Volltext Seite (XML)
784 PAPIER-ZEITUNG. N: 37 und Strohpapier, wenn man täglich neue Waaren hinzu fabrizirt. Der Artikel gebraucht seines grossen Volumens wegen sehr viel Lagerraum, und der Fabrikant gebraucht seine Gelder. — Welches ist aber der eigentliche wahre Zweck dieser Ver einbarungen? Wie immer scheinen einige der Herren Fabrikanten ihre persönlichen Interessen dabei zu haben. Eine grosse Menge der Herren unterzeichneten diesen Beschluss lediglich, da sie anwesend waren, denn sie hatten nie die Absicht, mit den Artikeln in England zu concurriren, und ihre Unterschrift konnte also blos eine allgemeine Demonstration bezwecken. Der eine oder der an dere anwesende Fabrikant hatte aber vielleicht seine Contracte für 6 Monate in der Tasche und konnte sich gemüthlich die Hände reiben, wenn die in England noch nicht eingeführten Herren einen Beschluss unterzeichneten, der sie einst weilen von dem hiesigen Markte ganz ausschloss. Gelbes Strohpapier kann man kaufen zu & 8, 12 s 6 per Ion franco Temse 21/2 pCt. und 3 Monat Tratte. Wie ist das möglich, wenn eine Vereinigung existirt, nicht unter E 10 zu verkaufen? Die Zeit der Wunder ist anscheinend noch nicht vorüber! —T— Preise für Entwürfe. Seitdem Max Krause, Berlin, in No. 16 der Papier-Zeitung, Jahrgang 1879, Preise für Entwürfe zur Papier-Ausstat tung ausgeschrieben hatte, folgte ihm Prang in Boston vor Kurzem auf dieser Bahn. Für Prang & Co.’s Preise von 2000 Dollar waren mehrere hundert Bewerbungen eingelaufen, die zu einer öffentlichen Ausstellung in New- York vereinigt wurden. Jetzt hat Raphael Tuck in London 14 Preise im Gesammtbetrag von £ 500 (10 000 Mk) für Entwürfe zu Neujahrskarten ausgeschrieben. Die Namen der drei Preisrichter sind bekannt gemacht, der erste Preis ist £ 100, der letzte £ 20 — und die Entwürfe werden am 5. Ok tober in der Dudley Gallery öffentlich aus gestellt. Füllfeder-Fabrikation. Die Fabrikation der sogenannten Mac Kinnon Feder (Stylographic pen) scheint in Amerika mit grossem Schwung betrieben zu werden. (Vergl. No. 28 d. Pap.-Ztg.) Bekanntlich wird für die Halter dieser Füll federn neben Elfenbein oder Guttapercha auch viel Gold verbraucht. Bei jedem Guss weiden bis zu 6 Pfund 16 karätiges Gold in Stangen- form gegossen und dann nun zu Hülsen etc. weiter verarbeitet. Die Hülsen werden über Dorne zu verschiedenen Formen gebildet und die Gravirung mit Diamanten vollzogen. Der schwierigste Punkt in der Fabrikation ist aber bekanntlich die Herstellung der durchbohrten Iridiumspitze. Als Bohrer benutzt man einen spitzen Kupferdraht, dem scharfer Schmirgel 'zugeführt wird; und obwohl er 5000 Umdrehun gen in der Minute macht, sind nicht unter 15 Minuten zur Bohrung eines einzigen Loches erforderlich. Wunderbare japanische Farben. Ein Amerikaner hatte aus Japan einige Bücher mit von Hand ausgeführten Illustrationen bekommen, bei denen ihm zwei der angewandten Farben als besonders prächtig auffielen Er erkannte sofort, dass die Japaner offenbar in Beziehung auf Farben Geheimnisse haben, deren Kenntniss Nutzen bringen könnte und schrieb an seinen Freund in Japan, damit dieser bei dem Buchmacher in Japan Näheres ermittle. Der Freund unterzog sich dieser Aufgabe, machte ausfindig, aus welchem Geschäfte die zu den Illustrationen benutzten Farben bezogen waren, und erfuhr dort, dass die eine der be sonders schönen Farben aus Basel, die andere aus den Ver. St. v. Amerika eingeführt war. Möglicher Weise waren sie in Deutschland fabricirt. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Abonnenten eingesandten Muster von Fabrikaten der Papier- u. Schreib- waaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bie ten, kostenfrei besprochen. Postkarten mit Sinnsprüchen liegen uns in io Exemplaren von F. O. Mylius in Leipzig vor. Der Umstand, dass viele Fabrikanten sich darauf werfen, scheint anzudeuten, dass Briefbogen und Karten mit zeitgemässen Vordrucken immer mehr Liebhaber finden. Von allen Seiten wird hierin für immer grössere Auswahl in ernsten und scherz haften Sprüchen gesorgt. Von den Mylius’schen Postkarten können wir sagen, dass sie aus bestem röthlich getöntem Carton geschnitten sind und in ihrer äusseren Erscheinung allen Anforderungen entsprechen, die an den Artikel gestellt werden können. Eine Seite trägt die Post-Adresse, auf der anderen finden sich in gutem roth und schwarzem Druck, kernige deutsche Sprüche wie: JI'er will, was er kann, Fängt nichts vergeblich an. Zum Rath weile, Zur Thal eile. Freund in der Noth und hinterm Rücken, Sind fürwahr zwei starke Rrücken und ähnliche. Als eine sehr lobenswerthe Neuerung ist der Umschlag hervorzulieben, worin sich die io Karten befinden, er besteht aus kräftigem Tauenpapier und trägt auf einer Seite die gedruckte Bezeich nung des Inhalts, während die andere mit einem farbenprächtigen hübschen Mädchen in National tracht geschmückt ist. Das Mädchen muss jedoch mit einer Mehrausgabe von io Pfennig erkauft werden — um so viel werden nämlich die Packete mit Bild theurei verkauft als solche ohne diese Zier. Eine sehr grosse .Auswahl von Post-Karten mit Vordruck hat uns F. Schröder in Breslau gesandt. Karten dieser Art sollen von F Schröder zuerst hergestellt worden sein und die Firma bemüht sich offenbar, durch Schaffung von Neuem fortwährend auf der Höhe zu bleiben. Das Durchlesen der reichen Auswahl dürfte manchen ernsten Geschäfts mann heiter stimmen und ihn zum Kaufen veran lassen. Wir müssen uns jedoch hier darauf be schränken, einige der poetischsten und eigenartig sten Aufschriften wiederzugeben: den 188 Ach wie ist's möglich dann Dass man so schweigen kann! — So still u'ar Moltke nicht, Du kleiner Bösewicht! — — — Ist es denn gar so schwer? — Schnell. — schick ein Briefchen her! Eine grosse Zahl Karten trägt in grossen Lettern Vordrucke wie: Da kennen Sie Buchholzen schlecht. Mensch ärgere mich nicht Du hist so weise als Du reizend hist und andere. Sie sollen etwa in der Weise benutzt werden, wie nachstehendes Beispiel zeigt: Du bist und bleibst mein Ideal, Das schwör’ ich Dir vieltausend Mal, Denn so weise mancher Grieche war, Der echten Liebe blieb er haar. Jeh lieb Dich mehr, als Du Dir denkst, Und hoff, das Du Dein Herz mir schenkst, Denn, dass Du reizend bist und schön, Weiss ich mein Herz! auf ll'icdersehn. Dein Richard K. Spiegel - Schiefer - Notizbücher werden von Dünkelsbühler & Co. in Nürnberg fabrizirt und als Spiegel- Schiefer-Notes verkauft. Damit dies Fabrikat nicht wie ihre früheren „Schiefer-Notes mit Bild“ von der Konkurrenz heruntergerissen werden könne, hat es die Firma gesetzlich schützen lassen. Es sind kleine in hübsch geprägtes Papier oder in Leder gebundene Notizbüchlein, mit mehreren Blättern künstlichen Schiefers im Innern, einem gewöhnlichen oder sogen. Patentstift in der seit lichen Oese, mit einem Spiegel auf einer und einem Kämmchen auf der anderen Aussenseite. | Die Neuerungen an dem Gegenstand bestehen aus dem Spiegel auf der Vorderseite, der je nach j Qualität aus gewöhnlichem dünnem Glas eingelegt oder als hübsch geschliffenes Oval aufgesetzt ist, sowie aus einem auf der Rückseite geborgenen Kämmchen. Da wohl Jedermann Notizbuch und Kämmchen bei sich führen will, so dürfte die Vereinigung dieser Dinge und die Zufügung eines Spiegels in solch praktischer Form viel Beifall und Käufer finden. Pariser Neuheiten. Steine mit aufgemalten Bildern, besonders mit Fischern, die ihre Boote flott machten, spielenden Mädchen und Strand- Scenen aller Art, waren viele Jahre lang in Paris Mode und dienten als Briefbeschwerer und drgl. Der jetzt berühmte Gavarni fing als Bemaler solcher Steine an und entdeckte dabei, dass er ein Künst- 1 1er sei. Diese alte Mode lebt wieder auf. Die belieb teste Form sind Paletten, auf welchen Figuren, Landschaften oder bunt gekleidete Gruppen am Strand so dargestellt sind, als ob sie eben mit den über dem Bilde noch sichtbaren Oel-Farbkuchen fertig gemacht wären. Die ringsum wie auf einer wirklichen Palette vertheilten Farbhäufchen sind dick aufgetragen, um möglichst natürlich auszu sehen, und manchmal geht von der vorherrschenden Farbe noch ein Strich direct von dem betreffenden Kuchen in das Bild, z. B. blau in den Himmel einer Landschaft. Andere, nur leicht hingeworfene, Oelbilder dieser Art sind in schwarze mit Gold verzierte Greque- Rahmen gefasst und mit diesen nur handgross. Mit wie wenig Mühe und Sorgfalt solche Bildchen hergestellt werden, kann man jeden Abend in einem Tingel- Tangel des Boulevard St. Michel sehen. Ein Maler, der sich charakteristisch genug den Namen Chiffony (Chiffons heisst Lumpen) bei legt, wirft dort vor dem Publikum in 5 Minuten ein solches Oelgemälde hin, welches dann unter den Zuschauern (die mit der Eintrittskarte eine Nummer erhalten) verloost wird. Von künstle rischem Standpunkt aus sind diese Machwerke unter aller Würde und höchstens gut genug, um zur Verzierung der Treppenwand an einer Stelle zu dienen, wo Niemand stehen bleibt. Die Franzosen zeichnen sehr gerne mit Kohle und Kreide, sie sind der Ansicht, dass sich durch Uebung damit eine leichte freie Hand, breiter Styl und Festigkeit herausbildet, dass sie ihre Entwürfe besser ausstudiren und die flüchtigsten Eindrücke festhalten können, ehe sie verschwunden sind. Um dieser Geschmacksrichtung entgegenzukommen, ge ben Bernard & Co. in Paris jetzt ein monatlich erscheinendes Blatt Le. Fusain (Die Reisskohle) heraus, welches in jeder Nummer zwei Kreide- Zeichnungen enthält, die den in diesem Zweig der Kunst gemachten Fortschritt bekunden sollen. Goldbrokat-Vorsatzpapiere der Actiengesellschaft für Buntpapier- und Leimfabrikation zu Aschafen burg liegen uns in einem netten Musterbuch vor. Bei’m Durchblättern des Heftchens wird man fast geblendet von der goldschimmernden Pracht der in Bronze und Farben gedruckten Muster, deren Beschreibung ebenso unmöglich ist, wie die der Erscheinungen im Kaleidoscop. Um persönliche Einsicht zu nehmen, haben die Interessenten nur an die Fabrik um ein Musterbuch zu schreiben und werden ohne Zweifel unter den etwa 40 Arten das Gewünschte finden. Wir müssen uns damit begnügen, zu bestätigen, dass die Muster hübsch sind und die Ausführung an Sauberkeit und satten Farben nichts zu wünschen übrig lässt. ] < t i 1 1 1 l 7 1 N ( a s 1. 2 1 s 1 1 1 1 < 1 i I c e a l s e \ S a F I d h } w w d u I I 0 d ( d d h d k d G d G 8 8