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Start der Automobile auf dem Tempelhofer Feld bei Berlin. Vie PrinL-Veinrick-fakpt. Im Interesse der weiteren Entwick lung der deutschen Automobilindustrie, in welcher Hunderte von Millionen Ka pital investiert sind, war es notwendig, für die eingegangenen Herkomerfahrten einen entsprechenden Ersatz zu schaffen. Dieser Mühe hat sich Prinz Heinrich unterzogen, der ja selbst als Fahrer an der ersten Herkomerfahrt teilgenommen hat. Die Prinz-Heinrich-Fahrt nahm am Dienstag nach Pfingsten ihren Aus gang von Berlin. Unser Bild zeigt uns den Start der Automobile auf dem Tempelhofer Felde. Die Abfahrt er folgte in aller Frühe. Rauchwolken dampften zum Himmel und 129 Auto schätzung der Leistungen gelten folgende Verfügungen: Jeder Wagen erhält einen Unparteiischen, der für die Einhaltung der Satzungen und der behördlichen Vor schriften dem Arbeitsausschuß verant wortlich ist. Jeder Wagen ist während der Dauer der Fahrt mindestens mit drei erwachsenen Personen einschließlich des Unparteiischen zu besetzen. Bei den Schnelligkeitsprüfungen sind die Wagen mit vier erwachsenen Personen zu be setzen. Die eventuell fehlende vierte Per son ist durch bereit gehaltenen Ballast (70 Kilogramm) zu ersetzen. Der Fahrer kann die Führung seines Wagens vor übergehend unter seiner Verantwortung seinem Chauffeur oder einem anderen Insassen des Automobils übertragen, vorbei und überschüttete sie und ihre Insassen mit gräulichem Chausseestaub, der ihnen in die Augen, Nasenlöcher und Poren drang. Aber dagegen war nichts zu machen. Kein Protest war zu erheben. Man mußte es geduldig ertragen und Schutt und Asche mit ge falteten Händen, aber ergrimmten Her zens über sich ergehen lassen. Die Fahrt ging von Berlin nach Stettin, von Stettin nach Kiel, von Kiel nach Ham burg, von Hamburg nach Hannover, von Hannover nach Köln, von Köln nach Trier und von Trier nach Kob lenz. Als erster Preis war der be kannte „Prinz Heinrich-Preis" ange setzt. Es ist dies ein dreijähriger Wander preis, gegeben vom Prinzen Heinrich von Preußen. Der Wanderpreis geht in das Eigentum desjenigen über, der zweimal gesiegt hat; tritt dieser Fall nicht ein, so entscheidet unter den drei Siegern das Los. Außerdem waren noch eine ganze Reihe von Preisen für die diesjährige Fahrt gestiftet. Infolge der strengeren Bestimmung bei der Prinz-Heinrichfahrt sind glücklicherweise weniger und nur leichtere Unfälle zn verzeichnen als bei früheren Fahrten. Auf die Dauer freilich wird es sich doch nicht durchführen lassen, daß man der artige Wettfahrten auf öffentlichen Land straßen abhält, und die geplante Auto mobilrennbahn entspricht daher einem dringenden Bedürfnis. Bis zu ihrer Fertigstellung dürfte indessen noch eine geraume Zeit vergehen. jedoch nicht bei den Schnelligkeits prüfungen. Von den fonstigen Be stimmungen ist besonders hervorzuheben, daß das Vorbeifahren der Konkurrenten untereinander streng verboten war, das den Teilnehmern früherer Fahrten tat sächlich das Vergnügen stark beeinträchtigt hatte. Bei trocknen: Wetter befand man sich ständig in dichten Staubwolken, und wenn man glaubte, recht schnell zu fahren, war eigentümlicherweise immer noch einer da, der noch schneller fuhr. Dann passierte einem, der ganz schnell fuhr, irgend etwas an der Maschine oder den Pneumatiks. Er mußte stehen bleiben und reparieren. Dann aber sauste er wie ein Wahnsinniger los, um die verlorene Zeit wieder einzuholen. Er preschte bei den anderen Automobilen mobile schossen eins nach dein anderen los. Einzelne der Wagen sahen aus wie Torpedoboote, andere wie kleine Panzerschiffe. Die Bemannung bestand zumeist aus Offizieren der deutschen Armee, vorherrschend Kavallerie. Auch drei Damen nahmen an der Fahrt teil, Miß D. Levitt aus "London, Frau Ger trud Eisenmann aus Hamburg und Frau L. Sternberg aus Berlin. Alle drei haben bereits die vorjährige Herkomer- tour mitgemacht und sich als Automo bilistinnen glänzend bewährt. Miß Levitt und Frau Eisenmann befanden sich diesmal in Karosserien, welche mit einer überdeckten Badewanne große Aehn- lichkeit hatten. Für die teilnehmenden Wagen und Motoren sind ziemlich strenge Bestimmungen erlassen und für die Ab-