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WWdrMer Tageblatt 2. Blatt zu Nr. 278. Dienstag, den 29. November 1938 162 MmillMlire in Str Wark Der österreichische Jude ist dreimal so reich wie der im Altreich Von den acht Milliarden Mark, die das angemeldete jüdische Vermögen im ganzen Reichsgebiet beträgt, ent fallen allein aus die Ostmark fast 2,3 Milliarden Mark. Der Jude der Ostmark ist somit verhältnismäßig etwa dreimal so reich wie der des Altreiches. Nach dem Zahlenmaterial, das der Wiener „V. B." erstmalig über das jüdische Vermögen in der Ostmark veröffentlicht, gibt es unter den in der Ostmark lebenden Juden 102 Millionäre, darunter 27 mit einem Vermögen von mehr als 2,5 Millionen Mark. Besonders bezeichnend ist die große Zahl jüdischer Vermögen zwischen 50 000 und 200 000 Mark. Allein zu dieser Gruppe haben sich 9787 jüdische Familien bekannt. Weitere 1366 Juden meldeten ein Vermögen zwischen 200 000 und einer Mil lion Mark an. Es gibt also in der Ostmark 11 255 steuer pflichtige Juden mit einem Vermögen von mehr als 50 000 Mark. Dazu kommen 36 513 jüdische Familien, die sich zu einem Besitz von über 5000 bis 50 000 Mark bekannt haben. Das Gesamwermögen dieser Familien erreicht die stattliche Höhe von 721 Millionen Mark, eine Summe, die ungefähr dem Haushalt der Schuschnigg-Regierung entsprach. Insgesamt haben 47 768 jüdische Familien in der Ostmark ihr Vermögen angemeldet. Das größte be kannte jüdische Vermögen der Ostmark erreicht die pban- tastische Summe von 26 Millionen Mark. Selbst nach Abführung der 20prozentigen Kontribution verbleibt noch der „kleine Rest" von knapp 21 Millionen Mark. Zusammenfassend stellt der „V. B." fest, daß in der durch eine Wahnsinnspolitik des Systems wirtschaftlich vernichteten Ostmark bis heute 48 000 jüdische Familien mit rund 200 000 Personen lebten, dte über ein durch schnittliches Vermögen von je 48 000 Mark verfügen, eine Summe, die auch nach Abzug der Kontribution überhaupt nicht vergleichbar ist mit dem, was durchschnittlich auf den Kopf der bodenständigen deutschen Bevölkerung entfällt. Erlebnisse von Ironi und Heimat Langemarckausschuß sucht Erlebnisberichte aus dem Krieg Der Langemarckausschuß beim Jugendführer des Deutschen Reichs beabsichtigt ein Werk herauszugeben, dem Erlebnis berichte der männlichen und weiblichen Jugend des großen Krieges von 1914 bis 1918 zugrunde liegen. Zur Unterstützung seiner Arbeit wendet sich der Ausschuß an alle noch lebenden männlichen und weiblichen Volksgenossen der Jahrgänge 1894 bis 1910 mit der Bitte, Erlebnisberichte und Material, soweit es für die Arbeit wirklich von außerordentlichem Wert sein könnte, an den Langemarckausschuß in der Reichsjugendführung, Berlin NW 40, Kronprinzenufer 10, einzusenden. Es wird darauf hingewiesen, daß es sich nicht allein um Erlebnisse an der Fron i, sondern auch um Erlebnisse in der Heimat handeln kann. Was empfand ein Kind, als es durch den Heldentod seines Vaiers das Leben seiner Familie und sein eigenes auf gänzlich veränderter Grundlage gestellt sah? Wie erging es einem Angehörigen einstmaliger Jugendbünde in der Heimat, an der Front oder im Lazarettzuge? Was sah und erlebte die deutsche Krankenschwester in Frankreich, Belgien, an der Ostfront oder wo überall sie sonst für deutsche Soldaten sich einsctzte? Was erlebte die Frau, die in der Heimat Männer berufe übernehmen mußte, die als Straßenbahnschaffnerin, als Fabrikarbeiterin oder als Landarbeiterin den Arbeitsplatz eines Mannes ersetzte? Diese und ähnliche Fragen wünscht der Langemarckaus- fchutz von denen berichtet zu erhalten, die damals als junge Menschen mit dem Ereignis des großen Krieges sich ausein- anderzusetzen hatten. SA. im ReichsSerufsweMmpf voran! Stabschef Lutze zum Reichsberufswettkampf Der Stabschef der SA., Viktor Lutze, hat zum Reichs- berufswettkampf 1939 ejnen Aufruf erlassen, in dem er erneut aus die Bedeutung dieses nationalsozialistischen Leistungswettkampses hinweist: „Wenn in diesen Tagen zur Teilnahme am Berufs wettkampf aller schaffenden Deutschen 1939 aufgerufen wird, so bin ich sicher, daß die Männer der SA. im alte» Geist der Sturmabteilungen zu diesem beruflichen Wett streit antreten werden. Es geht um die Leistungs steigerung und um die Auslese der Tüchtigsten! Die SA. muß hierbei in vorderster Front stehen!" Züdifche Provokationen in Südafrika Scharfer Protest der Weißen Bevölkerung. Dynamitanschlag auf Synagoge. In Johannesburg in Südafrika hat ein Jude eine Frau geschlagen, weil sie bei einer Ver sammlung der „Gesellschaft Juden und Christen" in der Stadthalle in Johannesburg „Heil Hitler!" gerufen hatte. Aus Empörung über die jüdische Provokation wurde die Bevölkerung von Johannesburg zu einer Protestkund gebung ausgerufen, und zwar durch Flugblätter, auf denen es hieß: „Heraus zum Protest dagegen, daß eine südafrikanische Frau von Juden geschlagen worden ist. Bürger, erscheint zum Protest gegen die jüdischen Diebe, die unsere Frauen mißhandeln, noch sind wir die Herren des Landes." Kaum war das Stattsinden dieser Protestkundgebung bekanntgeworden, als die dortige antifaschistische Be wegung eine Gegendemonstration organisierte und durch die Verbreitung eines Hetzflugblattes ihre Anhänger und Mitläufer für genau die gleiche Zeit nach der Stadlhalle bestellte, zu der sich die Bevölkerung einfand, um gegen hie maßlosen jüdischen Frechheiten Einspruch zu erheben. So kam es vor der s>tadthalle zum blutigen Zusammen stoß der Demonstranten und der Gegendemonstranten. Das Ergebnis dieses brutalen Werks der „Antifaschisten" war, daß mehr als hundert Kundgeber verletzt wurden, unter ihnen einige erheblich. Wachsende Auflehnung gegen die Schmarotzer Das immer dreister werdende Gebaren der in den letzten Jahren zugewanderten Judenschaft hat bei der bodenständigen Weißen Bevölkerung des Johannesburger Minenreviers eine Abwehraktion hervorgerufen, die in der Stadt Johannesburg zu erheblichen Zusammenstößen geführt hat. Als weiterer Denkzettel folgte jetzt ein Dynamit anschlag auf die Synagoge der kleinen Stadt Benoni, durch den das Gebäude leicht beschädigt wurde. Als Schutzmaßnahme gegen weitere Aktionen der empörten Bevölkerung sind sämtliche Synagogen des Witwater- randes polizeilich besetzt worden. Zahlreiche Polizei patrouillen durchziehen die Straßen der Jndustricorte. Wie der „Daily Expreß" meldet, ist der Juden schaft der Schreck über diese Vorfälle bereits erheblich in die Glieder gefahren. Jüdische Firmen in Johannesburg Vermesiung der neuen Reichsgrenzen zwischen Deutschland und der Tschecho-Slowakej. M^se^ Die ersten Sudetendeutschen wählen. I detendeutschen, die sich am 4. Dezember, dem Tag der Er- deutsche und tschechische -eamte die neuen Orcnzen ci - Kes Genua fand an Bord des deutschen Dampfers „Slutt- gänzungswahlen des Sudetengaues für den Großdeutsche» LestE. (Weudild-Wagenborg-M. 2) gart", also auf deutschem Hoheitsgebiet, für diejenigen Lu- ' Reichstag, auf hoher See befinden, der Wahlakt statt. Weit istderWeg zum Glück Doma» aus den Bergen von Hans Ernst 0«ul>ch« iism»nUI«!-I,g »nn. L. llnymichi, Laa killcN»,,) „Das hat net einmal deine Mutter g'wußt. Nur daß er dienstlich fort muh, hat er g'sagt." „Hat er höchstens wieder ins Ministerium müssen", meint Franz, und damit ist für ihn die Angelegenheit erledigt. Eine Stunde später bricht er mit dem Kameraden auf. Beim Ab schied reicht er Gisela die Hand. „Heut' abend werd' ich ein wenig später kommen", sagt er. Mit ihren beiden Händen umschließt sie seine Rechte. Der stille, leuchtende Blick ist wieder in ihren Augen. „Ich bin so froh, daß ich noch ein wenig bleiben darf. Ich möchte so gern einen Wunsch äußern. Darf ich?" „Nur raus damit!" „Mit Ihnen möcht' ich gerne auf das Hohe Wank." Franz nickt ihr lächelnd zu und schickt ihr dann später einen klingenden Jodelruf von der Höhe herunter. * „Nun will das Glück zu mir kommen. Nein, es will nicht, es muß ja kommen, ich fühle es ganz unerbittlich", denkt Gisela den ganzen Nachmittag. Und während sie in der warmen Sonne, am Almrosenhang liegt, die Hände hinter dem Nacken verschränkt, denkt sie immerzu an ihn, den einzigen, den das Schicksal in ihr Leben führte. Auf eine seltsame Weise allerdings. Aber gerade deshalb fühlt sie, daß der junge Jäger ihr Schicksal sein wird. Als der Kestler gegen fünf Uhr zurückkommt, fragt sie ihn, wie bald ungefähr Franz zurückkommen könnte. „Mein, da laßt sich gar nix Genaues sag'n in unserm Dienst. Er kann bald kommen, kann aber auch lang aus sein." Die Antwort, so zweideutig sie ist, nötigt ihr ein kleines Lächeln auf. Sie will ein Gespräch beginnen mit dem Jäger. Aber Kestler ist nicht besonders gesprächig. Für ihn existiert ieüt nach Feierabend nur feine Pfeife. Nach einer Stunde fragt Gisela wieder. „Meinen Sie, daß er noch nicht bald kommt? Ist er denn immer noch im Dienst?" „Wann er kommt, das kann ich net sagen. Aber daß er im Dienst ist, sell ist g'wiß. Was müßt er denn sonst tun?" „Wissen Sie auch nicht, von welcher Richtung er kommen könnte?" Der Jäger deutet mit der Pfeifenspitze den Hang hinauf. „Von da droben runter muß er kommen." „Dann geh ich ihm entgegen. Würden Sie mir Ihr Fernglas leihen?" Als sie dann mit raschen Schritten — trotzdem der rechte Fuß noch ein wenig nachgibt — den Hang hinaufklettert, pfeift der Kestler durch die Zähne. „Die, mein' ich, hat net schlecht Feuer g'sangt." Er wiegt den Kopf hin und her, kommt aber dann zu dem Ergebnis, daß die beiden gar nicht so schlecht zusammenpassen würden. „Jung halt, verdammt jung, alle zwei." Gisela klettert den steilen Hang hinauf und hält erst droben auf der Schneid, wo dann der Weg abzweigt zum Hohen Wank, ein wenig Rast. Nun sucht sie mit dem Fern glas die Stelle, an der sie abgestürzt war. Sie findet die Stelle, turmhoch, halb verschleiert von den Schatten des Abends. Nur der Gipfel des Hohen Wank flammt noch in Hellem Licht. Kleine, weiße Wolken ziehen über sein steinernes Haupt, das so zerrissen ist, als hätten hundert Granaten es zerfetzt. Nun wechselt das Licht in ein hauch- feines Rosarot. Gleich einem fernen Nordlichtschein flutet es darüber hin. „Wie schön", flüstert Gisela vor sich hin und sieht sich in Gedanken schon mit Franz dort oben auf der windumbrausten Höhe, nur sie zwei allein, einsam und weltenfern ... Nun wirft sie auch einen Blick in die Tiefe. Da drunten liegt eine Almhütte, ganz von den Schatten des Abends ein gesponnen wie ein kleines Märchenreich. Mit dem bloßen Auge kann man gerade noch recht unterscheiden, daß vor der Hütte sich ein paar Menschen befinden. Es ist nicht Neu gierde, daß Gisela das Glas dorthinunter richtet. Sie will nur dieses Jdvll in lick auinehmen. Da hat sie wohl jetzt das Glas etwas verschraubt. Das Bild da unten ist ja ganz verschwommen. Sie schraubt und schraubt, aber erst als sie es wieder auf die richtige Seh schärfe eingestellt hat, merkt sie, daß es vorher schon richtig war. Sie kann es nur nicht glauben. Und doch! Es kann keine Täuschung mehr sein. Der Mann da unten, der den Arm um das Mädchen gelegt hat und sie zärtlich an sich zieht — es ist Franz Achleitner, von dem sie vor einer Minute noch geträumt hat, mit ihm einmal da oben auf dem stolzen Gipfel zu sein. Franz Achleitner, der junge Jäger, "dessentwegen sie heraufgestiegen war, um ihm entgegenzu- gelftn. Das ist also sein Dienst. Deshalb hat er gesagt, er käme heute später heim. Gisela spürt, wie ihr Herz einen schmerzhaften Rucker macht. Die Hände, die das Glas halten, fallen kraftlos herunter. Merkwürdig, daß eigentlich nichts weiter geschieht. Könnte nicht der rotleuchtende Berg jetzt Herunterstürzen und alles unter sich begraben. Auch sie. Warum denn? Das hast ja du dir nur alles ersehnt, hast es geträumt. Wie konnte der junge Jäger wissen, was in deinem Herzen aufgeblüht war, Gisela? Es ist doch wirk lich keine Ursache, dich enttäuscht zu fühlen. Das alles bedenkt sie im ersten Augenblick nicht. Sie fühlt sich nur verlassen wie noch nie, fühlt eine unendliche Traurigkeit auf sich herabsinken und weiß dann plötzlich, daß sie ihm nicht mehr begegnen kann. Sich zusammenraffend, schiebt sie trotzig die Unterlippe vor, wendet sich um und geht den Hang hinunter. Drunten sitzt der Kestler immer noch vor der Hütte. „Allweil noch nix g'sehn?" fragt er, und ein feine» Schmunzeln fliegt um seinen bärtigen Mund. „Nein", antwortet sie mit gedrosseltem Laut. „Aber ich muß— das ist mir gerade da oben auf dem Berg einge fallen —, ich muß noch hinunter ins Tal." Der Jäger nimmt die Pfeife aus dem Mund. „Heut noch? Sie kommen ja in d' Nacht eine." „Der Mond wird kommen, ich habe guten Weg." lSortkekuna kolat.)