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MMt », KsIiH Beilage zu Nr. 59. Dienstag, 26. Mai 1968. Ans Sachsen. Wilsdruff, den 25. Mai. Finanzielles aus Dresden. Der diesjährige Ertrag der Bürger» und Einwohnersteuer ist mit 500000 Mark, der Ertrag der Grundwertstruer mit 730000 Mk. und der Ertrag der Gemeinde-Einkommensteuer mit 4446000 Mark veranschlagt und in den städtischen Haus- haltplan eingestellt worden. Die BetriebSüberschüsse des städtischen Haushalts, die im Jahre 1905 die beträcht liche Höhe von 788 530 Mk. nnd im Jahre 1904 eine solche von 775191 Mk. erreichten, haben für das Jahr 1906 leider nur den Betrag von 258137 Maik ergeben, der nach den ortsstatutartschen Bestimmungen in ven Haushallplan für das Jahr 1908 in Einnahme zu stellen ist. Auch die vermischten und außerordentlichen Einnahmen sind zurückgegangen und wurden im diesjährigen HauS- haltplan nur mit 15000 Mark eingestellt, während sie im Jahre 1903 noch 30682 Mk. betrugen. Dagegen sind die außerordentlichen und unvorhergesehenen Ausgaben, die bekannte Position 50 des städtischen HauShallplanes, wesentlich gestiegen. Diese war im Jahre 1904 mit 153200 Mark, im Jahre 1905 mit 144277 Mark und im Jahre 1906 mit 249455 Mark auSgestattet. Für das Jahr 1908 beantragt der Finanzausschuß die Position 50 mit 581151 Mack auszustatten. Zum Tode des russischen Studenten von TsewlowSky in Dresden verlautet jctzt, daß mau infolge der ange stellten Schießversuche auch zu der Ansicht neigt, daß ein Selbstmord des jungen Mannes nicht ganz ausgeschlossen ist. Bet den Schießversuchen hat sich ergeben, daß man in der Lage ist, einen Schuß auf sich selbst abzugeben, ohne daß die Kleider hierbei Brandstellen aufweisen. Ein feiner Konkurs ist jetzt wieder vor dem Amts gericht Dresden zum Abschlusse gekommen. ES handelt sich um den Konkurs des früheren Hofphotographen W. Höffert, in den, jetzt die Schlußvestetlung stattfinden soll. Den nicht bevorrechtigten Forderungen in Höhe vo« 963038 Mark, auf die allerdings schon 3 Prozent ad- schläqlich bezahlt Worten find, steht eine TeclungSm^sse von 17323 Mar! gegenüber. Was da auf jeden Gläubiger kommt, kann man sich leicht selbst ausrechnen. — Der Ertrag der von der verstorbenen Königin-Witwe Carola zum Besten des „Sächsischen Klüppelheims (Königin Carola-Stiftung)" testamentarisch bestimmten Lotterie von Gegenständen ihres Nachlasses ist, nach Abzug der nun- mehr auf 7648 Mark festgestelllen Erbschaftssteuer, mit 145530,53 Mark festgestelll worden. Er wurde der ge dachten Anstalt überwiesen. Das Verschwinden der Geschäftsinhaberin Fräulein Martha Wendland in Bautzen ist noch immer nicht auf geklärt worden. So viel steht fest, daß die W. noch am Tage vor ihrem Verschwinden, an der Spree gesehen worden ist, wo sie Maiblumen gesammelt hat. Kürzlich nahm man einen Versuch mit zwei Dresdner Spürhunde» und die Absuchung d-s Spreebettes vor, loch gleichfalls erfolglos. In der königlichen Münze in Mulvenhütten wurde in der Nacht zum Sonnabend ein schwerer Einbruchs- Diebstahl verübt. Den Dieben ist dabei em Platin kessel im Werte von 70000 Mk. in die Hände gefallen. Die Tat muß zwischen 11 und V,12 Uhr nachts, also gerade während des heftigen Gewitters, ausgeführt worden sein, denn um 11 Uhr war von dem Wächter noch nichts wahrgenommen, V»12 Uhr aber der Diebstahl entdeckt worden. Wie später festgestellt wurde, handelt es sich um zwei Täter. Diese find, nachdem sie ein Tor aufgebrochen, von der Mulde aus in die Werke eingedrungen. In der Schweselsäurefabrik haben ste zunächst die zum Kessel führenden Rohre durchschnitten, dann einen Arbeiterschlank aufgebrochen, diesem die den Arbeitern gehörigen Schürzen entnommen und mit diesen angetan die im Kessel befind liche Schwefelsäure ausgegossen und sind dann mit dem Kessel über die Schlackcnhalde nach der Mulde herunter entwichen. Die Diebe haben also einen ziemlich gefahr vollen Weg gewählt, der ihnen aber durch das fast ununter brochene Blitzen genügend erhellt worden ist. Ueberhaupt scheint die Ausübung der Tat durch das Gewitter sehr begünstigt worden zu sein. Wie aus den in dem aufge- wetchten Wege wahrzunehmendcn Fußspuren deutlich er kennbar ist, haben sich die Diebe nach dem Rostnenbusch zu gewandt. Den Fußabdrücken nach müssen ein großer und ein kleiner Mann beteiligt gewesen sein. Am Wege fand man eine Stelle, an der der Kessel abgesetzt worden ist und die Träger die Plätze gewechselt haben. Am Waldrande hörten die Spuren auf. Hier haben die Täter den 3 Meter breiten und 40 Zentimeter tiefen Kessel jedenfalls zerschnitten und verpackt. Da infolge des Ge witters das Telephon unterbrochen war und der Diebstahl nicht zeitig genug nach Freiberg gemeldet werden konnte, ist nicht ausgeschlossen, daß die beiden Verbrecher noch mit einem Nachtzuge abgefahren sind, denn durch die be hördlichen Erörterungen ist zweifelsfrei sestgestcllt, daß eS sich um geriebene auswärtige Diebe handelt. Anscheinend hat man es hier mit denselben Tätern zu tun, die in der Nacht vom 31. Oktober v. I. in die Hüttenwerke zu Oker a. H. einbrachen und dort einen 12 schweren Platinkesscl kahlen. Damals kamen zwei gut gekleidete Unbekannte in Frage, von denen der eine etwa 30-35 Jahre alt gewe'en sein und dunkles Haar sowie dunklen Schnurrbart gehabt haben soll. Der andere war etwas kleiner als der vorgenannte und hatte blondes Haar nnd rötlichen Schnurrbart, auch schien er etwas jünger als sein Begleiter. Auffälligerwetse sind aber am Tage vor dem Diebstahl ebenfalls zwei Fremde in den Mulden- Hüttenwerken gewesen, deren Beichreibung in den wesent lichen Punkte» mit den in Oker ausgetretenen Dnbm übereinstimmt. In der Schloßvorstadt Chemnitz erhängte sich vorige Woche ein im 13. Jahre stehender Schulknabe in der Behausung seiner Eltern. Flucht vor zu erwartender Strafe dürfte die Ursache zur Tat sein. Daß in der Erde vergraben oder in altem Gemäuer versteckt sich ungeheuer viel Geld befindet, welches in früheren KriegSzeitcn dort verborgen wurde, ist eine be kannte Sache. Wenn eS eine Wünschelrute gäbe, die den Ort deS Schatzes immer anzugeben vermöchte, würden allmählich vielleicht Millionen zutage gefördert werden. So aber bleibt es nur dem Zufall überlassen, ab und zu tie alten Münzen zu entdecken. Sachsen ist besonders ergiebig in solchen Fundstätten, da es seit Jahrhunderte» ganz besonders der Schauplatz harter Kämpfe gewesen ist. So wurden dieser Tage bet Abbruchsarbetten in einer Mauernische deS Schmidtschen Anwesens in Limbach i. B. in einem guterhaltenen Tongefäß gegen 200 Silbermünzen aufgefunden, die zum Teil die Jahreszahl 1464 tragen. Ferner wurden in den ehemals „Fürstlichen Weinbergen" zu Zschetla bet Meißen bet der Arbeit 150 Stück ver schiedene, aus der Anfangszeit des 30jährigen Krieges stammende und meist noch recht gut erhaltene Münzen gtfunden. Durch eine Riege, die wohl einzig in ihrer Art Kästchen dürfte, wird HohensteinE. auf dem deutschen Turnfest in Frankfurt a. M. vertreten sein. Herr Louis Sonntag, Mitglied des Vereins „Turnerschaft" zu Hohenstein-E, wird nämlich mit seinen fünf Söhnen, die sämtlich vorzügliche Turner sind, in einer Sonderriege auftreten und selbst als Vorturner Mitwirken. Ein Aufsehen erregender Vorfall ereignete sich vor- g'stern mittag in Crimmitschau in der Glauchauer Chaussee. Der Handarbeiter D. halte, nachdem er Frau und Kinder aus der Wohnung entfernt, sich eingeschlossen und mehrmals mit einem Revolver scharf geschossen, znm Glück aber niemand getroffen. Der Mann hat ver mutlich im Delirium gehandelt. Als die Polizei einschritt und in seine Wohnung Eintritt suchte, schoß er durch die verschlossene Tür hindurch auf die Schutzleute, hat aber wiederum niemand verletzt. Schließlich gelang eS aber, dem gefährlichen Menschen die Waffe abzunehmen. ÄI» Leiche aus der Neiße gezogen wurde Donnerstag nachmittag in unmittelbarer Nähe der Neuwühle bet Meinfchönau das bei Herrn Kaufmann Busch in Stellung gewesene Dienstmädchen Emma Vater, die seit Ende Februar vergeblich gesucht wurde. Der Körper war schon stark in Verwesung übergegangen. Ein schreckliches Vorkommnis ereignete sich in Uutersachsenberg am Staffrlweg. Vom sogen, roten Sretnbruch wurden dort Steine zu einem Neubau gefahren. Zu diesem Zweck sollten zwei leere Wagen, die aneinander gehängt waren, nach dem Bruche gebracht werden. Während de» Fahrens hatte sich nun der eine Wagen losgelöst uno sauste den steilen Berg herab. An einer Böschung stürzte der Wagen um, und drei auf ihm sitzende Kinder flogen in weitem Bogen auf das Gestein, wobei dem 7jährigen Sohn deS Herrn Edm. Müller die Schädeldecke zertrümmert wurde, waS den Tod zur Folge hatte. Ein 5jährigcr Knabe namens Sattler wurde verletzt, während cin Mädchen mit dem Schreck davon kam. Herr Müller führte das Geschirr selbst und mußte zuschen, wie sein Kind dem Tod entgegevgtng, ohne daß er Hilfe bringen konnte. Ein Selbstmords«!!, ter wohl kaum seinesgleichen haben dürfte, erregt in Narsdorf großes Aufsehen. Vor etwa drei Monaten entfernte sich der auf der dortigcn Eisenbahnstation bedienstete, in den 50er Jahren stehende Weichenwärter L. aus seiner Wohnung. Auf einem zu- rückgelaffenrn Zettel hatte er von seiner Familie Abschied genommen und die Bitte ausgesprochen, „ihn nicht zu suchen, da man ihn doch nicht finden würde". Während dieser langen Zeit haben die geängstigten Angehörigen Der Goldfelsen. Von Ernst Glanville. — Deutsch Vvn Georg Gntschke- 861 (Nachdruck verboten.) „ES sieht durchaus nicht seeuntüchtig aus. Wer von euch kann jemanoci- au Bord bemerken?" Dick berübrre >in- Kappe: »An der Stenerbordseite schwingt so eine Gestalt nmher, Herr, gerade unter dem ersten Peutervalken, und dort an dec Seite hängt eine andere." Die Leute sahen Dick au und spähten daun mit ge runzelten Brauen, mit der flachen Hand die Augen be schattend, nach den bezeichneten Stellen, wandten sich dann aber, da sie bei solch einer Entfernnng nichts erkennen konnten, wieder dem Kapitän zu und schlossen aus dem scharfen forschenden Blick, den derselbe dem Leutnant znwarf, daß sie etwas Näheres hören würden. 106 ,,Ta hängt sicher ein Mensch im Takelwerk und ein anderer an der Seite — sie sind aber so merkwürdig' ruhig." „EZ.ist mir fo, als wenn sich' ihre Beine bewegten", murmelte Webster, »mein Gott — was schwimmt da unter ihnen?" (Der Goldfelsen 36. Nr. 7.) Ten angestrengten Blicken der aufgeregten Seeleute zeigte sich für eine Sekunde ein weißer Fleck, der an der «eite des Schiffes dahiuschotz und dabei einen schwachen Wasserstrudel gegen den schwarzen Numpf trieb. „Das ist ein Hai!" schrie Dick. Eine weitere Pause folgte: ans den Türöffnungen starrten die verdrießlichen Gesichter mehrerer Heizer, die dort unten von der Erregung angesteckt worden waren. „Es ist doch äußerst merkwürdig", sagte der Kapitän, „kein lebendes Wesen würde in der Nähe dieser schnappenden Kinnbacken sich ruhig verhalten, wenigstens würde es den Versuch machen, zu entkommen — feuern Sie einen blinden Schuß ab, Webster!" Dumpf rollte der Schuß über das Master, laut genug, um einen Toten erwecken zu können, aber kein weißes Ge sicht zeigte sich über dem Bollwerk des Dampfers und keine Bewegung kam in die beiden Gestalten. „Macht das Boot zum Ablaufen fertigl" Nackte Füße eilten über das Deck: vier Mann unter der Führung Websters Mangen in das Boot, dann wurden die Stricke gelöst. „Kapitän, was ist das für eine dunkle Wolke dort oben über dem Schiff?" fragte Miß Anstrade, die mit erstauntem Gesicht auf der Brücke stand. 3 107 „Das ist eine Mütze voll Wind, Fräulein Laura." Der Dampfer neigte sich langsam unter dem Druck des , Windes, sein Siern kam, kräuselnde Wellen erzeugend, herum un^l^^-fetzt das Hobe Achterschiff, die Hobe Brücke und das schöne Deck eincA-Hzeandampfers. Die seltsame Gestalt, die über dem Bng hing.^Wvang unter der langsamen Bewegung des Schiffes bin und bekund kam mit den Füßen beinahe mit den Wellen der See in' Berührung. Und unter demselben schnHjteder glänzende Leib des großen Fisches empor, um im uächv^E'^enbllck das Dan ohne den Körper gegen das Schiff schlaMi^" lasten. Ein Schrei des Entsetzens entstieg der Haft ergriff Miß Anstrade den Arm Franks. „0' ssnct? ssoctissims!« schrie sie, „wie schrecklich ist doch die See!" Und doch Hütte ste nicht friedlicher sein können, wie sie so mit sailft gekräuselten Wellen an den grauen Seiten des „Zer störers" wie tändelnd vorbeischlüpfte: ihre glatte Oberfläche schien das entsetzliche Schauspiel, dessen Zeuge sie eben ge wesen waren, bitter Lügen strafen zu wollen. Verlassen, träge ans- und niederschankclnd, drehte sich dM Bug des Schiffes lisch einmal der „Swift" zu, als w« dasselbe den Seeleuten seine Hilflosigkeit kundgeben undM ihr Mitleid appellieren wolle. „Was mag mit ihm Scheben sein?" fragte Miß mit noch blassem Gesicht. „Anscheinend hat man dasselbe verlostem aber üerausbekommen, warum, deuu seetüchtig scheint sein. Das Takelwerk ist noch unbeschädigt, Wasser kann es mich nicht gezogen haben, und wenn seine Dampfmaschine beschädigt wäre, könnte eS sich immerhin noch seinen Segel» anvertrauen.* Die „Swift" befand sich jetzt in der Nähe des Verlassenen, schlüpfte unter seinem Stern hinweg, wendete und prüfte die Backbordseite. Hier fand man augenscheinliche Spuren von Gewalttätig keit; die Eisenvlatten waren zerschlagen, die linke >scite der Brücke vollständig weggefegt nnd am vorderen Bollwerk be fanden fick zwei förmlich eingeristene Löcher, deren Zacken Her-Vorstanden, während von dem Penterbalken Ueberreste eines Bootes heruntcrhingen. „Der ist unbedingt beschossen worden", sagte der Kapitän erstaunt. 3 108 „Aye, aye, von vorn und von hinten beschossen", gaben die Leute zu. o „Laßt das Boot herunter!" Das Boot kam regelrecht herunter und Hume glitt nach einigen dem Kapitän zngenifenen Worten, ebenfalls in das. selbe hinein. . Tie Leute legten sich ins xaruuf den Dammer; hier . Dunste mm H mdm cck. man s ' KM . 7