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558 PAPIER-ZEITUNG. N 27 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Abonnenten eingesandten Muster von Fabrikaten der Papier- u. Schreib- waaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bie ten, kostenfrei besprochen. Streifbänder mit Geschäftsanzeigen. Eine, amerikanische Druckerei fertigt aus sehr gutem glazirten Papier Streifbänder an, welche auf der Innenseite sowie auf der Hälfte, die nicht zur Aufschrift der Adresse benutzt wird, An zeigen tragen. Die Ausführung ist so anziehend, dass man nicht, wie gewöhnlich das-Band auf- reisst und in den Papierkorb wirft, sondern in den meisten Fällen der Versuchung es näher zu betrachten nicht widerstehen kann. Um diesen Eindruck noch zu verstärken, ist das Streifband auch mit einem gut gezeichneten Portrait oder ähnlichen Bild geziert. Doppel - Copirdinte von A. Hoerich^ Berlin, (Niederlage bei Heinlein & Richter, Oberwall- Strasse 5 Berlin) liegt uns in zwei Mustern, einem veichenblauschwarzem und einem tief schwarzem vor. Die ehern. Zusammensetzung dieser Dinten wird geheim gehalten, sie sollen sich jedoch durch leichte Flüssigkeit sowie da durch auszeichnen, dass sie von jedem Schimmel- ansatz frei bleiben und scharfe Copien liefern, während der Originalbrief stets klar und deut lich bleibt. Die tiefschwarze Doppel-Copirdinte soll sich besonders gut für Exporteure eignen weil sie zwei scharfe Copien von demselben Original giebt. Lampenschirme liegen uns aus der Luxus papier-Fabrik von Hohenstein &: Lange, Berlin C vor, welche gegen die in No. 37 des vorigen Jahrgangs beschriebenen erhebliche Fortschritte aufweisen. Nachstehend abgebildeter Lampenschirm zeigt auf .'■einen verschiedenen Feldern die beliebten schattirten Blumen, welche durch in den Car ton gemachte Einschnitte und dahinter ange brachtes farbiges Seidenpapier hervorgebracht werden. Bis vor Kurzem wurden solche Schirme von Hand ausgeführt, während 11. & L. die selben jetzt in zwei Grössen mittelst Maschinen herstellen und dadurch Massen-Erzeugung, so wie erheblich billigeren Preis ermöglichen. Wir vermuthen, dass die Blumen-Einschnitte jetzt ia der Wurfpresse eingestempelt werden und jeder Fachmann weiss, dass die Anfertigung der dazu nöthigen theuern Stempel nur bei sehr grossen Auflagen Nutzen bringen kann. Den Kaiserschirm, den wir beistehend noch mals abbilden, haben wir zwar schon im vorigen Jahre beschrieben, die neueren Muster zeichnen ; sich jedoch vor den früheren dadurch vortheil- haft aus, dass die Schirme auch ohne durch-1 scheinendes Licht, also auf nicht brennender i Lampe, eine Zierde für das Zimmer bilden. | Das gefaltete Papier ist nämlich auf der Aussen- j Seite hübsch und in Farbe bedruckt. Auch die früher beschriebene, beistehend gezeichnete, Augusta-Form ist unter Mithülfe der Lithographie wesentlich verschönert worden. Sie erscheint wie aus Bronze geformt, auf welcher ein Schleier von ächten Spitzen aus- ' gebreitet liegt Auch die frühere chinesische Form (faon chinois) ist, wie ein Vergleich der Zeichnung mit der früheren Abbildung ergiebt, wesentlich verbessert und verfeinert. Diese Sorte ist besonders dadurch sehr vortheilhaft für den Händler, dass er sie auch als Topf schleier (zur Umhüllung von Blumentöpfen) verkaufen kann. Die Firma fabricirt ausserdem Spitzenpapiere und macht besonders auf ihre sogen. Küehen- streifen aufmerksam, die sich bei unseren Haus frauen immer mehr Eingang verschaffen. Eine Küche, deren Bretter mit solchen Papierspitzen besteckt oder beklebt sind, gewinnt dadurch ein äusserst freundliches und reinliches Aus sehen. Abziehbilder von der Firma C. A. Pocher in Niiunberg liegen uns in einem sauber und geschmackvoll gezeichneten Carton vor. Auf die Herstellung dieser Bilder hat die Firma ein Deutsches Reichs-Patent, welches wir bereits auf Seite 442 des Jahrgangs 1879 be schrieben haben erhalten. Zum besseren Ver- ständniss wollen wir kurz Folgendes wieder holen. Früher war mit den Abziehbildern stets die Unannehmlichkeit verbunden, dass Theile oder Flecken des Klebestoffes, Lack, Gummi etc, mit dem sie auf einen Gegenstand gebracht werden, um das Bild herum stehen blieben, und die gute Wirkung sehr schädigten. Nach dem Pocher’schen Verfahren wird das Abziehbild selbst mit dem Bindemittel versehen und zwar nur innerhalb der Umrisse des Bildes, so dass beim Aufkleben keine Ränder oder überstehende Streifen sichtbar sind. Dies ge schieht auf zweierlei Weise; entweder werden die Bilder zuletzt mit einer Lacklösung bedruckt, oder auf die noch feuchte Farbe des Bildes wird feingestäubter Lack aufgesiebt. Der flüssige sowie feste Lack ist von besonderer Zusammensetzung. Oeffnen wir nun den Carton, so finden wir darin eine grosse Anzahl von Blumen, Bändern, Borten, Genrebildern etc, Wie das Bild aus sieht, wenn cs aufgeklebt ist lässt sich auf dem Bogen natürlich nicht erkennen, da die Farben in umgekehrter Reihenfolge, wie sie später er scheinen sollen, aufgetragen sind. Ein zweites Packet enthält jedoch auf Porzellan, Glas, Seide, Papier, Wachsleinwand und andere Stoffe über tragene Abziehbilder, denen wir gerne volle I Anerkennung zollen. Die Firma hat sich offen- j bar Mühe gegeben künstlerische Kräfte heran zubilden und es scheint ihr sehr wohl ge lungen zu sein. Wie man uns mittheilt findet in diesem Ar tikel bedeutender Export statt und soll der bei weitem grössere Theil des Personals der Firma (200 Personen) allein durch die Fabrikation von Abziehbildern in Anspruch genommen sein. Das bei Verwendung dieser Abziehbilder zu beobachtende Verfahren ist, da sich das Binde mittel bereits in Form von Lack auf dem Bilde befindet, höchst einfach. Man braucht nur Wärme um das Bild zum Anhaften zu zwingen. Zuerst feuchtet man die Rückseite des Bildes etwas an, legt dasselbe auf den be treffenden Gegenstand und drückt mit einem erwärmten Plätteisen etc. darauf. Wo es an- geht z. B. bei Glas, Metall etc. kann man dieses erwärmen, legt dann das Bild einfach auf und zieht das vorher befeuchtete Papier weg. Wir haben letztere Methode auch für Holz und Pappe mit gleich gutem Erfolge ver sucht. Anzeigen-Federhalter werden in Amerika aus starken an beiden Enden geschlossenen Glassröhren angefertigt Die auf farbiges Papier gedruckten Anzeigen werden in die Glassröhren eingeschlossen, sind darin stets deutlich sicht bar und gegen Verletzung und Verunreinigung geschützt. — Die Neuheit interessirt und ver anlasst Jeden, die Anzeige zu lesen. Der Federhalter wird, da er brauchbar ist, nicht weggeworfen und wenig Gegenstände werden so häufig in die Hand genommen. Wer wenig Worte fortwährend vor den Augen des Publikums halten will, dürfte vielleicht durch Vertheilung solcher Halter seinen Zweck erreichen. Buntpapier. Die Nachbildungen von Holz, Marmor und dgl. in Buntpapier unter der Be zeichnung Marmorpapier, Holzpapier wurden bisher theils von Hand, theils auf Maschinen, in der Weise hergestellt, dass die verschiedenen Farben mittelst in Metall gravirter Formen aufgedruckt wurden. Im günstigsten Fall kann man damit das gestochene Muster scharf auf das Papier drucken, wird aber mit den unnach giebigen Metallformen stets mehr oder weniger scharf gezeichnete Figuren erhalten Bei wirk lichem Holz und Marmor sind jedoch die ver schiedenen Farbtöne nicht durch scharfe Linien abgegrenzt, sondern sie gehen so sanft in ein ander über, dass Grenzen gar nicht zu erkennen sind. Intelligente Fabrikanten bemühen sich deshalb schon lange die Nachahmungen in Buntpapier mit Maschinen so herzustellen, dass die verschiedenen Farben in einander verlaufen, also keine scharfen Ränder zeigen. Herr Herrmann Gmeiner in Dresden hat das Mittel zur Erreichung dieses Ziels nach mehr als drei Jahre lang fortgesetzten, eigenhändig angestellten Versuchen darin gefunden, dass er an Stelle unnachgiebiger Metallwalzen Gummi- walzen setzt, die schon dem leisesten Drucke nachgeben. Auf einen dünnwandigen Kaut- schukcylinder von geeigneter Consistenz ist — wie bei Metallwalzen — das Muster gestochen und diese nur von zwei Scheiben-Köpfen an den Enden abgeschlossene und getragene Wan dung wird durch eingeblasene Luft, ähnlich wie die Hülle eines Luftkissens, gespannt er halten. Betreffs der genauem Construction verweisen wir auf den Inhalt der Patentschrift, den wir nächstens unter den Beschreibungen neuer in Deutschland patentirter Erfindungen bringen werden. Aus denselben Gründen wie die Gummi stempel gegenüber den metallenen so grossen Erfolg errungen haben, dürften auch diese Gummiwalzen sich überall Eingang verschaffen. Heute liegen uns Muster der mit solchen Walzen fabricirten Papiere vor und aus diesen ist zu erkennen, dass die grosse dem Stoff selbst und seinem Luftpolster innewohnende Elasti- cität die beabsichtigte Wirkung mit sich bringt. Bei den verschiedenen Marmorarten sowie auch bei Mustern anderer Art wie Ranken-, Wald blumen und Agat sind die Uebergänge und Farbengrenzen viel milder und natürlicher als wir es zu sehen gewöhnt waren. Am deut lichsten ist dies erkennbar, wenn wir einen