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548 PAPIER-ZEITUNG. N 15 Papier- Prüfung. Einfluss der Länge und Breite der Probe streifen auf die Ergebnisse der Festigkeits- Untersuchung. Von A. Martens, stellvertretendem Vorsteher der Königl. mechanisch-technischen Ver suchs-Anstalt zu Berlin. (Aus: „Mitthlgn. d. K. techn. Vers.-Anst. zu Berlin.“) Schon früher (vergl. Papier-Ztg. Nr. 1, Seite 4) wurde auf Untersuchungen verwiesen, durch welche festgestellt worden ist, dass die Festig- I legenden Untersuchung zu ermöglichen und zugleich Gelegenheit zu geben, die erhaltenen Resultate vielleicht auch noch in anderer Rich tung zu beleuchten, als es in Nachfolgendem geschehen soll. Bevor zum eigentlichen Gegenstände dieser Arbeit übergegangen werden kann, ist es noth wendig, über die benutzten Hilfsmittel und Apparate, sowie über die an denselben vorgenom menen Fehlerbestimmungen noch einige Be merkungen vorauszuschicken. Die benutzten Apparate und ihre Fehler. Als Festigkeitsmesser wird in der Papier- I eingespannt. Alsdann wird der Wagen B durch die Schraube C mittels der am Handrade D angebrachten, aufklappbaren Mutter E vor angezogen. Hierbei wird die Zugkraft von der Schraubenspindel aus durch die eingeschaltete Spiralfeder F auf den Rahmen des Wagens übertragen. Die Feder F muss sich also dem vom Papierstreifen entwickelten Widerstande entsprechend elastisch ausdehnen. Gleichzeitig wird der Wagen B dem Federzuge um den Betrag der Ausdehnung des Papierstreifens un ter der ausgeübton Beanspruchung folgen. Diese beiden Bewegungen nun, die Ausdehnung der Fi. Schnitt durch die Miue. keits-Untersuchungen, ohne sehr erhebliche Ab weichungen gegen die Ergebnisse mit grösse ren Probelängen und anderen Breiten zu er geben, sehr wohl mit Streifen von 180 mm Länge und 15 mm Breite durchgeführt werden können. Die Veranlassung zu diesen Untersuchungen entsprang zunächst aus praktischen Rücksich ten, da die meisten für die Untersuchung an die Papier-Prüfungs-Anstalt eingesendeten Pa piere dem deutschen Normalformat 33/21 cm entsprachen. Aus solchen Bogen würde man aber nur durch Zusammenleimen kürzerer Streifen die zur Untersuchung in der Querrich tung erforderlichen Probestreifen von 300 mm und mehr Länge erhalten können, wie sie von den Professoren Dr. Hartig und Hoyer vorge schlagen wurden. Man war aus diesem Grunde sehr bald gezwungen, von der ursprünglich an genommenen Normallänge von 300 mm auf 180 mm zurückzugreifen, und es wurde nun mehr nöthig, durch eine eingehende Unter suchung die zwischen den 180 mm, 300 mm und anderen Streifenlängen bestehenden Be ziehungen festzustellen. Zu dem Zwecke wur den mit Probestreifen von verschiedener Länge und Breite, die in der später mitzutheilenden Tabelle aufgeführten 514 Versuche mit Pa pieren durchgeführt, welche von den Firmen B. Sigismund in Berlin und Gebr Ebart in Spechthausen bei Eberswalde in anerkennens- weither Bereitwilligkeit für die wissenschaft lichen Untersuchungen zur Verfügung gestellt worden sind. Die Ergebnisse dieser Versuche werden in den Tabellen vollständig aufgeführt werden, um eine volle Kritik dieser grund- Prüfungs-Anstalt jetzt ausschliesslich ein Har- tig-Reusch’scher Apparat benutzt, nachdem das ursprünglich ebenfalls zur Verfügung stehende Horack’sche Dasymeter sich für zuverlässige amt liche Untersuchungen als durchaus unbrauchbar erwiesen hat. DerHartig-Reusch’sche Apparat ist Pg3 bereits vielfach beschrieben worden (vergl. u. A. Papier-Ztg. 1882, S. 796—7), so dass hier unter Verweisung auf Figuren 1 bis 3 über das Prin zip desselben kurz Folgendes bemerkt werden kann: Der Probestreifen wird einerseits in die Klemme a am festen Widerlagerbock A und andererseits in Klemme b „an dem Wagen B Feder und die Verschiebung des Wagens, wor den auf den Zeichenstift G übertragen, welcher das Diagramm auf das Papier verzeichnet. Die Ausdehnung der Feder wird durch den Arm H, Zahnstange J und die Uebertragungsräder in eine senkrechte Bewegung des Zeichenstiftes umgesetzt, während die Dehnung des Probe streifens ohne Uebersetzung durch den Wagen direkt als Horizontalbewegung auf den Stift übergeführt wird. Demnach entsprechen die vertikalen Ordinaten des Diagrammes den Feder ausdehnungen, d. h. den zur Beanspruchung des Probestreifens aufgewendeten Zugkräften, und die horizontalen Ordinaten den diesen Zug kräften zugehörigen Verlängerungen des Probe streifens. Zunächst sollen hier noch einige Verände rungen gegen die ursprüngliche Konstruktion namhaft gemacht werden, welche theils an der Maschine bereits angebracht worden sind, theils erst als wünschens werth sich herausgestellt haben. Die Schreibtafel, welche das Diagramm- Papier trägt, ist bei den neueren Apparaten auf Führungsschienen horizontal verschiebbar und durch Klemmbacken feststellbar eingerichtet, um mehrere Diagramme nebeneinander aufneh men zu können, welche alsdann in den durch Figur 17 (siehe Seite 550) dargestellten Formen in die Erscheinung treten. Die Führung des Zeichenstiftträgers wurde an dem Apparate der Anstalt, gemäss den Erfah rungen bei einer Maschine älterer Konstruktion, dahin geändert, dass die Zahl der Führungs stellen unter Anwendung zweier paralleler I Stangen c und d (Figur 4 und 5) vermehrt I wurde. Hierdurch ist die früher eintretende