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Nr 31 PAPIER-ZEITUNG. 1141 Prüfung der Leimfestigkeit der Papiere. Vortrag über eine neue Methode hierzu, von Max Schubert, Direktor der Dresdener Papierfabrik. (Verlesen in der Gen.-Vers. des »Vereins D. Pa- pierfabr.« am 18. Juni 1885 zu Dresden.) Fortsetzung und Schluss zu Nr. 30. Ich verfuhr nun in der Hauptsache wie bei den vorigen Versuchen, nur benutzte ich 10 Streifen Papier, die ich auf einer sehr feinen Präzisionswaage einzeln genau abwog. Sofort, nachdem ich mit der stählernen Reissfeder 10 ganz gleich lange Striche von Eisenchlorid lösung gemacht hatte, wurde der Streifen wie der gewogen und dann die Eintrocknungszeit hinter jedem Strich notirt, die beiden äussersten Grenzen weggelassen und aus den übrigen Re sultaten der Mittelwerth genommen. Diese Arbeit wiederholte ich zehnmal bei 5 verschie denen Zimmertemperaturen, so dass für jede Temperatur 2 gleiche Versuche vorlagen, und es stellte sich hierbei heraus, dass die anscheinend so gleichen Striche, trotz der beobachteten Vor sicht, mit ganz verschiedenen Flüssigkeits- mengen hergestellt worden waren. Das Gewicht der zu 10 Stück nur 34 mm langen Striche ver wendeten Eisenchloridlösung, schwankt nämlich zwischen 11 mg und 30 mg, ist demnach doch so bedeutend, dass es mit einer guten Waage ziemlich genau bestimmt werden kann. Von diesen sämmtlichen Gewichten nahm ich nun ebenfalls den Durchschnitt und korrigirte oder reduzirte vielmehr die erhaltenen Zeitwerthe hiernach, wodurch eine schon ziemlich gleich mässig steigende Zahlenreihe entstand Durch Aufzeichnen einer, nach diesen Werthen konstruirten, Kurve kamen noch kleine Fehler zum Vorschein, so dass ich endlich soweit genügend genau, als es für die Praxis noth wendig ist, das Gesetz der Eintrocknung bei verschiedenen Temperaturen gefunden zu haben glaube. Ich will Sie nicht, meine Herren, mit den einzelnen Rechnungen langweilen, sondern nur die erhaltenen Endzahlen anführen für die Temperaturen von 10" bis 20" R.: 10“ 11“ 12" 13" 14" 15" dem Papier zu stehen hat, bevor es durch Lösch blatt aufgetrocknet wird. Da die Flüssigkeit bei höheren Temperaturen schneller verdunstet, dicker, also weniger ein dringungsfähig wird, so liegt es auf der Hand, dass gerade bei den höheren Graden die Zeit der Einwirkung, im Verhältniss zur Eintrock nungsfähigkeit, grösser angenommen werden muss, und umgekehrt bei den niederen Tempera turen, wo die umgebende Luft schon feuchter ist, die Einwirkung abzukürzen ist. Die mitt lere Zahlenreihe für 15" R., die durch die praktischen Versuche bestimmt worden war, bleibt hiernach unverändert stehen, und es wären nur, umgekehrt proportional dem Eintrocknungs gesetz, die sämmtlichen anderen Werthe aus zurechnen. Nach Lösung von wieder 450 Exempeln hat sich nun eine Tabelle ergeben, die ich nahezu als das Endresultat meiner Untersuchungen be trachte, und die ich Ihnen hierdurch vorlege. Die selbe kann selbstverständlich je nach Bedürfniss nach oben oder unten erweitert werden. Mit dieser’Tabelle in der Hand, und mit einem Thermo meter, einer Uhr, einer Elfenbeinreissfeder, je einem Fläschchen Eisenchloridlösung und Tannin versehen, kann jeder Papierfabrikant und jeder Konsument selbst auf ganz übereinstim mende Weise die Leimfestigkeit des be treffenden Papieres prüfen, und zwar so, dass die jetzt herrschende Willkür bei der Aus wahl der Tinte und besonders bei der Nicht berücksichtigung der Stärke des Papieres voll ständig wegfällt. Es würden nur noch für die Handhabung einige kleine praktische Winke zu geben sein: Betrachten wir die Tabelle nur ihren äussersten Grenzen nach, so ist der niedrigste Zeitwerth bei einem Papier von 50 g und 12" R. = 3 Minuten 3 Sekunden, und der Höchste für 100 g und 20" R. = 41 Minuten 11 Sekunden. Bei dieser letzten ziemlich langen Zeit und der hohen Temperatur trocknen nun die Striche, wenn sie nicht sehr stark sind, noch vor der in der Tabelle angegebenen Zeit ein, und müssen in diesem Falle noch vor dem Eintrocknen nachgezogen werden. Es wird sich desshalb empfehlen, bei der praktischen Einführung der 160 17" 18° 19“ 20" R Minuten. 9.29 8,81 0,60 0,46 0,48 also hieraus deutlich, Prüfungsmethode vielleicht 4 verschieden Striche machende Federn anzuwenden, 6,49 0,73 Arbeit, und wenn er natürlich auch nicht für die absolute Richtigkeit der Zahlen einstehen kann, da er sie nicht geprüft hat, so bestätigte er mir doch freiwillig, und ermächtigte mich, anzugeben, wie lange das Eisenchlorid bei der betreffenden Papierstärke und Temperatur auf Temperaturen die höheren Zeitziffern, und in den hier, vorgelegt habe, welcher der Erste war, oberen kleinere Werthe. Dies ist nun zwar an 1 dan aich iherhennt wiecanechaftlich mit Panier- 0,51 dass auch 10,64 0,44 sieht 7,15 0,66 10,20 0,45 die Eintrocknung durchaus nicht genau pro portional derTemperatur ist, sondern bei niederen Temperaturen sich langsamer, dagegen bei höheren Graden schneller vollzieht Nach diesem, in der eben erwähnten Zahlen reihe ausgesprochenen Verhältniss habe ich nun die angefangene Tabelle, die vorläufig nur für eine Zimmertemperatur von 15" R. ausge führt war, vervollständigt und umgerechnet, so dass man für alle Temperaturen von 12° bis 20“ und für alle Papiergewichte von 50 g bis 100 g das Eintrocknungsverhältniss sofort ab lesen kann. Mit dieser langweiligen Arbeit, wobei 450 Exempel auszurechnen waren, ist aber die Mühe und für sich ganz richtig, aber die mir vor I Augen schwebende handliche Tabelle, die der ! praktischen Benutzung direkt dienen sollte. ' hätte für jeden einzelnen Fall gleich die Zeit 8,30 0,55 neuen breite der sich überhaupt wissenschaftlich mit Papier- | Untersuchungen beschäftigte. Dieser Herr, als ! „Autorität“, interessirte sich sehr für meine da bei den schwächeren Papieren andererseits wieder zu starke Striche, die mit zuviel Flüssig- j keit versehen sind, ähnlich der Tropfmethode, also schädlich, wirken würden. Zur Auftrock- ! nung der Striche eignet sich am besten der in Kontors gebräuchliche, mit einem Handgriff 1 versehene Löschdrücker. Schliesslich ist nur noch zu erwähnen, dass das zu benutzende Thermometer nicht etwa 1 am Fenster oder am Ofen, sondern in mög lichster Nähe des zu untersuchenden Papieres I stehen muss. Wenn Sie, meine Herren, aus diesen Dar legungen noch nicht ganz die Ueberzeugung noch nicht beendigt worden. Betrachtet man gewonnen haben sollten, dass der vorgeschlagene nämlich die Tabelle näher, so sieht man z. B. i Weg zur Prüfung der Leimfestigkeit des Pa- bei einem 50-Grammpapier, dass ein und der- pieres der richtige, und für die Praxis die selbe Strich, der bei 12’ Zimmertemperatur j Methode eine ganz brauchbare sei, so bitte ich 4 Minuten zur Trocknung braucht, bei 20" nur । Sie wenigstens, bei der Wichtigkeit der Sache, 2 Minuten 16“ braucht. Bei 100 g ist der Unter- selbst nach der angegebenen Richtung hin schied noch grösser, denn da würde ein dicker , Versuche anzustellen. Ich darf bei dieser Ge- Strich, der bei 12" R. in 29 M. 20“ trocknet, I legenheit wohl anführen, dass ich die Resultate bei 20“ schon nach 17 M. 16“ eingetrocknet 1 meiner Untersuchungen Herrn Regierungsrath sein. Es stehen also in der Rubrik der niederen ! Professor Dr. Hartig am Königl. Polytechnikum 11,07 0,43 Man dies hier öffentlich zu sagen, dass der Gedanken gang und die ganze Art und Weise der Me thode vollständig richtig wären und seinen vollen Beifall hätten. Um nun heute mit einem abgeschlossenen Ganzen vor Sie hintreten zu können, habe ich selbst zunächst meine Tabelle durch einige sechzig Versuche probirt und auf die Richtig keit nach den verschiedenen Seiten hin kon- trollirt und zwar in der Art, dass ich auf ein und demselben Bogen, bei möglichst vielen ver schiedenen Temperaturgraden, Striche mit Eisen chloridlösung machte, welche nach Verlauf der in der Tabelle angegebenen Zeiten mit einem Löschdrücker aufgetrocknet und dann auf der Rückseite mit Tanninlösung behandelt wurden. Hierbei ist nachträglich noch darauf auf merksam zu machen, dass diese Lösung mit einem Pinsel schwach aufgestrichen, aber nicht direkt übergossen wird, weil trotz der schnellen Verdunstung die Flüssigkeit dann zu tief ins Papier eindringt, und eine Reaktion hervor bringt, auch wenn das Eisenchlorid noch nicht durchgeschlagen hat. Die Versuche wurden natürlich für ver schiedene Papiergewichte gemacht. Wenn nun bei ein und demselben Papiergewicht aber ver schiedenen Temperaturen alle Striche entweder nicht, oder wenigstens gleichmässig stark durch schlagen, so muss die Tabelle in Bezug auf die Temperaturen, d. h. die Zahlenverhältnisse von links nach rechts, richtig sein. Verhalten sich die Striche bei ein uud derselben Temperatur, aber bei verschiedenen Papiergewichten eben falls gleichartig, so muss auch die Tabelle von oben nach unten richtig sein. Eine Abweichung in der angedeuteten Weise zeigt einen Fehler der Tabelle in der betreffenden Richtung an, und dieser Fehler kann verbessert werden. Um nun ganz sicher zu gehen, habe ich, äusser durch meine eigenen Versuche, die Tabelle auch noch auf die Weise kontrolliren lassen, dass ich die anderen Herren der Prüfungskommission bat, ihre eigenen Papiersorten auf die neue Art zu untersuchen. Durch verschiedene Versuche, welche Herr Larner in Hainsberg ausführen liess, und eben so durch die Beobachtungen des Herrn Hösch in Königstein, deren Resultate ich im Verein mit meinen eigenenKontrollversuchen tabellarisch zusammenstellte, ergab sich nun, dass die zu Grunde gelegte Tabelle eigentlich vollkommen richtig sei. Besonders aus meinen eigenen Beobachtungen jedoch gewann ich die Ueber zeugung, dass die Tabelle nach oben hin, d. h. nach den für die höheren Temperaturen ange setzten Zahlenwerthen etwas zu scharf berechnet worden ist. Wollte man die Tabelle nach den höheren Temperaturen und auch nach den Grammgewichten noch weiter ausdehnen, so würden voraussichtlich dann die Zahlen etwas zu hoch werden. Bei der Papierprüfung würden also dann gewisse Sorten unter gewissen Ver hältnissen etwas mehr als nöthig in Anspruch genommen werden. Daher habe ich vom Standpunkte des prak tischen Papierfabrikanten aus, und da die Tabelle ja der praktischen Verwendung dienen soll, die theorethischeRücksicht bei Seite gelassen und die Tabelle nochmals umgestaltet und zwar so, dass ich den höchsten darinnen enthaltenen Werth (für 100-Grammpapier bei 20“ R.) um 15 % kleiner annahm, also statt 41 Minuten 35 Minuten setzte und die sämmtlichen anderen Zahlen in den Reihen von 16“ bis 20" R. nach dem entsprechenden Verhältnisse umrechnete. Gleichzeitig theilte ich die Tabelle in 4 Felder, welche mit verschiedenen Farbentönen grundirt sind, so dass direkt daraus zu ersehen ist, für welche Werthe die früher erwähnten, verschieden starke Striche machenden Reissfedern zu wählen sind. So ist denn nun diese Tabelle hier das End resultat der mannigfachen theoretischen und praktischen Untersuchungen, und es kommt auf Sie an, meine Herren, ob Sie den eben darge-