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N? 39 PAPIER-ZEITUNG. 835 Ich verstehe ein solches Ansinnen, welches gegen den gesunden Menschenverstand geht, factisch nicht. Es ist nur ein einziger Fabrikant in Belgien, der Maschinenpappen von 4 bis 18 Unzen macht, es sind 5 Fabriken in Holland, 4 Fabriken in Ostfriesland und etwa noch 4 deutsche Fabriken, welche den englischen Markt mit Maschinenpappen versorgen, also im ganzen doch nur 14 Fabriken, welche, wenn sie sich einigen und statt 24 Stun den nur 12 —15 Stunden per Tag arbeiten lassen, um die Ueberproduktion zu beseitigen, es dann in der Hand haben, den Preis der dünnen Maschinen- Pappen sofort wieder auf F 9 zu erhöhen, wie es noch im Januar 1876 geschehen ist. Wenn dann diese Pappen nur soliden Häusern in die Hand gegeben werden, und die Agenten nicht jeden boxmaker besuchen, so können die Händler sofort E 10 bis 8 11 per Tonne machen (ebenso gut wie früher) und beide, Händler und Fabrikant, verdienen dann etwas, während jetzt das ganze Geschäft ruinirt wird. Die Concurrenz in feinen dicken Pappen ist noch geringer, und beschränkt sich auf etwa acht Fabrikanten, denn die geringeren belgischen so genannten Wickelpappen können nicht zu allen Zwecken benutzt werden! Es bedarf also nur einer Einigung der Fabri kanten zum Zwecke der Beseitigung der Ueber produktion, und das Geschäft ist in kurzer Zeit wieder gesund, und auch viel nutzenbringender für die Händler! Uebrigens kosten gute dicke Pappen doch nicht 8 8, sondern ich habe erst vor wenigen Tagen noch 50000 Pfd. zu 8 8/17/6 frei Themse mit 2 pCt. abgewiesen, und noch kein Loth Strohpapier unter F 10 verkauft. Ich lasse hier in Jülich in diesem Augenblicke 1000 Ries mitteldickes Stroh papier zu 10, und dünne hiesige Maschinen- Strohpappen zu 8 9/10 für first rate Häuser ar beiten. Es bedarf also nur eines festens Willens der Fabrikanten, um lohnende Preise zu erzielen, und das einfache Mittel hierzu wäre: „Einschränkung der Produktion zur Beseitigung der Ueberproduktion!“ Dies liegt nicht im per sönlichen Interesse eines einzelnen, sondern im Interesse jedes vernünftigen Fabrikanten, der nicht arbeiten will, um sein Vermögen los zu werden, wie es bereits zwei Drittel aller früheren Stroh pappen- und Strohpapier-Fabrikanten bei sauerer Arbeit los geworden sind. Ich denke, man könnte doch das Geld auf angenehmere Weise ausgeben, als Strohpappen und Strohpapier für England mit Schaden zu fabriciren. Carl Eichhorn. Anni d. Red. Herr Eichhorn hat uns Ori ginal-Bestellbriefe eingesandt, aus denen her vorgeht, dass er die oben mitgetheilten Preise für die angegebenen Posten wirklich erhält. Weder für uns noch für den grössten Theil unserer Leser wäre, angesichts des Rufs und der Stellung des Herrn Eichhorn, ein solcher Nachweis nöthig gewesen und wurde derselbe vermuthlich nur geliefert um Zweifel oder Misstrauen seitens der Londoner Interessenten unmöglich zu machen. Herr Eichhorn hat den leider seltenen Muth, mit voller Unterschrift und öffentlich für die wichtigsten Lebensinteressen seiner engeren Fachgenossen zu kämpfen. Als einer der be deutendsten Fabrikanten seiner Artikel, erscheint er auch mehr als irgend ein anderer berufen, die Führung in dieser Angelegenheit zu über nehmen, wie allseitig durch seine wiederholte Wahl anerkannt wurde. Anderseits haben aber seine Genossen auch die Pflicht und das drin gendste Interesse, seine Bemühungen zu unter stützen, sowie seine Vorschläge offen und ehrlich auzunehmen. Ob es ihm jedoch gelingt oder nicht — der Dank und Beifall seiner Fachge nossen in weiterem Kreise ist seinem redlichen praktischen Streben gewiss! Holland’s billige Heizung. Mein Artikel über obigen Gegenstand in No. 35 der Papier-Zeitung ist in No. 28 eines neuen Fachblattes, der Eisen - Zeitung, abge druckt, aber begleitet von einigen Bemerkun gen, welche ich den Lesern der Papier-Zeitnng nicht vorenthalten möchte. Sie lauten: „Leider führt Herr Professor Lunge nur „theoretische Gesichtspunkte ins Feld; wir „wollen dieselben nicht bekriteln. Wenn wir aber „heute z. B. die ersten Nachrichten von der „Erfindung des Telephons erhielten, was liesse „sich theoretisch nicht alles gegen die Unmög- „lichkeit einer solchen Erfindung vorbringen. „Auch der Pulsometer ist eine Erfindung, „vor welcher jeder deutsche Polytechniker, der „seine volle (sic!) acht Semester studirt hat, „zweifellos zurückgeschreckt sein würde; wenn „aber der Herr Professor einen Blick auf un- „sere Spalten werfen will, so wird er sich „leicht überzeugen, dass nicht alles geschäft- „lich Verwerthbare der Billigung einer urgründ- „liehen Theorie unbedingt bedarf. Hierauf diene nur Folgendes: Erstens danke ich herzlichst für die Gross- muth, womit der betreffende Artikelschreiber meinen theoretischen Gesichtspunkt „nicht be kriteln will“; ich hätte es aber doch lieber ge sehen, wenn er nicht zu gleicher Zeit durch einige Redensarten den Schein erwecken wollte, als sei es mit diesem „theoretischen Gesichts punkte“ wirklich nicht weit her, und könne am Ende doch der Herr Dr. Holland in sieg bewusster Praxis darüber hinwegspazieren. Zweitens bestreite ich positiv, dass irgend ein „Theoretiker“, dessen Meinung einen Pfiffer ling werth ist, je die Unmöglichkeit der Er findung des Telephons oder des Pulsometers behauptet habe. Dass Polytechniker im ach ten Semester noch nicht alles wissen, weiss Niemand besser, als ihre Lehrer, und dass diese unfehlbar seien, haben sie nie behauptet. Weder ich noch sonst Jemand braucht erst die Spalten der nagelneuen Eisen-Zeitung zu consultiren, um sich zu überzeugen, dass viele Erfindungen gemacht werden, welche die Theorie nicht nur nicht vorausgesehen hat, sondern welche sie sogar Mühe hat, auch nur nachträg lich zu erklären; hin und wieder ist wohl auch eine Theorie durch neuere Erfindungen ganz umgestürzt worden. Aber wenn wir näher zusehen (wozu man freilich von der Sache etwas verstehen muss), so finden wir immer, dass dies Theorien waren, welche auf unzulänglich bewiesenen, oft theilweise nur hypothesischen Voraussetzungen beruhten. Keine Wissenschaft kann solcher Theorien als vorläufiger entrathen; aber man ist stets bereit sie zu modificiren oder selbst ganz aufzugeben, wenn sie durch neu gewonnene Erfahrungen unhaltbar werden. Wenn aber Jemand dieses in eine Linie stellt mit Versündigungen gegen das erste Grundgesetz der Naturwissenschaft, das von der Erhaltung der Kraft, so beweist er nur, dass er mit den allerersten Elementen der Physik unbekannt ist, dass er also noch nicht einmal auf dem Standpunkt eines Poly technikers im ersten Semester steht. Es thut mir leid, dass so etwas auch in Deutschland unter den Herausgebern von Fachschriften vor kommt — hoffentlich nur ganz vereinzelt Mich etwa auf weitere Polemik mit solchen Herren einzulassen, könnte mir nur einfallen, wenn sie wissenschaftlichen Gründen andere Gründe derselben Art oder auch verbürgte und wirklich einschlägige Thatsachen entgegensetzen könnten; damit hat es aber gerade bei ihnen gute Wege. Zürich, 13. September 1880. Dr. G. Lunge. Bei einer Wohlthat untersuche man nie, ob sie auch eine Schattenseite hat. Blicke, Worte und Handlungen sind die Buchstaben, aus welchen wir den Charakter eines Menschen lesen können. Der Vollständigkeit wegen fügen wir die Ab bildung und Beschreibung eines für die j Holland’sche Heizung eingerichteten Ofens vor, i wie wir sie in der „Eisen-Zeitung'' finden: I Die Skizze stellt einen gewöhnlichen Herd dar. An der Feuerstelle befindet sich eine kastenförmige Retorte, die durch eine Längs scheidewand im Innern in zwei Abtheilungen getheilt ist. In jede führt von aussen ein Rohr; das rechte leitet Wasser, das linke Naphta zu. Macht man nun in dem kleinen Kasten unter der Retorte zum Anheizen ein kleines Petro leumfeuer, so wird der entwickelte Naphtadampf in einen Ringbrenner unter die Retorte geführt und verbrennt hier; das andere Rohr leitet Wasserdampf zu. Beide Gase, vermischen sich und die Zersetzung des Wassers tritt, wie früher beschrieben, angeblich ein. Wasser und Naphta werden der Retorte, die also eine kleine Gasfabrik darstellt, aus höher gelegenen, etwa an der Decke angebrachten Behältern zugeführt. Die Röhren gehen, wie die Skizze andeutet, nur nach unten um den Raum nicht zu behindern. Hähne und im Inneren der Rohre angebrachtes Drahtnetz be wirken die Regulirung des Zuflusses, aber auch der zu erzeugenden Hitze. Solche Oefen sind in den Lokalitäten der New York Heat, Light & Power Co., welche Eignerin der Patente des Dr. C. Holland ist, in Vesey - Street, New York, im Betrieb und arbeiten, nach dem was die Companie darüber verlauten lässt, ökonomisch. Auf dieselbe Weise wird auch Petroleumgas zu Beleuchtungs zwecken im Haushalt erzeugt. Leider liegen uns Ziffern für den ökonomischen Betrieb bis zur Stunde noch nicht vor. Die Buchbinderei auf der Ausstellung in Sydney. Einem längeren Artikel der The Sydney Mail über die „Buchbinderei als Kunst“ entnehmen wir folgenden anerkennenden Satz: Obwohl wir die praktischen Exemplare der Buchbindekunst aus früherer Zeit in der öster reichischen Abtheilung nicht finden, so sehen wir doch viele schöne Muster in der deutschen Abtheilung. Ohne übermässig theuer zu sein, besitzen dieselben ein glänzendes Aeussere und bestehen hauptsächlich aus Leder. In der Kunst, die man als „ornamentale Lederarbeit jeder Art“ bezeichnen könnte, stehen die Deut schen thatsächlich unerreicht da, und es ist nur zu bedauern, dass ihrer Ausstellung von Buchbinderwaaren kein besserer und zugäng licherer Platz angewiesen wurde, als die süd westliche Gallerie des Gebäudes, wo sie der Aufmerksamkeit derer entgehen musste, die an deren Betrachtung und Studium das meiste Interresse hatten.