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Lagesspruch Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, Und neues Loben blüht aus den Ruinen. Schiller. "1,5 Milliarden AM. Aeichsanleihe Zeichnungsfrist vom 28. November 1938 bis 9. Januar 1939. Mit Rücksicht auf die immer stärker werdende Flüssig keit des Geldmarktes begibt das Deutsche Reich 1,5 Mil liarden RM. 4)4prozentige auslosbare Schatzanweisungcn von 1938, Vierte Folge. Die Ausstattung der Schatzanweisungen entspricht der der letzten Anleihe. Sie werden zum l. 11. der Jahre 1953 bis 1958 nach vorangegangener Verlosung zum Nennwert zurückgezahlt. Das Reich behält sich jedoch die Kündigung aller Schatzanweisungen vieler Folge oder von Teilen der Schatzanweisungen dieser Folge nach Ablauf von fünf Jahren zum Nennwert vor. Der Zinslauf beginnt am 1. n. d. I. Das unter Führung der Reichsbank stehende Anlei^'- konsortium hat obige 1,5 Milliarden RM. übernomu und legi sie zum Kurse von 9824 Prozent zur öffentlichen Zeichnung in der Zeit vom 28. 11. 1938 bis 9. 1. 1939 auf. Die Einzahlungen auf die zugeteilten Schatzanwei fungen durch die Zeichner verteilen sich auf die Zeit vom 17. 1. 1939 bis 25. 2. 1939, und zwar sind 4V Prozent bis spätestens 17. 1. 1939 und je 20 Prozent bis 27. 1., 13. 2 und 25. 2. 1339 zu entrichten. Frühere Zahlungen sind jedoch zulässig und können, soweit die gezeichneter träge von den Zeichnungsstellen fest zugesagt we am 28. 11. 1938 geleistet werden. Die neuen Reichsschatzanweisungen sind mündel- sicher, ihre Stücke sind bei der Reichsbank iombarofäbig. Die Schatzanweisungen können auf Wunsch in das Reichs schuldbuch eingetragen oder in ein Sammeldepot bei einer Wertpapiersammelbank gelegt werden: ein dahingehender Antrag kann sofort bei der Zeichnung gestellt werden. Appell zum Rcichsberufswcttkampf 1939. Im ganzen Reich wurden Betriebsappelle durchgeführt, in denen zum Reichsberufswettkampf 1939 aufgerufen wurde. Nach dem Betriebsappell trugen sich in vielen Werken schon die Arbeitschaffenden Deutschlands in die Teilnahme- scheine/ein. (Maeschke-Wagenbora.) »nd Gemeinschaft" Abschluß der Reichsarbeitstagung des Amtes für Schrifttumspflege Mit einer Morgenfeier im Deutschen Opernhaus fand die fünfte Reichsarbeitstagung des Amtes für Schrift tumspflege ihren Abschluß. Nach dem vom Orchester des Deutschen Opernhauses meisterhaft vorgetragenen Ersten Satz der Jupiter-Sym- phonie von Mozart ergriff Prof. Koch von der Universi tät Berlin das Wort zu einer Ansprache, die sich mit dem Motto auseinandersetzte, unter das die diesjährige Ta gung gestellt worden ist: „Einsamkeit und Gemeinschaft". In der Geburtsstunde des Großdeutschen Reiches, so führte Prof. Koch u. a. aus, haben wir erlebt, was wir dem Begriff der Gemeinschaft zu danken haben. Anders verhält es sich mit dem Gegenpol dieses Begriffes, der Einsamkeit. Es ist uns allen klar geworden, daß die Dich tung Gemeingut der Nation ist, vom Volk aus ihren Sjustrag erhält und wiederum ins Volk hinein zur Wirksamkeit gelangt. Darin besteht ihr überindividueller Charakter. Jedoch dürfen Ursprung und Ziel der Dich tung nicht mit ihrem Entstehen verwechselt werden. Sie kommt aus dem Herzen der Gemeinschaft, ist aber in der schöpferischen Stille der Ein- samkeit entstanden, die nicht mit einem gemeinschafts abgewandten Individualismus verwechselt werden darf. Ter dichterische Mensch ist keine Zufallserscheinung, er ist das Glied einer langen Geschlechlerreihe, die ans der Tiefe der Vergangenheit in die Gegenwart reicht. Er braucht Stille, um zu lauschen, wenn "die Vergangenheit in ihm Stimme werden will. Anschließend sprach Hsins Carossa von der „Be schaulichkeit des schöpferischen Schaffens". Carossa ging davon aus, daß es Zeiten gegeben habe, in denen sich scheinbar die Einsamkeit des Schaffenden im Wirken für die Gemeinschaft völlig auflöste, wo die Werke gleichsam unter den Augen und unter Anteilnahme des ganzen Volkes geschaffen wurden. Nach dem Zweiten Satz der Jupiter-Symphonie brachte der Dichter Kolbenheher eine Darlegung der beiden Grundbegriffe des Themas der Tagung ^Einsam keit und Gemeinschaft". Kolbenheher ging davon aus, daß die Begriffe Ichbewußtsein und Gemeinschaftsleben aus einen neuen richtigen Nenner gebracht werden müssen. Es sind keine philosophischen Begriffe, wie sie früher der philosophische Idealismus zu Grundbegriffen des Lebens machen wollte, sondern es sind biologische Begriffe. Der Bereich des Lebendigen, so führte Kolbenheher auss ist in eine Unzahl von Einzelwesen ausgeteilt. Aber diese Einzelwesen sind nicht jedes für sich da und grundwesent lich von einander verschieden, sondern alles Lebendige ist Geartetes. Die Spannungsweite Ich und Gemeinschaft wird durch keine Kunst tiefer erfaßt als durch die Dichtkunst. Die Dichtkunst stellt eine Lebenshilse in diesem Spannungs- Verhältnis dar. Die tiefste Lyrik kommt aus diesem Erleb nis. Das Drama verklärt diese Idee. Durch diese Auf fassung wird auch klar, weshalb sich die verschiedenen Dich- tungsarten entwickeln mußten. Näherns Juden besitzen 66S Millionen Ml. Im Rahmen eines Generalappells der Deutschen Arbeitsfront in München kam Mini sterpräsident Siebert auch auf das Judenproblem zu sprechen und schilderte hierbei den unheilvollen und großen Einfluß der Juden in der Wirtschaft, der unbe dingt habe ausgeschaltet werden müssen. Er stellte fest, daß bei der letzten Volkszählung in Bayern 42 000 Juden (gleich 0,55 v. H. der Bevölkerung) gezählt wurden. Nach der Abwanderung in den letzten Jahren seien vor vierzehn Jahren noch 0,45 v. H. Juden in Bayern gewesen. Die wenigen Juden in Bayern besäßen ein Vermögen von 668 963 000 Reichsmark, die Juden in München allein hätten ein Vermögen von 216 Millionen Reichsmark. Diese Vermögen seien nicht durch Arbeit, sondern durch Auspowerung des Volkes „erworben". Es sei also eine dringende Notwendigkeit gewesen, den jüdischen Einfluß nicht nur vom Steuer, sondern vom ganzen Schiff der gesamten Wirtschaft aus zuschalten. Aufgaben des AS.-ReichMegerbundes Wacherhaltung und Vertiefung der militärischen KenntmAk und des soldatischen Geistes Nachdem auf Grund des Erlasses des Führers «n8 Obersten Befehlshabers der Wehrmacht die bisherige» Wehrmachtbünde in den NS.-Reichskriegerbund übergeführt worden sind, soweit nicht ausdrücklich eine andere Regelung erfolgt, gibt der Reichsminister der Luft fahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe zusätzliche An weisungen über die Eingliederung des Luft waffenbundes. Der Eintritt in den NS.-Reichskriegerbund ist danach grundsätzlich freiwillig. Die Angehörigen der ehemaligen Fliegertruppe und der Kriegsflakartillerie sowie die aus geschiedenen Soldaten der Luftwaffe werden in beson deren Kameradschaften der Luftwaffe zusammengefatzt. Allen ausscheidenden Soldaten ist vor der Entlassung der Eintritt in den NS.-Reichskriegerbund zu empfehlen. Der Minister ordnet weiter die Zusammenarbeit der Luftwaffe mik dem NS.-Reichskriegerbund und gibt die Aufgaben des NS.-Reichskriegerbundes bekannt. Sie liegen in der Wacherhaltung und Vertiefung der in der Dienstzeit er worbenen militärischen Kenntnisse und des soldatische« Geistes begründet. Deutsche Kliniken in Prag geplündert Während der tschechischen Beschlagnahme — Jetzt Boykott An den von den Tschechen wieder freigegebenen deutschen Kliniken in Prag wurde nach der widerrechtlichen Beschlagnahme eine Ueberprüfung der Einrichtungsgegenstände durchgeführt. Dabei wurde fest gestellt, daß an allen Kliniken während der tschechische« Beschlagnahme fast sämtliche Medikamentenschränke ent leert wurden und viele Gebrauchsgegenstände abhanden gekommen sind. Sogar sehr wertvolle Apparate wurden verschleppt. Der über die deutschen Kliniken verhängte Boykott, der von der durch ihre außerordentlich deutschfeindlichen Maßnahmen sattsam bekanntgewordenen Benesch-Clique, an deren Spitze der jüdisch versippte Direktor Dr. Puch wein und der tschechische Chirurg Professor Jirasek stan den, ins Werk gesetzt wurde, hat sich trotz der Zusage der Prager amtlichen Stellen, diesen unhaltbaren Lustand zu beseitigen, in keiner Weise gemildert. Die Krankensäle der deutschen Kliniken sind jetzt zum großen Teil leer, da durch den Boykott die Kranken gezwungen werden, die tschechischen Kliniken auszusuchen. ! - — Frankreichs neuer Botschafter in Berlin. Der neuernannle französische Botschafter Coulondre (rechts) traf in Berlin ein. Zu seiner Begrüßung hatte sich der Chef des Protokolls, Gesandter Freiherr von Dörnberg (im Bilde links), auf den Bahnhof begeben. tWeltbild-Waaenbora-l Weit ist derWeg zum D stick Dornan aus den Bergen von Dans Ernst llrheder-kechtrlchuy: Deutscher Koman-Derlag vorm. L. Unverricht, öaci Sachsa (LLäharr) Ein Helles, hartnäckiges Klingeln zerbricht die Stille des kleinen Dachstübchens, bis ein dunkelblonder Haarschöppel jäh aus den Kissen auffährt und eine Hand sich gegen das Nacht kästchen hinstreckt, um den Wecker abzustellen. Halb drei Uhr morgens ist es. Gleich neben dem Bett befindet sich der Lichtschalter. Die Glühbirne erhellt den Raum. Franz Achleitner, der Försterssohn, streckt gähnend die Arme über den Kopf, reckt alle Glieder, daß die Bettstatt in allen Fugen kracht. Teufel, wie der Schädel brummt. Da hat er. gestern bei der Geburtstagsfeier seiner Mutter wirklich ein paar Viertel Niersteiner zuviel getrunken. Der Vater könnte schon ein wenig Einsehen haben und ein paar Stunden später gen Berg steigen, nach einer so fröhlich durchzechten Nacht. Ja, das könnte er wohl, wenn er nicht so vollends durchdrungen wäre von einem eisernen Pflichtgefühl. Da tönt schon der dröhnende Baß des Oberförsters Ach leitner über die Stiege herauf: „He, Franzl, was ist denn? Raus aus den Federn!" Mit beiden Füßen zugleich springt Franz aus dem Bett, fährt in die kurze Lederhose und springt zwei Stufen auf einmal nehmend hinunter. Als er die Haustüre öffnet, schlägt ihm kühler Wind, frisch von den Bergen kommend, entgegen. Ein paar Sterne funkeln über dem dunklen Tann. Über den Bergen aber beginnt es schon aufzuhellen, ein zarter, röt licher Schein ist über die östlichen Spitzen hingegossen. Leise plätschert das Wasser im Brunnentrog. Franz legt das Hemd ab, steckt den Kopf in das Wasser und läßt sich den kalten Strahl aus der Röhre über Nacken und Rücken rieseln. Wie gut das ist! Das Summen im Kopf ist wie weg geblasen, und als er eine Weile später das Haus betritt, haben seine Augen schon wieder den Hellen, fröhlichen Glanz. Der Vater sitzt bereits fertig angezogen hinter dem Tisch und die Mutter schenkt den Kaffee in die großen, geblumten Tassen, streicht ein paar Brote zurecht und legt sie dem Buben auf seinen Teller. Franz zieht inzwischen die Schwergenagelten an, schlupft in die Joppe und setzt sich ebenfalls an den Tisch. „Was macht der Kopf? Kater?" fragt der Oberförster und streicht den Bart, damit man das Lächeln nicht sehen soll, das um seinen Mund zuckt. „Jetzt spür' ich gar nix mehr", antwortet Franz. „Hättest ihn halt noch ein paar Stunden schlafen lassen. So pressant ist es denn doch grad net", meint die Mutter. „Ja freilich, sonst nix mehr. Dienst ist Dienst, da kenn' ich nix. Wenn er woanders in der Lehre wär, dürft er auch net liegenbleiben, überhaupt — es wär schon gleich recht, wenn der Bub mit neunzehn Jahren ein paar Viertel Wein net vertragen könnt. Mit dem Alter, da hab ich ..." „Ja du", unterbricht ihn die Frau, „du bist auch ganz anders gewachsen." „Ja, so verpapperlt bin ich net worden von meiner Mutter." Der Förster steht auf, zieht die Weste herunter und greift nach seinem Hut mit dem Spielhahnstoß. „Hast alles einge packt, Frau?" Er prüft die zwei prall gefüllten Rucksäcke, die auf der Bank liegen. Dann nimmt er das Gewehr vom Rechen und sucht sich von den Bergstecken im Winkel den festesten aus. Ein paar Minuten später ist auch Franz reise fertig. Als die zwei nun so nebeneinanderstehen, sieht man, daß der Sohn den Vater sogar schon etwas überragt. Schlank und sehnig ist die Gestalt des Jungen. Der Vater dagegen wirkt durch seine Schulterbreite etwas wuchtiger. Auch läßt der starke, dunkle Bart, der in zwei leicht gebogenen Winkeln zum Kinn herabläuft, ihn etwas älter erscheinen als er ist. Die hohe, freie Stirne und das dunkle Haar haben Vater und Sohn gemeinsam. Sonst aber sieht der Franzl mehr seiner Mutter gleich. Er hat ihre grauen Augen mit den dunklen Brauen, hat die schmale Nase und den festen Mund mit dem eigenwilligen Zug und der etwas stärkeren Unter ¬ lippe. Auch im Wesen gleicht er der Mutter. Nicht daß er etwa sentimental oder weibisch wäre. Nein, nur ein gewisser Hang zum Träumen ist da. Ein junger Mensch ist er einfach, der noch unwissend vor den Rätseln und den großen Dingen des Lebens steht. „Sind wir's jetzt?" fragt der Förster. „Haft Patronen, Revierbüchl, Bleistift?" Franzl nickt. „Alles hab' ich." Dann faßt er der Mutter Hand. „B'hüt dich Gott, Mutter. Die Woch' komm ich ja am Freitag schon runter, weil ich ja zur Musterung muß." „Gib nur gut Obacht beim Steigen, Bub " Die Försterin gibt auch dem Mann die Hand.. „Wann kommst denn du wieder runter, Thomas?" „Wenn der Kestler mit naufgeht, bin ich heut abend wieder zurück. Wenn es schlechter geht mit seinem Kindl, geb ich ihm frei heut, dann komm ich erst morgen. Vielleicht schaust einmal nach drüben, im Häusl beim Kestler, Theres'." „Heut vormittag geh ich nüber. Ich hab schon ein Körberl voll hergerichtet:" Die beiden Jäger treten hinaus in den Garten. Tasso, der Jagdhund, zerrt winselnd an seiner Kette, aber der Förster streicht ihm lachend über das Fell: „Nix da, Tasso, heut kann ich dich net brauchen." Das Gartentür! schlägt hinter den beiden zu, und gleich darauf sind ihre Gestalten in der Dunkelheit untergetaucht. Still und verschwiegen liegen die Häuser zu beiden Seiten der Straße. Manchmal hört man die Kette eines Rindes rasseln-oder es schlägt ein Hofhund an, der durch das Ge klapper der Nagelschuhe auf der Straße aufschreckt aus seinem Schlummer. Als sie an der Kirche vorübergehen, schlägt es die dritte Morgenstunde. In einem der letzten Häuser sind ein paar Fenster er hellt. Der Förster läßt einen leisen Pfiff ertönen. Da öffnet sich aber schon die Haustüre, und der Kestler tritt fertig an gezogen, die Büchse hinter der Achsel auf die Straße. „Was macht sie denn, die Kleine?" fragt Achleitner. „Ich geb dir ganz gern frei, Laver, wenn du willst." tSortletzuna kolatL