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Vie vaarpilrepiclemie in 9cköneberg. In Schöneberg ist unter den Schulkindern vor einiger Zeit eine Haarpilzepidemie aus- gebrochen, die bei den damit befallenen ändern das Ausfallen der Haare zur Folge hat. Nm ein weiteres Umsichgreifen der Epidemie zu verhüten, werden die Gemeinde- schüler jetzt ärztlich untersucht und verdächtige Kinder den Krankenhäusern zugeführt. Den Kindern werden von Amtswegen die Haare geschnitten, und jene den Aerzten zur Unter suchung vorgelegt. Unsere Aufnahme zeigt die Friseure m einer Schöneberger Gemeinde schule bei der Arbeit des Haarschneidens. Uebriaens ist die Seuche neuerdings auch mehrfach in Provinzstädten aufgetreten, so namentlich in Fürstenwalde. bin „Munäerbauni". Der „Wunderbaum" wird vom Volke eine Fichte genannt, die sich auf dem Wege von Rodersdorf nach Tobertitz erhebt, zwei Stunden von Plauen im Vogtland entfernt. Ihren sonderbaren Namen verdient sie auch Ein Radikalmittel gegen die Haarpilzcpidemie. in vollem Maße; denn die Fremdartigkeit ihres Wuchses stempelt sie zu einer Natur merkwürdigkeit ersten Ranges. Nach Professor C. Schröter in Zürich, einem der besten Kenner auf diesem Gebiete, gehört der Baum zu derjenigen Spielart der Fichte, die als Trauerfichte bezeichnet wird. Außer dem Rodersdorfer Wunderbaum sind in Deutsch land nur fünf Exemplare der Trauerfichte bekannt; je eines aus Ost- und Westpreußen, zwei von Schierke am Harz und das letzte von Kreuth in Bayern. — Alle sind durch die dünnen, lang herabhängenden Haupt- und Nebenäste ausgezeichnet, die dem Stamm so eng anliegen, daß der Baum ein schlank säulenartiges Aussehen erhält, das in der Nachbarschaft der dickstämmigen Pyramiden pappeln besonders auffällt. Eine besondere Eigentümlichkeit an dem Baum ist, daß er zweigipfelig ist. Dies erklärt sich daraus, daß der 1,6 m über dem Boden entspringende älteste Ast erst wagerecht vom Stamm ab steht, um dann parallel mit ihm senkrecht emporzusteigen. Seine Endknospe aber muß ihre Wachstumsrichtung zweimal geändert haben: erst ist sie 1,6m"weit horizontal nach Westen, hierauf immer noch wagerecht, aber etwa V- w weit nach Süden" gewachsen; endlich hat sie die Richtung senkrecht nach oben eingeschlagen und so den ungefähr 16 in Der Wunderbaum von Rodersdorf. Der neue Flottenstützpunkt Sonderburg. ! hohen Seitengipfel gebildet. Leider trägt der Baum, den unsere mittlere Abbildung wiedergibt, keine Zapfen und hat noch nie welche hervorgebracht, so daß Aussaatver suche zur Prüfung der Erblichkeit ausge schlossen sind. Der neue klviegskafen in Sonrierburg. Am 1. Juli wurde der neue Artillerie stützpunkt auf der Insel Alsen Sonderburg feierlich eröffnet. Sonderburg ist der Haupt liegehafen für sämtliche Artillerieschulschiffe. Auf unserer Abbildung erblickt man im Hinter gründe die Gebäude der neuen Marinc-Ar- tillerieschule, im Hafen das erste Kriegsschiff. Mit einer Besatzung von fast 2500 Offizieren und Mannschaften wird Sonderburg nun mehr die zweitgrößte Marinestation im Ost seegebiet. Mit dem stetigen Steigen der Feuergeschwindigkeit der Schiffsartillerie so wie der Anzahl der Geschütze der Schlacht schiffe und Kreuzer muß die Zahl der das Feuer kommandierenden Offiziere nnd die Zahl der Geschützmannschaften von Jahr zu Jahr erhöht werden, womit eine ständige Vergrößerung der Station Sonderburg Hand in Hand gehen wird. Auch ist als sicher anzunehmen, daß die Zahl der nach Sonder burg zu verlegenden Schiffe über kurz oder lang noch weiter steigen wird, namentlich weil die Marineverwaltnng für Ausbesserun gen bei Seekümpfen, fiir Bekohlung auf hoher See usw. Spezialschiffe wird bauen müssen, die dann jedenfalls dem Artilleriewesen unter stellt werden. Eröffnet wurde die Station bereits am 6. April v. I., als das inzwischen ausrangierte Artillerieschisf „Mars" zu dau erndem Aufenthalt in den Sonderburger Hafen einlief. Sonderburg hatte iibrigens bereits vor mehr als 40 Jahren Aussicht, Kriegshafen zu werden, und kein Geringerer als der Generalfeldmnrschall Graf Moltke war es, der im Mai 1865 in einer dem Kriegs- und Marineminister v. Roon vor gelegten Denkschrift die Vorzüge Sonder- burgs vor Kiel fiir die Anlage einer Flotten station nachzuweisen versuchte. Schließlich entschied man sich, namentlich auf die da gegen von Admiral Jachmann hin geäußerten Bedenken, für Kiel. Die Inspektion der Schiffsartillerie in Sonderburg steht unter der Leitung des Kontre-Admirals Pohl, der sich seinerzeit beim Stnrm auf die Taku- torts besonders ausgezeichnet hat.