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Von der Nieder-Oesterreichischen Gewerbe-Ausstellung. Original-Bericht. Fortsetzung aus No. 37. Von der Viertelmillion Besucher, die bisher die Tourniquets passirt, werden wohl nur we nige die Maschinenhalle durchschritten haben, ohne längere Zeit der Typensetzmaschine des Ingenieurs Ignaz Brasch gewidmet zu haben. Es ist ein, selbst für den Laien, interessan tes Schauspiel, zu sehen, wie die Hand der Setzer, mit unbegreiflicher Raschheit über die Tasten hinfahrend, die Typen aus ihren Hülsen befreit, wie diese dann an einem sinnreich construirtem Steg dem Setzrahmen zugeführt werden und in die für sie in der Zeile be stimmte Stelle einspringen. Die österreichi schen Maschinenbauer dürfen stolz darauf sein, dass einer aus ihrer Mitte das Problem der Typensetzmaschine in so glänzender Weise gelöst hat. Eine Mehrzahl von Systemen wur den schon auf verschiedenen Ausstellungen exponirt, sie alle waren auch patentirt, aber keines hat sich in der Praxis bewährt. Und da her kam es, dass alle Buchdrucker der Setz maschine die Zukunft abgesprochen haben. Seitdem aber die hier ausgestellte Maschine in der Staatsdruckerei gearbeitet hat und trotz der nicht geschulten Setzer 8000 Buchstaben per Stunde durchschnittlich bewältigte (der Setzer in der Ausstellung erreicht 12—14,000 per Stunde), ist dieses Vorurtheil mit einem Schlage überwunden und haben bereits zwei grössere Druckereien Typensetzmaschinen bei Herrn Prasch bestellt. Eben bringen Wiener Blätter Nachricht von dem Beschlusse der Gemeinde Rieglern (Vo- ralberg) ihrem Sohne, dem Reformator der Schnellpresse, Leo Müller (geb. 1799, gest. 1844), das wohlverdiente Denkmal zu setzen. Der Name Müller wird in der Geschichte der Buchdruckerkunst fortleben: seine Schüler ar beiten noch heute im Geiste des Lehrers fort an der Verbesserung der Buchdruck-Schnell pressen. L. Kaiser (Lösersche Maschinenfabrik Wien III), der Lieblingsschüler des Meisters, der in Kürze seine fünthundertste Maschine montiren wird, hatte keinen Anlass, Neues zu exponiren. Seine Schnellpresse ist so be kannt, beliebt und anerkannt gut, dass es wohl ein Fehler wäre, wenn er an ihren Prin zipien rütteln wollte, und doch rastet Kaiser nicht. Immer ist er bemüht, seine Maschine zu verbessern, wie wir es an der ausgestellten sehen, die uns eine sehr praktische Verbesse rung am Farbzeug zeigt. Carl Neunburger Wien, Hernals, auch ein Schüler Müllers, hat eine Buchdruck- (Con- currenz-) Cylinder-Tretpresse ausgestellt, die sich durch leichten Gang auszeichnet. Josef Anger Wien, Hernals, Hauptstrasse 122, eine junge, aber sehr strebsame Firma, hat die Ausstellung reich beschickt. Eine lithographische und eine Buchdruck-Schnell presse, fünf Tigeldruckpressen, je eine Papier schneide- und Perforirmaschine fordern den Fachmann zur Kritik heraus. Die Ansichten über die Vor- und Nachtheile der einzelnen Systeme mögen wohl verschieden sein, allge mein aber wird anerkannt, dass Anger mit dem Fortschritt der Maschinenbaukunst gleichen Schritt hält, dass er zu seinen Erzeugnissen nur das beste Material und mit aller Sorgfalt. verarbeitet. Seine grosse lithographische Schnellpresse I ist in Thätigkeit; Häufler & Schmutterer dru cken auf ihr das prächtige Bild des Schützen festzuges in zwölf Farben und können trotz der grossen Sorgfalt, die sie der Ausführung des Bildes widmen, 3000 Druck im Tag fertig bringen. Ein glänzender Beweis für die Lei stungsfähigkeit dieser Maschine! Anger dürfte, nach seinen bisherigen Erfol gen zu schliessen, sehr bald die Führung der österreichischen Maschinenbauer übernehmen. G. Bernhardt’s Sohn Wien, Gaudenzdorf, be kannt durch seine vorzüglichen Tigeldruck pressen, hat äusser diesen Pressen verschie- | dener Systeme, auch eine exact gearbeitete Schneidemaschine und einen Dampfmotor von 3 Pferdekraft ausgestellt. Der aufrechtstehende Motor verdient Beachtung wegen seiner be deutenden Ersparnisse an Brennmaterial. Der in dieser Abtheilung befindliche Otto’sche Gasmotor von Langen & Wolf, Wien X. giebt immer wieder Anlass, auf die vorzügliche Art von Krafterzeugung im Vergleich zum System der Dampfmaschinen hinzuweisen. Durch das Wegfallen der kostspieligen und weitläufigen Feuerungs-Vorrichtung, durch die hiermit verbundenen und im Betriebe sich noch auffälliger gestaltende Ersparniss an Brennmaterial und Arbeitskraft erweist sich die Erfindung als eine, namentlich für Drucke reien höchst empfehlenswerthe und es er scheint die grosse Verbreitung, deren sie sich bereits heute erfreut, eine woblbegründete. Die unermüdlichen Maschinenbauer Jean- renaud & Co, Wien X, haben wieder eine Reihe neuer Hilfsmaschinen ausgestellt, wie Pack pressen, Papierschneide- und Bestossmaschinen, Pappendeckel- und Scheibenscheeren, die alle durch exacte Arbeit und vorzügliches Material befriedigen. Ihre dreiseitige Riesbeschneid- maschine, deren sinnreiche Construction all gemein Anerkennung findet, ist bereits in allen Papierfabriken, die feinere Stoffe erzeugen, ein- geführt. Hermann Karig, Wien V, und J. Bachrach, Wien, Wienstrasse 18, führen auch eine Reihe von Hilfsmaschinen, Numerateurs, Stampiglien, Perforir- und Monogramm-Pressen etc. vor, die aber keinen Anspruch auf Neuheit erheben. Von Schriftgiessereien haben die Ausstellung beschickt Carl Brendler, Wien VI, J. II. Rust und Co., Wien V, Poppelbaum & Bossow, Wien V, und Rudhard & Pollak, Wien II. Die Concurrenz in der Schriftgiesserei schafft I immer Neues — wenn auch nicht immer Schö nes —, da es aber beinahe unmöglich ist, I Schriften ohne Proben zu beurtheilen und zu besprechen, so beschränken wir uns darauf, zu sagen, dass die Wiener Sehriftgiesser bemüht sind, Neues und Schönes zu schaffen, dass ihnen dies oft gelingt und zuweilen misslingt. Sie arbeiten mit Erfolg, denn sie haben die ausländische Concurrenz unmöglich gemacht. Bis vor wenigen Jahren waren die österrei chischen Papierfabrikanten gezwungen, ihren Be darf in Metalltüchern und Egoutteurs (Sieb walzen) im Ausland zu decken, da bei uns die Metallwebe- und Flechterei eine vernach lässigte Industrie war. Nur Hutter & Schranz, K. K. Hof-Gitterstrickerei Wien IV. haben diese Industrie gepflegt, aber durch andere Artikel genügend beschäftigt, konnten sie für die Pa pierfabrikanten nur wenig arbeiten, bis sie sich entschlossen, ihr Etablissement bedeutend zu vergrössern und für die Erzeugung von Egoutteurs und Metalltüchern eine besondere Abtheilung zu errichten. Rasch wussten sie sich den österreichischen Markt zu erwerben uud haben heute schon die ausländische Con- crurenz ganz hinausgedrängt. In der Ausstel lung zeigen sie verschiedene Metallgewebe- und Geflechte, wie Gitter, Einzäumungen, meh rere Metalltücher in verschiedenen Drahtnum mern, Egoutteurs mit aufgenäthen und ausge schnittenen Wasserzeichen, sehr sauber ge arbeitet. Fortsetzung folgt. Z^Poppe&Wirth^ Special-6eschäf für [7213 Buchbinder-Calico hihi Leder-Imitationen. IMPO R r undFABR I K. Allein echte, patentirte, rühmlichst 8 V Eisen- Gallus Tinten. 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