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1062 PAPIER-ZEITUNG. N". 48 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Abonnenten eingesandten Muster von Fabrikaten der Papier- u. Schreib- waaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bie ten, kostenfrei besprochen. Gummir- und Lackir-Machine. Die Firma Fr. Jänecke, Berlin SW., Lindenstrasse 20, hat vor Kurzem mehrere neue Gummir-Maschinen gebaut, von deren Construction wir hier eine Darstel lung geben. Fig. I zeigt die Maschine in der Ansicht, Fig. 2 ist ein Längsschnitt. Das Gum- miren geschieht in der Weise, dass der Bogen auf einem Cylinder gehalten wird und mit diesem eine halbe Umdrehung macht, während ein zwei ter, in den Gummi tauchender, Cylinder gegen den ersteren gedrückt wird und bei der Drehung den Gummi an das Papier abgiebt. etwas zu erleichtern, heben die Greifer den Bogen etwas von der Walze ab, so dass man ihn leicht fassen und entfernen kann. Zum Abnehmen des Ueberschusses an Gummi von dem Filz des Cylinders B dient eine Press walze E die mit dem Cylinder B rotirt; in glei cher Weise rollt auf dem gummirten Bogen eine Walze F, zur Entfernung der kleinen Blasen im aufgetragenen Gummi; sie vertheilt auch zugleich den Ueberzug von Gummi gleichmässig. Von der Walze F wird der Gummi durch ein mit Leder i bezogenes Abstreichmesser abgenommen. Der zur Verwendung kommende Gummi muss ziemlich stark sein, der Verbrauch davon ist je- I doch trotzdem gering, da die stark pressende | Walze F nur wenig auf dem Papier lässt. I Wollte man den Gummi so dünn, wie es bei der Fig. 1. A ist der Cylinder, der das Papier aufnimmt; er ist mit Gummifilz bekleidet und mit Greifern versehen; letztere sind so eingerichtet, dass sie alle zugleich oder auch einer nach dem anderen das Papier erfassen können, was für das Glatt halten des Bogens besonders dann von Wichtig keit ist, wenn das Papier etwas wellig war. . Die Walze B ist mit Filz bekleidet und taucht in den mit Gummi gefüllten Trog D (derselbe ist in Fig. 2 nur zum Theil dargestellt). Beide Walzen sind durch Zahnräder gekuppelt, damit sie gleichzeitig an der Drehbewegung Theil neh men. Links bei C ist der Anlegetisch, auf wel- chen der Bogen dicht bis an die Walze A gelegt wird. Sind die Greifer des Cylinders A bei C angekommen, so hebt sich der Tisch, giebt den Bogen ab und kehrt wieder zurück. Der Bogen passirt die Walzen und wird dann wieder auf der linken Seite abgelegt. Um diese Arbeit I Handarbeit; geschieht, verwenden, so würde die Gummischicht auf dem Papier nicht ausrei chend sein. Der Betrieb der Maschine kann von Hand oder durch irgend eine Kraft geschehen. Das Schwung rad mit Handkurbel und Los- und Festscheiben sitzen auf einer Vorgelegwelle, von der die Kraft mittelst Zahnräder auf den Greifercylinder über tragen wird. Ein starker Knabe oder Mädchen ist im Stande, die Maschine zu bewegen. Die Leistung ist ungetähr 6oo Bogen in der Stunde. In derselben Weise wie die Maschine zum Gummiren benutzt wird, kann sie auch zum Lacki- ren angewandt werden. Closetpapier wird jetzt von einer amerikani schen Papierfabrik in Taschenformat angefertigt und verpackt, so dass Jeder; es mit sich herum tragen kann. Die Bezeichnungen solcher Papiere als „prä- parirt,“ „imprägnirt," „medicated,“ dienen offen bar nur zur Reklame, da sie in der Regel kei nerlei fremde Stoffe enthalten. Das berühmte „medicated Star paper,“ welches das erste seiner Art war, wird aus reiner Jute in Dexter’s Papierfa brik in Windsor - Locks in Connecticut angefer tigt. Als wir Anfangs der 70er Jahre die Fa brik besuchten und die Arbeiter fragten, womit das Papier denn getränkt (medizinirt) werde, lachten sie uns aus. Das Papier wurde auch thatsächlch, wie es von der Maschine kam, zer schnitten und verpackt, ohne dass irgend etwas Anderes damit vorgenommen worden war. Die meisten Papierfabriken, welche auf dem von den Star - Mills eröffneten Gebiet concurriren wollten, hielten es für nöthig, ihrem Closet-Papier durch eine ähnliche Bezeichnung wie die ihres Vor bildes den Anschein zu geben, als ob es noch eine besondere medicinische Behandlung erfahren hätte. Es wäre um so wünschenswerther, dass dies amerikanische Vorgehen bei uns nicht nach geahmt würde, weil reines gutes Papier ohne Quacksalberei der Gesundheit am zuträglichsten ist. M. Deutsch’s Universal-Kalender 1881, Verlag der Artist. Anstalt von M. Deutsch in Budapest, zu beziehen von J. Bargou Söhne, Berlin SW., Lindenstrasse 35. Auf einer 30 cm hohen und 20 cm breiten Unterlage ist mit zwei Nägeln ein 16/22 cm grosser Abreisskalender dauerhaft be festigt. Derselbe enthält ein vollständiges Kalen darium für Tag, Woche, Monat und Jahr, Stem pel-Skalen, Münztabelle, Post- und Telegraphen tarif nebst Vorschriften und einen allgemeinen Verloosungskalender. Die Grösse der einzelnen Blätter ermöglicht, dass statt für jeden Tag nur für jede Woche ein Blatt erforderlich ist. Da durch wird der Block nicht zu stark; der ganze Kalender gewinnt an Dauerhaftigkeit, und man hat die Notizen stets für sieben Tage zugleich vor Augen. Die Unterlage besteht aus doppelter Pappe. Die untere Hälfte der rückseitigen Pappe ist nicht festgeklebt, lässt sich vielmehr aufklap pen und dient zum Aufstellen des Kalenders; zum Aufhängen ist derselbe noch mit einem Messingring versehen. Ein Jahreskalender deckt die ganze Rückseite. Der Verleger dürfte kaum hoffen, in Deutschland für derartige ungarische Fabrikate Absatz zu finden, wenn nicht schon sein Name andeutete, dass er mit dem wüsten Treiben der Herren Magyaren nicht übereinstim men kann.*) *) Die neusten Vorgänge in Ungarn haben leider zur Genüge bewiesen, dass wir keine Ver anlassung haben, die Magyaren als Freunde zu betrachten und wenn es noch eines Beleges be dürfte, so wäre er durch folgende Leistung eines leitenden ungarischen Blattes, des „Pesti Naplo,“ geliefert. Dasselbe schreibt noch im Jahr 1880: „Die feierliche Begehung des Sedantages ist eine blutige Beleidigung unserer französischen Gefühle, welche keinerlei Opportunitätspolitik aus unseren Herzen hinweg zu erläutern vermocht hat.“ Das Blatt freut sich, entdeckt, zu haben: „Ueberall glühen die Gemüther von ewigem und unauslösch lichem Hasse gegen die Deutschen. Der ganze amerikanische Continent widerhallt von diesem Hasse. Dieser in seiner Macht rohe, in seiner Knechtschaft hilflose, unfruchtbare Teutone hat nie die Sympathie der Welt besessen, ist ihrer auch nicht würdig. . . . Wir seufzen unter dem deutschen .Joche. Aber wir wollen ihre schwere ungestalte Hand ab schütteln und auf ihre grossen Füsse treten, wenn sie die selben auf das stellen, was uns gehört.“ Kein Mensch wird seinem Feind etwas ab kaufen oder ihm Geld leihen so lange er es vermeiden kann und jeder Deutsche, der Ehre im Leibe hat und sein Vaterland liebt, sollte sich schämen die Magyaren indirect zu unterstützen. Die „dummen Schwaben“ waren bisher gut genug, um das chronische Deficit des ungarischen Staats durch Abnahme seiner papiernen Zahlungsver sprechen zu decken, sie sollten sich jedoch er mannen und sowohl aus Selbstachtung wie aus eigenem Interesse die Schuldscheine dieses schlecht verwalteten Gemeinwesens veräussern. Die Zinsen seiner Goldrenten etc. werden mit dem eigenen Geld der Gläubiger bezahlt; wenn diese aber ein mal nicht mehr borgen, d. h. keine Anleihe- Papiere mehr kaufen, was dann?