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1148 PAPIER-ZEITUNG.N:31 3 4 6 10 8 12 20 30 Mediaeval-Ziffern von Ludwig & Meyer: 80 123X46A89 Die architektonische Form mittelalter licher Ziffern mögen nachstehende Beispiele er läutern : Von einem Hause bei Aachen: Von der Kathedrale von Salesbury: der Berliner Bibliothek, theils nach Chassant, „Paläographie des Chartes et des Manuscrits," giebt vorstehende kleine Tabelle. Man sieht daraus, wie einzelne Ziffern fast unverändert geblieben sind, andere aber kaum eine Aehnlichkeit mit der ursprünglichen Form bewahrt haben. 1, 3, 6, 8, 9, 0 haben sich wenig verändert, stark variirt sind dagegen 2 und 7, am meisten 4 und 5. Aus unserer Zusammenstellung ersieht man auch, wie allmälig die Formen nach oben und unten auswachsen. Dieses üeberragen ist nicht, wie Manche meinen, etwas Wesent liches und Charakteristisches für die Ziffer, sondern kalligraphische Entartung. In der Druckschrift, welche stets die archi tektonisch-strenge Schriftform bevorzugt, 2 3 4 5 6 2 3 4 5 6 Bestrebungen der 5- und 7 8 9 0 7 8 9 0 lassen sich auch in 12345678 9 0 Banknoten-Ziffern „ach Prcf. Reuleaux: einer Handschrift des XIV. Jahrhunderts. Hier haben wir es mit einer selbständigen Erfindung eines Schreibers zu thun, mit einer Art von Zeichenschrift, welche sich als lebens fähig nicht erweisen konnte: Ziffern dos XIV. Jahrhunderts. Oft wurden römische Zahlzeichen und Ziffern vermischt. So auf einer Grabinschrift zu Salzburg: 1.4.LXIII für 1463, auf einer andern 1.4.LXX für 1470; in einem Siegel des Plebans von St. Moritz in Augsburg nach Libri, „Mo numents indits": M.456 für 1456. Ein ganz eigenthümliches Ziffernsystem giebt Wattenbach in seiner „Anleitung zur lat. Paläographie“ nach „ Archaeologia" X, 373 aus werden daher mit Recht die Auswüchse wieder zurückgedrängt. Eine von Berlin ausgehende Agitation wendet sich jetzt auch gegen die ungleich grossen Ziffern der „Mediaeval", und mehrere Schrift giessereien, so z. B. Woellmer-Berlin und Lud wig & Meyer-Frankfurt, haben bereits gleich mässig hohe Ziffern zur Mediaeval schneiden lassen, ohne freilich immer gerade die beste Form getroffen zu haben. Aeltere Mediaeval-Ziffern: 1234567890 Mediaeval-Ziffern von Wilhelm Woellmer: 1234567890 1 1 Aehnliche den Ziffern (1554) (1617) Eine Zusammenstellung von Ziffern ver schiedener Jahrhunderte, theils nach Originalen Einen Versuch, den eigen- thümlichen Charakter der Mediaeval in gleichmässig grossen, auf der Schriftlinie stehenden Ziffern auszuprä gen, hat auch der Verfasser dieser Zeilen gemacht. Ganz untenstehend eine Skizze davon in dreierlei Grössen. Vollständig werden sich die Ziffern wohl nie mals dem Schriftcharakter anpassen lassen. Sie wider streben namentlich dein gothischen G estal tungs- prinzip. Sie sind eben etwas Fremdes, von aussen in unsere Buchstabenwelt Hin- eingetragenes, und werden zwischen der abendländi schen Schrift ihren orienta lischen Ursprung nie ver- läugnen können. Albert Hoffmann. Anin. d. Red. Zur rieh- Druck-Industrie. Unter dieser Ueberschrift bringen wir Artikel und Mit- theilungen, welche sich auf die vervielfältigenden Künste: Buch-, Stein-, Kupfer-, Licht- etc. -Druck beziehen. Sachliche Mittheilungen finden stets kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter angemessene Bezahlung. „Unsere Ziffern.“ Die arabischen Ziffern wurden bekanntlich etwa um die Mitte des XII. Jahrhunderts im Abendlande eingeführt. Sie fanden zunächst nur in mathematischen Werken Verwen dung und waren wenig bekannt. Auch war das System noch mangelhaft, denn es fehlte die für die dekadische Rechnung unentbehr liche Null (arabisch: zifra, italienisch: zefiro). Sie tritt zuerst auf in der Uebersetzung der Arithmetik, welche Muhammed ben Musa für den Khalifen Al Mamun (813 — 833) verfasst hatte. In andern gleichzeitigen Werken steht für 10 : X. Nicht sowohl die einfachere Form der ein zelne n Zifferzeichen ist es, welche gegenüber den schwerfälligen römischen Zahlzeichen die arabischen Formen als so besonders werthvoll erscheinen liess, sondern die einfache Bezeich nung der Steigerung (Einer, Zehner, Hunderter, Tausender etc.) im dekadischen System durch blosse Stellung. Trotz dieser grossartigen Vorzüge vergingen drei Jahrhunderte, ehe die Anwendung der Ziffern eine allgemeine wurde. Mancherlei Vor urtheile stellten sich ihnen in den Weg. 1299 wurde den Florentiner Geldwechslern verboten, mit Ziffern zu rechnen, und die Statuten der Universität Padua schrieben dem Stationarius vor, den Preis der verkäuflichen Bücher neben dem Namen des Verkäufers anzugeben, aber „non per cifras, sed per litteras claras.“ Also die römischen Zahlzeichen hielt man damals für deutlicher! (Bei den schwankenden, unsichern Formen der damaligen Zifferzeichen kein Wunder! Vergleiche Nachstehendes! — D. Red.) Vom XV. Jahrhundert an dringt die Anwen dung der Ziffern ins bürgerliche Leben ein, und besonders der bekannte Rechenmeister Adam Riese (1492—1553) hat sich um ihre Ein führung grosse Verdienste erworben. Ihre For men sind im Anfänge sehr schwankend, zeigen aber meist noch Aehnlichkeit mit der ursprüng lichen arabischen (Gobär-) Form: Gobr-Ziffern. tigen Würdigung der Be sehen Ziffer-Ent deutung , oliger Hoffmann-, messen hie. entwürfe erscheint es uns angc- zu erinnern an. die Vorgeschichte derselben Die vorstehend erwähnte, von " voneI gäwyyBerlin ausgehende, E 4 h Agitation“ zu gun- Mh. A NA sten gleicher Fi- A 6 % gurhöhe für die • Kh. ) Mediaeval - Ziffern A N •aJ gewann im Juni " 3 vor. Jahres zuerst Ziffern de feste Gestalt durch Berliner iieichsdruckerei.) einen Beschluss der mehrfach v Pographischen Gesellschaft. Nach sprechuntren angegangenen Vorträgen und Be- gemein klar J er den Gegenstand war es all- her üblichen worden, dass man mit den bis- ormen der Mediaeval-Ziffern nir- — I - 50-Markscheine des Deutschen Reichs erkennen, bei welchen im Allgemeinen das Problem schon recht gut gelöst ist, wie die weiter untenstehende Abbildung zeigt. 1234 5 6 7890