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Freibergisch rind Iglaursch Bergrecht Eine alte Kulturbrücke zwischen Freiberg und Sudetendeulschland. In den Wechselbeziehungen, die jahrhundertelang zwischen Freiberg und Sudetendeutschland bestanden haben, nimmt das Bergrecht eine hervorragende Stellung ein. Diese Wechselbe ziehungen auf bergrechtlichem Gebiet sind vor allem deshalb be deutungsvoll, weil sie bereits aus den Anfangszeiten des weiß- nischen wie des sudetendeutschen Bergbaues stammen. Freiberg in Meisten und Iglau in Mähren haben gemeinsam ein Berg recht entwickelt, das einen grundlegenden Einfluß auf die ge samte deutsche Berggesetzgebung ausgeübt und auch weiter über Deutschlands Grenzen hinaus mastgebenden Einfluß gewonnen hat. Die ältesten Rechte, die Markgraf Otto der Reiche der neuen Bergmannssiedlung, aus der sich Freiberg entwickelt Kat, verlieh, bezogen sich ebensowohl auf die Verfassung und Ver waltung der Stadt wie auf die der umliegenden Gebirge. Dies ist hier keineswegs eine vereinzelte Erscheinung; auch in Goslar, Iglau, Deutschbrod, Schemnitz und in anderen Bergstädten ba den sich Stadtrecht und Bergrecht in unmittelbarem Zusammen hänge entwickelt. Diese enge Verbindung zwischen Stadtrecht und Bergrecht bietet nichts auffälliges, da diese Städte eben des Bergbaues wegen angelegt waren und ihre ganze Verfassung daher innig mit diesem Zusammenhängen mußte. Die Grundlagen des Freiberger Stadt- und Bergrechtes hat wohl ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren geschaffen. Brachten doch alle jene Bergleute, die aus verschiedenen Gegen den im Tal des Lostnihbaches zusammenströmten, aus ihrer Heimat neben der gewohnten Technik auch ihre Sitten und Bräuche, insbesondere ihre Rechtsanschauungen mit, vielleicht in Form von Weistümern und Rechtssprichwörtern. Da es sich um fremde Einwanderer handelte, sind ihnen doch wohl gewisse, ans der Heimat mitgebrachte Rechte gewährleistet worden. Diese mitgebrachten Rechte in Verbindung mit neuen landesherrlichen Bestimmungen haben wohl bereits durch Markgraf Otto eine gewisse Fixierung erfahren. Schon sehr früh hat das Freiberger Bergrecht Verbreitung über die Grenzen der Mark Meisten hinaus gefunden, vor allem nach Osten, Um die Mitte des 13. Jahrhunderts erwuchs dem Freiberger Bergrecht, was seine Verbreitung nach außen hin anbelangt, im Iglauer Rechte ein Konkurrent, der es in mancher Hinsicht bald überflügelte. Mittelbar ober verbreitete sich das Freiberger Recht noch fortwährend, denn gerade jenes Iglauer Recht, das in der Dergrechtsgeschichte eine ähnliche Rolle spielt wie etwa das Magdeburger Stadtrecht in der Stadt rechtsgeschichte, beruhte zweifellos eben auf jenen älteren Frei berger Rechtsgewohnheiten. Ein über die Anfänge des 13. -Jahrhunderts zurückreichender Silberbergbau ist in Böhmen und Mähren nicht nachweisbar. Was für die Mark Meisten Freiberg wurde für jene Länder Iglau; in dieser geognostisch zu Böhmen gehörenden Gegend Mährens haben wir die früheste Bergwcrkstätigkeit zu suchen. Zwar wrd schon 1174 der Name des damaligen Dorfes stalwa genannt. Von einer dortigen deutschen Kolonie und vom Berg bau daselbst erfahren wir jedoch erst in einer Urkunde von '227, als Stadt erscheint Iglau zuerst um 1280 im ältesten lateinischen Stadt- und Bergrecht. Wir dürfen daher die Entdeckung der ersten Gänge daselbst in die ersten Jahrzehnte des 13. Jahrhun derts sehen. Es ist nicht zufällig, daß die erwähnte Urkunde von 1227 auch den ersten Beleg für das Bestehen einer deutschen Kolonie in Iglau enthält: denn eben die Deutschen, welche damals von den böhmischen Königen mit besonderer Vorliebe ins Land ge zogen wurden, waren es vermutlich, welche im Anfänge des 13. Jahrhunderts die Technik des Erzbergbaues nach Böhmen brachten wie in Freiberg, so mögen auch in Iglau Einwanderer aus verschiedenen Gegenden zusammen getroffen sein, um die neu entdeckten Schätze zu heben; aber die Annahme liegt nahe, daß ganz besonders aus den nächstgelegenen, d. h. den Freiber ger Bergwerksdistrikten kundige Bergleute herangezogen worden sind, sie wird dadurch unterstützt, daß unter denen, welche um die Mitte des Jahrhunderts in dem unweit von Iglau gelege nen Deutschbrod Bergbau trieben, ein Dietrich Freiberger er scheint, und daß ein diesem geliehener Stollen den Namen stol- lo bribergi führt. Diese Freiberger Bergleute verpflanzten nun ihr heimi- Isswärmsr Keramik 2.53 und SlelnLUt 1.75,1.50,1.33 u. Olas, 8tck. «iaNss-bervies Wkilix ltaffss-Lsrvses Zpsiss-Zervies 44 teil l§ ^.75.-, 70. , 60.- 54.-, 42.- und 91eiU§, moderne Kormen und Dekors .... IvvoLlVlUL S.V5, /.so, s.7s, und ni't vernickeltem 8!ebdecke1 1.45,1.25, 160 und 8— 6 8tück OetMlSaiLv mit Dekor 1.65, 1.35, 1.10, weiU einrein, dekoriert, Ltück 07--, V.LS. S.4S, V.33 und XomM- u. puMngsstre 0.85 Ppeögls88vküs88!n 0.25 kompotteüsr u.-ZslESöln 0.10 timünadsn-LÄrs n unä 2.25 Lisrbseirsr xescMilfen Stück o.-s, 0.1», ßwu Stück 8.12 lesdeölrer xesclEen Stück 0.1», xlstt Stück ö.12 Sonnigg, ÜSN11.U.13. vor. von 12-10 VIN' yesnnei! sches Bergrecht nach Iglau. Das Iglauer Bergrecht, von denk bereits in Urkunden von 1234 und 1241 die Rede ist, entsprach daher in seiner ältesten Form wahrscheinlich durchaus dem äl testen Freiberger Bergrecht, ja war mit diesem nahezu identisch. An Iglau selbst hat sich, wie Georg Agricola bezeugt, die Er innerung an dieses Verhältnis bis ins 16. Jahrhundert hinein erhalten. Der lebhafte Betrieb des Bergbaues in Meisten wie in Mähren mustte dann jedoch eine schnelle Weiterentwicklung der Rechte zur Folge haben, besonders solange dieselben noch ungeschrieben waren; und diese Entwicklung gestaltete sich in vielen Beziehungen je nach den lokalen Eigentümlichkeiten ver schieden, namentlich wirkte in Iglau der Umstand mit, daß man hier schon früh sich zu einem lebhaften Stollenibetriebe veranlaßt sah. Ausgezeichnet wurden sowohl das Iglaurr wie auch das Freiberger Bergrecht erst zu einer Zeit, als sie schon manche Aenderungen erfahren hatten. Immerhin konnten diese Ände rungen die ursprünglich nahe Verwandtschaft nicht vollständig verwischen. Das Iglauer Bergrecht wurde schon im 13. Jahrhundert mehrmals ausgezeichnet, während es in Freiberg erst im 14. Jahrhundert dazu kam. Gerade im Auslande, wo der deutsche Bergmann inmitten einer fremdsprachigen Umgebung lebte, mußte das Bedürfnis nach schriftlicher Fixierung der Rechte sich besonders fühlbar machen. D'e älteste Aufzeichnung des Iglauer Stadt- und Bergrechts bat wahrscheinlich im August 1249 stattaefunden: sie ist in lateinischer Spraye abgefaßt und befindet sich, versehen mit den Siegeln des Kcn'gs Wenzel von Dbbmen und seines Sohnes Przemislaus, Markgrafen von Mähren, noch je^t im Iglauer Stadtarchiv. Ziemlich gleichen Alters wie die des Freiberger Bergrechts B scheint die deutsche Fassung des Iglauer Bergrechts zu sein. Vergleichen wir dos Iglauer Bergrecht mit dem Freiberger Bergrecht A, so fällt in die Augen, daß beide Bergrechte sich nicht allein auf die SSdt und ihren nächsten Umkreis beziehen- sondern für weitere Gebiete bestimmt waren. Bei eingehender Betrachtung ergibt sich, daß neben man nigfachen Unterschieden doch eine unleugbare Verwandtschaft zwischen dem Freiberger und dem Iglauer Bergrecht besteht. Die Annahme ist berechtigt, daß das Freiberger Recht die Quelle des Iglauer, ja daß dies in seiner ältesten Form mit dem Frei berger Recht fast identisch gewesen ist. Dr. Sachsenweger. VÄKMÜM«. Einen Vorklang der Weihnachtszeit bringt das soeben er schienene Dezemberheft von Delhagen k Klasings Monatshef ten. Es ist außerordentlich reich mit farbigen Aufsätzen aus gestattet. Ein bunt illustrierter Beitrag über die Reichsklcin- odien von dem Wiener Kunsthistoriker Dr. Fritz Dworschak er öffnet es. Der Münchener Schriftsteller Franz Langheinrich plaudert über bunte Wachsbilder aus der Werkstatt des Weih nachtsmannes. Farbig illustriert ist auch die mit vielen kunst gewerblichen Kleinigkeiten geschmückte Rundschau. Das Heft veröffentlicht eine große Novelle „Die stummen Tage" von der kürzlich stark hervorgetretenen bayerischen Dichterin Maria Derchtenbreiter, daneben bringt es eine heitere Geschichte „Frei ere! mit der Baßgeige" von Georg G. Graf, eine rührende Novelle. „Das Weihnachtsgeschenk" von Bernhard Flcmes und eine spannende Wintersport- und Liebesgeschichte „Der Dritte" von Heinrich Werdau. Ueber „1000 Gläser Punsch" plaudert Pieter Vewvort, über Filmehepaare und Schauspie lerehen in einem illustrierten Aufsatz Armin Schönberg. Einen Stoff, der für die politische Entwicklung der Gegenwart wichtig geworden ist, behandelt der Wiener Historiker Professor Dr. Heinrich Kretschmayr, nämlich Kaiser Karl den Vierten, den die Tschechen als „ihren" Kaiser bezeichnen und der dennoch der Stadt Prag ihr deutsches Gesicht ausgeprägt hat. Starke Aufmerksamkeit wird ein umfangreicher Aussatz von Pros. Dr. Fritz Behn über die Grenzen der wissenschaflichen Graphologie erregen. Selbstverständlich enthält auch dieses Heft außer zahl reichen Kunstbrilagen Uebcrsichten über neue Bücher, über The ater und Musik. E/r, cLölMt Weit ist derWeg Zum Glück Dornan aus den Bergen von tzans Ernst Urhkdn-kechklchul!: vcullch« kamrn-üeclag,«rm. L. Un,«nicht, Ü-Ä rrüga (5üilh„i) IN Doch, Gisela Heydenreich gesteht es sich ganz offen, und stellt nun sogar flüchtig einen Vergleich an zwischen ein paar jungen Männern, die sie kennt, und dem jungen Jäger, den sie weiter nicht kennt; von dem sie nur weiß, daß er sie nachts vom Berg geholt hat, aber nun wieder forthaben will. Fast will sie ein wenig Traurigkeit überkommen. Sie wehrt sich dagegen, aber sie ist nun einfach plötzlich da, die kleine Traurigkeit, und läßt sich nicht verdrängen. Da kommt er wieder, setzt sich ihr gegenüber, schneidet dicke Scheiben Brot herunter, schmiert Butter darauf und schiebt ihr das erste gleich zu. „Sie werden zwar etwas Besseres gewohnt sein, versteht sich", sagt er wieder ein bißchen spöttisch. „Aber da heroben gibt es halt keinen Komfort." „Wissen Sie denn, ob ich Komfort beanspruche, Herr Franz?" fragt das Mädchen, behaglich in das schwarze Brot beißend. Der Jäger hebt rasch den Kopf und schaut sie an. Ihr Gesicht ist jetzt leicht gerötet. „,Herr° brauchen S' zu mir net sagen", meint er, ein klein wenig benommen von dem seltsamen Glanz ihrer Augen. Groß und klar und seetief sind diese Augen. Sie streckt ihm die Hand über den Tisch. „Also, Franzl dann, nicht wahr? Und Sie sagen zu mir .Gisela', ja?" Eine Weile ist nun Schweigen zwischen ihnen. Die Sonne scheint mild und warm auf den Platz vor der Hütte. Giselas Haar leuchtet bei jeder kleinen Bewegung auf wie flimmerndes Gold. Um das kleine Jagdhaus wuchten die Berge. Wie trotzige Ungeheuer stehen sie da, versteint und ewigkeitsnah. Und hinter der Hütte läuten die Glocken der Herden. „Warum darf ich denn nicht dableiben?" fragt sie plötzlich in die Stille hinein. „Bis morgen ist es vielleicht schon gut mit meinem Fuß, und ich kann hinuntergehen." „Doch nicht wieder hinauf?" fragt er und lacht, indem er mit dem Daumen über die Achsel nach der Spitze des Hohen Wank deutet. „Spotten Sie nur — Franz." „Ich spott' gar net, aber ich hab einfach eine Abneigung gegen die Bergfexerei." „Ich auch", sagt das Mädchen ganz ruhig und lacht dann. „Sehn Sie, Franzl, in einem verstehen wir uns nun schon." Der Jäger schaut sie unsicher an. Will sie ihren Spott treiben mit ihm? Aber da lehnt sie sich an die Hüttenwand, richtet den Blick über den Jäger hinweg und beginnt leise zu sprechen: „Ja, ja, Franzl, da haben Sie sich nun doch ein wenig getäuscht in mir. Ich bin nicht irgendein ixbeliebiger Bergfex, der das Bergsteigen als krankhaften und ehrgeizigen Sport betrachtet. Ich war als Kind mit meinem Vater und meinem Bruder schon in den Dolomiten, war 'm den Schweizer Bergen, und Sie dürfen mir glauben, daß ich wahrhaftig schon auf andere Berge geklettert bin, als auf das Hohe Wank. Ich will damit allerdings nichts sagen gegen diesen Berg. Man darf ja keinen leicht nehmen, sondern schwer, wie die Berge nun einmal sind. Ich steige auf keinen Berg aus Rekordsucht, sondern weil es mich einfach hinaufzieht; die Größe, die Einsamkeit zieht mich hinauf. Vater lebt ja nun nicht mehr, und mein Bruder kann erst später frei kommen. Darum bin ich allein gegangen. Und nun ist mir dieses kleine Unglück passiert. Mein Gott, wenn niemals etwas passieren würde in den Bergen. Lediglich der ein fällende Regen war schuld, daß ich abglitt. Sie tun ja keinem was, der sich ihnen schönheitstrunken naht, der erfüllt ist von ihrem Frieden und demütig Gott erkennt in ihrer Hoheit. So sind die Berge, und es wird mich immer wieder zu ihnen ziehen, trotz des kleinen Unglücks von gestern." Wie einer, der etwas sehr Schönes und Seltsames ge funden hat und sich nicht daran sattschauen kann, so blickt der Jäger das Mädchen nun an. Wie muß er staunen über ihre tiefe Erkenntnis und über diese heiße, inbrünstige Liebe zu den Bergen. „Da habe ich Ihnen schwer Unrecht getan, Fräulein Gisela", sagt er nach einer Weile. „Ich nehme nun alles zurück. Bitte sind Sie mir nicht böse." „Aber nein. Sie konnten ja nicht wissen —" Sie wischt mit der Hand ein paar Brotkrumen vom Tisch. „Sind Sie denn immer ganz allein da heroben?" will sie dann plötzlich wissen. Das sei nur zufällig jetzt für ein paar Tage der Fall, erklärt er. Aber heute oder spätestens morgen müßte der Kamerad wiederkommen. Und deshalb — ja, deshalb habe er auch vorhin gemeint, daß es nicht schicklich sei, wenn sie allein mit ihm in der Hütte verbleibe. Ob sie denn nicht auf ihren. Ruf bedacht sei? „O doch", gesteht sie ein wenig errötend und schaut ihm in die Augen. „Aber ich finde da wirklich nichts Unrechtes. Sie haben ja noch ein Gastzimmer, soviel ich gesehen habe. Im übrigen läßt es mich kalt, was die Menschen denken. Ich gehe nur, wenn Sie es unbedingt haben wollen." Nein, er will es jetzt gar nicht mehr haben. Einen Weg von fünf Stunden könne man mit einem verstauchten Knöchel nicht gut machen. Aber nun müsse er sie schon bis zum Abend allein lassen. Er habe noch Dienst, aber er werde sehen, daß er spätestens bis 6 Uhr zurück sei. Die Schritte des Jägers sind schon längst verhallt, seine Gestalt ist schon lange nicht mehr sichtbar, und noch immer sitzt Gisela Heydenreich unbeweglich, die Augen zum Wald hinübergerichtet, unter dessen Stämmen er verschwunden. Schwüle Nachmittagshitze liegt über dem Almfeld. Kein Laut, nur ein fernes Brunnengemurmel; keine Bewegung, nur über dem Dach der Steindlalm das blaue Gekräusel des Rauches. (Fortsetzung auf der 4. Seite.)