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»riL«,ut wSch«rtlich dreimal uud zwar DicuStagS, DlmaerStags u«d Sormabe uds. Be-uzSpr-iS vierteljährlich 1 MI. 30 Psg., durch die Post bezogen 1 Ml. 54 Pfg. FMtsprecher Nr. 8. — TeleMmm-Adrestc: Amtsblatt Wilsdruff. ttnd Amgegend. Amtsblatt Inserate werde« MontagS, Mitwochs und FrettagS bis spätestens 12 Uhr angenommen. Insertion-Preis 15 Psg. Pro viergespalteue Korpuszeile. Außerhalb des Amtsgerlchtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 '/, Aufschlag. Mr die Kgl. AmtshauptmannfchafL Weitzen, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat ru WUsüvE sowie für das Kgl. ForSrentamt ;u Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, " AManneberg, Birkenhai», Blankenstein, Braunsdorf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bet Mohorn, Helbigsdorf, tzerzozssaire s« Laruser» Aaufbach, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, OberhermSdorf. Pohrsdorf, Röhrsdorf bet Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalbe, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Stetabach bet Mohär», Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Wristropp, Wildberg. Druck uns Verlag von^Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion und den amtlichen Teil verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Mo. 103. Dienstag, den 8. September 1908. 67. Jahrg. H-id-lb-rg, Du Feine. das ist die neueste, jeden Deutschen tief beschämende Blüte am Baum der radikalen Frauenbewegung. Anderswo gedeiht sie nicht. Herr Lloyd George, der englische Hanselsminister, hatte nach seiner Rückkehr aus Deutsch- land den deutschen Frauen das Kompliment gemacht, daß sie ein Musterbeispiel häuslicher Tugenden seien. Die .Daily Mail" hatte darauf ausgerechnet die Frauen rechtlerin Minna Cauer gebeten, ihre Auffassung zu der Aeußerung des Ministers mttzuteilen. Frau Cauer scheute sich nicht, den frisch gewundenen Lorbeerkranz ihrer Volks- gcnosstnnen in einem ausländischen Blatt zu zerpflücken. Sie telegraphierte u. a. folgende Phrasen, nachdem sie für moderne Frauen geschwärmt hat: „Aber eine breite Kluft trennt sie von der deutschen Durchschnittshausfrau, die noch heute glaubt, sie müsse alles srlbst tun, und ih.e trefflichen Anlagen in der täglichen Haushaltsplackerei vergeudet. Sie macht sich zur Sklavin von Mann uud Kindern mit dem Ergebnis, baß der Gatte ihre Haushaltcrtätigkeit als ihre natürliche Aufgabe betrachtet und die Kinder ihr mit acht Jahren über den Kopf gewachsen sind. Sie ist freundlich und liebreich von Natur, aber zu fügsam und nachgiebig, zu bereit, sich selbst aufzuopfern. Ihr fehlt Charakterstärke und Persönlichkeit. Die englische Frau besitzt eine viel habe, weil in Heidelberg der internationale Philosophen- kongreß tagte, an dem auch einige Franzosen teilnahmrn. Man hatte gefürchtet, daß die Franzosen die Feier übel» nehmen sie könnten und daß auf den Fremdenverkehr in Heidelberg ungünstig einwirken würde. — Ein nettes Pröbchen vom deutschen „Chauvinismus"! lieber das blaue Kreuz an der Westküste Afrikas hielt Missionar A. Mohr unlängst in Basel einen Vor trag. Er schilderte in lebhaften Farben das Schnaps elend an der Goldküste, das sich besonders auch durch Trinkgelage bei Totenfeierlichkeiten in der abstoßendsten Gestalt geltend mache, und zwar so sehr, daß dadurch trotz strenger Verbote und Kirchenzuchl die Wirksamkeit der Misston sehr beeinträchtigt werde. Er bezeichnete es mit Recht als eine große Torheit, daß man afrikanische Länder kolonisieren und aus der Arbeitskraft der Ein geborenen Nutzen ziehen wolle, und doch gleichzeitig durch die Branntwein-Einfuhr und deren verheerende Folgen die Erwerbsfähigkeit und Kaufkraft der Eingeborenen schwäche. Der Schnapsimport nach der Goldküste, an welchem Eagland weitaus am stärksten beteiligt ist, de- trägt nach dec neuesten Statistik pro Jahr nahezu 20 Millionen Liter im Gesamtwert von 2348000 Mark, wozu noch der Einfuhrzoll und die Schankgebühreu im Betrage von 4538000 Mark kommen. Die Gesamt- einnahme machte daher 6896000 Mark aus, also 268000 Mark mchr als die 6618000, die das Ausland der Goldküste für folgende ausgeführte Landesprodukte: Kakao, Kaffee, Elfenbein, Paradieskerne, Aff-nfellc, Kola- nüsse, Kopra und Baumwolle (Gummi und Palmöl nicht gerechnet) jährlich zu zahlen hat. Für diese wertvollen Erzeugnisse liefert man demnach den Eingeborenen ein verderbliches Gift, das so verführerisch wirkt, daß es, obschon die erwähnten darauf lastenden Abgaben und Zölle den Herstellungswert um das Doppelte übersteigen, mit Leidenschaft getrunken wird. Dabei erwartet man, daß di- Mission all dies angerichtete Unheil, wodurch ganze Völkerschaften entarten oder zum Aussterbcn ge- bracht werden, aus der W:lt schaffe. Dieser Pest gegen über sah man sich in der Basler Mission auf der Gold küste schließlich genötigt, womöglich durch Blaukreuzvereine soviel als möglich dem Uebel zu steuern. Und dies Mittel scheint anzuschlagen. Jetzt bestehen bereits 20 solcher Vereine mit 390 Mitgliedern und Anhängern. Das ist gegenüber der Gesamtzahl der Bastler Christen auf der Goldküste ein erfreulicher Erfolg. Eine deutsche Frau, die ihre Landsmänninnen vor dem Ausland herabfetzt, KoUEehs ArsNHs'ch«A. Wilsdruff, den 7. September Deutsches Reich. Nicht 14, sondern 109 Millionen Reichsdefizit. Ueber das Reichsbcfizit schreiben di- „Berliner Poli- tischen Nachrichten": Bei den leider nur seltenen Betrachtungen, die über die Ergebnisse des Finalabschlasses der Retchshauptkasse für 1907 angestellt werden, wirs stets von einem R-ichs- defizit in Höhe von nahezu 14 Millionen Ma k gesprochen. Fast könnte es scheinen, als ob man Vogelstraußpolirck treiben wollte. Das RcichSdefizit für 1907 ist bedeutend größer. Man muß sich bei seinen Feststellungen nur nicht von der Formalität bestimmen lasten, daß die Ci zelstraten zur Deckung etwaiger Fehlbeträge verpflichtet sind. Will mau das wirkliche Rrtchhdefizit für 1907 heraus rechnen, so wird man sich zunächst den Etat für das ver- stoffene Finanzjahr ansehen müsscu. Nach diesem reichten Ne Reichseinnahmeu so wenig zur Deckung der Reichs ausgaben hin, daß den Einzelstaaten di: Verpflichtung aufgeladen wurde, 88,5 Millionen Mark in die Reich Ms- zu zahlen. Um diese Summe nämlich überstiegen die Matrikularumlagen die den Einzelstaaten zu zahlenden U-becweisungssteue-n. Ob die Einzelstaaten nach dem R-tchsfinanzgesetze vom Jahre 1906 zur Zahlung von rund 24 Millionen ungedeckter Mutrikularumlagen sofort nach Rechnungsabschluß verpflichtet sind oder nicht, und ob ihnen der R-st auf drei Jahre gestundet wird oder nicht, ist bei der Betrachtung der Höh- des ReichsdefiM völlig gleichgültig. Schon bei der Feststellung des R-ichshauS- haltsetats für 1907 war ein R.ichsdefifit, d. h. ein ourch die Reichseinnahmeu nicht gedeckter Betrag der Reichs- ausgaben in Höhe von 88,5 Millionen Mark vorhanden. Nun ist es bereits mehrmals dagewesen, daß ein solches rechnerisches Defizit in Wirklichkeit vermindert wurde. Das ist beispielsweise nach dem Finanzjahr 1906 der Fill gcw-sen, in d:m eS möglich war, die den Einzelstaaten im E-al aufgebürdeten Matrikularbeiträge sowohl infolge Don Mehrerträgen bei den Ueberweisungsstcuera wie von Urbecschüssen in der Reichskaste selbst stark zu verkürzen. Für das Jahr 1907 ist dieser Fall nicht eiagetreten, viel- mehr leider bas Gegenteil. Das rechnerische Defizit des Etats ist in Wirklichkeit »och erhöht worden. Zunächst sind die den E nzelstaaten zusteheuden Ueberweisungssteuern hinter dem Etatsansatze um 7,1 Millionen Mark zurück geblieben. Für die Einzelstaaten bedeutet dieses Ergebnis, daß sie um die gleiche Summe erhöhte Matrikularumlagen zu zahlen habe», für die Finanzen des Reiches aber, daß sich darum das ReichSsefizit erhöht. Denn, daß die Einzel staaten den Ausfall tragen, ändert doch nichts an d r Tatsache, daß sich um die 7,1 Millionen Mark die Ein- nahmen noch schlechter gestellt haben, als im Etat an- genommen wurde und auch nichts daran, daß sich infolge- dessen um den gleichen Betrag die zur Deckung der Reichs- ausgaden vorhandenen Rctchseiuuahmen vermindert und das RcichSdefizit erhöht hat. Aber noch nicht genug da mit Aus dem Finalabschluß ist ferner ersichtlich, daß die Mehrausgaben die zur Reichskaste selbst fließenden Mehr- einnahmen um nahezu 14 Millionen Mark überstiegen haben. Mit anderen Worten, diese tatsächlichen Ein- E'eu sind um 14 Millionen geringer gewesen, als im «N"" war, und um sie erhöht sich gleichfalls 2ieht man alle diese Momente in Be- "sau Zu dem Ergebnis, daß das wirk- des Fi^ 1907 nicht 14, sondern 109,6 Mark ausgemacht hat. Schon aus anderen politischen Gebieten ist es nicht bloß unangebracht, sondern jährlich, de» Kopf in den Sand zu stecken, um die Wirklichkeit nicht sehen zu müff-n, in der Finanzpolitik aber ist ein solches Verfahren unverantwortlich Diese Politik wird gerade zu dem Zwecke getriebm, dir F-hl. beträae aus der Welt zu schaffen. Wenn mau sie aber Nicht in ihrer wirklichen natürlich auch unmöglich, sie z^ Druck und ist nicht so leicht zu behandeln. ... Die man sich daran ^wohnen, die Dinge darM deutsche Hausfrau ist die größte sind, und nichts zu beschönigen Erst dann kann eine Finanzreform von dauernden Erfolgen begleitet stm. . Die deutschen Hausfrauen werden vor allem ihre Keidelberg, Dtt Feine. Selbständigkeit gegen den Druck eines entarteten weiblichen Aus Heidewera wird berichtet, daß man in diesem Radikalismus auch weiterhin bewahren und sich hüten, Jahre von der üblichen Feier des SedantageS abgesehen'eine „Persönlichkeit", wie Frau Minna Cauer, zum Vor- bild zu wählen, der sowohl die Legitimation, wie auch der nötige Takt fehlt, sich über solche Fragen öffentlich zu äußern. Ausland. Neue Hoffnung in Holland. Nach den Berichten niederländischer Zeitungen kann es trotz früherer Dementis kaum noch einem Zweifel unter liegen, daß die Holländer wieder Hoffnung auf einen Thronerben haben. Das freudige Familiencrretgnis wird für Ende Februar oder Anfang März erwartet. Königin Wilhelmina muß aber bis dahin still zu Bett liegen; das wird nunmehr in strengster Weise beobachtet werden, und deshalb wird die Königin das am 15. September zu sammentretende Parlament nicht persönlich eröffnen. Ein hübscher Zug kameradschaftlicher Gesinnung wird von den Mitgliedern der soeben heimgekekehrten dänischen Grönland-Expcdition aus Kopenhagen berichtet: Am Tage nach der Ankunft der Expedition wurden sämt liche Mitglieder von König Frederik in Audienz emp fangen, und der Monarch teilte ihnen zum Schluffe mit, daß sie alle die silberne Verdienst-Medaille erhalten würden mit Ausnahme des Oberleutnants Trolle und des Hauptmanns Koch, denen dieselbe Medaille in Gold ver liehen sei. Diese Unterscheidung in der Anerkennung ihrer Verdienste gefiel den Expeditions-Teilnehmern nicht, am allerwenigsten den beiden besonders ausgezeichneten Offizieren, nnd die letzteren baten sofort darum, die ihnen zuerkanute Goldmedaille gegen die Silbermedaille um tauschen zu dürfen, was oer König natürlich gestattet hat. Es erhalten also alle Mitglieder der Expedition dieselbe Ordensauszeichnung, bereu Insignien mit einer entsprechenden Inschrift besonders versehen werden. Die so beknndete Kameradschaft der Expeditionsteilnehmer hat, wie man hört, während der ganzen Reise bestanden. Mylius Erichsen, der verunglückte Leiter der Expedition, legte großes Gewicht darauf, unter den 26 Teilnehmern keinerlei Nangunterschiede aufkommen zu lassen. Ec be stimmte, daß während der ganzen Dauer der Fahrt alle Titel abzulegen seien; die militärischen und wissenschaft lichen Mitglieder der Expedition verzichteten auf die Be zeichnungen des Ranges nnd der akademischen Würden. Alle standen gleich, vom Führer bis zum jüngste» Matrosen, und alle erhielten auch gleichen Lohn, der Herr Hauptmann wie der gelehrteste Doktor und der Koch. Diese Anordnung hat sich als von großem Nutzen erwiesen, indem während der ganzen langen Reise zwischen allen Teilnehmern das beste Einvernehmen bestand. Und noch mehr, sie sind Freunde fürs Leben geworden. Schr be- greiflich darum, daß sie nicht in verschiedenen Graden ausgezeichnet zu werden wünschten. England- Relchtnrn. Der soeben erschienene Bericht der englischen Ein kommensteuer-Kommission beziffert die Einnahmen des letzten Jahres auf rund 637200000 Mark. Nach der Aufstellung leben iu England zwanzig Persönlichkeiten, die alljährlich mehr als eine Million Mark Einkommen haben; sie alle zusammen beziehen im Jahre 35800000 Mark. Die Zahl der Streuerzahler, die über ein Einkommen von 200000 bis 1000000 Mark verfügen, beträgt 241 und 517 verfügen über ein Einkommen von 100000 bis 200000 Mark. Allein in diesen Z-ffern sind nur die selbständigen Gewerbetreibenden oder Rentiers inbegriffen' Angestellte und Direktoren sind ausgenommen. Man zählt in England 273 Angestellte, die über 80000 Mark Jahles-inkommen beziehen, 255, deren Einkommen zwischen 60. und 80000 Mark schwankt, und 705, die 40-60000 Mark verdienen. Ei« Bericht Napole»«- über Teda«. de Ma^Ls veröffentlicht im „Temps" einen Bericht Napoleons III, kurz nach der Schlacht in Verdiers niedcraeschrieben, von wo der Kaiser sich nach Wilhelmshöhe begab. Das Manuskript, das sieben enggeschriebenr Quartseiten umfaßt und durch eine Menge von auszestrichenen Worten und Verbesserungen die mühsame Sorgfalt der Stilisierung verrat, entstammt dem Nachlaß des belgischen Generals Chazal, der. den gefangenen Herrscher auf seiner Reise nach Wilhelmshöhe begleitete. Die Darstellung des Kaisers beginnt mit einer Betrachtung der militärischen Operationen, die der