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PAPIER-ZEITUNG. 839 Nr23 Einige Tropfen Maurerschweiss (Rarität). Die Sprosse der Leiter, auf welcher Jakob in den Himmel stieg (stark abgenutzt). Der Stein, welcher den Hannoveranern vom Herzen fiel beim ersten Papier tage, u. s. w. Als die Heiterkeit den höchsten Gipfel erreichte, da sanken sich Rheinland und Hannover in die Arme, küssten sich und tranken — und tranken vor lauter Freude. Endlich mussten wir aufbrechen, um da aufzuhören, wo wir angefangen, d. h. bei Thiemann den Durst mit Pfungstädter zu löschen Als wir in Hannover wieder anlangten, fehlte uns so manches theure Haupt, nur ein kleiner Theil konnte dem Programm genügen, um in der Münchener Bierhalle das »Schlummerseidel« zu ge niessen. Knickebein. Wir haben über die Vergnügungen gerne aus führlich berichtet, weil wir dieselben für einen wesentlichen, wenn nicht den wichtigsten. Theil solcher Versammlungen halten. Bei der heitern ■Stimmung des Festmahls, bei den Ausflügen u. s. w., öffnen sich die Konkurrenz-gepanzerten Herzen, es bahnen sich Bekanntschaften, auch geschäftliche Verbindungen, sogar Freundschaften an, die vielleicht dauernden Nutzen bringen, jedenfalls aber für’s ganze Leben Lichtblicke in dem durch den Kampf ums Dasein getrübten Lebensbild bleiben. Schreiber Ds. sass z. B. bei der Korsofahrt in einem Wagen mit dem In haber eines Papiergeschäfts in Hannover und dessen Gemahlin, sowie einem zweiten Fachge nossen gleicher Art. Obwohl die Geschäfte Beider nur wenig hundert Schritte von einan der entfernt sind, hatten sie bis zu dieser Ver sammlung nie ein Wort gewechselt und freuten sich nun der neuen Bekanntschaft. Wir zweifeln nicht, dass die liebenswürdigen Herren sich durch den neu gegründeten Ortsverein noch näher treten und daraus vielleicht geschäftlichen Vortheil, jedenfalls aber Vergnügen ziehen werden. Viele ähnliche Beispiele werden sich unserer Wahrnehmung entzogen haben. Wir hoffen desshalb, dass der junge Papier- Verein Hannover-Braunschweig zum Besten der Fachgenossen wachse und gedeihe! (Den Be- i'icht über dessen konetituirende Versammlung siehe nachstehend unter „Nordwestdeutscher Pajnerverein“. Die neureränderten Satzungen des Schutz- Vereins f. d. Papier- u. Schreibwaaren- handel sind auf Seite Söd dieser Sr. voll- dändig ubgedruckt. Nordwest-Deutscher Papier-Verein. Hannover, den 2D. Mai 1885. Auf Einladung des Lokal - Komitees waren, Donnerstag, 28. Mai, Abends 81 Uhr, im Saale von Hartmann’s Hotel, 22 Herren erschienen. Herr Fettback, in Firma Leunis & Chapman, er öffnete die Versammlung unter Hinweis auf die Verhandlungen des Schutzvereins. Er erwähnte, dass, von den s. Z. als Lokal-Komitee zusammen getretenen Herren Fettback, Hildebrandt und Berg- müller. Letzterer behindert war, sich an den Arbeiten zu betheiligen, wogegen die Herren Voss, Siemsen und Bayer freiwillig in thatkräftigster Weise Bei stand leisteten. Heute handle es sich um Kon- stituirung des Vereins, und er bitte, den Vorstand an Hand der Berliner Statuten zu wählen. Zuvor wünscht Herr Fettback klar gestellt zu sehen, ob Firmen oder nur deren Inhaber dem Verein als Mitglieder beitreten resp. stimmen sollen, und vertritt die Ansicht, dass die Mitgliedschaft per sonell sein müsse. Derselben Meinung ist Herr Bertram und Herr Laue-Braunschweig, unter Hin weis auf die Leipziger Statuten (die Berliner räumen nur jeder Firma eine Stimme ein). Es wird von der Versammlung ein Widerspruch nicht erhoben, so dass demnach die Aufnahme und Stimmberechtigung personell ist. Natürlich ist die Vertretung der Firmen mit mehreren Inhabern durch einen derselben — welcher Mitglied — in allen Fällen gültig. Herr Wagner giebt zu be denken, ob der in Aussicht genommene 9-gliedrige Vorstand nicht zu grosse Mitgliederzahl hätte Fettback und Bayer erwidern, dass zur Zeit die Arbeitslast des Vorstandes bedeutend sein wird und es sich empfiehlt, solche vertheilen zu können. Kämen später aus den anderen Städten noch Vor standsmitglieder hinzu, so könnte ja eine Aende- rung noch immer getroffen werden. Das Komitee hatte, um eine Zersplitterung der Stimmen mög lichst zu vermeiden, eine Liste der Herren auf- gestellt, welche für die betr. Posten am besten geeignet schienen, und für jedes zu wählende Vor standsmitglied zwei Namen in Vorschlag gebracht, z. B. als ersten Vorsitzenden Herrn Fr. L. Bertram, i. F. W. Oldemeyer Nachf. und Herrn Albr. Laue, Braunschweig, i. F. Seel. C. F. Bollmann Wwe. & Sohn. Herr Bertram bittet, Herrn Laue zum ersten Vorsitzenden zu wählen, da es unbedingt nöthig sei, dass ein hervorragender Fachmann, wie Herr Laue, an der Spitze stehe. Herr Bayer hätte gleichfalls gewünscht, Herrn Laue an die erste Stelle zu wählen; dem stände aber entgegen, dass Herr Laue’s Wohnsitz Braunschweig, der Sitz des Vereins aber Hannover sei, und desshalb müsse der erste Vorsitzende aus Hannover sein. Herr Laue stimmt dem vollständig zu und erklärt, unter allen Umständen die Wahl zum ersten Vorsitzenden nicht annehmen zu können. Bei der nun folgenden Wahl wurde Herr Bertram mit bedeutender Mehr heit zum ersten Vorsitzenden gewählt und nahm die Wahl an. Herr Bertram übernahm sodann den Vorsitz und die weitere Leitung der Ver handlungen. Herr Laue beantragt nochmals, die Personenzahl des Vorstandes zu verringern, Herr Wiener empfiehlt/ eine Minderzahl mit dem Recht der Kooptation. Herr Bertram bittet unter Begründung, an der Zahl von 9 Vorstandsmitgliedern festzuhalten. Herr Laue zieht seinen Antrag zurück, ersucht aber, den Vorstand heute nur provisorisch, etwa bis zur Feststellung der Statuten, zu wählen. Bayer bittet, in Anbetracht der Arbeit und Mühe, welche die Wahl des Vorstandes macht, den heut zu wählenden Vorstand bis Anfang des Jahres 1886 zu belassen. Dies wird von der Versammlung angenommen mit der Bestimmung, dass die neue Vorstandswahl in der ersten General-Versammlung des nächsten Rechnungsjahres 1886/87 vor sich gehe. Es wurden hierauf gewählt als zweiter Vor sitzender Herr Laue-Braunschweig, der die Wahl annahm; zum ersten Kassirer Herr Louis Voss, zum zweiten Kassirer Herr Carl Hahne. Vor der Wahl der Schriftführer erklärte Herr Fettback, welcher mit Herrn Bayer zur Wahl aufgestellt war, dass er nicht in der Lage sei, das Amt an nehmen zu können, und bat, von seiner Wahl ab zusehen. Herr Bayer gab eine gleiche Erklärung ab und bat die Versammlung, ihre Stimmen auf Herrn Fettback zu vereinigen, welcher sich um das Zustandekommen des Vereins so grosse Verdienste erworben hat, dass es mehr als ein Verlust wäre, wenn man die Kräfte des Herrn Fettback nicht gewinnen könnte. Bei der nun folgenden Wahl erhält Herr Bayer die Mehrheit und nimmt die Wahl an. Zum zweiten Schriftführer wurde Herr Fettback gewählt. Als weitere Vorstands-Mitglieder wurden die Herren H. Hildebrandt, E. Goldschmidt und E. Siemsen gewählt, welche die Wahl gleich falls annahmen. Der Vorstand besteht somit aus: Herrn Fr. L. Bertram, i. F. W. Oldemeyer Nach folger, Hannover. „ Albr. Laue, i. F. Seel. C. F. Bollmann Ww. & Sohn, Braunschweig. „ Louis Voss, Hannover. „ Carl Hahne, Hannover. „ Eduard Bayer, i. F. Fiedeler & Bayer, Hannover. „ Franz Fettback, i. F. Rob. Leunis & Chap man, Hannover. „ H. Hildebrandt, Hannover. ,, Emanuel Goldschmidt, i. F. Kaiser & Gold schmidt, Hannover. „ Emil Siemsen, i. F. Wiener & Siemsen, Hannover. Herr Bertram begrüsst den Vorstand mit herz lichen Worten. Herr Laue regt an, den Statuten- Entwurf, sobald er vom Vorstände ausgearbeitet, I auch den Herren in den Städten, welche zum Be reich des Vereins gehören, zu senden und sie zum Eintritt aufzufordern. Herr Laue beantragt ferner, den Namen des Vereins inNordwestdeutscher Papier-Verein umzuändern, unterHinweis darauf, dass durch die erstgeplante Namensbezeichnung es er schwert würde, Orte, welche dicht an den gedachten Grenzen des Vereinsgebietes liegen, mit heranzu ziehen, z. B. Städte der Lippe'schen Länder, Bücke burg, Oldenburg, auch der nahe liegenden Städte Westfalens, wie Minden, Bielefeld, welche sich sicher lieber an den hiesigen Verein, als an den für Rheinland und Westfalen anschliessen würden. Bayer erklärt, wie der vom Lokalkomitee gewählte Name entstanden sei. Ursprünglich sei der Verein Papier-Verein Hannover-Braunschweig genannt; um zu präzisiren, dass damit die Landestheile gleichen Namens — nicht nur die Städte — gemeint seien, wurde das Wort Provinzial davorgesetzt. Im Uebrigen stimmt B. dem Laue'schen Vorschlag bei. Herr Goldschmidt beantragt die Annahme des Antrages Laue durch Akklamation, gegen welche Widerspruch nicht erhoben wird, so dass der nunmehrige Name Nordwestdeutscher Papier-Verein ?Sitz in Hannover: heisst. Bayer erwähnt, ob es nicht nöthig sei, hierzu die Einwilligung des Vorstandes des Schutz vereins einzuholen. Die Herren Fettback und Laue verneinen dies; die Filial-Vereine ständen voll ständig unabhängig da. Der Schriftführer wird er sucht, von der Konstituirung und der beschlossenen Firma dem Schutzverein Mittheilung zu machen. Herr Bertram fordert energische Ausdehnung in den Kreisen aller Fachgenossen. Herr Laue bittet, bei der Anwerbung der Mitglieder auf die Herren zu verzichten, welche dem Deutschen Buchbinder- Verbände angehören, da dieser Verein sich einer vorzüglichen Leitung erfreue, die Mitglieder in jeder Hinsicht in dem Verbände gut aufgehoben seien. Herr Bertram bittet die Anwesenden, sich von den Plätzen zu erheben und damit den Dank an die Herren des Lokalkomitees abzutragen für die mühevolle und umsichtige Leitung bis heute. Es wird der Bitte Folge geleistet. Herr Bertram schliesst die Versammlung 101/, Uhr. Herr Laue nimmt noch das Wort, um dem jungen Verein die besten Wünsche mit auf den Weg zu geben und ihm ein langes Leben zu wünschen, und bittet, den Verein hoch leben zu lassen. Die Mehrzahl der Anwesenden blieben noch zum privaten Meinungs-Austausch zusammen. Der erste Schritt, welchen der Vorstand zu unternehmen beschloss, besteht in der Aufforderung an die hiesigen Detailgeschäfte, an den Sonntag- Nachmittagen im Sommer die Geschäfte zu schliessen. Ein sofort in Umlauf gesetztes Rundschreiben findet bei den Anwesenden fast ausnahmslos unterschrift liche Zustimmung. Eduard Bayer, Schriftführer. Aum. d. Red. Wir können diesen erfreulichen Belicht durch die Mittheilung ergänzen, dass der junge Zweigverein in voriger Woche schon 30 Mitglieder zählte. Da die am 28. Mai gefassten Beschlüsse noch abgeändert werden können, solange die Satzungen des Vereins nicht endgültig beschlossen und (nach § 13 der Satzungen) vom Vorstand des Schutzvereins genehmigt sind, so erlauben wir uns, auf die Erfahrungen des Berliner Zweig vereins aufmerksam zu machen. Dieser Verein hatte sich bei der Gründung „Verein Berliner Papier- und Schreibwaaren-Interessenten" ge nannt. um damit in deutsch gründlicher Weise anzugeben, welche Geschäfte zur Aufnahme ge eignet sind. Es ergab sich aber, dass beinahe Niemand den langen Namen richtig behalten konnte und dass er kurz und bündig stets als Papier-Verein bezeichnet wurde. Der Verein sah sich dadurch veranlasst, den Namen in „Papier-Verein Berlin“ umzuändern, ebenso der Leipziger in „Papier-Verein Leipzig.“ Die ge naue Abgrenzung des Zweigvereins durch geographische Angaben erscheint ebenso miss lich, wie die der zulässigen Geschäfte, weil