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131)4 PAPIER-ZEITUNG. Nr 37 Buchhandel. Unter dieser Ueberschrift veröffentlichen wir Aufsätze und Mittheilungen, welche sich auf den Gesammtbuchhandel (Verlag, Sortiment, Antiquariat und Kolportage) beziehen. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Korre spondenzen (aus grosseren Buchhandelplätzen) werden ange messen bezahlt. Eingesandte Werke finden Besprechung. Von unserm Büchertisch. Bachem’s Roman - Sammlung (Zwei- Mark-Bände) Bd. V.: »Die Hexe von Scharn- rode.« Roman von Henn. Hirschfeld. — »Prinzessin Irrlicht.« Roman von M. v. Pelzeln. (■240/153 Seiten.) Schon bei der Besprechung des IV. Bandes dieser unterhaltenden Romansammlung (Nr. 30 d. Bl.) bemerkten wir die sehr geschickt auf Reizung des Leseappetits berechnete Zusammen stellung von Gegensätzen in einem Bande. Beim Rückblick auf das bisher von der Samm lung Gebotene und von uns im Verlauf der letzten drei Vierteljahre wiederholt Besprochene drängt sich dieser Eindruck mit vermehrter Gewalt auf. ,Reicher Wechsel der Stoffe und der Scenerie“ — diesen beiden Erfordernissen, welche, neben „Gediegenheit und fesselnder Gestaltung“, der Prospekt der Sammlung ver sprach, sind die letzten Bände wahrlich gerecht geworden: -die Aristokratie der „rothen Erde“, das Lebethum der Donau - Kaiserstadt, behag liches holländisches Stillleben, den blauen Genfer See, das glänzende Seine - Babel, die reichen Gefilde Alt-Englands, dann die heisse Sandwüste der Sahara und ihre Schrecken, hat der Leser in bunter Reihe kennen gelernt. In dem so eben erschienenen V. Band hat sich Hermann Hirschfeld die „Alten Lande“ in der Elbniederung, einige Meilen von Hamburg, zum Schauplatz einer wechselvollen Geschichte mit historischem Hintergrund erwählt. Sie spielt in der bewegten Zeit zu Anfang dieses Jahrhunderts, als der herrschgewaltige Napo leon I. durch die mit äusserster Strenge durch geführte Kontinentalsperre gegen England den Handel der mächtigen alten Hansastadt gänz lich brach legte. Unter diesem eisernen Druck des verhassten Landesfeindes warfen sich selbst die angesehensten und reichsten Kaufleute auf den Schleichhandel, begünstigt durch die eigen- thümlichen Stromverhältnisse der Elb-Mündung. Aber ein gefährliches Unterfangen blieb’s immer, und mancher blutige Zusammenstoss mit den Zoll Wächtern forderte Menschenleben. Bei einer solchen Gelegenheit gerieth der Sohn und Erbe eines der ältesten Kaufmannshäuser in wilder Sturmnacht in die Hände der franzö sischen Grenzsoldaten und sollte standrechtlich erschossen werden. Eine bei der Exekution vorgekommene Verwechselung, und die Auf opferung eines Freundes rettete ihm das Leben. Eine Reihe von weiteren daran geknüpften Verwickelungen weiss des Autors Erzähler- Talent in packender Darstellung zu lösen. Der Verfasser des interessanten Romans im zweiten Theil des Bandes, M. v. Pelzeln, ist unsern Lesern bereits aus der Besprechung des II. Bandes in einer früheren Nummer bekannt. Seine vorliegende Arbeit behandelt eine fein durchgeführte Herzensgeschichte mit eigen- thümlichen Vorwurf. Die Erzählung spielt in den höheren Gesellschaftskreisen; der tragische Ausgang ist von ergreifender Wirkung. Wie der Verleger uns mittheilt, wird der folgende Band den Roman „Die Osteringen- Haldenstein“ von P. Ried, und der VII. Band einen Roman der gefeierten Erzählerin E. von Dincklage, „Die Seelen der Hallas“, bringen. Mitteldeutsch.Buchhändler-Verband. Die diesjährige Generalversammlung findet Sonntag, den 13. September in Giessen statt. Ueber den Beginn, das Lokal und die Tages ordnung der Versammlung werden die Mit glieder direkt verständigt. Hundertjährige Geschäftsfeier. Die Firma Joseph Baer & Co. in Frankfurt a. M. feierte am 29. v. Mts. das hundertjährige Bestehen ihrer Buch- und Antiquariatshand lung, welche zugleich die Hauptkommission für die Kaiserl. öffentliche Bibliothek zu St. Peters burg und das öffentliche Museum zu Moskau inne hat. Dem Besitzer der Firma, Hrn. Simon Leopold Baer, wurden zum Jubeltage offizielle Glück wünsche seitens der Stadtbehörden, sowie von der Stadtbibliothek, dargebracht. Ebenso waren Abordnungen des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler und des Vereins Leipziger Buch händler mit geschmackvoll ausgeführten Adressen erschienen. Von Strassburg war Herr Bibliothekar Barack anwesend: auch aus ande ren Städten hatten Vereine Vertreter gesendet. Vom Frankfurter Lokalverein der Buchhändler wurde ein grosses in schöner Zeichuung von Eugen Klimsch ausgeführtes Gedäehtnissblatt nebst einer Adresse mit Unterschriften der Mitglieder überreicht; von Seiten des Geschäfts personals des Hauses ein von Lüthi entworfenes und in Farben ausgeführtes Blatt, dessen Komposition sich an die Geschichte der Buch druckerkunst und speziell auch die Frankfurts anschliesst. Herr Direktor von Rau überreichte einen silbernen Becher; Herr Dr. Kelchner widmete seine Schrift über einen Mainzer Druck vom Jahre 1480; Herr Kommissionsrath Klemm aus Dresden überreichte ein Exemplar des Katalogs seiner grossartigen Sammlung von Inkunabeln auf holländisches Papier gedruckt und gebunden in Deckel von Holz aus der alten Mainzer Rheinbrücke. Die Druckerei von Gebrüder Knauer widmete eine typographisch schön ausgestattete Adresse. Von vielen anderen Seiten liefen sinnige Geschenke, reizende Blumenspenden und eine sehr grosse Anzahl von Beglückwünschungs- Schreiben ein. Das Haus selbst widmete seinen Freunden eine Studie über den ältesten Frankfurter Drucker (Beatus Murner 1511 bis 1512), typographisch vorzüglich ausgestattet mit Faksimilewiedergabe verschiedener alten Drucktypen. Von auswärtigen Orten war eine grosse Reihe Telegramme eingelaufen, darunter auch von der Hof- und Staatsbibliothek in München, der Stiftsbibliothek Bonifaz in München, der Kaiserlichen öffentlichen Bibliothek in St. Peters burg, der Bibliothek des Reichstags in Berlin und dem Herrn Oberbibliothekar Krehl in Leipzig. Internationale Litterar-Konvention. Der Schweizerische Bundesrath hatte die be- theiligten Regierungen aufgefordert, ihre Dele- girten zur Wiederaufnahme der Berathungen über die Internationale Litterar-Konvention auf den 7. September nach Bern zu senden. Wie die Münchener „Allgemeine Zeitung“ hört, hatten sich sämmtliche im Vorjahre vertreten gewesenen Regierungen über den vorläufig auf gestellten Konventionsentwurf schlüssig ge macht, so dass nunmehr in die Schhissberathung eingetreten werden konnte. Der Deutsche Bundesrath hatte vor seiner Vertagung dem Ent würfe zugestimmt. So hofft man, dass die diesjährige Konferenz mit der Unterzeichnung der Konvention abschliesst, welche an die Stelle der Einzelverträge treten soll. Selbst verständlich wird dieselbe in den Einzelstaaten der Zustimmung der gesetzgebenden Körper schaften bedürfen; doch ist kaum anzunehmen, dass diese der Einführung eines internationalen Urheberrechts erhebliche Schwierigkeiten be reiten werden, ö Das Glück ist selten bloss Zufall, meist ist es lediglich die Wirkung der Kraft. Kleine Notizen. Auf seinem Landsitze Wackerbarthsruhe bei Dresden verstarb am 27. August der verdienst volle Gelehrte und Bibliograph Johann Georg Theodor Graesse im zweiundsiebzigsten Lebens jahre. Der Heimgegangene hat durch seine fleissige und gediegene wissenschaftliche Ar beit auch dem Buchhandel in erfolgreicher Weise gedient, indem er ihm eine grosse Zahl bibliographischer Hilfsmittel schuf, deren sorg fältige Ausarbeitung demselben einen hervor ragenden Platz in der Handbibliothek des Buchhändlers sichert. Darunter nennt das „Bblt.“ besonders folgende als bekannt und werthvoll durch die Fülle der bibliographischen Nachweisungen: „Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte aller bekannten Völker der Welt“; „Tresor de livres rares et precieux“. Weitere bibliographische Arbeiten desselben sind: „Bibliotheca arabico-persico-turcica", „Bi- bliotheca magica", „Bibliotheca psychologica" und die Zusammenstellung der Litteraturen des „Tannhäuser“ und des „Ewigen Juden“. — Die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien veranstaltet im dortigen Künstlerhause jährliche internationale graphische Ausstellungen, welche den Zweck verfolgen, die jeweiligen Erscheinungen des Jahres im Gebiete der gra phischen Künste zur allgemeinen Kenntniss zu bringen. Die Ausstellungen finden alljährlich zur Weihnachtszeit statt, und die Betheiligung steht den Künstlern und Verlegern aller Staaten frei. Das Unternehmen erfreut sich in Anbetracht seiner hohen Wichtigkeit des Schutzes und der Fürsorge des Oberstkämmerer amtes des Kaisers, wie auch der k. k. Re gierung. — Die Jury der Weltausstellung zu Antwerpen hat der Firma A. Hartleben in Wien die gol dene Medaille verliehen. Dieselbe Verlags- firma wurde von der Internationalen Aus stellung zu Königsberg i. Pr. kürzlich durch die silberne Medaille ausgezeichnet. Zur Aus stellung gelangten besonders die neuesten po pulär-wissenschaftlichen, technischen (bes. auch elektrotechn.) Unternehmungen der genannten Firma. Neueröffnete Buchhandlungen: Josephsons Antiquariat in Upsala, Inhaber Axel G. S. Jo sephson. Comm. in Leipzig, Rob. Hoffmann. — Ernst Ziehm, Colportage-Buchhandlung, Stettin, Gr. Wollenweberstrasse 44. — Schröter & Strau bing, Antiquariats - Buchhandlung und Sor timent in Stuttgart, Charlottenstrasse 5, Comm. in Leipzig Bernh. Herrmann. — A. Berchten, Antiquariats-Buchhandlung in Dresden. Comm. in Leipzig. Bruno Radelli. Verkauft: Leopold Hartman's Verlag in Agram, Croatien. Inhaber Kugli & Deutsch, welche ihre Namen der Firma zusetzen. Mit dem Buchhandel in direkte Verbindung getreten: Julius Jeppel, Colportagebuchhandlung in München. Comm. in Leipzig, Louis Nau mann. — Oswald Schmidt, Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung in Leipzig - Reudnitz. Comm. in Leipzig, Th. Thomas. — Paul Rost in Lausigk. Comm. in Leipzig, Rud. Giegler. — E. Steinert, Artistische Anstalt und Kunstver lag in Berlin. Comm. in Leipzig, G. Brauns. In Konkurs : Tettey Nandor, Budapest. Eingetragen in das Schweizerische Handels register: Firma Aktiengesellschaft für Heraus gabe der „Limmat“ in Zürich, anonyme Ver bindung, welche die Herausgabe einesAllgemeinen Anzeigers für den Bezirk Zürich zum Zwecke hat. Gesellschaftskapital 40,000 Frs. Präsident; Joh. Jacob Albert Fierz von Zürich, in Ausser- sihl; Aktuar: Joh. Rudolf Schiller von und in Zürich. — Die Firma Johannes Blau (Cäsar Schmidt’s Nachfolger), Buchhandlung in Herisau (Appenzell) ist erloschen. Inhaber des Ge schäfts ist v. Meuschen unter Firma v. Meuschen von Riga in Herisau.