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Wilsdruffer Tageblatt 3. Malt Nr. 276. Sonnabend, den 26. November 1938 Advent Der Tag ist voller Heimlichkeit Und voller Glanz die Nacht. Holdselig ist aus ferner Zeit Ein süßes Lied erwacht. Es raunt und klingt wie Glockenton So hell und jubelschwer Zur Dämmerzeit im Hause schon Die alte Weihnachtsmär. Im Herzen läutets froh: Advent! Ein Glöcklein klingelt leis, Die erste Weihnachtskerze brennt Am grünen Tannenreis, Und Tannenduft und Flittergold Durchziehn das ganze Haus Und führ'n uns aus dem Alltag hold Ins Märchenland hinaus. Es fällt ein sternenheller Schein Durch dunkle Winternacht, Der alle Herzen klar und rein Und weihnachtsfreudig macht, Der alle Not und alles Leid Mit feinem Glanze bannt Und Glück und Weihnachtsseligkeit Verheißt dem Menschenland. Es will auf sternenweiter Bahn Nun wieder erdenwärts Der holde Weihnachtsfriede nah'n Dem ärmsten Menschenherz; Es soll in dunkler Winternacht Der Weihnacht Glück und Schein Bald wieder durch der Liebe Macht In jeder Hütte sein! Felix Leo Göckeritz. Fremdenverkehr verzehnfacht Enge Zusammenarbeit Sachsen Sudetenland Der Gebietsausschuß Mittellausitzer Bergland hielt bei starker Beteiligung im Adolf-Httler-Haus seine Herbst versammlung ab, bei der Bürgermeister Ahollinger die fünfjährige Fremdenverkehrsarbeit des Gebietsausschus ses und die Arbeit des letzten Sommers überblickte. Seu der Machtübernahme hat sich im Mittellausitzer Bergland der Fremdenverkehr verzehnfacht. Die 15 zusammenge- schlossenen Gemeinden (mit 42 900 Einwohnern) verzeich neten im letzten Sommer insgesamt 14 901 Gäste mit 102 300 Uebernachtungen. Gegenüber dem Vorjahr konn ten mehrere Orte den Fremdenbefuch verdreifachen. Der Direktor des Landesfremdenverkehrsverbandes, Planitz- Dresden, schilderte die neuen Aufgaben, die der Fremden verkehrsarbeit im Gau Sachsen durch die Heimkehr des Sudetenlandes gestellt sind. Der Sudetengau wird einen eigenen Landessremdenverkehrsverband ausstellen. Den noch werden beide Gaue eng und kameradschaft lich zusammenarbeiten. Sachsen wird nun auch in stärkerem Matze Durchreiseland für die Besucher des Sudetenlandes. Sonderleistungen der Nltersrentcnanstalt Sachsen (früher Altersrentenbank) Der Altersrentenanstalt Sachsen sind vom Staate in beschränktem Maße Mittel zur Verfügung gestellt worden, aus denen die bei ihr versicherten Personen, die bis zum 1. Januar 1939 das 65. Lebensjahr vollenden und bedürf tig sind, außerordentliche Unterstützungen erhalten können. Es können nur Rentner der Altersrentenanstalt Sach sen, deren Versicherungsansprüche aufgewertet worden sind, berücksichtigt werden und auch nur dann, wenn sie nicht mehr im Erwerbsleben stehen. Versicherte mit einem Jahreseinkommen von mehr als 1200 RM haben kaum Aussicht auf Berücksichtigung. Die Unterstützungen werden nur auf Antrag ge währt. Zu den Anträgen sind die bei der Altersrenten anstalt Sachsen in Dresden-A. 1, Struvestraße 5, und bei ihren Geschäftsstellen erhältlichen Vordrucke zu benutzen. Die Anträge müssen bis zum 19. Dezember 1938 bei der Altersrentenanstalt Sachsen eingehen. Später eingehende Anträge können nicht berücksichtigt werden. „Das silberne Herz" Wcihnachtsschau in Schneeberg Schneeberger Velstnachtsscha» Weihnacht — Wintersonnen wend! Uraltes deutsches Volksfest! — Erinnerungen an die Jugend zeit werden wach — Erinnerun gen an den Weihnachtsbaum und die alten schönen Bräuche, an die Zeit der Vorbereitung des Festes, an der wir alle mitgehol fen. Und gerade das Sachsen- land und das Erzgebirge haben ihren besonderen Anteil an dem Weihnachtsfest und seinen Ga ben. Erzgebirgische Schnitzer und Zinngietzer, nicht zuletzt die Klöppelmädchen schaffen mit regem Fleiß zur Ausgestaltung des Festes. Die schönen alten Wethnachtsberge, die Ketten und Pyramiden entstehen neu, Zinnsoldaten und Schnitzfiguren, Lichthalter und Spitzendecken, sie alle gehören zum Fest, und sie werden alle von den fleißigen Erzgebirgern zur Freude der deut schen Menschen hergestellt. Wie im vorigen Jahre die große Feierohmdschau in Schwarzenberg, so wird in diesem Jahre in Schnee berg die große Weihnacktsschau des Erzgebirges den Besuchern von nah und fern einen Einblick in die Weih nachtswerkstatt des Erzgebirges geben. Das Heimatwerk Sachsen und die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" veranstalten die Schau gemeinsam. Wieder ist es Pg. Krauß, Schwarzenberg, der sie mit Pg. Thost, Schnee berg, zusammen vorbereitet hat, und wieder wird diese Schau weit über den Sachsengau hinaus die Menschen anziehen. Ein MSrchenreith Was bringt sie nnn, diese Schau? Ein Rundgang zeigt es uns: Wir treten ein in das Kasino inmitten der wunder schönen erzgebirgischen Stadt Schneeberg, und schon stehen vor uns wie im dunkelgrünen Wald die lieben Dinge unserer Kinderweihnacht, die Pyramiden, Berge, Krippen usw. Schöne Ga st gaben aus dem Sudetengau zeigen, daß die Schnitzerei hüben und drüben zuhause ist. Dann treten wir ein in die Z i n n g i e ß e r e i. Da arbeitet Meister Väterlein am glühenden Ösen und schmilzt das Zinn für die zierlichen Formen. Welcher Reichtum an zinnernem Hausrat wird hier gezeigt, da auf den Simsen, Tischen und Bänken, dort in dem alten Wand schrank! Nun öffnet sich ein geräumiger Saal. Zwischen dunk len Stollen funkelt uns zaubrisch das silberne Herz ent gegen. Dies große metallene Herz ist das Sinnbild der ganzen Schau. In diesem Raume offenbart sich der SE« und MObmMM. * Dresden. Lastwagen zertrümmerte Stra ßenbahn. Ein Unfall, der schwerste Folgen hätte haben können, ereignete sich an der Endhaltestelle der Straßen bahnlinie 11 aus dem Nürnberger Platz. Dort waren eben die letzten Fahrgäste aus einem sogenannten Hechtwagen ausgestiegen, als ein fahrerloser, mit Steinkohlen belade ner Lastwagenanhänger plötzlich auftauchte und mit gro ßer Wucht gegen die Straßenbahn stieß. Die Seitenwand des Wagens wurde aufgerissen, und viele Zentner Stein kohlen landeten im Wageninnern. Der Lastwagenanhän- aer hatte sich kurz zuvor selbständig gemacht, da in voller Fahrt die Kupplung mit seinem Motorwagen gerissen war. Nur dem Umstand, daß sich keine Personen im Straßenbahnwagen mehr befanden, ist es zu danken, daß die Folgen des schweren Unfalls noch glimpflich waren. Dresden. Zwischen zwei Straßenbahnzü gen. Als der 45 Jahre alte Buchhalter Friedrich Voigt mit seinem Rade von der Berggietzhübler in die Weh- lener Straße einbiegen wollte, bremste er plötzlich, weil sich ein Straßenbahnzug näherte. Voigt blieb mit seinem Rad auf dem entgegengesetzten Schienenstrang stehen, übersah aber dabei, daß auch aus dieser Richtung ein Straßenbahnzug herankam. Der Radfahrer geriet zwischen die beiden Züge und erlitt schwere Kopfverletzungen, die seinen baldigen Tod zur Folge hatten. Dresden. Ohne Licht im gestohlenen Wa- g e n. Ein in Dresden wohnender 28 Jahre alter Mann entwendete abends von dem unbewachten Parkplatz an Bergmann. Er zeigt seine geschnitzten Paraden, seine kleinen mechanischen Bergwerke, seine kostbare Ausbeute an edlem Erz und Gestein, seinen Bergschrein voller Fi guren und sein reich verziertes Gezäh. Aus der Tiefe alten Weibnachtsglückes steigen wir hinauf in das Stockwerk der jungen Zeit. Der Gesang der Klöppelmädel lockt uns hinein in die Helle Stube der Spitzen. Hier löst sich vor unseren Augen ein Geheimnis. Wir fühlen plötzlich aus den weißen Wundergespinsten ein lebendiges Herz schlagen. Die zierlichen Flechtwerke sind eingesponnenes Leben: Blumen, Meereswellen, Sterne, im Netz gefangene Wünsche und Gedanken. Noch stehen wir staunend bei den Schneeberger Klöp pelmädeln, da führt uns schon ein Hitler-Junge weiter und tiefer hinein ins lebendige Volkstum, hinein in den Raum der deutschen Jugend. In einer bunten Weih nachtsstube zeigt die Jugend des Führers, wie sie be schert und weihnachtlich gestaltet. Nun aber halten wir den Atem an, da wir eintreten in den großen Festraum der Weihnacht. Unterm Sternkreis des Advents liegen ringsum die offenen Werk stuben der Schnitzer. Da sitzt Meister Wetzel mit Pen SchnitzerstubLn, dort arbeiten Meister Morgenroth, Diet rich und Rössel, hier schnitzen die Jungen unseres Alt meisters Hänel und ihnen gegenüber seht ihr den Spiel- zcugdrechsler und den wunderlichen Bastelgoqel zwischen Wurzelgcistern und einer eben gebauten Pyramide. Ein weihnachtliches Wunder Wie unerschöpflich die Gedanken und Werke der Feierabendkunst sind, zeigen vier große Nischen. Sie stel len die verschiedenen Reiche des Schnitzers dar und sein Verhältnis zu seinem Häusel, zum Wald und zu den Viechern und endlich zu seinen Mitmenschen. An der Ausgangstür ist schon lustiger Betrieb. Er kommt von draußen, vom Nebenraum, wo sich auf breitem Flur ein Weihnachtsmarkt dartut. Ein kleines Dorf erzgebirgischer Spitzhäuser bietet Süßigkeiten, Spiel zeug, Bücher und Bilder, Schnavs und Schnupftabak und vielerlei Lustiges, Zappliges, Flimmerndes und Klingen des an. Da darfst du einkaufeu, dich ausruhen und etwas heimlich „schleckern", vielleicht ein Pfefserkuchenherz. Wenn wir hinaustreten in die winterliche Bergstadt sind wir immer noch im Banne des weihnachtlichen Wunders, denn die ganze Stadt ist eine einzige er leuchtete und von hundert Bildern geschmückte Weihnachts stube. Da steht die riesige Bergmannskaue, dort das mär chenhafte Häusel der Gauschnitzerschule, und drüber schwebt der wunderbare Klang der Glocken von St. Wolfgang. Er beschwingt die Seele, und jeder trägt das innere Funkeln mit heim, unser schönstes Geschenk: Ein silbernes, weihnachtliches Herz. ver Sopytenklrche einen Personenkraftwagen. Damit fuhr er einige Stunden im Stadtgebiet umher, bis er schließlich ermüdet anhielt und im Wagen einschlief. Als er am nächsten Tage in den zeitigen Morgenstunden ohne Licht weiterfuhr mit der Absicht, das Fahrzeug außerhalb Dres dens zu verkaufen, wurde er von einem Polizeibeamten angehalten und festgenommen. Ob der wegen Krastsahr- zeugdiebstahls bereits vorbestrafte Täter mit noch anderen Vorgängen in Verbindung zu bringen ist, wird von der Kriminalpolizei erörtert. Dresden. 60 Bodenkammereinbrüche. Un längst war von einem Dresdner Einwohner in seiner Bodenkammer ein Einbrecher schlafend betroffen und der Polizei übergeben worden. Der Festgenommene konnte zu etwa 60 Bodenkammcreinbrüchen überführt werden. Die Beute wurde fast restlos sichergestellt. Dresden. Betrunkener von der Straßen bahn gestürz 1. Der am 26. Februar 1888 in Nieder ems geborene Heinrich Wilhelm Jnng, wohnhaft in' Dresden, ist mit acht Tagen Haft bestraft worden, weil er in betrunkenem Zustand den Verkehr erheblich behindert und gefährdet hatte. Er war in der Hauptstraße auf den Triebwagen eines fahrenden Straßenbahnzuges aufge sprungen, abgerutscht und vor den Anhängewagcn gestürzt. Schirgiswalde. Ein schwererJunge. Die Gen darmerie nahm einen 17jährigen Einbrecher fest, der fest Anfang Oktober in Kirschau acht schwere Einbrüche ver übt hatte und der schon lange gesucht wird. Im Amts- I aerichtsgesängnis Schirgiswalde unternahm er einen f Fluchtversuch, der jedoch vereitelt werden konnte. König Carol von Rumänien beim Führer. In Begleitung seines Sohnes, des Kronprinzen Michael, stat tete König Carol II. von Rumänien dem Führer und Reichs kanzler auf dem Obersaftberg einen privaten Besuch ab. — König Carol verabschiedet sich »om Führer. Rechts: Kron prinz Michael. (Presse-Hofsmann/Wagenborg-M.) Die Beisetzungsfeierlichkeiten für Atatürk kn Ankara. Auf einer Lafette wird der Sarg des kürzlich verstorbenen türkischen Staatspräsidenten Atatürk zur Aufbahrung ins ethno graphische Museum in Ankara gebracht. — Der Trauerzug passiert die Kapelle des deutschen Kreuzers „Emden", von dem eine Abordnung an den Beisetzungsfeierlichkeiten teilnahm.