuschten nur eine einzige Kupferplatte, auf welche sie die erforderlichen Farben trugen, um sie dann abzudrucken. Man sehe die Blätter, welche die Engländer im Anfänge nach Angelika Kaufmann in bunten Medaillons liefer ten, so wird man finden, wie sehr dies Ver fahren durch sie vervollkommnet ward; sieht man aber jetzt dergleichen englische Blätter, welche die Gewinnsucht liefert, so wird man leider die gemeinste Marktwaare finden. Ploost van Amstel, welcher in dieser Manier bunte Zeichnungen täuschend nachahmte, lieferte von Kennern geschätzte Blätter. Auch hat Odoardo d’Agotti zu Florenz es fast zum höchsten Grade der Vollkommenheit in dieser Manier gebracht; dies beweist seine Madonna della Sedia nach Rafael. 12) Endlich die Kunst zu illuminiren, welche fast den höchsten Grad der Vollkommen heit vorzüglich bei den Italienern, Schweizern und einigen deutschen Künstlern erreicht hat. Unter den Italienern hat z. B. Volpato die Abdrücke der historischen Blätter nach Rafael. Dominichino, Guido etc., die er gestochen hat, durch gute Künstler nach den Originalen, mit deckenden Farben koloriren lassen; und ob gleich der grosse Geist Rafael’s, der in seinen Gemälden spricht, hier nicht zu erreichen ist, so kostet doch ein einziges dieser gut ausge führten kolorirten Blätter bis 150 Reichsmark. Auch hat Volpato eine Folge von mehr als vierzig Blatt, Gegenden, Aussichten und Monumente Italiens, nach der Natur geliefert. Die Um risse sind auf die Platten gesetzt, und das Uebrige mit dem Pinsel in einer freien, geist reichen Manier vorgetragen. Auf eben diese Weise sind die Freskomalereien aus dem Her- culanos, den Bildern des Titus, die Bogen von Rafael etc. mit einem bewundernswürdigen Fleisse bearbeitet und in Rom herausgegeben. Fortsetzung folgt. 0 Die Umgestaltung des Börsenblatts, von der wir in Nr. 45. uns. Bl. Mittheilung machten, wird von dem Vorstand des „Vereins Dresdner Buchhändler“ heftig angegriffen. Derselbe versendet ein Cirkular mit einer von Seiten des „Vereins Dresdner Buchhändler“ gefassten Resolution gegen die angekündigten Veränderungen des Börsenblattes, den Inseraten theil betreffend: Als Nachtheile der Neuerung werden hervor gehoben. I für den Sortimenter die zeitraubendere, beschwerlichere Arbeit im Durchlesen der ein-