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Nr33 Rath nac Ehat Kommt zu spat. Besonders sei folgender allen .Jüngern unseres Faches zur Beherzigung empfohlen: Richt stille stehen, Mur vorwrts gehen. In den prächtig ausgestatteten Geschäfts räumen bezw. Sälen ist ein kleines Heer von Handlungsgehilfen beschäftigt, die den kauf männischen Leitern, Herren Hanst und Siecke (früher i. Firma Reuter & Siecke, Berlin), unter stellt sind. Dort hängt auch ein grosses Oelbild des Gründers und in den wohlverdienten Ruhe stand getretenen Mitbesitzers der Fabrik, des Herrn Heinrich Ebhardt. Wir haben kaum nöthig zuzufugen, dass die Geschäftsbücher und andere Fabrikate der Firma in allen Ländern der Erde Absatz finden. Eben sowenig wird man sich darüber wundem, dass die für damalige Bedürfnisse zu gross angelegte Fabrik schon jetzt zu klein ist, und dass man an Vergrösserung denkt. Wir glauben, behaupten zu dürfen, dass kein Land der Erde eine Geschäftsbücher-Fabrik be sitzt, die an Gediegenheit der Leistungen und Vollkommenheit der Einrichtungen sich nur annähernd mit dieser Anstalt messen kann. Wir gehen sogar noch weiter, und sprechen unsere Ueberzeugung dahin aus, dass die Fabrik in der Ausbildung eines besonderen Zweiges des Papierfaches unübertroffen erscheint. Wenn wir in vorstehender Skizze vielleicht ein Uebermaass lobender Ausdrücke gebraucht haben, so ist daraus der noch frische Eindruck der Besichtigung zu erkennen. Einen Geschäfts freund und Fabrikanten der Papier-Verarbeitung hatte die Besichtigung der Fabrik, wie er uns selbst erzählte, derart aufgeregt, dass er in der folgenden Nacht nicht schlafen konnte, Geschäfte, wie diese, bilden Marksteine in der Industrie unseres Vaterlandes, auf die Jeder zu allen Zeiten mit Stolz weisen kann, sie gehen unbeirrt durch das Konkurrenz-Getöse ihren selbständigen Weg und erzwingen deut scher Waare in allen Ländern Anerkennung und Sieg. Die Fabrikanten des gleichen Zweiges haben besondere Ursache, sich des Daseins einer solchen Anstalt zu freuen, da sie der ganzen deutschen Industrie dieser Art zu Ehre und williger Aufnahme verhilft, also auch deren Absatz fördert. Besonders wohlthätig wirken aber Geschäfte wie dieses als Schulen, als Pflanzstätten tüchtiger Kräfte, die den hier erhaltenen und befestigten Sinn für Ordnung und strengste Rechtlichkeit über das ganze Land verbreiten. Lond. Holzstoff- u. Strohstoff-Markt. London, 7. August, 1885. Schliffe bleiben knapp; aber da die Käufer fast alle zu billigen Preisen abgeschlossen haben, so ist noch keine Verlegenheit zu merken. Natron-Stoffe bleiben gefragt; die Preise zeigen jedoch schwachen Rückgang. Sui fit-Stoffe gewinnen allmälig festen Fuss bei uns und sind fortwährend begehrt. Durchschnittsnotirungen lauten p. ton'. Espen, trockne Pappen . . £ 910/ b. £io » 50% Tr.-Gehalt . . 52/6 Fichten, trockne Pappen (21% ab) 6 10/ 7 » 50% Tr.-Gehalt . . „ 3 5/ 310/ » » » (im.sort.) „ 2 210/ „ langfasr., 50% Tr.-Geh. 4 Natron-Zellstoff, gebl. . (netto) 16 20 , „ ungebl. . „ 1210/ 14 Sulfitstoff, 50% Tr.-Gehalt . „ 13 lo l 24 Brauner Fichtenstoff, Tr.- Gewicht 7 do. 50% Trocken-Gehalt . 3 10/ Braun. Fichtst. (Halb ehern.) »Hofsfos - Marke« 50 % Trocken-Gehalt ... 4 Holzmehl, bestes .... 5 10/ » extrafein ... 5 » fein ... . 4 10/ PAPIER-ZEITUNG. Strohstoff (gebleicht), von etwa 50% Tr.-Geh., p. ton. des Trockengewichtes. . 21 do. Extra-Qualität Tr.-Gew. 22 Anm. d. Red. Seit letztem Bericht haben sich die Notirungen, was sämmtliche Holzstoffe betrifft, in nichts geändert. Der erwähnte Rück gang in Natronstoft'tritt in obigen „Durchschnitts notirungen“ noch nicht zu Tage. „Strohstoff, extra-Qualität", notirt 2 £ niedriger. Berichte unserer Korrespondenten. Wir suchen in allen Städten und Industrie-Bezirken der Erde Korrespondenten, welche uns gegen freies Abonnement, auf Wunsch auch gegen Honorar, regelmässig berichten, was in ihrem Bezirk im Papierfach vorgeht. W’ir wünschen be sonders Nachrichten über neu, entstehende Geschäfte und Fabriken, Ausdehnung oder Verkleinerung alter Geschäfte und Fabriken, kurz über Alles, was für unsere Leser von Interesse ist. Die Mittheilungen sollen nur das Wissenswerthe in beliebigem Styl enthalten — die abgerundete Form werden wir denselben geben. Russland. St. Petersburg, August 1885. In den Papiergeschäften der hiesigen Ge gend herrscht flaue Zeit, welche beweist, dass der neue Zoll auf finnländisches Papier den hiesigen Fabrikanten wider Erwarten keinen Vortheil gebracht hat. Da nämlich auch der Holzschliff, welcher von Finnland nach hier eingeführt wird, mit Zoll belegt ist, so hat darin eine bedeutende Preiserhöhung stattgefunden, während die Preise für Papier eher zurück als höher gegangen sind. Die durch viele Neuan lagen bewirkte Ueberproduktion wird wohl in der Hauptsache daran Schuld sein. Die Papier fabrik von K. P. Petschatkin in Krasno-Selo ist seit einiger Zeit mit einer Riesenmaschine von über 100 Zoll engl. Papierbreite in Gang gekommen, welche die Maschinenfabrik Gölzern geliefert hat. Diese Maschine liefert allein in 24 Stunden 500 Pud Papier, und da dieselbe Fabrik noch zwei andere Maschinen besitzt, so erzeugt sie in 24 Stunden 1000 Pud Papier aller Art von fein Post bis ordinär Druck. Jetzt wird von der Firma eine Anlage zu täglicher Produktion von 300 Pud Strohstoff ausgeführt, welche nächstens in Betrieb gesetzt werden soll. Die Fabrik der Herren C. & Chr. Nebe in Ischora, 30 Werst von St. Petersburg, beschäftigt sich jetzt nur mit der Fabrikation von feinen Post- und Schreibpapieren und liefert ein Fabrikat, welches jeder Konkurrenz begegnen kann. Die Fabrik von Rodgers & Pfeifer in Zarskajasla- wanka wurde nach dem Tode der Inhaber einige Jahre unter Administration betrieben, ist aber jetzt durch Kauf in den Besitz eines Herrn Reiner gelangt, welcher sie am 1. Oktober d. J. übernehmen wird, und dazu noch eine Cellulosefabrik erbauen will. —g. Aus dem Bericht über den Handel und die Industrie Berlins im Jahre 1885, erstattet von den Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin. — Alle Papiersorten, für welche mittlere Hadern sorten oder Surrogate, namentlich Holzschliff, in Betracht kommen, also geringe Holz-Pack papiere, mittlere Schreibsorten, Zeitungs- und Werk-Druckpapiere, sind bei der ungeheuren Konkurrenz noch weiter im Preise herabge gangen. Billige Waare ist da die Losung, und das Angebot der immer noch neu angelegten oder erweiterten Fabriken versteht sich nach gerade zu jedem Preis. Mit dem Unterbieten in den Preisen hängt die Verschlechterung der Qualität eng zusammen. Auch die Pappen fabrikation hat einen weiteren Preisrückgang zu konstatiren. Die Umsätze der Bunt- und Luxuspapier-Fabrikation sind gegen diejenigen des Vorjahrs bedeutend zurückgeblieben, nur karnevalistische Kotillongegenstände, Deko rationen u. dgl. fanden zu niedrigen Preisen willige Abnehmer. In Bilderrahmen und Photo- graphiekartons war der Umsatz demjenigen des Vorjahrs ungefähr gleich. Die an Ueberpro duktion leidende berliner Tapetenfabrikation befand sich in ungünstiger Lage, konnte aber die Arbeiter ohne Unterbrechung und zu den üblichen Lohnsätzen beschäftigen. 1219 Besuchs-Karten und -Etikette. Mit Bezug auf unsern Artikel über ameri kanische Besuchs- und Einladungskarten in Nr. 11 hatte ein Abonnent die Freundlichkeit, uns ein Musterbuch von Dempsey & Carroll, Union Square in New-York, zu senden, wel ches nach jeder Richtung hin die Aufmerksam keit der Fachgenossen verdient. Die Firma bezeichnet sich selbst als die einzigen „Sta- tioners“ (streng genommen), d. h. Papierhänd ler, Stein-, Kupferdrucker u. s. w., in New-York und unterzeichnet „Art Stationers and En- gravers to the Bon Ton“ (d. h. Kunst- Papier geschäft und -Druckerei für die gute Gesell schaft. In der dem Musterbuch beigefügten Erklärung sagt sie: „Dieses Kunstbuch (Muster unserer Arbeit) wird unseren Kunden mit Empfehlungen und Dank überreicht; andere, die es erhalten, wer den um ihre Kundschaft ersucht.“ Auf einer Innenseite ist das Buch bezeich net als „Jährliches Andenken (1883), unseren Kunden und Denen, die wir als solche wünschen, ge widmet“ und beigefügt, dass die Herstellung 15 000 Doll. (63 000 Mark) kostete. Auf etwa 30 Blättern sind Karten, Einladun gen aller Art, kurz Proben gedruckter Höflich- keits-Aeusserungen, wie sie in den höchsten Schichten der amerikanischen Gesellschaft ge braucht werden, in vorzüglichster Ausführung in Kupferdruck wiedergegeben. Einige Seiten sind mit prächtig gestochenen Wappen, Gast hof-Abbildungen , andere mit Monogrammen, davon eine Seite in Prägung und Farben, ge füllt. Die Blätter sind etwa 18x25 cm gross, an der schmalen Seite geheftet, in zart blaue Leinwand gebunden und mit Goldschnitt ver sehen. Zwischen die Musterblätter aus Kupfer druck-Karton sind mit historischen, interessan ten, mustergiltigen Briefen und Liebes-Gedichten bedruckte Blätter geschaltet. Die Herausgeber gehen offenbar von der Ansicht aus, dass „Liebe“ in ihrer reinsten Auffassung den Grund zug aller Höflichkeits - Aeusserungen bilden müsse, und damit kommen sie dem frommen Sinn der Amerikaner, besonders aber der Ame rikanerinnen, entgegen. Die Einbanddecke trägt demgemäss auch in Goldprägung, die sich von dem hellblauen Grunde prächtig abhebt, die Zeichnung zweier Engel, die auf einer Schnur der Reihe nach die Herzen von Brautleuten, alten Leuten und Kindern aufreihen. Darüber steht in grossen Lettern das Wort Love (Liebe) und unten in der rechten Ecke der Sinnspruch „Liebe ist der Gott des Friedens“. Auch das innere Titelblatt ist von gleichem Geiste durch weht und mit dem Sokrates’schen Satze ver sehen: „Liebe ist der Wunsch, dass uns das Gute stets gegenwärtig sei.“ Die prächtige Ausführung der Stiche bei diesen und anderen amerikanischen Arbeiten lässt uns bedauern, dass die Kupferstecherei zu gewerblichen Zwecken in Deutschland so sehr äusser Uebung gekommen ist. Es scheint uns nicht unmöglich, dass sorgfältige Pflege derselben für bessere Arbeiten jetzt, wo Kunst und Qualität wieder mehr zu Ehren kommen, Beifall und Verdienst finden würde. Um zu zeigen, wie sehr der Kupferstich in Amerika, trotz zahlreicher lithographischen Anstalten, das Feld beherrscht, wollen wir eine eigene Er fahrung mittheilen. Anfang der 70er Jahre bestellte der Herausgeber d. Bl. in Philadelphia 100 Visitenkarten in Kupferstich, wie dort allgemein üblich, und erhielt mit denselben für den Gesammtpreis von 1 Dollar auch die gestochene Kupferplatte. Auf seiner Rückreise nach Europa hatte er 1873 zu Paris Veranlassung, neue Karten drucken zu lassen, und brachte zu diesem Zweck die Kupferplatte in ein Spezial-Geschäft beim Palais royal. Der Drucker, welchem die Platte zur Ausführung des Auftrages übergeben war, kam herab in den Laden, um über den vorzüg-