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ein unter sozialdemokratischer Leitung stehender Konsum. Verein „Brandenburg", der ausschließlich das Konfektions geschäft betreibt. Für diesen Konsumverein liefert nun eine Frau N. seit 14 Jahren Weißnähearbeiten, ohne daß ihre Arbeit jemals beanstandet wurde. Anfang dieses Jahres trat nun der Ehemann dieser Frau dem Gewerk- verein der Tischler bei, und stehe, von diesem Momente ab konnte sie der Geschäftsleituvg nichts mehr recht machen, und als sie darüber ibr Erstaunen äußerte, erhielt sie vom Geschäftsleiter die Mitteilung: »Ihr Mann ist bei den Hirschen (sozialdemokratischer Spottname für die Au. gehörigen der Hirsch-Dur ckersche» Gewerkvereiue) einge- treten, ich kann Ihnen von jetzt ab keine Arbeit mehr geben." So steht die Partei aus, welche die Interessen- Vertretung der Arbeiterschaft in Erbpacht genommen zu haben behauptet! Ausland. Kleine Geschenke erhalte« die Freundschaft. Präsident Falliäres überreichte »der Kaiserin von Rußland 2 kostbare Porzcllanvascn und den kaiserlichen Kindern 2 Kisten Spielzeug. Minister Pichon erhielt eine silberne Tabaliere mit Brillanten und dem Emailporträt des Kaisers. Die Minister JSwolski und Pichon hatten heute längere Besprechungen. Di- Cholera in Rntzland. In der Stadt Astrachan sind vom 24. Juli bis zum 27. Juli elf Erkrankungen an Cholera vorgekommen, von denen vier tätlich verliefen. Die Stadt Zarizyu wurde für choleragefährlich, das Gebiet des dontschen Kosaken- Heeres für cholerabedroht erklärt. Taifun-Katastrophe in China. Eine schwere Taifun-Katastrophe, die zahlreiche Opfer an Menschenleben forderte, hat sich im südlichen China ereignet. Man schätzt die Zahl der dabet ums Leben ge. kommenen Personen auf 2000. Infolge deS Taifuns ist der Kantoncr Pafsagierdampfer „Aingking", der 300 Personen an Bord hatte, gesunken. Der Dampfer kenterte, nachdem er den Schutzplatz aufgesucht hatte. Die Zahl der dabei Uw gekommenen wird auf 200 ge. schätzt; auch der Kapitän und der Obermaschinist werden vermißt. Außer dem gesunkenen Dampfer „Mngking" werden noch zwei Kanton-Dampfer vermißt. Nach den bisher vorliegenden Meldungen sind sechs Dampfer ge- strandet; dazu kommt noch der Torpedobootzerstörer „Whiting". Die Zahl der gekenterten chinesischen Boote ist unbekannt. In Hongkong hat der Taifun schreckliche Verwüstungen angerichtet. Zahlreiche Gebäude sind ein- gestürzt, nur wenige Gebäude blieben ganz unversehrt. Im Hafen, der selbst weniger gelitten hat, sind mehrere Dschunken gesunken und eine ganze Anzahl Chinesen sind dabei ertrunken. Der Sachschaden ist enorm. In Kanton wurden Hunderte zum Teil dreistöckige Blumenboote zum Kentern gebracht. Der Si-kiang ist meilenweit mit Trümmern bedeckt. Die Stadt ist überschwemmt. Das englische Kanonenboot »Robin" und die französischen Kanonenboote „Vigilante" und „ArguS" sind gestrandet und arg beschädigt. Aus Stadt und Land. Mwrüllugen aas dem Leserkreise für diese Rubrik nehme» wir jederzeit dankbar eLtgegeu. Wilsdruff, den 31. Juli. — Wie das „Dresdner Journal" meldet, ist Herr Amtshauptman« Freiherr von Oer vom 17. oder 18. August dis zum 13. oder 14. September dieses Jahres beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Regierungsrat von Koppevfels vertreten. — Flafchenbierhandel. Der Sächsische Gai. Wirtsverband hat eine Eingabe an das König!. Ministerium beschlossen, in welcher um dir Konzesstonspflichtigkeit des Flaschenbierhandels gebeten wird. Diese Eingabe soll dem Minister des Innern persönlich durch eine Deputation überreicht werden; außerdem hat der Verband seine fünf Kreisvertreter aufgefordert, die Angelegenheit sofort in die Hand zu nehmen und bei ihren Handels, und Ge- Werbekammern deshalb vorstellig zu werden. — Mietpreise in sächsische« Städte«. Vom König!. Sächsischen Statistischen Landesamte sind Erhebungen über die Höhe von Wohnungsmieten im Jahre 1905 an« gestellt worden. Sie erstrecken sich auf 16 sächsische Städte, die sämtlich weniger als 50000 Einwohner haben. Unter je 100 Wohnungen betrug der Mietpreis: bis 100 M. über 100 über 200 über b. 200 M. b. 400 M. 400 M. in Leipzig .... 1,9 20,4 47,1 30,6 in Zittau .... 24,1 49,2 17,2 9,5 in Meißen .... 24,3 53,5 17,3 4,9 in Freiberg .... 42 2 38,6 13,1 6,1 in Meerave .... 62,4 29,3 5.9 2,4 in Glauchau .... 48,6 39,9 9,0 2,5 in Crimmitschau . . 40,5 48,3 7,6 3,6 in Wurzen .... 25,4 55,5 14,4 4,7 in Aue 34,8 47,0 13,9 4,3 in Riesa 28,5 43,7 20,6 7,2 in Hohevstein-Ernstthal 58,3 33,9 6,3 1,5 in Limbach .... 20,4 56,2 20,2 3,2 in Frankenberg . . . 45,4 42,6 8.2 3,8 in Oschatz .... 39,6 44,2 12.5 3,7 in Eibenstock . . . 59,7 26,6 10,5 3,2 in Lengenfeld . . . 45,7 41,7 10,1 2,7 Wie die vorstehende Uebersicht zeigt, läßt sich eine Großstadt hinsichtlich der Mietpreise nur sehr schwer mit einer mittleren Stadt vergleichen. Wohnungen im Preise bis zu 100 Mark kennt man eben in der Großstadt nicht. — In der Angelegenheit der Grete Beier tauchen immer weitere Geschmacklosigkeit«« auf. So ver. sendet die „Internationale Ktnematographen- und Licht. Effekt-Gesellsch aft m. b. H." Berlin ^.soeben die An- Weisung ihres neuesten Kinematogrophen-BildeS, das sich „Irrwege der Liebe" betitelt. Der Prospekt zeigt vier photographische Aufnahmen, darstellend: Die Verlobung eines jungen Paares, ferner: eine heftige Szene zwischen den beiden, 3 : ein Bild, auf dem die Braut ihren Bräutigam, dem sie die Augen verbunden hat, durch einen Schuß in den Mund lötet und 4.: ein weiteres Bild, auf dem die Mörderin zum Tode verurteilt wird. Auf dem Prospekt ist gleich der ganze Vortrag mit abgedruckt, der zu den Bildern gehört Ferner Heist es am Schluß des Schriftstücks: Wir sind überzeugt, mit diesem hoch- ivtereffavten Film unseren Kunden dasjenige zu bieten, was die Volkspsyche verlangt. — Die einzelnen Szenen sind realistisch und lebenswahr, aber durchaus künstlerisch dargestellt. Bei geschickter Reklame erzielen sie auf Wochen hinaus volle Häuser!" — Das genügt! — Bei der Mutter der Beier, die bekanutlich im Zuchthaus Waldheim eine Strafe wegen Verleitung zum Meineid verbüßt, sollen sich übrigens, wie daS „Leipziger Tagebl." meldet, Spuren vou geistiger Störung gezeigt haben Nach der letzten Unterredung mit ihrer Tochter am Vor abend des Hinrichlungstages zeigte sich bti der Frau eine seelische Depression. In der nächsten Nacht verfiel Frau Beier in epileptische Krämpfe, nach denen sich Verfolgung?, ideen einstellten. Der Vertreter der Frau Beier, Rechts, ar Walt Wedemann in Brand, erklärt die Meldung von der geistigen Störunvg seiner Glicntin auf Grund einer Anfrage in Waldheim für unwahr. — Eine Gastpr-digt Luthers i« Dresden. Am 25. Juli 1517, also kurze vor dem Anschlag der 95 Thesen, hat Luther in der Schloßkapelle zu Dresden gepredigt. Herzog Georg der Bärtige, jener grimmige Feind der Reformatio«, hat vom Führer des Augustiner, ordens, Johann von Staupitz, einen tüchtigen Prediger erbeten. So kam Luther zur Gastpredigt, weil Staupitz schrieb, Luther sei der beste, gelehrteste und frömmste Prediger in ganz Wittenberg. Bor versammeltem Hofe predigte er über Matth. 20, 20—23. Er sagte darin, der Mensch müsse sich immer das beste wünschen, nämlich die Seeligkeit; dieselbe könne er aber nur erlangen durch den Glauben an Jesum Christum, nicht durch eigene Werke. Bei der Hoftafel, zu der Luther nicht geladen war, fragte der Herzog die Hofdame seiner Gattin, Frau Barbara von Sala: „Wie hat euch die Predigt Bruder Martins gefallend" Sie antwortete: „Wenn ich noch eine solche hören könnte, so wollte ich ruhigen Gemüts sterben." Da geriet der Herzog in Hellen Zorn und rief: „Ich wollte groß Geld darum schuldig sein, wenn ich der gleichen Predigt nicht gehört, denn sie macht die Leute sicher und ruchlos." So wurde Luther nicht Hofprediger in Dresden; aber er wurde dafür der oberste Prediger für die ganze Welt — auch wohl noch für unsere Zeit. — T-lePho«ku«st. Unter den vielen Nadelstichen, die das Leben des Kulturmenschen verbittern, nimmt die Telephonmisere einen Ehrenplatz ein. Sie ist sehr groß. Manchem ist das Telephon durch seine bloße Existenz eine Qual; andere wieder leben in bitterster Fehde mit den unsichtbaren Damen der Zentralen, die nur allzu ost dem tiefen Wasser gleichen, um dessen willen die Königskinder — nämlich der Anrufende und sein Partner in sps — nicht beisammen kommen können, oder auch einem Zeimngs- roman in Fortsetzungen der zum Abbrechen stets die spannendsten Momente ausersteht. Manche Leute werden durch die bloße Nähe des Telephonapparats so sehr aus dem Gleichgewicht ihrer Neivenruhe gebracht, daß eine harmlose Kleinigkeit sie bedauerlicherweise hart an die Schwelle der Beamtenbeleidigung, ja manchmal noch darüber hinaus treiben kann- So wenig erfreulich es ist, wo man seinen Rechtsanwalt in dringender Sache zu sprechen wünscht, durch daS Telephon Versicherung zu erhalten, daß sich am andern Ende der Leitung dank der vermittelnden Tätigkeit des mißhörenden Amtes, etwa das „Tierarznei, institut" an seinen Sprechapparat bemüht hat, so wenig darf man vergessen, daß nicht allein menschliche Schwäche und Müdigkeit derlei an sich beklagenswerte Verwechslungen bedingt, sondern daß auch die Telephonanlage selbst gewisse Mängel in der Verständigung herbeiführt, die wohl viele an einzelnen Beispielen, wie etwa der schwierigen Unter scheidung zwischen den Nummern „vierzig und fünfzig", erfahren haben dürften. Ueber den schwächenden Einfluß der telephonischen Uebertragungen auf gewisse Lautaruppen und über die Alt, wie der daraus entstandenen Undeut. lichkeit zu begegnen ist, macht der Elektrotechnische Anzeiger wertvolle Angaben. Sowohl Vokale als Konseuanten lassen sich in gewisse Truppen ordnen, deren Einzelbuch- stabcn übereinstimmende Eigentümlichkeiten bei der Ueber- tragung aufweisen. Man wird beispielsweise finden, daß manche telephonierte Vokale mit andern sehr viel Aehnlichkeit besitzen, so daß z. B. „I" oft als „E" vernommen wird. Durch Beobachtung und Uebung wird man bis zu ge- wissem Grade imstande sein, zu jedem Vokale die ent- sprechende Korrektur zu finden. Ein gleiches trifft auch bei den Konsonanten zu. Die sprechende Person wirb lernen können, welche Buchstaben mit Vorsicht zu gebrauchen sind, besonders aber welche Worte wegen Anhäufung telephonisch schlecht verständlicher Laute zu meiden sind- Dem Hörenden wird es dagegen gelingen, für entstellte Worte bas Richtige einzusetzen und ihren Sinn zu korrigieren. Auch den überwachenden Beamten ist es von großem Nutzen, sich nach dieser Richtung Fertigkeit zu erwerben, da sie dann, namentlich bei Ferngesprächen, im Falle schwieriger Verständigung dem Publikum unschätzbare Dienste leisten können, indem sie auf Grund größerer Routine gleichsam alsDolmetscher einspringen. Entsprechende tabellarische Zusammenstellungen der UebertragungSfehler und Ordnung der Einzcllaute nach dem Grad ihrer Deut- lichkeit dürflen den Teilnehmern gleichfalls zum Vor- teil gereichen. — Die No««-»falt-r treten jetzt auch in unserem Bezirk auf, jedoch durchaus nicht in gefahrdrohenden Massen. Es sei wiederholt und dringend gebeten, die Falter zu vernichten. — Die „L. N. N." schreiben: In den letzten Tagen konnte man in Leipzig des Abends um die elektrischen Bogenlampen Tausende und Aber tausende von Nonnenfaltern sehen, die das Licht umschwärmten und dann geblendet und verbrannt zu Boden fielen. Vorgestern und gestern abend erreichte die^e Plage einen Höhenpunkt, so daß an einzelnen Stelle», wie Restaurants, Läden usw., die Lichter zum Teil auspelöscht werde» mußten, damit die Passanten von den Schmetterlingsleichen nicht überschüttet wurden (!). Besonders waren die Lampen am Promenadenringe heim- gesucht. Vor dem Central-Theater, auf dem AugustuSplatz und vor dem Reichsgerichtsgebäude z. B. verdunkelten die Schwärme dieser Nachtfalter oft die Lampen wie eine undurchdringliche Wolke. Was dieses plötzliche Auftreten der Novnenschwärme für unsern Wald bedeutet, kann nur der Forstmann richtig ermessen; ganze Waldungen können durch sie zerstört und aus lange Zeit vernichtet werden. Auch in anderen Gegenden Sachsen, insbesondere in der Lausitz, tritt die Nonne in immer stärkerem Maße auf. Aus Neugersdorf kommt folgende Meldung: Tausende vou Nonnenfaltern kann man jetzt abends auf dem Schützenplatze beobachten. Die Tiere schwirren in Mafien um die Bogenlampen und Beleuchtungseffekte der Restauratiouszelte und Belustigungs-Unternehmungen. — Riesigen Schade» richten die Nonnenfalter in den dem Kloster Marienthal gehörigen umfangreichen Waldbe- ständen an- Die meisten Bäume: Fichten, Tannen und Lärchen, stehen völlig verdorrt und ihres grünen Schmuckes beraubt da. Viel schuld dürste daran sein, daß mau in diesem Sommer das Anbringen von Leimringen gänzlich unterlassen hat. Die Falter haben sich infolgedessen derart vermehrt, daß die Gefahr besteht, daß der gesamte Wald bestand abgeholzr werden muß. — Als Hauptg-schwor««- für die Mittel Sep- tember beginnende fünfte Sitzungsperiode des Schwur- gerichts Dresden wurde aus dem Wilsdruffer Bezirk niemand ausgelosi. — Neu« Fernsprechanschlüfse. An bas Stadt- fernsvrechnctz in Wilsdruff wurden neu augeschlossen: Bretschneider, Richard, Fleischermeister, unter Nr. 6^ und Pollack, Bernhard, Friseur und Stelleuvermittler, unter Nr. 5 (Nebenstelle). — Es sei hierdurch besonders noch darauf hinge- wiesen, daß nächsten Sonntag, den 2 Auaust, als auch Sonntag, den 9. August, der Gottesdienst früh 9 Uhr. beginnt. — Wie aus dem an anderer Stelle abgedruckten Bericht über die letzte Schulvorstandssitzung hervorgeht, steht die Ausschreibung der Arbeiten für den Schul neubau iu Kürze zu erwarten. Die Grundsteinlegung dürfte Anfang September erfolgen können. Zu diesem Termin werden wir ausführlich über das zur Ausführung kommende Projekt berichten. — Klein- V-r-insnachrichten. Sonnabend abend r/,9 Uhr Monatsversammlung des königl sächs. Militärvereins für Wilsdruff und Umgegend im „Hotel weißer Adler". — W-tt-raussichten für morgen: Nordwest, wind, veränderlich, kühler, zeitweise Regen, Gewitterneigung Luftwärme heute mittag; -s- 26° L. — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am sogenannten Backofenfelsen in Hainsberg. Der Stein brecher Männel aus Poischappet, der dort mit Abrollen der lockeren Steine beschäftigt war, stürzte, da das Seil, welches von seinen Mitarbeitern gehalten wurde, zerriß, zirka 12 Meter iu die Tiefe. M. trug eine Knie- und Kopfverletzung davon. Er mußte mittels Potschappeler Krankenwagens nach dem Carolahaus Dresden gebracht werden. M. ist verheiratet und Vater mehrerer Kinder. — Der kgl. sächs. Militärverein Deutscheubora und Umgegend feierte am Sonntag sein 25jähriges Bestehen. Zunächst fand Kirchenparade statt, an der auch der Be zirksvorsteher Major von Kirchevpauer tcilnahm. Die Festprcdigt hielt Ortspfarrer Hartenstein. Von der Kirche aus «arschtete man nach dem Festplatz, wo schattige Zelte vor den sengenden Sonnenstrahlen schützten. Die Festmustk gab in allgemein ansprechender Form bas Wils druffer Stadtmusikchor. Bei der Feier übergab Gemeinde- Vorstand Vogelgesang-Hirschfeld eine Stiftungsurkunde über 200 Mark, deren Ztnsrnerträgniffe nach dem Wunsche der Stifter bedürftigen Witwen und Waisen verstorbener Kameraden zukommen sollen. Da Gewitter drohten, marschierte man nach Hefie's Gasthof, woselbst Festtafel und Tanz stattfand. Der Verein zählt gegenwärtig 17S Mitglieder. — Beim Baden im Rittergutsteiche zu W-ndisch- bora ertrank der 24jährige Zimmermann Paul. Wahr scheinlich ist der bedauernswerte junge Mann von einem Schlaganfall betroffen worden. Neber Fürst Bismarck als Soldat schreibt die „Kyffh. Korr.": Zehn Jahre sind verflossen, seitdem Fürst o. Bismarck, Herzog von Lauenburg, Generaloberst der Kavallerie, mit dem Range als Generalfeldmarschall, nicht mehr unter den Lebenden weilt. In erster Linie Staatsmann, war er doch nebenbei durch und durch Soldat. Das heutige Ge schlecht kennt ihn gar nicht anders, als den Panzerreiter mir dem gelben Kragen und der Kürasstermütze oder dem Stahlhelm; vieltausendfach ist er al« solcher im Bilde ver- ewigt, so daß sich mit dem Gedanken an den eisernen Kanzler diese Vorstellung unzertrennlich verknüpft hat. Im Jahre 1838 trat Bismarck als Einjährig-Freiwilliger beim Garde-Jägerbataillon in Potsdam ein, bat aber auf Wunsch seines Vaters um Versetzung zur 2. Jägerabtrilung in Greifswald, um dem in seinen Besitz übergegangenen Gute Kniephof in Pommern näher zu sein. 1841 wurde er Sekondeleutnant und im folgenden Jahre zur Laud- wehrkavallerie übergeführt. Um den Dienst der neuen Waffe genau kennen zu lernen, unterzog er sich einer mehr- monatigen Dienstleistung beim 4. Manen-Regiment, welches damals in Treptow und Greifscnberg in Garnisou stand, und übte später mit einem wahren Feuereifer. Noch als Ministerpräsident war es für ihn eine Freude und Er holung, gelegentlich militärischen Uebuogen beizuwohnen. So schrieb er aus dem Königsmanöver 1863 bei Lebus- Buckow an seine Frau: „Um 7 Uhr ausgerückt, bis '/,2t Uhr ununterbrochen geritten, jagte wie unsinnig über Stock