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1144 PAPIER-ZEITUNG. Ursprung der Zeitungen. Ein Fachgenosse hielt vor kurzem im Dra matischen Verein zu Elberfeld einen Vortrag über diesen Gegenstand, der auch weitere Kreise interessiren dürfte. Nach dem Bericht des „Elberfelder Anzeiger“ hatte derselbe im wesentlichen folgenden Inhalt: In der üppigen Fülle von neuen Lebens erscheinungen, so führte der Vortragende aus, welche auf dem frischgelockerten Boden des fünf zehnten und sechszehnten Jahrhunderts empor spriessen, macht sich auch der erste zarte Keim des deutschen Zeitungswesens bemerkbar. Ein schwerer Druck hatte im Mittelalter alles geistige Leben niedergehalten; da trat in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, veranlasst durch die Wiederbelebung des Alterthums, durch die Ent deckung der neuen Welt und die Vermehrung des Wohlstandes, eine grossartige Wandlung ein. Weite Perspektiven eröffneten sich, alte Fesseln wurden gesprengt, eine ausserordentliche Regsam keit begann, so dass Ulrich von Hutten begeistert schrieb: »Die Studien blühen, die Geister sind wach; o Jahrhundert, es ist eine Lust zu leben!« In dieser Zeit entstand nun bei allen hervor ragenden Geistern das Bedürfniss, mit einander in Korrespondenz zu treten, sich über alles Wissenswerthe gegenseitig auf dem Laufenden zu halten. Man schrieb sich Briefe, die aber bald ihren intimen, persönlichen Charakter verloren; der Empfänger theilte sie seinen Freunden mit, oft wanderten sie aus einem Leserkreis in den andern, und ihre Bedeutung für das öffentliche Leben stieg immer mehr. Ein charakteristisches Beispiel dieser Art Briefe ist derjenige, welchen Melanchthon am 5. Oktober 1550 an den König Christian von Dänemark schrieb, und der in buntem Durcheinander, ohne Kunst und ohne Kritik, politische Neuigkeiten, Schlachtberichte, gelehrte Nachrichten und dergleichen mehr enthält. Die Zahl derartiger Briefe wurde bald Legion; schon damals kam für sie der Name »Zeitungen« auf. Ihre Sprache war vielfach die damals allen Ge bildeten geläufige lateinische, auch wohl die griechische; meist aber, besonders in den »Zei tungen« an Fürsten, die deutsche. Einen sehr beliebten Zeitungsstoff äusser den oben erwähnten bildeten allerlei Naturwunder; Missgeburten, Blut regen, Kometen, Erdbeben und dergleichen. Ent hielten diese Briefe besonders interessante Dinge, so wurden sie abgeschrieben und nach mehreren Seiten zugleich versandt; im Anfang des 16. Jahr hunderts auch vereinzelt schon gedruckt. Sie bestehen aus einem Quartbogen groben Papiers, tragen meist einen Holzschnitt an der Spitze und selten einen kurz und bündigen, meist einen weitläu figen und umständlichen Titel. ZurZeit der Türken kriege, als die ganze Nation in beständiger Angst vor einer Invasion schwebte, begannen spekulative Drucker selbst »Zeitungsbriefe« herauszugeben; es fanden sich sogar wandernde Druckereien, wie die des Johannes Manlius, doch blieben diese Drucke immer nur gelegentliche Veröffentlichungen ohne System; nicht in ihnen liegt desshalb der Keim zu der nachfolgenden, grossartigen Ent wickelung, sondern in den geschriebenen Zeitungen. Um das Jahr 1600 war Venedig der Hauptplatz für den Bezug politischer Neuigkeiten; in Deutsch land selbst bildeten sich gewisse Centren, wie Augsburg, Nürnberg, Wittenberg, Frankfurt am Main, später auch Wien, Breslau, Strassburg, Köln, Lübeck, Hamburg, Leipzig, wo alle Welt Korrespondenten hatte, und von wo in bestimmten Zwischenräumen Briefe ausgesandt wurden. Die Verfasser dieser Briefe waren ohne Ausnahme ge bildete Leute: Gelehrte, Staatsmänner, Kaufleute. In Augsburg waren es die Fugger, die einen äusserst regen Briefwechsel nach allen Seiten unterhielten; sie liessen ihre »Zeitungen« durch Schreiber kopiren, oft auch in verschiedenen Sprachen. In Bezug auf innere politische Ange legenheiten waren die Fugger sehr vorsichtig, dagegen berichteten sie über das Ausland mit grosser Ausführlichkeit; den Schluss ihrer Zei tungen bildeten vielfach schon Marktberichte, d. h. Nachrichten über den Stand der Preise der haupt ¬ sächlichsten Produkte und Handelsartikel. In Nürnberg wurde mehr dem geistigen Leben der Zeit Rechnung getragen; Diplomaten, Gelehrte und Weltreisende, wie Christoph Scheueri, Lazarus Spengler, Veit Dietrich, liessen von dort ihre Briefe in alle Welt ergehen. Auch Melanchthon in Wittenberg war ein sehr fleissiger Briefschreiber; fast alle deutschen Fürsten bezogen von ihm regel mässige Nachrichten. Ueberhaupt bildete sich dieses Briefwesen immer mehr zu einer festen Organisation aus; in wöchentlichen Berichten wurde über alle Länder Europas das Wissens werthe mitgetheilt. Allmälig aber begann man diese Art der Korrespondenz für zu gefährlich zu halten: 1672 wurden in Wien verschlossene ge schriebene Zeitungen verboten und nur noch offene gedruckte erlaubt, die der Censur unterworfen waren; 1698 folgte Brandenburg diesem Bei spiel etc. Damit war es mit den handschriftlichen Zeitungen vorbei; sie verschwanden nach und nach und erwachten nur im 18. Jahrhundert noch einmal zu kurzem Leben. Ihre grosse Bedeutung liegt ausschliesslich im 16. Jahrhundert. In teressant ist auch die Art und Weise, wie die ge schriebenen Zeitungen von Ort zu Ort befördert N:31 I wurden. Die Fürsten bedienten sich dazu be sonderer Staffelten, die Bürger der sogenannten »Ordinari«, festangestellter Boten der Städte, die den Verkehr der Behörden unter einander ver mitteln und dabei auch die Privatbriefe ange sehener Einwohner mit sich nahmen. Später errichteten die Kaufleute der Grossstädte ordent liche Boten-Institute, die ihre festbestimmten Touren hatten. Bei der Unsicherheit der Wege und der Verkehrsmittel war die Zeit, die solche Boten von Stadt zu Stadt brauchten, natürlich sehr verschieden; von Venedig nach Nürnberg rechnete man ungefähr 20 Tage, von Antwerpen nach Köln 5 Tage. Im Jahre 1595 wurde der Fürst von Taxis zum Generalreichspostmeister ernannt, und im Jahre 1680 bestanden bereits auf allen Hauptverkehrs-Strassen regelmässige Posten. Für alle Freunde des behandelten Gegen standes wird es von Interesse sein, dass vom Verfasser, der mit einer umfassenden Arbeit über die Entwickelung des Zeitungswesens be schäftigt ist, weitere Mittheilungen in Aussicht I gestellt sind. Eduard Dressler, Glaswaaren-Fabrik. BERLIN S. GABLONZ a. N. Prinzessinnen Str. 18. Böhmen Specialität: Artikel für Kontorgebrauch, als: Schreibzeuge, Tintefässer, Briefbe- schwerer, Pyramiden, Thermometer, Ltneale. Radirgummi, Schwammnäpfe, Gummiflaschen, Federschalen, Anfeuchter, Abtrockner, Notiztafeln Markenschalen, Tuschnäpfe etc Ferner: Glaskoffer, Schmuckkästcheu. Veilchenvasen, Bonbon nieren, Flacons, Uhrkästchen, Salzfässer, Messerleger, Lichtmanschetten, menagen etc. [22851 Zur Messe in Leipzig, Peterstras.se 14, HI. Etg. Ernst Wartenberg, Wolfs winkel b. Eberswalde. Holzzellstoff (Cellulose nach neuerem Natron- Verfahren) in verbesserter Qualität, von sehr fester Faser, gebleicht u. ungebl., trocken od. feucht. Stuttgart I8I. 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