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Sonnabend, 25. Januar 1908. Beilage zu Nr. 9. S-reirrötsel- LSsung. »ram — Mart SS gingen im ganzen 19 richtige Lösungen ei» und zwar auS WllSdruff 13, Blankenstein 2, WetStropp, Lampersdorf, Rötzrsoorf und Birkenhain je 1. Gezogen wurde Nr. 2 mit der Unterschrift: Alfred Branzke, Gaphos WetStropp. Gewinn: .Ein Ftnanzgente", Roman von Alfred af Hedeustjerna. Aus dem Schwedischen von M. Langfeldt. Betrachtung um s. Ssuntag nach -er Erscheinung. Joh. 7 (6 u. 17. Du möchtest gern recht gewiß werden, baß das Evan gelium von Gott ist? Nun wohl, so ergib dich dem Herrn Jesu, dann wirst du es erfahren. ES wird dir ein ge schickter Arzt empfohlen; man sagt dir, er habe schon vielen geholfen; du mußt Vertrauen zu ihm fassen, du mußt dich ihni anvertrauen, du mußt gehorsam seine Vorschriften befolgen, dann wirst du erfahren, was er vermag. Jesus ist unser Seelenarzt, seine Lehre, sein Evangelium ist das Heilmittel, mit dem er sich uns nahet; im Glauben gebrauchen wir es, und so werden wir seiner göttlichen Mäste gewiß. Jst'S nicht also, was du erfahren hast, das ist dir über allem Zweifel gewiß? Mögen andere, die deine Erfahrung nicht gemacht haben, sie be- zweifeln, dich machte eS nicht irre; mögen sie mit schein baren Gründen sie bekämpfen, du stehest fest ; mögen sie gänzlich sie ableugnen, was du erfahren hast, bleibt dir doch Gewißheit! Wie spricht der Unglaube, was soll aus Nazareth Gutes kommen ? Der Weisheit dieser Welt erscheint das Evangelium als Torheit immerhin! Den stolzen und selbstgerechten Herzen ist es ein Aergernis — mag sein l Ich habe erfahren, daß es eine Kraft GotteS ist, selig zu machen alle, die daran glauben. Es gibt keinen andern Weg, von der Herrlichkeit und Kraft der Lehre Jesu sich zu überzeugen, als der Weg der Erfahr- ung durch Glauben. Alle Beweise find außer diesem Erfahrungsbeweise unzureichend; verzichte nur darauf, dem bloßen Verstände mit zwingender Gewalt die gött lichen Kräfte und den göttlichen Ursprung deS Evangeliums darzutun, es wird dir nimmer gelingen; und du selbst bist auch auf keinem anderen Wege, als dem der Erfahrung, zu deiner seligen Gewißheit und unerschütterlich festen Ueberzeugung von der Göttlichkeit der Lehre Jesu gelangt. Komme und stehe! muß man dem redlichen Zweifler zu rufen l Glaube an den Herrn Jesum Ehrtstum, fo wirst du und dein Haus selig werden. Das ist eine ewige Wahrheit. An» -achse«. WilSbruis, den 24. Ia»uar 1908. Eine vor gestern abend im Ballhause in Dresden- Nenftadt adgehallene vom Reformvereiu «nvcruscne Versammlung verfiel der Auflösung. Die Versamm lung war stark auch von Sozialdemokraten besucht. Referent war der bekannte Soztat-Resormer Kurt Fritsch-Leipzig. Stach dem Vorträge sokte in der Debatte nur 10 Minuten Redezeit gewährt werden, die Sozialdemokraten setzten jedoch durch Radau eine halbstündige Redezeit durch, die der erste sozialdemokratische Redner, Stadtverordneter Fleißner, anq gründlich ausvützte. AIS Fritsch darauf emr scharfe Erwiderung folgen ließ, erhob sich ein solcher Tumult, daß der überwachende Poltzeibeamte die Ver- sammtung auflöste. Ans Dresden wird berichtet: Die 70 Jahr alte Mutter des Uhrmachers Müller wurde Vonden Geschwistern des letzteren in der Kammer tot aufgefunben. Die Frau ist einem Herzschläge erlegen. — In einem Zustande geistiger Erkrankung gav sich der 65 Jahre am Packer Reisewitz durch Erhängen selbst den Tod. — Ja der Antonsstadt mußte behördlicherseits die Wohnung einer älteren Wäsche»:, namens Gebhardt geöffnet werden. Als man die Wohnung betrat, fand man die alte Frau bewutztloS im Bette vor. Sie war an einer Kohlenoxyd, gasoergtstung schwer erkrankt und starb im Kranken haus e. Am Montag ist das bekannte Etablissement „ Schilllergarten" in Blasewitz wieder einmal gl ich l o s s e n worden. Der letzte Pächter des am Orte ältesten Eta'üfsrmenlS war Herr Weise. Der »Schlller- garlen" wurde in früheren Jahren auch von Fremden fleißig frequentiert, die dort gern Einkehr hielten, «seil Errichtung der Elbbrücke in Blascwitz hat der »Schiller- garten" an Wert verloren, da ihm durch die Brücke der schönste Ausblick auf das Loschwitzer Gelände nach den AlvrechtSschlössern hin zum größten Teil versperrt worden ist. Der am Sonntag auf Randecker Erbgerichtsflur auf gefundene Letchuam tfl als der des in Dippoldiswalde wohnhaft gewesenen FabriktischlerS Karl Emil Müller, geboren im Jahre 1861 in Neuhausen, skstgestellt worden. Der Verstorbene war Witwer und Vater von 4 Kindern. Der Rat der Stadt Leipzig überläßt nicht, wie es allgemein gewünscht und vom Verein für Feuerbe stattung beantragt wurde, diesem Verein die Erbauung ocS Krematoriums, sondern baut es selbst. Eine wackere Tat vollbrachte an. Sonnabend der in der Papierfabrik in Bantze« beschäftigte Gärtner Johann Karl Balzer, indem er zwei Kinder vom Tode oeS Ertrinkens rettete. Das 10jäyrtge Mädchen und der etwa 2 Jahre jürgere Knabe des Tuchmachers Görltng in Setbau halte» sich auf das müroe Ers der Spree gewagt und zwar an der Sprregasse in der Nähe der Loymühle. Das Mädchen war aus oaS Els gegangen, wahrend ihr Bruder ste an der Hand vom User aus hielt; plötzlich brach die EiSdecke und baS Mädchen riß den Knaben mit in das dort ziemlich tiefe Wasser hinein. Auf das Hilsegrschret eilte der Gärtner Balzer herbei, dem es zunächst gelang, den Jungen herauszuziehen, während bas Mädcher unter dem Else zu verschwinden drohte. Mit Aufbietung aller Kräfte gelang es dem Gärtner schließlich, auch dieses zu retten. Das Mädchen war bereits bewußlos. Am Montag morgen ist in dem Gehölz zwischen Hainichen und «stznitz der 21jährtge Kaufmann Hartung auS^ Gößnitz erhängt aufgefunden worden. Der hoch in einem Baume hängende Körper wteS außerdem je eine Schußwunde in Brust und Kopf auf. Der Lebensmüde hat am Sonntag Abend noch an einer Lanzfrstlichkeil teilgenommen. lieber die Beweg- gründe zur Tal sind selbst die Ellern deS Verstorbenen »m Unklaren. Eine Frau Hoffmann tu Jahnsbach wollte Wäsche mangeln; auf dem Wege dorthin wuroe sie plötzlich vom Schlage getrosfen. El« yinzulommenoer Bleicherei- arbetter konnte sie nur als Leiche ausyeben. Ein Opfer des Deutschenhasses polnischer Re volutionäre ist abermals ein sächsischer Landsmann ge- worden; Overigemeur Kall Wilhelm Brändel aus Platten ist am Freitag in Sosnow,« das Opfer eines leigen Attentats geworden. Ec wurde durch zwei Schüsse an Kops und HalS schwerverwundel und ,st bald daraus seinen Verlegungen erlegen. Herr Brändel hatte seit etwa neun Monaten die Stelle eines OvertngenieurS bet de» Huloschinsky-Werken in Sosnowice inne. In seinem Badezimmer wurde ein Klempnermeister in Annaberg vom Tooe ereilt. Man sand iyn, tot aus dem im Zimmer befindlichen Stuhle sitzend, vor. Ein Gehirnsqlag haue seinem Leven ein jähes Ziel ge setzt. Nach ärztlicher Aussage dürste der Verstorbene baS Bad zu heiß genommen yaoen. Vermischte». Sprachecke des Allgemeinen Deutschen Sprach vereins. „sogenannt erstklassig". Ein in kleineren Staaten spielender, aber wohl nicht ganz unbedeutender Zirtns — oenn er hatte ein .Riesen- wellstadlprogramm" — der kündigte kürzlich an: »Auf treten des sogenannten eistklasslgen Künstler-PcrsonatS." Ei der Tausend! nur »sogenannt"? Will der Zirkus- direktor — srüher sagte man gut deutsch »Kunstreiter" — die liebe TageSschönheit unter be» Mooeworien .erst klassig" verhöhnen? Aoer damit verhöhnte er baan ja ,, seine Künstler selbst, liege die Frage ihrer Berechtigung,MH zu den „Erstklassigen" zu gehören, baylogestellt sein! Oder ist rym sozusagen em jogenaunteS Versehen Lurch geschlüpft, tnbem er .sogenannt" mit »sozusagen" ver wechselte? Auch das woyt kaum; denn nur eine »sozu- > sagen erstklassige" Künsilerschar könnte doch auch kein - „Riesenwelostaotprogramm" »avwickeln". Man sleyt also vor einem kleinen Ralse», oenn dunkel ist der Reoe Sinn; erkennen lägt sie nur, ww sehr es dieses „erstklassig", da- jctzt — noch immer — sozusagen das Modewort ist, den Leuten angetan hat, oder auch: wie avgeschtissen, wie nackt und bloß es schon geworben ist, dag man meinte ihm noch ein »sogenanntes" Schürzchen vorvinoen zu müssen, damit man seine mnere Hohlheit nicht gewahr wiro. " Ueber die Teilnahme deS Kaisers au de« Maskenfest des Prinze« Adalbert berichtet »och des Näheren die „Kieler Ztg.": Der Kaiser traf abends ganz unerwartet mit dem Automobil in Kiel zur Teil- Hermelin. Roman von Melati von Java. Ans dem Holländischen übersetzt von Leo van Heemstede. S51 (Nachdruck verboten.» Fünfzehnter Kapitel. .Dn hast ein famoses Weibchen, Konrad", sagte Guilleaume, „ich habe noch kein hübscheres und liebens- würdigeres gesehen." »Das scheint Kor auch zu meinen", sagte der glückliche Gatte, „sie hat sie gleich für sich in Anspruch genommen, und ihr Mund siebt keinen Augenblick still." „Ich würde es nicht zugeben. Wenn ich an Deiner Stelle Ware, liehe ich sie keine Sekunde mit der Prinzessin allein. Je weniger Deine Fran mit Korona umgeht, desto besser." .ES ist mir einerlei." (Hermelin 3S. Nr. 7.) „Bist Du noch immer bockig? Kor bat doch gut für Dich ausgesucht, wäre Tutie nur halb so nett! — Was sagst Du von dem Thoren? Ein famoser Kerl, nickt wahr?" „Ich weiß es nicht, ich habe noch nicht mit ihm ge sprochen." lv3 »Er ist in allen Dingen bewandert, aber am meisten freut es mich, daß er mit Kor anzubinden wagt. Gestern hat sie nach langem Bitten endlich Geige gespielt, Portias be gleitete, es war prächtig, aber er machte ihr ein Kompliment, das eigentlich keius war. Einen Augenblick glaubte ich, sie Würde ihm die Geige um die Ohren schlagen." „Wenn jeder ihr so gegenüberträte, so würde sie bald »ahm sein." - .Den armen Vortias hält sie auch sehr kurz." .Er macht sich aber nicht viel daraus." »Nein, er sagte mir gestern noch: Da sehen Sie doch, daß ich meine Kitty nickt wegen ihre? Geldes geheiratet habe. Das müßte Aukeveen passieren. — Aber erzähle mir nun mal etwas von Deiner Frau. Ein wahres Juwelchenl Du hast rs um Kitty verdient." Den, guten Guilleaume fiel das düstere Schweigen seines Bruders nicht auf. Er nahm eines der Kinder, die da berum liefen, setzte er auf seine Schulter und trug es zum Sofa, wo Korona und Lermine noch immer saßen. .Was ist das für ein Kerlchen S" fragte Hermine. „Ich weiß es wahrlich selbst nickt", entgegnete er lachend, „ob es eins von meinen eigenen ist, oder ein Vetter oder ein Oukelchen. Sage mal Du, wen babe ich da oben?" „Hermann." „Der gehört mir nicht, das ist einer von August. Der da ist sein Onkel, und da kommt mein Lincken, Numero drei von den sechsen; mein Jüngstes ist erst elf Wochen." „Jteko!" rief Korona, die aufgestanden war und zur inneren Galerie ging. Sie trug eine graue Schlepprobe mit dunkelroten Aufschlägen und großen Blutkorallen um Hals und Arme. „Jteko, welch ein sonderbarer Name!" sagte Hermelin. „Ja, das soll, glaube ich, Margareta Jakoba beiden. Es ist «ine gute Person, das Fräulein, sie kümmert sich nicht um unsere Angelegenheiten und gibt den Kindern Unterricht." „Jteko!" fragte Korona, als der Kobold vor ihr stand, „wo bleibt Margo heute?" „Sie ist mit Herrn Philipp, Herrn Portias und Herrn Thoren ausgeritten." 104 „Ohne meine Erlaubnis, am Sonntag? Gut! Sage ihr, daß sie beute ihr Zimmer nicht verläßt." .Auch nicht zum Essen?" „Nein." Im nämlichen Augenblicke kamen die vier von der anderen Seite herangeritien. Margo, die sich trefflich amüsiert hatte, weil Herr Tboren so „juxig" war, bekam in der Nabe des Hauses Gewissensbisse. „Nickt da oben her", sagte ste, .dann kommen wir nicht vorne an." „Warum nickt, Fräulein Margo?" fragte Thoren. „Sie ist bange vor Kor", plauderte Philipp auS, „ste hat nicht um Erlaubnis gebeten." „Ich auch nicht", sagte Portias, „Du, Philipp?" „O, bei den Jungens macht es nickts aus", sagte Margo wehmütig, „aber mit den Mädchen ist sie sehr strenge." „Es wird wohl so schlimm nicht sein; wir wollen es mal darauf ankommen lassen." „O nein, nein! sie ist beute dock nickt gut gelaunt." „Und warum nickt?" „Weil Sie ihr gestern abend kein schönes Kompliment über ihr Spiel gemacht haben", sagte das Mädchen schelmisch. «Pfui, Margo! Du Plaudertasche!" sagte Portias. „Sie würden mich noch eitel machen, Margo, was fragt Fräulein Korona nach meiner Meinung? Wenn es noch Portias wäre!" 105 „O, das ist ein altes Lied!" gab dieser offenherzig zu. „Gehen wir nun durch den Palmenkain?" „Sollen wir dem kleinen Mädchen den Willen tun, Portias?" .Ich bin kein kleines Mädchen mehr!" „Nein, eine reizende große Hexe!" „Na, wir wollen nur links einbicgen, Thoren!" Kaum batte Margo, die in ihrem langen schwarzen Amazonenkleide schon wie eine erwachsene Dame aussab, die Treppe der Hinteren Galerie erreicht, als Jteko ibr schon entgegentrat. — „Pfui, Margo!" sagte sie in widerlich süßem Ton, „wie hast Du das nur tun können?" „Weiß Kor. . . ?' „Ja! Und nun darfst Du den ganzen Tag da! Zimmer nicht verlassen l" Margo, die schon verschiedene Pläne für den Sonntag gemacht batte, rief wütend: „Kor ist toll!" Und ganz ver- gessend, daß sie gerne für ein großes, verständiges Mädchen gelten wollte, warf sie ihren Lut und ihre Peitsche zu Boden und verschwand laut weinend in ihrem Zimmer. „Alle mit der nämlichen Brühe übergossen» diese in ländischen Pflänzchen", mur-melle Jteko, Hm und Peitsche rubig ausnehmend. (Fortsetzung folgst)