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PAPIER-ZEITUNG. 655 Nr18 Grossisten — den Versammlungen meistens fern geblieben sei, so bedauere er dies sehr; zum Theil beruhe es, wie er nicht unerwähnt lassen wolle, auf einer missverständlichen Aus legung einer, in der konstituirenden Versamm lung im vorigen Jahre gefallenen Aeusserung eines Mitgliedes, dem in der Hitze des Gefechts das Wort: .Detaillisten-Verein“ entfallen sei. Er wolle und müsse hier ausdrücklich kon- statiren, dass der Verein kein Detaillisten- Verein, sondern ein allgemeiner Papier-Fach- Verein sei, und zwar der einzige Berlins, dem nach Statut und Bestrebungen alle Fachgenossen, gleichviel ob Detaillisten, Grossisten oder- Fabri kanten wie sie die Mitglieder • Eiste ja auch vielfach aufweist — willkommen seien! Wenn besondere Wünsche der Gross - Häuser nur vereinzelt auf den Tagesordnungen etc. erschienen seien, so läge dies daran, dass solche nicht geäussert wurden; dagegen sei es vor gekommen, dass man vorgezogen habe, für eine oder andere Frage vorübergehende Ver einigungen zu bilden, um jene über den Kopf des Vereins hinweg selbständig zum Austrag zu bringen. Derartiges Vorgehen sei aber ent schieden zu missbilligen. Abgesehen davon, dass der Verein bei geschlossenem Vorgehen energischer aufzutreten vermöge und dadurch stetig an Ansehen und Einfluss gewinnen müsse, schädige man durch das entgegengesetzte Auf treten nicht nur den Verein und dessen Be deutung, sondern alle Fachgenossen, indem man es ihnen erschwere, als repräsentative Gemein schaft im gegebenen Falle mit Nachdruck auf zutreten. Dies könne jedoch bei dieser oder jener Gelegenheit einmal schwer empfunden werden, und Redner bittet desshalb, den guten Absichten der Vereinigung in allen Kreisen des Faches Vertrauen zu schenken und solches durch zahlreichen Beitritt zum Verein zu be- thätigen. 3. Die beantragte Decharge wurde einstim mig ortheilt. 4. Als Kassen-Revisoren für das nächste Jahr werden wiederum Herr E. Schartiger und Herr J. Schaal durch Akklamation gewählt. 5. Kin vom Vorstände auf Grund vielfach geäusserter Wünsche eingebrachter Antrag, den bisherigen, etwas sehr langathmigen Titel des Vereins abzuändern in: „Papier-Verein Berlin 44 wird einstimmig angenommen. — Ebenso ein von demselben eingebrachter Antrag auf Aen- derung des § 4 der Statuten, zwecks Klärung des Beitrags-Verhältnisses derjenigen Mitglieder, welche zugleich Mitglieder des Schutz-Vereins sind; der genannte Paragraph lautet nunmehr, nach erfolgtem Zusatz der gesperrt gedruckten Worte: .Jedes Mitglied hat einen jährlichen Beitrag „von 5 M pränumerando zu zahlen, mit Aus- .nähme der Mitglieder des Schutz-Ver- „eins für den Papier-und Schreib waaren- .handel; dies Mitglieder zahlen nur .ihren Beitrag an den Schutz-Verein, und .giebt dieser den in seinerGeneral-Ver- .Sammlung festzusetzenden Thei 1 davon .an den Lokal-Verein ab.“ Weitere Anträge auf Statuten - Aenderungen waren nicht eingegangen. 6. Der Herr Vorsitzende macht darauf auf merksam, dass die Mitglieder des Berliner Ver- eins auch zugleich, und zwar ohne jeden wei teren Beitrag, an den Schutz-Verein für den Papier- und Schreibwaarenhandel die gleichen Ahrechte haben, wie dessen eigene Mitglieder — mit alleiniger Ausnahme, dass sie nicht andern Listen-Austausch über schlechte Zahler Theil nehmen; ebenso betone er besonders, dass den diesseitigen Mitgliedern das Recht zustehe, u. A. auch für ihr Personal die Anerkennungs diplome des Schutz - Vereins für langjährige, treue Dienste zu beantragen, — sowie, dass ihnen auch das Auskunfts - Büreau des Schutz- Vereins unter denselben günstigen Bedingungen zur Verfügung stehe, wie dessen Mitgliedern (siehe darüber die Ausführungs-Bestimmungen zu unserem Statut). Infolge dessen habe der Verein das Recht, zu den alljährlichen General- Versammlungen des Schutz -Vereins einen De- putirten zu entsenden; dieses im Interesse des Berliner Vereins wahrzunehmen, könne er nur warm empfehlen. Die Versammlung erklärt sich damit einverstanden. 7. Obigem Beschluss entsprechend werden Vorschläge für die Person des zu entsendenden Vertreters erbeten, wobei der Herr Vorsitzende ausdrücklich bemerkt, dass jedes Mitglied des Vereins wählbar sei. Nachdem mehrere der vorgeschlagenen Herren erklärten, an der am 15. Mai er. in Hannover stattfindenden General- Versammlung ohnehin Theil nehmen zu wollen, weist Herr Tetzer darauf hin, dass den Inter essen des Vereins mit einer möglichst zahl reichen Vertretung nur gedient sein könne, und empfiehlt desshalb, von der Entsendung eines offiziellen Vertreters nicht abzusehen. Der in Vorschlag gebrachte erste Schriftführer, Armand Lamm, wird von der Versammlung ein stimmig als Deputirter des Vereins für die diesjährige General-Versammlung gewählt; der selbe dankt für das ihm bewiesene Vertrauen und spricht die Hoffnung aus, die ihm durch seine Protokoll - Führung ermöglichte genaue Kenntniss der Vereins - Angelegenheiten zum Besten des Vereins verwerthen zu können. — Nachdem die Versammlung noch beschliesst, dem jedesmaligen Deputirten freie Eisenbahn- fahrt zu gewähren, erstattet Herr Loewenhain (8.) einen kurzen Bericht über das stattgehabte Stiftungsfest des Vereins, sowie (9.) über einen Antrag der Berliner Packetfahrt • Gesellschaft, welche sich zur Beförderung der Packete der Vereins-Mitglieder zu einem ermässigten Preise erboten hatte. Die Versammlung beauftragt indess den Vorstand mit weiteren Verhandlun gen in dieser Sache, da die angebotenen Vor theile nicht günstig genug erschienen. 10. Herr Carl Hofmann berichtet über eine am 16. April er. stattgefundene Sitzung einer gemischten Kommission, aus Vertretern der Regierung und des Papierfaches bestehend. Derselbe beleuchtete die inzwischen in Nr. 17 der Papier - Zeitung eingehend mitgetheilten Verhandlungen, über welche die Entscheidung des Herrn Ministers noch aussteht. 11. Die zum Schluss vorgenommene Aus schüttung iles Fragekastens ergiebt eine grössere Anzahl eingegangener Anfragen, deren Beant wortung zum Theil recht lebhafte Besprechun gen veranlasst. — Ein u. a. von einem Mit- gliede angedeuteter Fall, in welchem die Ver käuferin eines hiesigen Geschäfts durch anhal tende Krankheit in die bitterste Noth gerathen ist, giebt Herrn J. Schaal Veranlassung, den Mitgliedern dringend den Beitritt des weib lichen Geschäftspersonals zu den Krankenkassen zu empfehlen. Nachdem der Herr Vorsitzende versprochen hatte, in einer der nächsten Ver sammlungen einen Vortrag über das Thema der Kranken-Versicherung zu halten; wurde für den in Rede stehenden Fall eine Sammlung eröff net, deren ansehnlicher Ertrag allgemeine Be friedigung hervorruft. Der Vorsitzende warnt jedoch davor, derartige Sammlungen zur Regel werden zu lassen, vielmehr lieber im Sinne des Vorredners, Herrn Schaal, bei Zeiten für das Personal Fürsorge zu treffen. Nachdem Herr Tetzer auf Anfrage noch erläutert, dass der Deputirte des Berliner Vereins für letzteren zwar in den Vorstands- Sitzungen des Schutz-Vereins Stimme habe, — in der General - Versammlung selbst aber nur die Anwesenden für sich, jedoch nicht der Verein als solcher stimmberechtigt sei, — theilt derselbe noch mit, dass die durch das Ableben des Herrn Adolph Engel sen. vor Kurzem ausgefallene Besichtigung der be treffenden Fabrik-Anlagen nunmehr in nächster Zeit stattfinden dürfe. Ausserdem sei für die nächste Zukunft noch die Besichtigung der Reichsdruckerei in Aussicht genommen; für | beide Anlagen könne er den Mitgliedern nur regste Betheiligung empfehlen. Nach einem dreifachen Hoch auf das Wachsen, Blühen und Gedeihen des Papier-Vereins Berlin, in welches die Anwesenden hoffnungsfreudig einstimmen, schliesst der Herr Vorsitzende die erste General-Versammlung des Vereins Nachts '1^12 Uhr. Armand Lamm, Schriftführer. Mitscherlich-Patentstreit. In voriger Nr., Seite 619, Zeile 18 v. u., lies: »advokatorische« statt »acerbatorische,« —y— Bildung der Arbeiter. Die verschiedensten Staatsbehörden haben schon die Errichtung von Schulen zur Ausbil dung von Lehrlingen und Gehilfen versucht, jedoch meistens ohne den gewünschten Erfolg. Entweder wurden nicht die richtigen Unter richts-Gegenstände. oder keine geeigneten Lehr kräfte, oder nicht die geeignete Schulzeit dafür gewählt, und das Vertrauen der Betheiligten nicht errungen. Der Direktor der Berliner Handwerkerschule, Herr O. Jessen, der mit aufopfernder Lust und Liebe die Fähigkeit und Sachkenntniss zur Organisirung solcher Schulen verbindet, hat wesentlich dazu mitgewirkt, dass diese schwie rige Aufgabe jetzt in der Hauptsache als ge löst betrachtet werden kann. Er wurde zu erst in Hamburg 1865 mit der Errichtung einer Handwerkerschule betraut, in der hauptsächlich Zeichnen, Modelliren, Malen, Rechnen, Mathe matik, Physik, Buchführung in den Abendstun den von 7—9 und Sonntag vormittags von 8—12 gelehrt wurden. Dass dies in zweck mässiger Weise geschah, beweist der Erfolg; die Schule hatte bald über 1000, nach 12 Jahren 1800 Schüler und erregte auch die Aufmerk samkeit der preussischen Behörden. Es gelang dem Kultusministerium und den städtischen Behörden, den verdienten Mann nach Berlin zu berufen, wo er seit 5 Jahren einer gleichen Handwerkerschule als Direktor vorsteht. Auch hier ist seine Thätigkeit von demselben Erfolg gekrönt, die Schule hatte im Winterhalbjahre schon nahezu 1400 Schüler, und deren Zahl wächst fortwährend. Wir glauben, annehmen zu dürfen, dass das erprobte Organisations-Talent des Herrn Direktors Jessen zur Errichtung derartiger Schulen über das ganze Land verwendet werden soll, und dürfen uns davon für die deutsche Erwerbs- Thätigkeit die besten Früchte versprechen. Je höhere Ausbildung unsere Arbeiter erlangen, desto Besseres wird unsere Industrie zu leisten im Stande sein, desto mehr werden sich auch die Arbeiter auf ihre eigene Kraft und Fähig keit verlassen und sich nicht mit Lösung unmöglicher sozialpolitischer Probleme befassen. Kollergang. M. Vucreuil will nach dem Moniteur de la Papeterie die Schwierigkeit beseitigen, dass sich die Papierrohstoffe im Kollergang in eine elastische Masse verwandeln, die den Mahl steinen grossen Widerstand entgegensetzt und die Leistung vermindert. Er lässt zu diesem Zweck unter dem Stein Wasser eintreten und nimmt die Umfassungs wand 70 bis 80 anstatt wie bisher 15 bis 20 cm hoch. Die senkrechte Welle schützt er durch einen cylindrisch- konischen Mantel und kann, da die Masse leichter bewegbar ist, die üblichen Rechen durch Bürsten ersetzen, • welche den Stoff unter die Steine schieben. Er will dadurch bessere Mahlung erzielen und die Leistungsfähigkeit aufs 3 bis 4fache steigern.