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626 PAPIER-ZEITUNG. N:17 Druck-Industrie. Unter dieser Ueberschrift bringen wir Artikel und Mit- theilungen, welche sich auf die vervielfältigenden Künste: Buch-, Stein-, Kupfer-, Licht- etc. -Druck beziehen. Sachliche Mittheilungen finden stets kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter angemessene Bezahlung. Lithographischer Druck und Um druck auf Zinkplatten! Wir haben mehrfach (wie z. B. in Nr. 15) Notizen über die zunehmende Verbreitung und hohe Bedeutung dieser Neuerung in Senefelder’s Kunst gebracht, möchten aber gerne aus der Feder eines in der Praxis derselben erfahre nen Fachmannes eine Abhandlung über die dabei zu beobachtenden Kegeln und Verfahrens vortheile veröffentlichen. Angebote von Aufsätzen nach dieser (und anderer) Richtung, unter Angabe desgewünschten Honorars, sind uns willkommen. Schöne Holzstiche in Prachtdruck enthält die Neue Folge der Bildermappen zu Schorer's Familienblatt. („Imperial"-Serie.) Diese Bilder sind auf werth- vollem ungeleimtem, weichem Papier in Kupfer druckweise mit eingepresstem Plattenrand her gestellt. Die erste diesjährige Lieferung zeigt je einen Stich von R. Bong und von Th. Knesing, nach Gemälden von Hans Dahl und Karl Gebhardt. Die Stiche sind der im .Familienblatt“ erscheinenden Reihe doppel seitiger Vollbilder entnommen, zeigen sich aber — abgesehen von der bekannten mei sterhaften Arbeit auf dem Holze — um so viel reiner und edler in der hier gegebenen Ausstattung, als im Journalgewand, dass es sehr wohl lohnt, dieselben etwa noch neben dem „Familienblatt“ zu besitzen. (Die Ver gleichung der beiderlei Drucke: dieser Kunst blätter und der Journalbilder, liefert einen treff lichen Beleg zu unseren Ausführungen über „die künstlerische Bedeutung des Holzschnittdrucks“ in Nr. 37 v. Jahrgs.) Doch ist die eigenartig prächtige Wirkung dieser Blätter nicht allein auf Rechnung des vollendeten Drucks (von Julius Sittenfeld in Berlin) zu setzen, sondern auch mit auf die der übrigen Ausstattung, d. h. der Verwendungs- und Behandlungsweise des Papiers. Dass das weiche, poröse, also sehr druck- und farb empfangsfähige Papier ebenso seinen Theil als Grundstoff zum Gelingen des Druckes bei tragen muss, wie die gewählte sattschwarze, gut vertheilungs- und deckfähige Farbe, ist selbstverständlich. (Die Qualität der Letzteren liesse sich noch um einen geringen Grad steigern.) Ausserdem aber sind hier mit gelungener Fein heit noch verschiedene Kunstgriffe angewandt, um den vorbesagten Eindruck der „Kupferdruck manier“ hervorzurufen. Dieselben bestehen vor allem in der Zugabe eines imposanten weissen Randes (Stockgrösse: 23} x 36; Papier: ca. 40} X 59} cm). Dann aber ist dieser Rand noch weiter wirksam ausgebildet, indem das ungeglättete Papier aussen seine volle bütten artige Rauhheit zeigt, während in Grösse von 29 X 42J eine Tonplatte mit schwach gerundeten Ecken, in merklich starker Tiefprägung, blind aufgedruckt ist und so den für den Stich bestimmten Innenraum völlig glättet. Dadurch erhält das mit scharfem Rand rechtlinig ab schneidende gedruckte Bild einen doppelten Rahmen: den ca. 3 cm breiten geglätteten, tiefliegenden Streifen zwischen Stichgrenze und Blindtonplattenrand, und ausserhalb den an den Seiten etwa 6, oben und unten etwa 8 cm be tragenden Rahmen der ursprünglichen rauhen Papierfläche. Hierzu tritt noch geeignete Signatur u. s. w., so dass das Ganze — sei es für die Mappe oder hinter Glas — ganz in der herkömmlichen und wohlerprobten Weise der Metallsticii-Kunst- blätter zu wirken geeignet ist. Die ältere, ähnliche Schorer’sche Serie in Quart ist in 12 Lfgn. ä 3 Stichen, je mitpoet. Text (80 3 pr. Lfg.,9,60 kplt.) vollendet. Kunstvolle, preisgekrönte Mappe dazu: .4 6. Neuauflage findet nach Vergriff nicht mehr statt. Die jetzige (Imperial -) Serie kostet pr. Lfg. M 1.50. Ein merkwürdiges Quidproquo ist erwähnenswerth, das bei Abfassung des Bestell zettels zu derselben unterlief. Die oben er wähnten 2 Stiche stellen nämlich Folgendes dar: der Dahl'sche, im lustigen Genre eine Reihe Landkinder — Mädchen „auf der Eisbahn“ (sog. „Schlittern“ oder „Schleifen“); der Geb- hardt'sche im Gegensatz dazu eine tragische Historie — „Hero und Leander“. Lezteres Bild ist nun auf dem Bestellzettel mit der, allerdings stark sinnverwandten, Firma bezeichnet: „Romeo und Julia“! Der „Unternehmergewinn", welcher die Volkswirthe Lassalle’scher Rich tung nicht ruhig schlafen lässt, nimmt durch die jüngsten Vorgänge in den Druckgewerben des Auslandes sehr seltsame Gestalten an, öf ters die eines Totalverlustes des Anlage kapitals, oder wenigstens etwas dem ziemlich Nahekommendes. Zunächst betrachten wir Frankreich. Im Laufe weniger Monate sind in Paris fünf der grössten Druckerei - Unternehmungen dem Kon kurs verfallen: u. A. die grosse Ko-operativ- Anstalt der Arbeiter, worin Hunderte von be- theiligten Setzern und Druckern ihre sämmt- lichen Sparpfennige angelegt hatten — und nun gänzlich verloren haben; so die „Grande Im- primerie“, ein Aktienunternehmen von 10 Millio nen eingezahlten Kapitals, dessen Betriebsum fang aus der Thatsache zu ermessen ist, dass allein 12 tägliche Zeitungen daselbst gedruckt wurden. Die Anstalt wurde zu 1/20 ihres Kapi- talwerthes unter den Hammer gebracht, fand aber selbst dazu keinen Käufer, und musste schliesslich zu 1/40 des Anlagewerthes, nämlich zu 250,000 Fres., losgeschlagen werden. Nicht besser steht es im wirthschaftlichen Paradiese: Nordamerika. Die Wettbewerbung unter den grossen Tageszeitungen New-York's führte vor. Herbst zu einer Herabsetzung des Verkaufspreises (die amerik. Grossstadtzeitungen finden ihren grössten Absatz nämlich im Strassen verkauf) von 4 Cents (17 Pfg.) pro Nr. auf 2 Cts., seitens einiger der grössten: „Herald“, „World“, „Times“. Diese Preisherabsetzung, nebst der grossen Unternehmung des Mackay- Bennet-Kabels (vgl. Nr. 3 d. BL), sollen die Vermögenskräfte selbst des vielfachen Millionärs James Gordon Bennett jr., Eigenthümer des „Herald“, in bedenklichem Maasse angespannt haben; 57 Unterredakteure und Berichterstatter genannten Blattes wurden Anf. d. .1. an einem Tage plötzlich entlassen, und der für die auf gewandten Kosten zu niedrige Preis des Blattes soll angeblich nun auf 3 Cents gesetzt werden. Während aber der Konkurrenz-Nothstand den amerikanischen Zeitungskönig Bennett nur ernst lich peinigt, hat er mit Anfang d. J. dreien seiner Mitbewerber den Garaus gemacht. Die betr. Tagesblätter hiessen: „Truth“, „Dial“ und „Star“. Das erste ist eingegangen, nachdem es 900,000 Mark verschlungen hat. Das zweite war mit einem Aufwand von fast 1/4 Million gegründet, und wurde vom Gerichtsvollzieher um „siebenhundert“ (700!) Mk. verkauft. Das Dritte beschränkt sich jetzt auf wöchentliches Erscheinen, nachdem der vergebliche Versuch, es als Tagesblatt einzuführen, 31/4 Million gekostet hat. Dass bei solchen Vorgängen die Arbeiter (auch die nicht-betheiligten) ebenfalls schlecht fahren, ist begreiflich. Wie bei uns der Werk druck seit einer Reihe von Jahren vielfach aus den grossen Druckorten nach der Provinz wan derte, so zieht er sich jetzt auch von New-York dahin, wo billigere Löhne herrschen. Herabsetzungen der Letztem sind daher jetzt auch in den Hauptstädten an der Tagesordnung, 1 und die vormals fast unumschränkte Macht des amer. Setzerverbandes „Typographical Union“ muss sich vor den Thatsachen beugen. In der Tousey'sehen Werkdruckerei in New-York z. B. wurde kürzlich die Herabsetzung des Werk satzpreises von M. 1,70 auf M. 1,53 (für 1000 Gevierte Satzraum) mit einem theilweisen Streik beantwortet. Fünfzig Verbändler traten aus; am nächsten Tage waren die Regale wieder besetzt. Nach einer Schätzung der Zeitung „Sun“ sollen überhaupt 100,000 Leute aller Art in der Stadt New-York gegenwärtig beschäftigungslos sein. Danach kommt auf je 3 Angestellte ein Stellenloser. Das Trocknen der Farben. Einer unserer Abonnenten klagt in einem Privatbriefe an einen Fachgenossen, er habe, „trotz wiederholter Korrespondenz“ mit seinem Buchdruckfarb - Lieferanten (einer namhaften Firma!), — selbst ohne Rücksicht auf den Preis, — keine schwarze Druckfarbe erhalten können, die beim Schnellpressendruck auf Pergamentpapier rasch und völlig genug trocknet. Wir sind allerdings noch nicht in der Lage gewesen, mit genanntem Stoff nach der er wähnten Richtung Versuche anzustellen, finden es aber begreiflich, dass das fast porenlose Pergamentpapier die Farbe weit langsamer trocknen lässt, als ein gewöhnliches, faserfilzi ges Papier. Soweit die persönliche Erfahrung des Schrei- bers Ds. im Bedrucken wirklichen Perga mentes, sowie auch verschiedener schlecht- farbe-annehmender gestrichenen Papierarten, sich erstreckt, so bestätigt dieselbe lediglich das in unserer Nr. 15 unter „Klebrigkeit der Druckfarben“ Gesagte — und zwar in weiterer Anwendung auch auf einfarbigen Druck, sofern derselbe auf solch schlechter Trockenunterlage, wie die soeben genannten, erfolgt. Die dort gedachte reine Leinöl-Firniss-Farbe soll, behufs möglichst gründlicher Trock nung ohne Trockenmittel - Zusatz, fol gende Eigenschaften haben: 1. Grad des dazu verwendeten Firnisses, so stark wie die Ver- reibungs- und Auftragverhältnisse des Drucks (bezw. bei gestrichenen Papieren die Vorsicht gegen das „Rupfen“) es gestatten; 2. Belastung der Farbe mit dem Farbstoff, Russ, so voll wie — mit Rücksicht auf Reinheit des Drucks u. s. w. — statthaft. (Der Russ ist an sich das trefflichste natürliche Trockenmittel — besonders geglühter, und zwar am besten frisch geglühter.) Diese beiden Eigenschaften ermöglichen, bei verhältnissmässig magerm Einfärben den noch die geforderte Sattheit der Druckerschei nung. Je dünner aber die Farbschicht, desto leichter trocknet sie. Ferner ist zu bemerken: Je wärmer Papier, Farbe und Form, bezw. also der ganze Raum, in dem gedruckt wird, desto stärkere Farbe und magerer Auftrag derselben ist anwendbar; — desto leichter dringt die Farbe auch in’s Papier. Eine gewisse Begrenzung der Anwen dung dieses Satzes in der Praxis findet jedoch durch den erweichenden Einfluss der Wärme auf die Walzen statt. Wir bitten um gefl. Mittheilung der Erfah rungen unserer Leser auf diesem Gebiet! WollWaarenfabrik v. A. Schroeter in Einbeck (Hannover) 22355] liefert als Specialität: Rundtuche l Chassistuche für Buntpapier-, Tapeten- u. Spielkartenfa briken in bekannter düte zu billioem Preis«-.