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1010 PAPIER -ZEITUNG. N? 46 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Abonnenten eingesandten Muster von Fabrikaten der Papier- u. Schreib- waaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bie ten, kostenfrei besprochen. Glückliche Stunden der Kindheit ist der Titel eines soeben in C. Schtvager’s Kunstverlag in Dresden erschienenen Prachtwerkes, einer Samm lung von sechs reizenden (photolithographischen) Lichtdruckbildern in eleganter Mappe, Der Gegenstand, der, künstlerisch wie technisch vollendeten, Darstellung ist ein allerliebstes Schwes ternpaar, das wir hier bei ihren Beschäftigungen beobachten können; wir denken uns dabei in die ' haben muss, ersehen wir aus dem Bildchen der Umrahmung — die Trennung fallt Gästen wie Gastgebern nicht leicht. „Der Wunderknaul“ lässt uns, beide nahe an- einandergerückt und mit Aufmerksamkeit die Stricknadeln handhabend, nicht im Zweifel, dass die Schätze des Knauls recht bald an’s Tageslicht gefordert werden, aber die Arbeit trotzdem nicht weniger eigen sein wird. Das Schlussbild endlich „Gute Nacht“ stellt in rührender Treue dar, wie die beiden Schwestern, im Bette knieend, sich den Gutenacht-Kuss geben, | um dann vereint von den Freuden und Herrlich- I keiten des Tages zu träumen. | nach Europa gebracht, werden aber jetzt von der genannten Elberfelder Firma in Grossem ange fertigt. Dieselbe hat nämlich von der amerika nischen Gesellschaft die patentirten Maschinen und das alleinige Recht der Fabrikation in Deutsch land etc. erworben und ist seit mehreren Monaten in vollem Betrieb. Jahre der Kindheit zurückversetzt und verleben einen Tag in ihrer unmittelbaren Nähe. Das erste Bild, „Die Morgenwäsche“, von dem Nach ihrer Ausstattung und innerem Gehalt sind die Blätter kein Gegenstand für die Kinderstube , obwohl sie Kinderscenen dar- Die Amerikaner verwenden dazu meistens mit weissem Papier beklebte Strohpappe und nur aus nahmsweise Holzpappe, weil, wie uns scheint, die =—H9a der Morgenthau; das murmelnde Die Hahne auf g wir einen Holzschnitt in verkleinertem Maassstabe stellen, sondern sollten ihren Platz auf dem Tische haben, wo sie Damen oft Gelegen- ihrer Wasser macht munter. Die Wiedemann. I Drum eilen wir kleinen ! Mädchen, Sind wirnurkaum werden, sich mit Vergnügen das schnurrende Kätzchen hier wiedergeben, zeigt uns die Schwestern früh ' des Salons um 7 Uhr — der Kuckuck hat bereits sein Häus- heit geben ■ amerikanische (Pappel) Holzpappe zu leicht bricht, um die Pressung ohne Schaden zu ertragen. Da die deutschen Fichten - Holzpappen sich jedoch vorzüglich dazu eignen, so werden sie in Elberfeld allein zu den Schüsseln benützt und liefern so schönes Fabrikat, dass das amerikanische Mutter haus ernstlich damit umgeht, unsere gepressten Holzpappe-Schüsseln nach New-York einzuführen. Wenn sich die Schüsseln bei uns, wegen ihres für hiesige Verhältnisse ziemlich hohen Laden- ' preises yon t bis 2 Pfennig, auch erst in den besseren Geschäften eingebürgert haben, so ist ihnen doch damit sowie für Eisenbahn- und Aus stellungs-Restaurationen etc. ein grosses Feld er öffnet. Nach und nach werden sie wohl auch in | weiteren Kreisen Anerkennung finden, da der । Händler nichts dabei verliert, sondern sie mit der Waare auf die Waage setzt. Auf die Schüsseln wird überdies wie auf Düten jede beliebige Adress- । karte gedruckt. Die Papierdüten der Herren c. & R. Schmidt in | 1'dherfeldamA auf amerikanischen von N.F.A .Netzler I Nachf. in Flensburg gebauten Maschinen ange- fertigt und lassen kaum etwas zu wünschen übrig. । In den Ver. Staaten von Amerika ist diese sogen. „Union“-Maschine Eigenthum einer Gesellschaft, j die aus 5 oder 6 in New-York, Philadelphia, St. Louis, Chicago, Boston arbeitenden Firmen be steht und den dortigen Markt beherrscht. Trotz des grossen amerikanischen Erfolgs wollte ihre Einführung in Deutschland nicht in dem Maasse glücken, wie man hätte erwarten sollen. In Ame rika kennt man kaum ein anderes als das präch tige gemsfarbige Jute-Packpapier und Düten werden per Tausend verkauft, während die nach jeder Richtung verderbliche Unsitte des Papierverkaufs nach Gewicht bei uns leider auch auf das Düten- geschäft übertragen ist. Der Krämer will eine möglichst schwere und damit billige Düte, da er sie dem Käufer mit vorwiegt und es ihm genügt, wenn sie nicht zerreisst, so lange der Käufer in seinem Laden ist. Durch diese Sitte, die wir mit rechtem Namen Betrugsucht nennen müssen, ist es dahin gekommen, dass es in Deutschland Pack papiere in Masse giebt, die nur schwer und dick i sind, sich aber ihrer Brüchigkeit und geringen Festigkeit wegen gar nicht zu den Zwecken eignen, denen sie dienen sollen. Bei Einführung der Dütenmaschinen musste man eben geöffnet und steht im Begriff die Stunde zu rufen — bei der Toilette und später beim Morgen gebet. Die zweite Darstellung „Das Frühstück“ führt uns auf die Vortreppe des Gartenhauses, wo wir die Mädchen, nachdem sie vom eigenen Frühstück aufgestanden, den Hühnern und Tauben den Morgenschmaus bieten sehen; unterdess ist auch die Zeit in die Schule zu gehen herangekommen, und so erblicken wir sie Arm in Arm auf dem Wege dahin. Nachdem die Schule aus ist, ladet der Garten in voller Pracht zum Besuch ein und bietet die schönsten Blumen dar, erhält aber auch von den kleinen Gärtnerinnen dankbare Pflege; mit Blumen beladen kehren sie ins Haus zurück, — dies zeigt etwa das dritte Bild. Im vierten sehen wir eine kleine Kaffeegesell schaft; denn eine der Schwestern feiert heute ihren Geburtstag. Dass dieser viel Frohsinn erzeugt 'Kinderjahre zu erinnern, während Kindern der ' Einblick nur unter der Aufsicht der Mama ge- | stattet werden dürfte; Gross und Klein aber wer- t den in gleicher Weise ihre Freude daran haben. Ueber die Entstehung dieser Blätter mögen wir I noch mittheilen, dass sie nach vortrefflichen Pho tographien von M. Scheerer und II. Engler in Dresden, von denen auch die Zeichnungen zur Umrahmung eines jeden Bildes herrühren, auf Stein übertragen und von Rümmler & Jonas in Dresden gedruckt sind. Papier-Schüsseln und Düten. Vor Kurzem be richteten wir über Schüsseln zum Küchengebrauch, die sich sehr gut bewähren, heute liegen uns ge presste Schüsseln von C. & R. Schmidt in Elberfeld vor, die nur dazu dienen sollen gekaufte Gegen stände, wie Obst u. a. aus dem Laden nach Hause zu tragen, die also die Stelle von Düten vertreten. Diese Schüsseln wurden, wie unsere Leser wissen, zuerst von der Paper Novelty Co. in Chicago । natürlich das Papier verarbeiten, woraus die Düten t bisher gemacht waren, und es zeigte sich, dass diese Papiere zu schlecht waren, um die Arbeit der Maschinen auszuhalten — sie brachen fort- ' während. Die Arbeit der Maschinen musste daher i auf bessere Düten beschränkt werden, bis es ge- | lang, Papiersorten zu finden, die einestheils stark genug waren, um über die Maschinen zu laufen, und anderntheils billig genug, um den Verkauf nicht zu hindern. Von oben herunter, von den besten Sorten her, haben sich die Maschinendüten ihren Weg in’s Publikum gebahnt und werden, wenn auch langsam, doch unfehlbar, den Sieg über die Handarbeit davontragen. Es ist kaum denk bar, dass von Hand zu annähernd gleichem Preise Düten von der Vollkommenheit wie die „Union“- Düte mit ihrem flachen Boden hergestellt werden und der Umstand, dass kein zu schlechtes Papier dazu verwendet werden kann, wird ihr Vertrauen I und Freunde werben. Im allgemeinen Interesse I sowie besonders in dem der Papier-Industrie kön- J n J v C n I I b s e I J u