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Logiswirtes Ulrich, Frieda Ulrich, mit der er ein Liebes verhältnis unterhielt, nach einein erregten Auftritt mit einem Plätteisen zu Boden geschlagen und auf das be wußtlose Mädchen dann noch mit einer Schere eingestochen. Der Tod trat bald darauf infolge Verblutung ein. Den Vorsitz in der Verhandlung führte Landgerichtsdirektor Dr. Groß, die Anklage vertrat Staatsanwalt Dr. Würfel, während Rechtsanwalt Dr. Ewald dem Angeklagten als Verteidiger zur Seite steht. Als Sachverständige sind geladen Oberarzt Dr. Merklich aus Waldheim, Professor Dr. Weber-Sonnenstein, Medizinalrat Dunker und Prof. Dr. Geiger, beide aus Leipzig. Außerdem sind 11 Zeugen geladen. Der Angeklagte gibt an, am 14 Mai 1887 in Grabovo in Bulgarien als Sohn eines Spinnereibefltzers geboren zu sein. Er erzählt dann seinen Lebenslauf und wie er nach Leipzig gekommmen sei. Am 13. Juli 1906 hatte er ein Zimmer bei dem Barbier Ulrich in der Moltkestraße gemietet Vors.: Sind Sie mit Frieda schon bald „gegangen", nachdem Sie in die Wohnung eingezogen sind? — Angekl.: Schon am ersten Tage bin ich gegangen mit .ihr. Ich sie habe gebeten, mit ihr auszugehen, sie sofort war einverstanden. Ich noch kein Wort deutsch ver stand. ich deshalb mit Wörterbuch ging in der Hand. — Vors.l Sie haben sich dann in sie verliebt? Wie ist denn das gekommen, hat die Liebe Sie sofort ergriffen? — Angekl.: Ich muß geben zu, daß ich sie hab' geliebt beim ersten Augenblick, vom ersten Tage, wo ich sie hab' ge sehen. — Vors.: Es soll sich dann ein intimes Liebes verhältnis zwischen Ihnen entwickelt haben? — Angekl.: Jawohl. — Vors.: Wie sah den Frieda Ulrich aus? Hatte sie blondes Haar, war sie hübsch? — Angekl.: Ich mich habe sehr für sie interessiert, ein hübsches Mädchen sie ist auch gewesen. — Vors.: Sie sollen eifersüchtig ge wesen sein, das Mädchen soll auch auf Sie eifersüchtig ge wesen sein. — Angekl.: Herr Präsident, ich glaube, ich vor Ihnen stehe nicht als Gegner von Frieda. Ich sie habe immer geliebt. Ich nichts kann gegen sie sagen, sie immer war ein ehrliches Mädchen. Daß sie schon war verlobt, ich habe zuerst nicht gewußt. Ihre Schwester mir erzählte später, daß sie am zweiten Tage, nachdem sie kennen gelernt mich, ihrem Verlobten zurückgeschickt hatte.alle Geschenke, auch Ring, weil sie sich auf ersten Anblick verliebt hat in mich. — Vors.: Sind sie häufig spazieren gegangen und haben Lie oft mit Frieda Ulrich Konzerte besucht? — Angekl.: Ja. — Vors: Hatten Sie extra ausgemacht daß Frieda keinen anderen Mann und Sie kein anderes Mädchen ansehen sollten? — Angekl.: Direkt ausgemacht nicht, ich aber ärgerlich war, wenn wir Straße gingen, dann immer Kerls grüßten, und ich nicht wußte, ob sie kannten Frieda oder nicht, oder ob bloß sich ließen rasieren bei ihren Vater. — Vors.: Anfang Dezember erkrankten Sie und gingen zum Arzt. Am 15. Dezember wurden Sie bettlägerig. Frieda Ulrich und ihre Schwester bemühten sich sehr um Sie. Der herbei- gerufene Arzt sagte, Sie seien nicht lungenkrank, es handele sich nur um einen Kartarrh. Stach einigen Tagen wurde ein anderer Arzt geholt, der Lie für tuberkulös erklärte. Auf diesen Arzt sollen Sie eifersüchtig gewesen sein. — Angekl.: Er auf mich nicht machte Eindruck eines Arztes er immer zunächst hindlickte auf Frieda. — Vors.: Es ist aber ganz erklärlich, daß der Arzt sich zunächst bei den Mädchen in der Stube erkundigte, was Ihnen fehlt und wie es Ihnen geht. — Angekl.: Ich mich hab' ge ärgert, daß er hat gestreichelt Frieda an Wange. — Vors.: Das kann doch ein Arzt in der Unterhaltung mit einem Mädchen tun. (Heiterkeit.) — Angekl.: Arzt aber war zu jung. (Große Heiterkeit). — Vors.: Wie war Ihr all gemeiner Zustand? — Angkl.: Ich nicht kann darauf mehr besinnen. Ich sitzen 16 Monate in Untersuchungs haft, das ist eine kolossale Zeit. Ich nur weiß, daß ich nicht war geistig ganz gesund. — Vors.: Hatten Sie Appetit, schliefen Sie gut? — Angekl.: Das doch sind Kleinig keiten, auf die Nicht mehr ich kann erinnern. — Vors.: Wir kommen nunmehr zum 22. Dezember, dem Tage, wo Frieda Ulrich starb. Am Vormittag soll der Arzt bei Ihnen gewesen sein. — Angekl.: Ich das nicht weiß, habe ich erst erfahren in der Untersuchung aus Mund der Beamten. — Dors.: Ich ermahne Sie, die Wahrheit zu sagen und nicht zu lügen. — Angekl.: Daß ich Mädchen hab' geliebt, gebe ich zu, und daß ich war eifersüchtig, wie jeder Mensch, der liebt, ich gebe auch zu. — Vors.: Sie wollen also dabei bleiben, daß Sie nichts davon wissen, daß am Sonnabend früh der Arzt bei Ihnen war? — Angekl.: Davon ich nichts weiß. — Vors.: Angeklagter, wenn Sie von dem ganzen Tage nichts wissen, dann werde ich Ihnen vorlesen, was der Er- öffnungsbeschluß Ihnen zur Last legt. Sie sollen Frieda Ulrich mit einem Plätteisen mindestens fünfzehn mal ge schlagen und dadurch vorsätzlich getötet haben. Was wollen Sie auf diese Beschuldigungen erwidern? — An gekl.: Ich mich muß halten an die Anklage von Staats anwalt. Er von Worten spricht, die hinreichend ver dächtig und daß ich absichtlich getötet Frieda. Ich nur kann erklären, daß ich nicht gehabt habe Absicht. Das ist ganz klar, weil ich geliebt habe Mädchen. Ich nichts will sagen über meinen damaligen Zustand. Vermischter. * Spi««e«geseüigkeit. Als Muster sozialer Vereinigungen im Tierreich werden an erster Stelle ge- wöhnlich die Bienen und Ameisen genannt, deren Staaten bildung allerdings geeignet ist, bas Interesse des Menschen und insbesondere des Naturforschers aufs höchste zu fesseln. ES gibt aber unter den in dieser Hinsicht weniger beachteten Tieren manche, die eine gleiche Aufmerksam keit beanspruchen können, beispielsweise die Spinnen. Nun weiß bei uns fast jedes Kind, daß die Spinnen, die uns nahezu alltäglich begegnen, eher als Einsiedler denn als gesellige Wesen erscheinen. Diese Tatsache gilt aber nicht für alle Arten dieser weltumspannenden Tterkiasse, und namentlich haben die indischen Spinnen eine gewisse Berühmtheit durch die Art ihres Zusammenlebens erworben. Eine besonders anziehende Studie über das gesellige Leben einer solchen indischen Sptnnenart hat ein einge borener indischer Naturforscher namens Aiyar in einem Vorträge vor der Südindifchen Wissenschaftlichen Ver einigung in Madras veröffentlicht. Diese Spinnen bauen Nester, die das Aussehen eines großen Schwamms haben und aus einem vielverzweiglen Netzwerk von Kanälen be stehen, die in einer Anzahl von Oeffuungm nach außen münden. Das Nest wird ost an Baumzweigen ober Blättern befestigt, ist von aschgrauer Farbe und verbirgt dadurch seine Jitsaffen in vollendeter Weise, da diese die gleiche Färbung besitzen. Von dem Nest selbst strahlen viele Kulissen von Spinnweben aus. Zuweilen finden sich auch die Nester noch vergesellschaftet, so daß unter Umständen Hunderte von Spinnen in ewem Baume wohnen. Dann werden zwischen zwei Nest-rn häufig Brücken aus Geweben geschlagen, nicht unähnlich den großen Hängebrücken der Neuzeit. Ueberhaupt sind diese kleinen Spinnen große Ingenieure, die ihre Kunst in Ler Anlage und Ausführung von Bauten vielfach betätigen Die Zahl der Spinnen in einem Neste schwankt zwischen 40 und 100, und zwar wohnen Männchen und Weibchen zusammen, aber meist ist das weibliche Geschlecht in sieben facher Ueberlegenheit vertreten. Ein vollständiges N:st ist gewöhnlich in 2—3 Stunden fertig und wird ohne jede Pause vollendet. Es macht fast den Eindruck, als ob jede Spinne dabei unrer dem starken Gefühl der Ver antwortlichkeit für ihre Arbeit stünde. Sobald eine der Arbeiterinnen ihre Stelle ausgefüllt hat, eilt sie sofort an einen anderen Platz, wo noch etwas zu tun bleibt. Jeder Mensch könnte sich daran ein Beispiel unbeirrter Pflicht erfüllung nehmen. Diese Spinnen sind übrigens Nacht- tiere und beginnen ihr Hand» oder richtiger Beinwcik meist erst gegen sieben Uhr abends. * Genau genommen. In Heidelberg mußte ein stellung-pflichtiger junger Mann vom Lande durch einen Gendarmen zur Musterung vorgeführt werden. Auf die Frage deS Vorsitzende« der AuShebuvgSkommission weshalb er nicht zur angesctzten Zeit erschienen sei, er- widerte der junge Pfälzer: Wie ich do an die Marstall straß' hingekumme bin, do hot's geheeße: „Polizeilich ge sperrt!" un do bin ich net ennunner. Ich will keen Strofzettel hawwe!" Der Rekrut hatte das nur für Fuhrwerke geltende, straßenpolizeiliche Gebot als allge mein gültig aufgefatzt oder er hat sich im Stillen gedacht, daß eine gute Ausrede drei Batzen wert ist. Schlachtviehpreise auf dem Dresdner Viehmar« am 6. April 1908. Ttergattvng und Bezeichnung. Gen 4 ß >Icht Ochsen: 1. s. vollfleischige, ausgemästete, höchsten SchlachwerteS bis zu 6 Jahren b. Oesterreicher desgleichen 2. junge fleischige, nicht ausge mästete — ältere ausgem. 3. mäßig genährte >unge, gut genährte ältere 4. gering genährte jeden Alters Kalben und Kühe: 1. vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlacht- wertes 2. vollfleischige, ausgemästete Mhe höchsten Schlacht wertes bis zu 7 Jahren 3. ältere ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 4. mäßig genährte Kühe und Kalben 5. gering genährte Kühe und Kalben B ulten: 1. vollfleischige höchsten Schlachtwerles 2. mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 3. gering genährte Kälber- 1. feinste Mast- (Vollmilchmast) und beste Saugkälber 2. mittlere Mast- und gute Saugkälber 3. geringe Saugkälber 4. ältere gering genährte (Fresser) Schafe: 1. Mastlämmer 2. jüngere Masthammel 3. Nettere Masthammel 4. mäßig genährte Hammel und (Merzschasc) Schweine: 1. a) vollfleischige der feineren Rassen und deren Kreuz ungen iw Alter bis zu 14/. Jahren b) Fettschweine. 2. fleischige 3. gering entwickelte, sowie Sauen 4. Ausländische Geschäftsgang: Bei Ochsen, Kalben und Kühen, langsam, bei Schweinen und Lchasen mittel. Auftrieb: 272 Ochsen, 246 Kalbm und Kühe, 232 Br 1004 Schafe, 1813 Schweine. Von dem Auftrieb waren 100 Schafe österreichisch-ungarischer Herkunft. Mk. 40-43 42-45 35-39 30-34 25-29 48 -41 33-37 29-32 24-28 40-42 35-39 30-34 49-51 46-48 40-45 43-44 40 -42 34-38 46-47 47-48 43-45 41—42 Zullen, lllen, 35 74 Rtr Mk. 76-79 77-80 71-75 65-70 58-64 70 -73 65-69 59-64 54-58 50-53 72-75 67—71 60-66 79-81 75-78 68-74 82-84 79-81 74-78 61-63 63-64 58-60 56—57 Kälbern 4 Kälber, der und Markt-Vericht. Dresden, 6. April. Produktenbörse in Dresden. Preise tu Mart. Wetter: Regen. Stimmung: Kühl. Weizen, pro 1000 Kg. netto: weißer 201—211, brauner, alter (75 bis 78 Kg.) , do. neuer (75-78 Kg.» 202 — 208, mss. rot, 242 bis 246, ruh'-, weiß, —Kanfas 22Z — 228, argenttn. 212-216, Walla , Roggen, pro 1000 Kg. netto: sächlicher (70 — 73 Kg.) 1v9—195, Preuß. 192—197, russischer 000 -000. Gerste, pro 1000 Kg. netto: sälbs. 187-193, schles. 180—189, Posener 170—187, döhm. i99—208, mähr. 000-000. Futtergerste 146—150. Haser, pro 1000 Kg. netto: sächs. alter 000-000,do.neuer 154-164,schles.u.pos.160—170. Mais,pro 1000Kg. netto Cinquanline 169—175, Laplala, gelb. 000—000, amerilan. mixed. 1ü9 bis 162, Rundm.,geib160-164. Erbsen,pro 1000Kg. netto: Saat- Futter- wareI95—210. Wicken, pro 1000Kg.netto:sächsische»70-180. Buchweizen, pro 1000 Kg. netto: tnl. u. sremd. 216—220. Oelsaatm, Winterraps, seucht — Mk., trocken 000 - 000 Mk. Leinsaat, pro 1000 Kg. netto: seine 255—265, mittlere 235—255, Laplata 230-235, Bombay 255—260. Rüböl, pro 100 Kg. netto: mit Faß rasfin. 81. Rapskuchen, pro 100 Kg. (Dresdn. Marken), lange 13,00 runde Leinkuchen, pro 100 Kg. (DreSdn Marken): I. 18,50, kl. 18,00. Weizenmehle, pro 100 Kg. netto ohne Sack (Dresdner Marten), exll. der städtischen Abgaben Kaiserauszug 34,00—34,50 Grieslerauszug 33,00 -33,50 Semmelmehl 32,00 - 32,50 Bäckermundmehl 80,50—31,00 GrieSlcrmundmehl 25,50 bis 26,00, Pohlmchl 21,50—22,M. Roggenmehl, pro 100 Kg. nett» ohne Sack (Dresdner Marken), exklusive der städischeu Abgabe: Nr. 0 30,50 bis 31,00, Nr. 0/129,50-30,00, Nr. 1 28,50-29,00, Nr. 2 26,00 bis 27,00, Nr. 3 24,50-25,50. Futtermehl 14,40 diS 14,80, exil. der stätdischen Abgabe. Wetzenlleie, pro 100 Kg. netto ohne Sack (Dresdn. Marken) grobe 12,20—12,40. seine 11,, 0—11,80. Rogaenkleie, pro 100 Kg., netto ohne Sack (Dresdner Marken): 12,40—12,80. Aus dem Markte: Kartoffeln ,50 Kg.) 3,00—3,20 Mk., Heu im Gebund (50 Kg.) 4,00—4,30 MI., Roggenstroh, Flegeldmsch (Schock) Hermelin. Roman von Melati von Java. Aus dem Holländischen übersetzt von Leo van Heemstede. 105s (Nachdruck verboten.) „Und so war es auch mit Dir?" „So erging es mir leider. Mein Vater war ein glänzender Kavallerieoffizier mit tönendem Namen, und sein Wandel war mehr als leichtsinnig, doch wußte er nicht allein die Hand, sondern auch das Herz niemer Mutter zu gewinnen, ein steinreiches, schönes Mädchen, das soeben erst das Pensionat verlassen batte und mit dem Leutnant van Vooren verlobt war." (Hermelin 105. Nr. 7.) „Mit Herminens Vater?" 313 „Jawohl, ein ordentlicher, achtnngswerter junger Manu, der durch eigenes Studium und großen Fleiß es zum Offizier gebracht hatte, und der in jeder Beziehung meinen Vater über traf: ick habe es später genug erfahren, aber meine arme Mutter ließ fick durch das Aeuszere täuschen, und sie bat schwer, entsetzlich schwer dafür büßen müssen." „Lasse ich mich auch nur durch das Aeußere bestechen, Iwan?" fragte Korona zärtlich und schelmisch zugleich. „Wer weiß, Liebste, ob Du nicht auch noch einmal Deine Wahl bereuen wirst!" „Pfui, sage das nicht in so ernstem Tone!" „Ich kann nicht scherzen, wenn ich von meiner Mutter rede, aber einmal muß es seiu, Korona. Das Geld niemer Mutter zog ibn vielleicht mehr an, als ihre kindliche Naivität, ihr hübsches, freundliches Gesicht; es kostete ihm wenig Mühe, sie ihrem frommen Fridolin, wie er ihren Verlobten nannte, abspenstig zu machen. Spott und immer Spott, das war seine LieblingSwafse, womit er immer seiu Ziel traf; die Verlobung wurde rückgängig gemacht, der arme Vooren litt furchtbar darunter. ..." „WaS ibn nicht abbielt, später noch zweimal sein ge brochenes Herz zu verschenken." „Wenn die Frauen damit zufrieden waren!" „Wußten sie von seiner ersten Liebe?" „Aber Korona, was kann Dich das noch kümmern?" „Nichts, garnichtS — erzäble mir weiter von Deinen Eltern!" „Meine Mutter verheiratete sich also gegen den Willen ihrer Familie, aber die Flitterwochen waren nicht von langer Dauer. Schon bald mußte sie erfahren, daß er als ihr Herr und Meister blinden Gehorsam von ihr forderte. Und wenn sie all seinen Wünschen sich fügte, nicht nur ihre Handlungen, sondern selbst ihre Gedanken seinem Willen völlig au- beguemte, war sie imstande, seine finstere Stirne zu entrunzelm Ihre Religion, die Liebe ihrer Familie, die Erinnerungen ^an ihre Kindheit, alles mutzte sie ihm zum Opfer bringen. Sie durfte nichts als ein Spielball seiner Laune sein, und sie ward es." 314 „Dann war sie charakterlos!" rief Korona mit glühenden Wangen und funkelnden Augen. „Nein, sie hatte Charakter, aber sie liebte ihren Gatten und vertraute ihm, sie sah in ihm alle erhabenen Eigen schaften und dachte zu gering von sich selbst. So machte sie ihn zum vollständigen Tyrannen; seine Bedienten verließen ihn, wenn er es zu bunt mit ihnen machte, aber mit seiner Frau konnte er machen, was er wollte. Nach meiner Geburt ward da? Verhältnis nicht besser. Da meine Mutter kränkelte, mußte sie viel zu Hause bleiben. Er ging allein aus, auf ver botenen Wegen, und als sie eine Bemerkung machte, hatte er keine Antwort für sie als ein gerinaschätzendes Achselzucken. Endlich hatte sie die unwiderleglichen Beweise seiner Nmrene in Händen. Halb wahnsinnig vor Schmerz machte sie ihm die bittersten Vorwürfe, aber er verhöhnte sie. Als sie sah. wie er sich immer mehr von ihr znrückzog, Weis und Kind nicht mehr zu kennen schien, gab sie schließlich nach, noch immer hoffend, ibn durch ihre Nachgiebigkeit zu gewinnen." „Schändlich!" rief Korona. j „ES muß gesagt werden", fuhr er mit gedämpfter Stimme fort, „hier zwischen Himmel und Erde. Horch, wie unsere Gäste lachen, sie ahnen nicht, welche schmerzlichen Erinnerungen in der bräutlich geschmückten Gondel aufgefrischt werden. 3L hätte diesen Tag nicht dazu wäbleu sollen, Korona." „Was macht es aus. Jwau! Haben wir nicht gelobt, alles gemeinschaftlich zu tragen. Freud und Leid?" „Es ist so schwer, über seine Eltern als Richter auf zutreten. Arme, liebe Mutter! Wie würde ich ihr alles ver gütet haben! Nun kannte sie keine andere Rettung als den Tod. Es war bei ihr ja kein Gott, vem sic Verantwortung schuldete für das Lebeu, das sie von sich abwarf. Ihr Mann bekam ihr Vermögen und konnte glücklich sein mit der Frau, die er mehr liebte! Eine? Tages fand man sie eingeschlafen, um nicht mehr zn erwache»; sie batte Gist genommen, die Amme wußte allein, daß sie zuvor ihr Kind leidenschaftlich geküßt hatte." blk Er schwieg, nachdem er die lebten Worte mühsam her- vorgebrachl batte; sie unnaßte sein Haupt zärtlich mit ihren Hüudeu, sie fühlte und litt mit ihm. „Mein Daler machte einen Selbstmordversuch, ab« dersel e mißlang; die Wunde, die er sich durch einen Pistolen schuß beigebracht hatte, heilte nur langsam; jahrelang blieb der Manu mit der eisernen Gesundheit schwach und hilstos, nud als er endlich für wiedcrbergcstellt galt, war er zwar kein anderer, aber ein ganz veränderter Mann geworden. Durch eine Erbschaft kam mein Vater in den Besitz eines sogenannten Schlosses in der lieblichen Gegend zwischen Mam trabt und Aachen, wo alle Villen Schlösser beißen; dort hielt er seinen Einzug. —" (Fortsetzung folgt.)