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Die Irrfahrt des taten Kolumbus In 400 Jahren fünfmal begraben SS ist bo'ch ein eigenes Gefühl, im Fahrwasser großer Entdecker zu kreuzen. Wochenlang steuert unser Frachtschiff durch die entlegenen Buchten des Karibischen Meeres, das schon den alten Freibeutern und Konquistadoren als Tummelplatz diente. Verträumte Palmenländer tauchen Vor uns auf und verschwinden wieder wie Märchengebilde. Sie tragen romantische Namen und erinnern an aben teuerliche Kaperfahrten. So kommen wir auch nach Santo Domingo, dem heutigen Ciudad Trujillo, der ältesten Stadt in Amerika. Santo Domingo war lange Zeit die Haupt stadt des spanischen Kolonialreiches, das New Bork des mittelalterlichen Amerikas. Die goldenen Tage sind längst vorbei. Nur wenige Bauwerke erinnern an die bewegte Zeit. Wir besuchen die verwitterte Kathedrale. Ein greiser Mulatte führt uns durch die hallenden Gewölbe. Vor einem massigen Sarko phag verharrt er in andachtsvollem Schweigen. Erst ein Geldstück macht ihn gesprächig: „Seöores! Hier ruht der größte Weltumsegler aller Zeiten! Hier stehen Sie am Grabe von Kolumbus!" Wir sind überrascht, denn vor wenigen Tagen haben wir in Kuba ein ähnliches Gotteshaus besichtigt. Es war die Kathedrale von Havanna. Auch dort raunte uns eine andächtige Stimme ins Ohr: „Seöores, hier stehen Sie am Grabe..." Wie geht das zu? Wurde Kolumbus zweimal be graben?! Mißtrauisch schlage ich das Konversations lexikon auf. Da wird es noch schlimmer! Schwarz auf weiß ist da zu lesen, daß der große Fahrensmann weder in Kuba noch in Santo Domingo zur letzten Ruhe gebettet Ist, sondern in... Aber wir wollen von vorn beginnen. Diese merk würdige Geschickte ist nicht so einfach zu erklären. Kolum-' bus war ein ruheloser Abenteurer, der keine rechte Heimat kannte. Der gebürtige Italiener versuchte erst in Portugal und dann am spanischen Hofe sein Glück. Ueberall blieb er ein Fremdling, und selbst im Tode fand er keine Ruhe. Es war gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Das sagen hafte Land Judien beschäftigte die Köpfe der Seefahrer und Geographen. Auch Kolumbus machte sich auf die Suche danach. Drei kleine Karavellen standen unter seinem Kommando. Westwärts lief der Kurs. Wochenlang nichts als Wasser, darüber der sengende Tropenhimmel. Dis Mannschaft glaubte in die Hölle zu fahren. Es drohte Meuterei. Da wurde am 12. Oktober des Jahres 1492 als äußerster Vorposten der Neuen Welt die Insel Guanahani erreicht — heute ist dieses winzige Eiland der Bahama- gruppe so gut wie vergessen! Kolumbus glaubte am Ziel feiner Träume zu sein und nannte die neue Landschaft Westindien. Es war der größte Irrtum seines Lebens. Bis zuletzt hatte Kolumbus keine Vorstellung davon, daß er der Entdecker eines völlig neuen Erdteils/des heutigen Amerika, war. Die freundlichen Einwohner empfingen die „Weißen Götter" mit Ehren und wiesen ihnen den Weg nach Kuba und Haiti (Hispaniola), wo mächtige Schätzender Hebung harrten. Gold! Das war das Zauberwort! Ein Narr, wer die Gelegenheit nicht nutzte! Vor den Hütten aus Palmblättern spielten die braunen Kinder der Kariben mit glitzernden Metallklumpen. Man gab ihnen bunte Glas kugeln dafür, und als der Vorrat zu Ende war, entschied rohe Gewalt. Alle Mahnungen des Entdeckers verhallten ungehört. Verräterische Statthalter, die das Vertrauen des spanischen Königs mißbrauchten, führten eine eigenmächtige Herr schaft. Als kranker Mann kebrte Kolumbus von seiner vierten Reise nach Spanien zurück. Gebrochen an Leib und Seele. Seine Unternehmungslust war dahin, er kämpfte nur noch nm sein Recht. Der Vertrag, wonach ihm der zehnte Teil aller entdeckten Länder »ustand, wurde bei Leb zeiten nicht mehr erfüllt. Der Weltumsegler war kaum reicher als zu Beginn seiner Lausbahn. Nach dem Tode seiner Gönnerin, der klugen und fein fühlenden Königin Isabella, stand er völlig vereinsamt da. Krank und erbost über den Undank der Welt, zog er sich vom Hofe zurück. Am Himmelfahrtstage des Jahres 1506 starb der Entdecker Amerikas unbeachtet - Erst ganz allmählich besann sich die Welt auf die Ver dienste des großen Toten. Die ersten Stimmen begannen seinen Namen zu feiern. Der Weltumsegler fand eine würdige Auferstehung. Kirchen und Klöster wetteiferten um ein ehrenvolles Begräbnis. Die Irrfahrt des toten Kolumbus begann. Aus dem Kloster zu Valladolid wurde sein Leichnam nach Sevilla übergeführt. Dort ruhte er einunddreißig Jahre. Dann begannen sich einige Geschichtsschreiber für die Aufzeichnungen des großen Mannes zu interessieren und machten eine merkwürdige Entdeckung. Im Testament fand sich eine bescheidene Bitte: Kolumbus wollte auf Hispaniola begraben sein. Diese schöne Insel hatte er in sein Herz geschlossen. Jetzt wurde fein letzter Wunsch er- fülU W'"d-r umflort — zur zweiten Ozeanfahrt bereit. Noch einmal kehrte der Admiral nach Westindien zurück. Als Toter. In der neuerbauten Kathedrale von Santo Domingo wurde er zum drittenmal bestattet. Bald darauf geriet das weltentlegene Eiland in Ver gessenheit. Die Goldvorräte waren erschöpft und die spani schen Galleonen segelten nach dem Reich der Inkas, wo neue Schätze gefunden wurden. Die Franzofen gewannen auf der Insel an Boden, immer mehr wichen die Spanier zurück. Und so kam es, daß Kolumbus selbst in Santo Domingo keine Ruhe fand. Nach einem Vierteljahrhundert wurde der schwere Sarkophag wieder geöffnet und die Gebeine nach Kuba gebracht, wo die Spanier regierten. In der Kathedrale von Havanna fand Kolumbus seinen vierten Ruheplatz. Das war gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der Ruhm des verkannten Entdeckers erstrahlte in der ganzen Welt. In Liedern und Balladen wurde er verherrlicht, allenthalben wuchsen Denkmäler empor. Nur der notwen dige Frieden blieb aus. Noch immer fand der Welt umsegler keine Ruhe. Um 1899 wurde Kuba ein selbständiger Staat. Die flüchtenden Spanier nahmen ihren Nationalhelden in die Heimat zurück. Vierhundert Jahre nach seinem Tode über querte Kolumbus noch einmal den Atlantischen Ozean. Zum erstenmal auf einem Dampfschiff. Jetzt liegt er in Sevilla begraben. Wird seine Irrfahrt hier beendet sein? Rudolf Jacobs. 800 ovo Kilogramm Lebensmittel warten auf Abtransport Die streikenden Schaffner nnd Gepäckträger der Lon doner Midland-Scotland-Eisenbahn haben den Verkehr aus dem Güterbahnhos . Broadstreer tabmgelegt. Infolgedessen warteten am Freitag früh ZOOÜM Kilogramm Lebensmittel ver geblich aus den Abtransport. Oslo begeistert über den Olympiafilm Die Erstaufführung des Olhmpiasilms in Oslo gestaltete sich zu einem künstlerischen und gesellschaftlichen Ereignis, wie es die Hauptstadt Norwegens seit langem nicht erlebte. In veni bis auf den letzten Platz gefüllten größten Kino der Stadt wohnten der König und der Kronprinz, ferner zahlreiche Ver treter der Negierung, der Gesandte Sahm mit allen Mit- gliedern der deutschen Gesandtschaft und der Kolonie sowie viele ausländische Diplomaten der Aufführung bei. Stürmischer Jubel empfing Leni Riefenstahl Das norwegische Publikum gab seinem Bcisall für die in glänzender Wiedergabe gezeigten sportlichen Leistungen der olpmpischen Kämpfer der West fort gesetzt lebhaften Ausdruck, um zum Schluß Leni Riefenstahl erneut mit nicht eudcnwollendcm Jubel für ihr technisch und künstlerisch vollendetes Werk zu danken. VSrk, Sandel, Wirtschaft. Amtliche Berliner Notierungen vom 14. Oktober (Sämtliche Notierungen ohne Gewähr) Berliner Wertpapierbörse. Am Aktienmarkt hielt die Geschäftsstille infolge der Reichsanleihezeichnung weiter an. Für Rentenwerte blieb die Kaufneigung weiter ziemlich gering. Neichsaltbesitzanleibe und Wiederausbanzuschläge leicht nachgebend. Jndustrieantcihen zeigten keine einheitliche Hal tung. Am Geldmarkt notierte Blankotagesgeld 2,50 bis 2.75 v. L. Nossener Produlckenbörfo 14. Oktober 1938. Heute gezahlte Preise: Weizen, 75/77 Kilo, effektiv, Okt^» Festpreis 9,89; Roggen. 70/72 Kilo, effektiv, Okt.-Festpreis 9,25; Sommergerste Festpreis 10,75; do. Winter-, 2zeilia 68 Kilo zu Inöustr. —; do. 4zei!ig 59/30 kg 8,55; Hafer, Okt.- Festpreis 8,40; Raps trocken 16,00; Mais verzollt, Tauschware —,—; Wiesenheu, Erzeugerfestpreis 2,70 bis 3,20; Stroh Weizen- und Roggen-) Erzeugerfestpreis 1,40—1,50; Preßstroh 1,50—1,60; Weizenmehl, Type 812, Asche 812 15,87)4; Roggenmehl Type 997 075^, Asche 0,997 12.40; Noggenkleie 5,85—6,15; Wcizenkleic 6,45—6,65; Spcisckartof- fein, neue weiße, rote fr. Empfangsstation 2,25; do. gelbe, lange runde frei Empfangsstation 2.55; Landeier Marktpreis sür 1 Stück 0,10; Landbutter, Marktpreis ^-Psunbstück 0,76. Bernhard Köhler über Sparen und Bermögensbildung Bernhard Köhler, der Leiter der Kommission für Wirtschafts politik der NSDAP., ist seit Jahren bekannt insbesondere durch seinen Kampf gegen das Borgunwesen und sein nachdrückliches Eintreten für eine ordnungsgemäße Wirtschaftlichkeit. Auf der unlängst in Salz burg abgehaltenen Tagung der deutschen Sparkassen nahm Bernhard Köhler in Weiterführung früher von ihm in Wort und Schrift geäußerter Eedankengänge das Wort zum Thema „Sparen nnd Vermögens bildung nach nationalsozialistischer Wirtschaftsauffassung". Die deutsche Volkswirtschaft strebe danach, so führte er u. a. aus, von einer möglichst großen Zahl wirtschaftlich gesicherter Personen getragen zu sein. Dies drücke sich auch in dem Programmpunkt „Schaffung eines gesunden Mittelstandes" aus. Für die nationalsozialistische Volkswirtschaft, d.h. ganz einfach für den deutschen Menschen, sei das Sparen überhaupt der wichtigste Teil wirtschaftlichen Verhaltens. Wirtschaft ohne Sparen ist- so bemerkte Bernhard Köhler zu den Sparkassenvcrtretcrn aus dem ganzen Reich, überhaupt Widersinn. So sehen wir auf allen Gebieten, auf denen Stoffe und Kräfte eingesetzt und verwaltet werden, heute das Bewußtsein von der Notwendigkeit des Sparens mit Macht durch brechen. Zu dem volkswirtschaftlich notwendigen Sparen gehört daher auch alles, was unter „Kampf dem Verderb", Altstoffsammlung usw. vor sich geht. Je stärker diese natürliche und unentbehrliche Sparsam keit das Volk durchdringt, desto schneller wird auch die neue Vermögens- bildung des Volkes nach der ungeheuren Ausbeutung vor sich gehen md delto böber wird ouck> die Lebensbaltnna be« Nölkes lein. „Westermanns Monatshefte" erfreuen i'm Oktober, abge sehen von vielen schönen KunstLeilagen, durch eine ausgezeich nete, mit vielen guten Wiedergaben seiner Merke versehene Würdigung des Elberfelder Bildhauers Professor Arno Bre ker. Unter den jüngsten deutschen Bildhauern steht Breker durch die kraftvolle Sicherheit seines Strebens und die Hohe der erreichten Leistung an führender Stelle. Hans H. Biel stein entwickelt unter dem Titel „Securitü" und der germa nische Westaum die französische Sicherheitstzhcse seit ihrer Ent stehung und widerlegt sie aus dem geschichtlichen Ablauf. Hein rich Eckmann würdigt „Mühe und Arbeit" im 75jährigen Le ben und Schaffen Gustav Frenssens. Der bekannte politisch« und Kolomal-Schriststeller Paul Rohrbach bringt sieben Ge schichten aus bäuerlichem Leben in Nordamerika, Schottland, China, Japan, Kamermr, Mexiko und Brasilien. Neben be bilderten, literarischen und unterhaltenden Beiträgen verdient ein Aufsatz von Dr. Hellmuth Langenbucher „Von Mensch zu Mensch" erwähnt zu werden, in dem sich dieser mit dem deut schen Liebesroman befaßt. Die Fortsetzung des Frauenromans von Edith Mikcleitis „Das andere Ufer", eine lustige Ge schichte mit Bildern von Rotraut Hinderks-Kutscher, die Zeit schau, der bunte Bogen, die Literarische Rundschau und die Kleine Rundschau sowie die Foto- und Rätselecke und die Bilder aus der Zeit runden auch dieses Mal wieder den In halt eines „Westermanns Monatsheftes" zu einem gehaltvol len Spiegel unsrer Zeit, der jedem etwas bietet und in seiner Fülle wohl kaum übertroffen wird. Me Besetzung der „Schöberlinie" zeigt in einem sehens werten Bildbericht die neueste Nummer der „Münchner Illustrierten Presse" (Nr. 41). Weitere Bilder vom Besuch des Führers bei den Sudetendeutschen berichten von den letzten historischen Tagen. Der jugoslawische Ministerpräsident Stoja- dinowitsch ist mit seiner Familie beim Erholungsurlaub in Bled im Bilde festgehalten. Den bunten Teil des Heftes füllen Ar tikel von der Erstbegehung der Mont Blanc de Cheilon-Nvrb- wand, vom Fest der Traube in Italien, von der neuesten Re vue der Berliner Skala „Brodway Follies". Olaf Iversen zeigt, wie sich der kleine Max den Betriebssport vorstellt. Koman von llidebn.Xrchigchu»: LeMIch« ksmän-vwrg ,sim. L. Unrnvchl, LsS 5-chI, 49! Ler Major von Trautenau lacht dröhnend, und nun erst streckt er Hans Jochen die Hand hin, der inzwischen die Mutter umarmt Hal. „Junge, Junge —", flüstert die nur. „Wir sind seit zwei Stunden hier." „Und schon überall herumgekrochen. Dein Heuboden ist ja einigermaßen voll. Hier und da fehlt allerdings noch manches, aber immerhin, faul scheinst du ja nicht gewesen zu sein. Das Häuschen — Kompliment. Sieht soweit ganz propper aus." Er schüttelt Hans Jochen fast die Hand aus dem Gelenk. „Herrgott — ist das 'ne Überraschung! Vater — Mutter — ist das endlich mal wahr geworden!" „Wenn du uns so bombardierst, Junge!" lacht der alte Trautenau. „Na — neugierig war man ja nun doch!" „Ich — ich hatte Besorgungen in der Stadt gemacht", stottert Hans Jochen. „Hätt" ich das geahnt! Kinder, Kinder! Liese — heute gibt's 'ne doppelte Ration, hast sie dir eigent lich sowieso verdientl" Liese trabt wiehernd in ihren Stall, der Major gibt ihr noch rasch einen Klaps auf das Hinterteil. „Ja", meint er, „zufällig paßte unser Hausschlüssel zu deinem Torweg — haha!" „Großartig! Aber nun erst mal rein in die gute Stube", ruft Hans Jochen aus. „Futteralien haben wir natürlich mitgebracht, darin ist Mutter ja groß, min Söhn. Weißte doch." Sie stehen im Hause, gehen dann durch die unteren Zimmer. Hans Jochens Junggesellensachen stehen da — etwas von dem alten Hausrat der Trautenaus ist auch hinzugekom men, was in der Berliner Wohnung so Herumstand oder auf dem Boden logierte all die Jahre über. Und da muß nun sogar Frau Elsabe staunen. Großartig sieht's nicht aus — aber unendlich behaglich und sauber. Alte Stühle, für die kein Altwarenhändler mehr einen Groschen bezahlt hätte, sind neu aufpoliert, Sessel und ein Sosa neu bezogen, Tische haben saubere Wachstuchbezüge, alte, zu Hause ausrangierte Lampen hängen blitzeblank von der Decke, die Fußböden sind weiß gescheuert. Hans Jochens Schlafzimmer enthält Bett und Möbel seiner ehemaligen Studentenbude zu Hause — auch hier alles sauber und ordentlich. Zwei Fremdenkammern sind im Dachgeschoß — da steht in jeder eine Feldbettstelle, eine Kommode und ein eiserner Waschtisch. Hier und da hängen ein paar hübsche Bilder an den Wänden, die in Hellen Kalkfarben fröhlich leuchten. „Junge — sag' mal, wie hast du das gemacht?" fragt Frau von Trautenau verwundert. „Das sieht dach gar nicht nach Junggeselle aus!" Hans Jochen lacht schallend. „Na, 'n bißchen Arbeit hat's schon gekostet, Mutter. Wo zu ist man denn 'n halber Handwerker? Gehört doch mit zur Allgemeinbildung. Viel sogenannte Mußestunden hat's bisher hier nicht gegeben. Zimmern, polieren, die Wände anmalen — alles mein Werk. Na, darüber später. Ihr werdet ja doch wohl länger hierbleiben. Und daß alles so blitzeblank aussieht — das Werk meiner Annemarie! Und da wären wir ja denn überraschend schnell beim springenden Punkt angelangt, hm?" Er sieht die Mutter, den Vater listig an. „Aber nun macht es euch erst mal bequem. Mutter kann sich in meinem Schlafzimmer vom Reisestaub säubern — Vater kriegt eine Kammer als puritanisches Quartier, wie sich das für einen alten Soldaten gehört, und ich beziehe die andere. Somit ist die Wohnungsfrage in der großzügigsten Weise gelöst. Tja — wie stehen wir da?" „Gar nicht so wacklig, Junge", lacht der Major, „bis auf den springenden Punkt — hm — na, darüber auch ein bißchen später. Und nun rein ins Vergnügen!" „Ich sche inzwischen nach dem Vieh", sagt Hans Jochen und holt sich seinen Alltagsanzug aus dem Schrank. Zwischendurch springt er in die Küche, wo ja nun nicht mehr als ein einfacher, ebenfalls selbstgegimmerter Schrank für einige Teller und Schöffeln und Töpfe, ein Stuhl, ein Tisch und der Kochherd steht. Schnell Feuer angemacht. Eine halbe Tüte Kaffee muß ja noch da sein — ein Laib Brot, Wurst und etwas Käse ist natürlich auch noch vorhanden. Schöner, selbstgemachter weißer Käse, in dessen Zubereitung er sich bereits zu einem Meister entwickelt hat. Wenn dis Mutter nach unten kommt, soll sie doch einen Kaffee oorfinden — echten, richtigen Bohnenkaffee, hoho! Und da sitzen sie denn nun eine halbe Stunde später richtig in der Wohnstube um den Tisch — das Fenster steht offen, denn es ist heute noch ein gnädiger Herbsttag mit milder Luft, und die letzten goldenen und roten und sandfarbenen Blätter der alten Linde, die Hans Jochen als einzigen Baum aus dem Gehölz neben dem Haus hat stehen lassen, segeln langsam ab und zu vorbei im sinkenden Sonnenlicht. Der Kasfee dampft. Frau Elsabe hat selbst Brot ausgeschnitten — mitgebrachten Kuchen auf die Teller gelegt; Marmelade und Butter hat sie ebenfalls mitgebracht. Alle Mütter der Welt glauben wohl, daß ihre Söhne nichts zu essen hätten, wenn sie allein Hausen! Und schließlich ißt sie doch selber von dem weißen Käse — mit prüfender Zunge — und nimmt noch einmal eine Schnitte damit und fragt dann: „Junge — den hast du doch nicht allein gemacht?" „Ganz ehrlich — meine ersten Versuche waren nicht sehr ermunternd auf diesem Gebiet. Aber nachher hat die Anne marie mir das einzig richtige Rezept richtig klargemacht —- und da ging's. Dieser hier ist allerdings von ihr selber ge macht — und damit begrüßt sie euch, ohne daß sie eine Ahnung hat, auf das herzlichste. Schade, daß sie nicht " Ja, es ist eben ein Tag der Überraschungen! Sie fallen nur so vom Himmel herunter! Noch bevor Frau von Trautenau etwas antworten kann, geschieht das Sonderbare, daß Hans Jochen plötzlich vom Stuhl aufspringt, als hätte ihn etwas gestochen — und — hoppla! — einfach mit einem federnden Satz über das Fenster sims setzt! Zwei Augenpaare starren ihm erschrocken nach. (Fortsetzung folgt.) j