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PAPIER-ZEITUNG. 984 Nr 26 Der „Moc"! Eine pfälzische Finna hat gefälschten, <1. i. mit minderwerthigen Salzen versetzten, Wein stein in den Handel gebracht, und als ihr Vor gehen öffentlich gebrandmarkt wurde, die von ihr gebrauchte Art der Fälschung als „handels üblich“ vertheidigt. Diejenige Firma, welche die Fälschung denunzirte, hat eine Reihe von Zuschriften ans den betr. Fachkreisen erhalten, deren Mehrzahl ihr muthiges Auftreten gegen die Fälschung lobt, worunter sich aber auch 2 anomyme Schmäh- und Drohschriften befinden. Die „Ind.-Bl.“ drucken eins dieser letzteren Schreiben, welches den Fälschungs - Aufdecker mit einem Dynamit - Attentat bedroht, wie folgt, ab, und knüpfen daran die weiter untenstehende, erbauliche Betrachtung: »Unsere grösste Empörung haben Sie sich, trauriges Gemälde, durch Ihre hundsgemeine, lütterliche Weise, unsern Konkurrenten K. in E. aus dem Geschäfte zu drängen, denselben in den Abgrund zu stürzen, uns aber für die Zukunft das Geschäft unmöglich zu machen, geschaffen. Das wissen Sie ganz gut, dass Sie auch keinen gravelienfreien Weinstein liefern können, aber Ihre Rache, mit uns und den hiesigen Färbern nichts machen zu können, das trieb Sie zu diesem traurigen Schritt, den Sie aber theuer bezahlen müssen, den Sie aber noch oft bereuen werden. Weinstein war noch einer der Artikel, der uns noch nebenbei zu friedenstellende Verdienste brachte; wir Gros sisten sämmtlich sind gezwungen, diesen Ar tikel nicht mehr führen zu dürfen, unsere Vor- räthe, die wir von ersten Firmen in Bordeaux, Paris, Freiburg bezogen haben, sind weit schlechtere, unreinere Qualität, als die von K. Dieses Haus ist unstreitbar das reellste, darum thut mir das Unrecht doppelt wehe. Ich stehe für K. ein und will mir alle Mühe geben, dass dessen glänzender Ruf gewahrt bleibe, darum nahm ich mir mit reiflicher Ueberlegung vor, Ihnen den Todesstoss zu geben. Eine so gemeine Kreatur muss aus dieser Welt ge schafft werden, und habe ich mich zu diesem Behufe mit Dynamit reichlich versorgt. Eine hiesige Fabrik hat noch Vorrath genug. Bald haben Sie das Vergnügen, mich zu sehen, dann aber sind Sie« [Hier schloss der Brief mit der Zeichuting eines Todtenkopfes.] Also Achtung! Dynamit! Ihr ehrlichen Fa brikanten ! Gäbe der Brief nicht ein so trauriges Zeugniss für die sittliche Verkommenheit des Schrei bers, was gäbe es Komischeres! Unsere Leser werden es uns nicht verübeln, wenn wir die vom Briefschreiber herbeigewünschte Welt, wie sich dieselbe in seinem Kopf spiegelt, zu skizziren versuchen: Es war im Jahre 19? r Die altfränkische Ehr lichkeit in der deutschen chemischen Industrie hatte sich überlebt und war am Fluche der Lächerlichkeit zu Grunde gegangen. Natürlich nicht nur die chemische Industrie, alle anderen mit ihr. Seitdem Ehren-Wer n er nachgewiesen , dass die sog. Ehrlichkeit eigentlich nichts anderes als eine gemeinschädliche Bakterie sei, hatte das Reichsgesundheitsamt den grossen Attest Heroen zum Direktor berufen und dieser die Wahl nur unter der Bedingung, dass das Reichsgesundheits amt sich in eine Fälschungsakademie verwandle — sein alter Lieblingsplan — angenommen. Und so war es denn geschehen. Grosse Umwälzun gen hatten sich seitdem vollzogen. Nicht das Surrogat, wie man anfangs gefürchtet, war als Norm auf den Thron gesetzt, sondern das Surro gat des Surrogats, kurzweg der »Moc« genannt. Nicht der Cichorie als des Kaffee’s Fälschungs- — Verzeihung! — Verschnittmittel gehörte der Preis, sondern dem Torf, mit dem man die Cichorie zu vermischen pflegt. Der Aberglaube des Weinbau's war überwunden; der Kartoffel zucker liess sich zu Weinen verarbeiten, die auf Flaschen gezogen jedes, auch das feinste Etiquette mit den beliebtesten Jahrgängen aushielten. Ja, der Kartoffelzucker war im Begriff, durch das Gallisin, was ihm sonst bis zu 40 Proc. anhing, gestürzt zu werden: die Gallisinweine brauchen nicht erst zu gähren, thaten’s auch garnicht, und hatten vor anderen den unendlichen Nährwerth voraus. Wenn man sich während des Trinkens die Nase zuhielt, kam Johannisberger Kabinet nicht gegen sie auf, und abgedampft, konnte man sie sogar kauen! — Unter Seife verstand man die mit einem Seifenanstrich versehenen Stücke des Seifenits, eines wohlfeilen Minerals, welches den Sapolyt, bis dahin das wohlfeilste und ergiebigste Füllungsmittel — siegreich ver drängt hatte. U. s. w. Handel und Wandel in deutschen Industrieerzeugnissen waren zur höch sten Blüthe gediehen. Alle Nationen drängten sich danach, nur deutsche Moc-Waare zu kaufen. Deutsche Fabrikanten schwammen in Champagner, denn dieser, aus Essig, Fusel und komprimirter Luft fabrizirt, kostete nur 0,30 JC die Flasche, welche mit 10 K detaillirt wurde. Da geschah das Ungeheure! Es tauchten hie und da ehrliche Fabrikanten auf, die das herrschende System zu untergraben bemüht waren. Die Nichtregierung an der Spitze, schuf man gegen solche Umtriebe Gesetze — sie halfen nicht. Also Selbsthilfe! Der Verein zur Beförderung der Deutschen Moc-Industrie errichtete eine Dynamit-Fabrik, beauftragt, die Mittel zur Entfernung der »Ehrlichen« zu schaffen. Die erste Probe sollte stattfinden. Unter Aufsicht von Polizeibeamten wurde vom Komitee die Fabrik eines gemeinschädlichen Ehrlichen nächtlich um stellt, ihre Pfeiler mit Dynamitpatronen gespickt, und angezündet. — — Es war nicht Schuld des Komitees, dass die Fabrik nicht aufflog, der Vereins-Fabrikant hatte Moc-Dynamit geliefert, hergestellt aus Prager Glycerin, welches, wie Industrie-Bltt. 1882 S. 412 berichtet, aus Chlorkalzium, Stärkezucker und Dextrin besteht. Bernhard Koehler, Berlin S., Kautschuk- und Metallstempel-Fabrik, empfiehlt alle Arten Stempel sowie engl. gebohrte und geschlagene Petschafte, Paginirer, Numera teure, Datumstempel mit Kautschukrädern, unauf hörlich verstellbar, in 14 Sprachen, etc. in solidester Ausführung. [24400 Wiederverkäufen gesucht. *cdeekesiceicdkeskerkeseecseseoiceskeseskerekekcsedcseckakc Blei- und Farbstift-Fabrik von [20928 J. J. Rehbach in Regensburg. Besteht seit 1821. gggggggggggcceggggggagggggg3g G, SIGL’S Maschinenfabrik in BERLIN liefert in neuester Konstruktion Komplette Papiermaschinen, sowie einzelne Theile davon; Holländer, Glättwalz werke, Hadernschneider, Papier-Längs- und Querschneidemaschinen, Rollen Wickel-Apparate, Glätt- und Packpressen etc. [17153 Buchdruck-Schnell- und Handpressen jeder Grösse. Rotationsmaschinen, Kupferdruckpressen, Satinirmaschinen, Glätt- und Packpressen. Steindruck-Schnellpressen und Lichtdruckmaschinen, Werkzeugmaschinen jeder Art. Fr. Hesser, Maschinenfabrik, Cannstatt, Württemberg, gegründet 1861, empfiehlt als Specialität : Briefkouvertmaschinen “Konstrüxttom,nhundtetetcbstumhr fähigkeit in allen vorkommenden Kouvertgrössen und Papiersorten, für Scharf- und Hohl faltung, Kraft-, Hand- und Tretbetrieb. 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