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N: 46 PAPIER-ZEITUNG. 1761 Hochzeits- und Verlobungskarten. Nr. 50 der Papier-Zeitung von 1884 erwähnt die in London in Verwendung kommenden Hochzeitskarten. Hierzu habe ich zu bemerken, dass Karten, welche die Vermählung irgend eines Paares melden, schon in den dreissiger und vierziger Jahren bei uns in Deutschland in Gebrauch waren; nur entbehrten sie des künstlerischen Schmuckes; sie zeichneten sich vielmehr durch ausserordentliche Einfachheit aus. Ein thüringer Freund des Germanischen Museums hat demselben jüngst eine interessante Sammlung von Hochzeits-, Verlobungs-, Glück wunsch-, Besuchs- und Geschäftsempfehlungs karten zum Geschenk gemacht, wie sie unge fähr von 1830 an in Thüringen benutzt wurden. Nach dieser Sammlung erstattete man die An zeige der stattgefundenen Vermählung durch Uebersendung einer Karte in der jeweils üb lichen Grösse der Besuchskarten, welche ein- tach die Namen des neuvermählten Paares, ohne irgend welchen weiteren Text, enthielt; beispielsweise: Assistent Bartenstein, Caroline Bartenstein, geb. Först. In der frühesten Zeit wurde dieser Text in Karten mit gepresster Umrahmung lediglich durch Handschrift, später meist durch Stein druck, angebracht. Später fallen auch die ge pressten Karten weg, und es werden nur ganz glatte, die aber zunächst ziemlich kleine Formate haben, verwendet. In der Folge wurden sie wieder grösser und auch durch Buchdruck häufig hergestellt. Eine vom Jahre 1840 (leider ist dies die einzige datirte dieser Art, zeigt die heute übliche Grösse der Be suchskarten; sei lautet: Carl Kuchenbuch Clara Kuchenbuch geb. Jacobs Cölleda und Saalfeldt, den 27. Dec. 1840. Auf ganz gleiche Weise war vorher auch schon die Verlobung, welche der Hochzeit vorher gehen musste, angezeigt worden. Die Karte enthielt einfach die Namen der Verlobten, manchmal auch deren Wohnort und den Stand des Bräutigams, sehr selten das Datum. Eine der wenigen mit Datum versehenen lautet: Wilhelmine Könitzer Theodor Sauerteig, König!. Preuss. Justizkommissar u. Notar. Pösnek u. Ziegenrück. 12. März 1842. Zu den ältesten Kärtchen sind ebenfalls ge presste verwendet worden und gleichfalls theil weise handschriftlich ausgefüllt. Eines der Kärt chen besteht aus Gelatine von dunkelvioletter Farbe, auf welches der Text sammt Umrahmung mit Gold gedruckt ist. Nicht immer jedoch über liess man es dem Scharfsinne des Empfängers, zu errathen, was das zierliche Kärtchen (manche hatten nur eine Höhe von 25, bei einer Breite von 60 Millimeter) verkünden solle, denn zu gleicher Zeit erschienen auch Kärtchen, auf welchen den Namen der Titel „Verlobte“ bei gesetzt war. Eine solche handschriftliche Karte mit gepresster Einfassung zeigt nach den Namen die Buchstaben ,e. s. a. V.“, d. h. empfehlen sich als Verlobte. Dieselben Ab kürzungen finden sich auch gedruckt auf manchen Karten; die ausgeschriebenen Worte auf vielen derselben. Anderen genügte wieder der Beisatz „als Verlobte“, während ein Paar sich folgendermaassen als Brautpaar anmeldet: Heinrich Vogler und Bertha Bloedtner als Verlobte bitten um freundliches Wohlwollen. Eine weitere Variation dieser Karten besteht da rin, dass auch Vordrucke in Briefform zur Ver wendung kamen, in welchen in einer mit gepresster Umrahmung versehenen Karte die Worte: „Als Verlobte empfehlen sich“ vorgedruckt waren, und dann die betreffenden Namen handschriftlich bei gefügt wurden. Zur letzteren Karte ist hellgrünes Papier verwendet; während zu den übrigen bei nahe ausschliesslich weisses, theils glasirtes, theils unglasirtes, benutzt wurde. Von den Besuchskarten, welche durch das oben genannte Geschenk dem Germanischen Nationalmuseum zukamen, sei zuerst die des „D. Schwabe, G .H. S. Oberkonsistorialrath aus Weimar“ erwähnt, welche einfach auf starkes Handpapier gedruckt ist; die der Schuiräthin Sickler, geb. Sick,, besteht aus ganz gewöhn lichem schwachem Papier. Beide dürften wohl noch in die Zeit vor 1830 fallen. Zu Beginn der vierziger Jahre waren die Karten von ausserordentlicher Kleinheit: 25 zu 50 Millimeter, oder die Karte war zwar grösser, dafür aber der Text derselben mit so kleiner Schrift gedruckt, dass ganz gewiss sehr Viele die Karte nicht lesen konnten. Dass man in Deutschland vor so kurzer Zeit sich noch so sehr häufig des Französischen bediente, zeigen folgende Karten. Eine Emilie Steidl nennt sich „nee Koch“, ein Herr Bormann „Offic. d'Artill. au Service de S. M. de Roi de Saxe“, Herr Johann Ammann ist „Professeur de langue“ u. eine Karte zeigt die Worte „Madame Ritters haus nee de Leoching Chanoinesse avec sa fille.“ Gottlob verschwindet diese Unsitte immer mehr, und tritt unsere Muttersprache, wenn auch langsam, in ihre Rechte wieder ein. Nürnberg, Hans Boesch. nicht und nutzen sich nicht ab. Billiger scheinen sie jedoch nicht zu sein, da sie in diesem Punkt nur als konkurrenzfähig bezeichnet werden. Arbeiter-Zeitkarten. Nachstehende Tabelle stellt in fast natürlicher Grösse eine Karte dar, wie sie in einer Giesse rei der Ver. Staaten von Amerika morgens jedem Arbeiter eingehändigt wird. Die Arbeiter können nur durch einen einzigen Eingang die Fabrik betreten; zu dem Namen jedes einzelnen ist in der Buchführung eine laufende Nummer eingetragen. Diese Nummer kann man in dem mittleren Felde der Karte markiren, indem man mit einer gewöhnlichen Schaffner - Kupirzange die betr. Ziffern durchlocht. Um die durch lochten Ziffern beispielsweise anzudeuten, haben wir in der Tabelle entsprechende Stellen mit * gekennzeichnet. Die abgebildete Karte wäre also für den Arbeiter Nr. 136 bestimmt. Die beiden Vertikalkolumnen rechts mit der Ueberschrift „Zeit“ kontroliren Ein- und Aus gang des Arbeiters, und zwar gilt die erste Kolumne für den Vor-, die zweite für den Nach mittag. Die Minutenziffern 15, 30, 45 sind doppelt vorhanden, und zwar der erste Satz für den Eingang, der zweite für den Ausgang. Hier nach hat also der Arbeiter das Werk 7‘ 30“ Papierne Riemscheiben. Westinghouse, Church, Kerr & Co., 17 Cort- landt Str., ,New-York, bieten in amerik. Fach blättern Riemscheiben an, die aus zusammen geklebten und hydraulisch gepressten Stroh pappen hergestellt sind. Beistehender Holz ¬ schnitt zeigt eine Art derselben. Nach der in den Anzeigen gegebenen Erklärung müssen so viele Strohpappen zusammengeklebt und -ge presst werden, dass die Dicke der enstandenen Strohpapp-Masse der Breite der gewünschten Riemscheibe a gleichkommt. Aus dieser holz artigen Masse wird dann die Scheibe heraus gedreht, und läuft der Riemen somit auf den Kanten oder Schnittflächen der einzelnen Pappen. In dem Kranz a sieht man Löcher c, welche nach einer kurzen Andeutung in den Anzeigen mit Stiften aus dem sehr festen amerik. Hickory- Holz besetzt sind. Ob dieselben zur Verstär kung oder zu grösserer Festigkeit dienen sollen, vermögen wir nicht zu erkennen. Nabe und Speichen sind bei unserm Beispiel, wie es scheint, aus Gusseisen eingesetzt. Ein anderes Modell hat an Stelle der Speichen eine durchgehende Pappwand, die auf die Nabe fest geschraubt ist. Die Pappe soll wasserdicht ge tränkt und auf der Innenseite gefirnisst sein. Als Vorzüge solcher Riemenscheiben gegen über den eisernen wird geltend gemacht, dass die Riemen fester darauf sitzen, nicht gleiten, und dass sie viel mehr Kraft übertragen können. Sie wiegen nur halb so viel, kosten desshalb weniger Transport, werfen sich nicht, zerbrechen betreten, und 11’ 45“ verlassen. Er erschien am Nachmittag pünktlich um 1 Uhr und ging abermal um 5 30". Bei Tagarbeit (das Wort wird durchlocht) machte er 2 Stunden 30 Minuten, während ihm für 8 Stunden 45 Minuten Stücklohn zu zahlen ist. Das Wort Ueberzeit ist ebenfalls durch locht; er machte 2 Stunden 30 Minuten Ueber zeit. Die Karten werden abends abgegeben und daraus im Kontor die Lohnlisten zusammen gestellt; sie werden eine zeitlang aufbewahrt, um etwa noch zur Kontrole dienen zu können. Die Rückseite der Arbeiterkarten ist mit dem Namen der Firma bedruckt. Das Datum wird aufgestempelt. Die Ein- und Austrittszeit kann vom Pförtner durchlocht werden, während die übrigen An gaben von den betr. Meistern geschehen. Durch dieses Kartensystem ist die Zeitkontrole auf das einfachste Maass zurückgeführt. Auch hat dasselbe noch das Gute, dass der Arbeiter selbst die Lochung kontroliren und etwaige Irrthümer sofort berichtigen kann. Wird ein Lohnarbeiter bei verschiedenen Meistern beschäftigt, so kann auch dies etwa durch verschieden geformte Kupirzangen be merkbar gemacht werden. Für grössere Fabriken jeder Art dürfte sich die Einführung dieser, von der Eisen-Ztg. mit- getheilten Karten empfehlen.