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einer Seite das Dach vollständig und auf der anderen Seite zum Teil zerstört war. Man nahm mir Mine Sachen ab m d ich durfte nichts behalten alS meine Me- dizinkiste, einige Zigarren, Papier und meine Feder. An KletdungSwechsel war nicht zu denken, ich schlief auf dem Boden, ein dünner Teppich diente alS Unterlage. Ich litt sehr unter dem Froste, und meine Knochen schmerzten. Ich bat Raisuli, mir meine Matratze zu geben, aber er lehnte eS ab. In kalten Nächten war eine dünne Decke meine einzige Umhüllung. Eine wollene Decke wurde mir von Raisuli verweigert. Am 2. Sep. tember muß Raisuli Nachrichten empfangen haben, die ihm Sorge« machten, denn er sandte vier seiner Leibwächter und ließ mich wieder in die Berge transportieren. Ich war damals krank. Glücklicherweise war es den Wäch tern während unseres Aufenthaltes in den Bergen so schlecht ergangen, daß sie sich weigerten, dorthin zurückzu- kehren/ Milte September besserten sich die Verhältnisse in dem Maße, wie die Verhandlungen wegen der Frei, lassung fortschritlen, und Kaid Maclean erhielt schließ! ch sogar ei« Zelt. Sir Harry Maclean ist ein großer Musik liebhaber. Er spielt den Dudelsack und es ging auch das Gerücht, daß er die bitteren Tage seiner Gefangenschaft sich mit dem Dudelsack verkürze Aber unglücklicherweise hatte der Kaid sein Instrument nicht bet sich und die Musik, die er anzuhören gezwungen war, glich mehr einer Marter als einem Genüsse. Die Wächter wollten, daß der ungläubige Hund ihre Musik anhöre, wenn er nach ihr auch nicht tanzen möge. Das zweiseitige Streich instrument kam Tag und Nacht nicht zur Ruhe und der Gefangene konnte an Schlaf nicht denken. Alle Beschwer den waren umsonst. Bis ein ober zwei Uhr morgens er tönten unablässig die gleichen Klänge. Dafür verlangten die Mauren Belohnung und zugleich versprachen sie ihm, für den Preis eines Schafes den Lärm zu dämpfen. Statt des Schafes aber kauften sie eine Ziege und erklärten, daß die Mahalia ihnen alle ihre Schafe geraubt habe. Aber als echte Mauren, als Leute, die sich nach dem Winde zu drehen wissen, änderten sie ihr Verhalten in dem Maße, als die Wahrscheinlichkeit von Macleans Frei- lassung wuchs und selbst Mohammed Arrar versäumte es nicht, beizeiten einzulenken und die Schikanen und Quälereien nach und »ach einzudämmen. Aus Stadt und Land. MUtüuogm aus dem Leserkreise für diese Rabril nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 14. Febr. — Eine« Rüffel, der nicht ohne war, erteilte die zweite Kammer vorgestern einer hohen könig liche» Behörde, nämlich der Obrrrrechnungskammer. Und das kam so: Der Berichterstatter, Oberbürgermeister Keil-Zwickau, der über eine Anzahl Kapital des Rechen- schaflSverichtes zu referieren hatte, beschäftigte sich vorher eingehend mit dem Berichte der Oberrechnungskammer über den Etat für 1904-05 und stellte dabet fest, daß einige Bemerkungen darin ei» ga»z verändertes Bild der Finanzlage jenes Rechnungsjahres geben, als wie der Rechenschaftsbericht nachweise. Aber nicht allein ein falsches Bild enthalte der Bericht, er führe auch eine An- zahl unrichtiger Zahlen auf, so daß in den Endzahlen eine recht erhebliche Differenz auffalle. Großes Staunen auf allen Seite» ob der verwegenen Sprache des Berichterstatters. Allgemein nahm man an, der an wesende Finanzminister Dr. v. Rüger werde eingreifen und eine hohe kgl. Behörde, deren Hauptbeschäftigung im Addieren besteht, gegen den Vorwurf in Schutz nehmen, als könne sie sich jemals verrechnen. Aber nein! Der Minister erklärte vielmehr, er könne die Angaben des Berichterstatters nicht nur nicht bestreiten, er müsse sie auch noch ausdrücklich bestätigen. Erneutes großes Erstaunen, da wohl niemand auf solche Zustimmung gefaßt war. Der Finanzmtniftcr wies daun dir „Un stimmigkeiten" der Oberrechnungskammer mit einem be- deutenden Zahlenmaterial sehr einaehend nach und stellte fest, daß die Oberrechnungskammer bei der Addition einen ganzen Nachtrags-Etat überhaupt über sehen hatte. (O verflucht!) Das dürfte einer König- lichen Oberrechnungskammer freilich nicht passieren! Oberbürgermeister Beutler, der Vizepräsident des Hauses, bemerkte, daß er «ach den Ausführungen des Bericht erstatters die Hoffnung hatte, daß die Staatsregierung widersprechen werde, aber er sei enttäuscht worden durch die Zustimmung des Finanzmiuisters. Bisher habe die Kammer ein absolutes Vertrauen zur Oberrechnungs kammer gehabt, das nun allerdings erschüttert wäre. Im übrigen sprach der Redner den Wunsch aus, daß zu künftig derartige allgemeine Betrachtungen über die Etat- gcbarung in einem Vorberichte niedergelegt werben machten, damit die Kammermitglieder Gelegenheit nehmen könnten, dazu Stellung zu nehmen. Der Ftnanzminister suchte zwar den Rüffel dadurch zu überzuckern, daß er meinte, es würde ihm leid tun, wenn die Erörterungen dazu bei trügen, das Vertrauen zur Oberrechnungskammer zu er schüttern, de«n es handle sich nicht um eigentliche Un- rtchtigkeiten, sondern vielmehr um mangelnde Er läuterungen, aber es hals nicht: es war ein kompletter (und verdienter! Red. d. W. W) Rüffel für eine königliche Behörde vor aller Oeffentlichkeit. Das finanzielle Verhältnis Sachsens zum Reicht wurde auch wieder einmal gestreift, und der ehemalige Vize- Präsident des Reichstages, Kammerherr Dr. von Frege- Weltzien, unternahm eS, die Miquelsche Finanzreform, die darin gipfelte, daß die Einzelstaaten a« da» Reich nichts zu zahlen und von ihm auch nichts zu fordern hätten, aufs lebhafteste zu verteidigen und die gegenwärtige« Zustände als sehr traurige zu bezeichnen. Sehr deutlich wurde er dabei, wenn auch nur panto- momisch, vom „sächsischen Miquel", dem Herrn von Rüger, unterstützt, der lebhaft und bedeutsam mit dem Kopf nickte. — An die sächsische Gemeindesteuer-Reform soll, wie aus Dresden geschrieben wird, im Landtage 1909/10 bestimmt heravgetreteu werden. Man wird sich erinnern, daß diese Angelegenheit nicht nur überall dringend gewünscht, sondern daß die Regierung auch schon entsprechende Vorlagen dem Landtage unterbreitete, die dort aber keine Zustimmung fanden. Nun will der Staatsminister Graf Hohenthal dem nächsten Landtage einen neuen Gesetzentwurf vorlegeu. — Folgende Warnung vor einem AuSwan- derungsschwtndel lesen wir in der „Berl. Abend, post": Wie wir erfahren, unternimmt ein gewisser D. Noble Rowan aus Jrvington on Hudson, N. I., den Versuch, deutsche Einwanderer und deutsches Kapital für den Anbau von Baumwolle in Texas zu gewinnen. Mit dem Genannten scheint rin gewisser Fred Opp als an- geblicher Vertreter des „Fünf-Millionen-Klubs" von Houston in Verbindung zu stehen. Diese Bestrebungen verdienen kein Vertrauen. Wir möchten deshalb nicht unterlassen, vor dieser Unternehmung dringend zu warnen — Die Wahl eines Mitgliedes zum Landes kulturrat, sowie zweier Mitglieder uud zweier Ersatz- männer für die Genossenschaftsversammlung der land« und forstwirtschaftlichen Berufsgenoffenschaft findet am Mittwoch, 26 Februar, von 10 bis 3 Uhr im „Hotel weißer Adler" in Wilsdruff statt. — Also zahle»! In Wilsdruff und Sachs, dorf regnete es im vorigen Jahre Strafverfügungen, die den Inhabern landwirtschaftlicher Betriebe von der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenosseuschast wegen Ueber- treluvg bczw. Nichtbeachtung der Unfallverhütungsvor- schriften zugegangen waren. Die Beteiligten baten damals in einer Eingabe an die Berufsgenossenschaft um Erlaß der Strafen. Heute ging ihnen folgender ablehnende Bescheid der Berufsgenossenschaft zu: „Der unterzeichnete Vorstand hat die vorgebrachten Einwendungen der Unternehmer von Wilsdruff und SachSdorf gegen die erfolgten Straffestsetzungen nicht für stichhaltig befunden und das Gesuch infolgedessen abzuweisen beschlossen. Die Unfallverhütungsvorschriften stehen schon seit dem Jahre 1898 inkraft, und war es deshalb die Pflicht eines jeden Unternehmers, sich mit dielen vertraut zu machen, zumal nichts von seitcn der Verwaltung unter lassen wurde, die Unternehmer auf die Folgen der Unterlassung aufmerksam zu machen. Wevn selten des unterdes ausacschiedenen Ver trauensmannes, wie von feiten des StadtrateS festge- stellt wurde, nur den größeren Unternehmern davon K nntuis gegeben wurde, so kann unmöglich dem Vor stand ein Vorwurf daraus gemacht werden, denn das Rundschreiben lautete dahin, alle Unternehmer davon zu unterrichten." Formell bestehen die Strafverfügungen unbedingt zu recht, zumal die dem Schreiben beigefügten Auslassungen des K uiglichen LandesvcrstcherungSamtes und der Berufs- genossenschaften erken»en lassen, daß die Unfallverhütungs- Vorschriften seitens vieler landwirtschaftlicher Betriebsunter- «ehmer noch recht lax gehandhabt werden. Immerhin bleibt es bedauerlich, daß die Beteiligten in diesem Falle eine Versäumnis des Vertrauensmannes büßen müssen. — Wie ein Wehen aus längst vergangenen Jahrhun- derten, in denen unter den Kriegsscharen der Wunder» glaube an Amulette und Schutzbriefe augemein war, mutet eS an, wen« aus der Tiefe des Volkes ein in das Gewand krassesten Aberglauben» gekleideter frommer Wunsch auftaucht, mit dem ein einfältiges Gemüt den Menschen in allem Ernst zu nützen vermeint. Unserer Redaktion geht aus Wurzen ei» Schreibebrief zu, in welchem wir „ergebens:" uud „im Namen Jesu" ge beten werden, al» „Eingesandt" einen endlos langen Haus und Schutzbrief aufzunehmen, de» die Freunde des Ein- sender» in den Kriegen von 1866 und 1871 im rechten Gottvertrauen mit sich geführt hätte», und die infolgedessen alle gesund und ohne Schaden wieder nach Hause ge kommen seien. Der Einsender ist, wie er schreibt, durch Zeichen und Träume veranlaßt worden, den Schutzbrief zu veröffentliaen. Ständen wir doch nahe vor einem großen hereinbrechenden Strafgericht Gottes und es sei eme ernste Sache um uns Menschenkinder in dieser letzten Zeit. Wie dieses Begleitschreiben, so paart auch der bet- gelegte Schutzbrief in seinem Inhalte religtös-stttlichen Ernst und blöoeu Aberglauben. Der Bries gemahnt die Leute mit ernste« Worten zum Halten der GotteSgebote, beginnt aber gleich mit dem Unsinn: „Wie Christus im Oelgarten stand, so soll alles Geschütz stehe«; wer dieses Geschriebene bet sich hat, den wirb nichts treffen und nichts schaden, alle Kugeln und Schwerter müssen dann stille stehen, sichtbare und unsichtbare Gewehre (!) auf den Befehl deS Erzengels Michael. WerS nicht glauben will, der hänge de» Schutzbrief einem Hund (!) um und schieße, so wird er die Wahrheit bestätigt finden." Es folgt eine Beschwörungsformel und dann die belustigende Erzählung, wonach im Jahre 1724 dieser Schutzbrief in Holstein auf» gefunden worden sei. Bei einer Tanfe in Rusburg (!) habe er in Goldbuchstaben über die Taufgemeinde ge- schwebt, sei zurückgewichen, als man ihn greifen wollte, doch ruhig gestanden, als man auf de» wessen Gedanken gekommen, ihn abzuschretbeu. — Wer sich sür diese» Dokument moderner Kultur interessiert, kann den famosen „Haus- und Schutzbrief" und das Begleitschreiben in unserer Redaktion im Original einsehen. — Kesfelsdorf, 15. Febr. Der hiesige landwirt- schaftliche Verein hielt vorgestern eine gut besuchte Ver sammlung im Obere» Gasthof zum Bahnhof hier ab, in deren Mittelpunkt ein Vortrag des Herrn Oekonomie- Kommissar Moerbach aus Dresden über „Drainage", Wesen, Ausführung und Nutze» derselben stand. Es seien hieraus die nützlichsten Gesichtspunkte wiedergegeben. Zu- nächst wies Redner darauf hin, daß BestellungSarbetten auf nassem, nicht drainierten Boden weit später beginnen und damit viel nützliche Zeit versäumt wird. Die Be fürchtung von Düngerverlusten durch Abflüßen dung- haltigen Wassers ist völlig unbegründet. Die Anlage von Drainagen soll immer nach einem vo» Fachleuten aufge- stellten Plan auSgeführt werde«. Sehr zu empfehlen sind, Hermelin. Roman von Melati von Java. Aus dem Holländischen übersetzt von Leo van Heemstede. H6j (Nachdruck verboten.) .Hier?" „Ja, Hierl Es kommt mir oft vor, als wenn ich mein Leben nicht umsonst verspielt, meine Jahre nicht fruchtlos verbraucht habe, da ich nach Ngarungan kommen durfte und —" (Hermelin 66. Nr. 7.) Er schwieg, wie vor seinen eigenen Worten, die ihn zu weit führten, erschreckend. Er stand gerade vor ihr. an einen Baum gelehnt; das Wasser murmelte ein melodiöses Wiegen lied, der aromatische Duft der Blumen und Pflanzen erfüllte die edle Luft, leise spielte der Wind, der durch die Bäume strich, mit Koronas laugen Locken; sie warf sie mit un geduldiger Gebärde zurück und sprang auf. 166 „Wir wollen ausbrechen!" sagte sie, .das ewige Singen des Wassers verstimmt mich ganz; ich kann mir denken, daß hier nur träumerische schläfrige Javaner leben konnten, und ich miltz Bewegung, Arbeit, Zerstreuung haben; ich habe viel mehr von den Gerans als von den Djamars." „Sie sind eine Diana und keine singende Wassernvmphe, aber auch Diana ruhte bisweilen an den Quellen; warum wollen Sie sich keinen Augenblick der Ruhe gönnen?" „Es wird spät: Papa wartet auf uns, Sie können ja hierher zurückkebren, wenn Sie das Plätzchen so anheimelnd finden." „Wird es noch so sein, wenn Diana verschwunden ist?" „Herr Thoren van Hagen, wie hübsch Sie auch die Komplimente einzukleiden wissen, ich erkenne sie doch und achte sie als verbotene Ware." „Dann will ich sie nicht mehr hereinzuschmuggeln suchen. Sie wollen gehen, und ich bleibe Ihnen dankbar für den mir geschenkten Genuß." »Ja, es ist ein schöner Punkt." , „Und Ihre Erzählung an dieser Stelle gab ihm einen eigentümlichen Reiz. Müssen wir uns eilen, um Ihrem Vater zur rechten Zeit zu begegnen?" „Am Schatten der Bäume sehe ich, daß es bald zehn Uhr ist. Wir müssen ihm entgegenreiten. Ihr.Gespräch klang nun sehr alltäglich; in seiner Stimme war keine Spur mehr des Ausdruckes, der sie aber fast in einen Zauber verstrickt hätte, den sie mit Gewalt fern zu halten wünschte. Sie bestiegen ihre Pferde und machten sich eilig auf, um Herrn de Geran nicht warten zu lassen. Dreiundzwanzigstes Kapitel. Als Hermine nach Djantong zurückkehrte, fand sie ihren Mann nicht zu Hause. Sie trat ein mit der Empfindung, als wenn sie ein Vogel sei, der aus eigenem Antrieb wieder in seinen Käfig fliegt, nachdem er es draußen ebenso traurig und einsam gefunden, als drinnen. 167 Sie ging durch alle Zimmer, wie um eine Spur von dem zu finden, dessen Bild immer vor ihrer Seele stand: so betrat sie auch -Konrads Zimmer. An der Wand hing das Porträt seiner Mutter, einer schönen, sinnigen Frau: darunter befanden sich andere Bilder seiner Schwestern und Brüder, aber es war nichts da, das an sie selbst erinnerte; auf dem Tisch lagen Bücher uud Hefte verwirrt durcheinander. Mit leicht erklärlicher Neugierde warf Hermelin einen Blick hinein und lächelte; es waren deutsche und französische Lesebücher, worin er zu studieren schien. Die Frithjofssage lag dazwischen, reich mit Bleistiftnotizen versehen; er schien es sich in den Kopf gesetzt zu haben, dieses Gedicht gründlich zu verstehen. Auch Zeichnungen lagen da herum, halb in einer Mappe versteckt. Konrad zeichnete vortrefflich; ohne viel Unterricht genossen zu haben, gelang es ihm, Pferde und Menschen rasch abzukonterfeien. Hermine durchblätterte die Mappe und be wunderte die keck ausgeführten Skizzen, bis ihre Aufmerksam keit durch ein Blatt gefesselt wurde, auf welchem immer der nämliche Frauenkopf in verschiedenen Stellungen und Aus drücken wiederkehrte, die dem Künstler immer noch nicht zu genügen schienen. Das Blut stieg ihr plötzlich zu Kopfe; das war sie selbst, kein Zweifel war möglich; trotz seiner scheinbaren Gleichgültigkeit war Konrads Geist doch mit ihr beschäftigt. Während ihrer Abwesenheit hatte er ihr Bild zu entwerfen gesucht, er dachte an sie, er verlangte nach ihr. Mit bebender Hand legte sie die Zeichnungen wieder an ihre Stelle und verlieb das Zimmer mit halb geschloffenen Augen, als wenn sie fürchtete, daß die Entdeckung, die sie ge macht hatte, beim Anschauen anderer Gegenstände wie ein Traum verflüchtigen würde. Es war, als wenn in ihrem Herzen etwas aufgebe, als wenn ein Band, das ihre Seele zusammenschnürte, plötzlich erweitert würde; sie möchte jubeln, beten, danken. Es war ihr, als wenn sie wochenlang in einer finsteren Höhle umhcrgeirrt sei und nun endlich einen matte» Schein gewahrte, der Rettung, Leben, Glück versprach. Sie war so erfreut durch ihre Entdeckung, wie ein Schiff» brüchiger sein muß, der nach langer Irrfahrt im Ozean end lich einen Landvogel erspäht oder den unbestimmten Duft vo» Wäldern und Blumen verspürt; und sie schmachtete nach Liebe und Glück, wie der halb Ertrunkene nach festem Grunde. „Mein Gott! ich danke Dir, es ist, als wenn ich auch Dich wiedergefunden habe, nachdem ich wieder einen Beweis Deiner Liebe und Güte fand", schluchzte sie, «o, ich konnte, mir Dich nicht anders vorstellen, denn als einen zärtliche» Vater, und solltest Du mich hier allein lassen zwischen all den Fremden, ohne Hilfe, obne Stütze, ohne Hoffnung?" 168 Sie suchte sich langsam zu beruhigen, den Sturm froher Empfindungen, die in ihr erwachten, zu unterdrücken, damit er nichts bemerkte, wenn er wiederkam. Wenn er nun plötz lich cinträte und sie an sein Herz zöge, würde sie ihm dan« noch grollen? O nein! Nicht im geringsten mehr, sie würde sich an seine Brust schmiegen wie ein müdes Vögelchen und ihm nichts anderes vorwerfen als: „Konrad, wie hast Dw mich gequält!'^. ^^(Fortsetzung folgst) >