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SEen und Nachbarschaft. Krastkursbuch für Sachsen Das Kraftkursbuch für Sachsen. Winter 1938/39, das sämt liche Kraftwagenlinien der Deutschen Reichspost und der Staatl. Kraftwagenverwaltung enthält, ist soeben erschienen. Ein Ver zeichnis aller von Kraftwagenlinien berührten Orte und eine gute llebersichtskarte erleichtern die Benutzung. Da in den amtlichen Eisenbahnfahrplänen die Kraftwäqenfahrpläne nicht enthalten sind, wird die Anschaffung dieses Buches sowohl für den Geschäfts- wie für den Vergnüqnugsreisenden immer mehr zur zwingenden Notwendigkeit, Um jedermann die Anschas- wng zu ermöglichen, ist der Preis ganz niedrig gehalten. Dre Bücher sind bei den Kraftwagenfahrern, allen Postämtern in Sachsen und im Buchhandel erhältlich. Dresden. 25 Jahre im Dienst. Am 1. Oktober blickt Stadtrat Dr. Karl Albrecht auf eine 25jährige Dienst zeit bei der Stadt Dresden zurück. Als. Ende März 1937 der inzwischen verstorbene Stadtkämmerer Dr. Krumbie gel in den Ruhestand trat, wurde Stadtrat Dr. Albrecht neben der Verwaltung des Städtischen Steuer- und Grnnd- stücksamtes weiterhin vertretungsweise die Leitung des Stadtfinanzamtes übertragen. Bautzen. AnstrahlungBautzens für die Autobahn. Aus Anlaß der Fertigstellung der Auto- Bahnstrecke Uhyst (Taucher)—Bautzen, die am 3. Oktober durch Staatsminister Dr. Fritsch dem Verkehr übergeben wird, wird der altertümliche Teil Bautzens in neuartiger Weise angestrahlt. Die neuen Scheinwerseranlagen wur den so ausgebaut, daß die West- und Nordseite der Alt stadt, die von der Neicysautobahn aus gesehen wird, im Flutlicht steht, insbesondere also die Ortenburg, die Niko- lairuine und die dichten Häuserreihen unterm Petridom. Bautzen. Durch Beeren vergiftet. In Ra dibor hatten drei Kinder des Rittergutsarbeiters Paul Hanlschick beim Spielen giftige Beeren genossen. Die Kinder erkrankten schwer. Ein dreijähriger Sohn Hant- schicks ist der Vergiftung erlegen. Die anderen beiden Kinder befinden sich auf dem Wege der Besserung. Soyland (Spree). Tödliches Straßenun glück. Auf dem Wege zur Arbeitsstätte war die 55 Jahre alte Meta Schmidt von einem Krastradfahrer von hinten angefahren und schwer verletzt worden. Die Verunglückte ist jetzt, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, gestorben. Reichenan. Ein Junge als Brandstifter. In Markersdorf setzte ein Schuljunge die Strohfeime des Bauern Scheffel fahrlässig in Brand. Der Bauer, der schon verschiedentlich von Unglück heimgesucht wurde, erlitt durch den Verlust von 100 Zentnern Stroh einen Weiteren Schaden. Freiverg. Todes stürz mit dem Motorrad. Zwischen Freiberg und Brand-Erbisdors streifte der Be triebsleiter Max Kreller aus Langenau mit seinem Mo torrad beim Ueberholen einen Lastkraftwagen. Kreller verlor die Gewalt über seine Maschine, stürzte und erlitt einen schweren Schädelbruch, an dessen Folgen er im Freiberger Krankenbaus starb. Frankenberg. Alte Unsitte schwer gebüßt. In Niederlichtenau hängte sich ein achtjähriger Junge an einem mit Kartoffeln beladenen Wagen und kam dabet mit einem Bein in das linke Rad des Wagens. Er erlitt neben einem Beinbruch schwere Kopfverletzungen und mußte in das Krankenhaus gebracht werden. Chemnitz. Greisin schwer verunglückt. Auf der Poststraße wurde eine 78 Jahre alte Frau von einem Radfahrer umgerissen. Die Greisin, die selbst an dem Unfall die Schuld trägt, mußte mit schweren Kopfver letzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Swiaau. Schnitzertagten. In Planitz hielt die Riedererzgebirgische Schnttzergruppe Rödlitz, in der fünf zehn Schnitzergemeinschaften zusammengeschlossen sind, eine Tagung ab, die von Gruppenleiter Werner, Rödlitz, geleitet wurde. Im Mittelpunkt der Versammlung standen die Ausführungen des Gaureferenten für erzgebirgische Volkstumskunst in der NS.-Gemetnschaft „Kraft durch Freude*, Lehrer Thost aus Schneeberg, der darauf Hin weisen konnte, daß die in Schneeberg eingerichtete Gau schnitzschule sich eines ausgezeichneten Besuches erfreut. Es soll daher auch eine zweite Schnitzerschule eingerichtet werden, und zwar in Rödlitz. Ausstellungen werden in diesem Jahre in Marienberg, Schneeberg und Annaberg durchgeführt. Limbach. Brandstifterin festgenommen. Sonntag abend war in Limbach in dem Bauerhof der Heinigschen Erben ein Brand ausgebrochen. Eine Scheune mit Erntevorräten, landwirtschaftlichen Maschinen und zwei Stallgebäude waren ein Raub der Flammen ge worden. Die polizeilichen Erörterunger ergaben, daß vor sätzliche Brandstiftung vorlag. Als Täterin wurde die Pächterin des Hofes, Martha Schulze, ermittelt. Sie ist geständig. Plauen i. B. Großfeuer durch Selbstent zündung. Das Großfeuer im Rittergut Rößnitz, dem eine große Scheune mit Erntevorräten und landwirtschaft lichen Maschinen völlig und andere Gebäude zum Teil zum Opfer fielen, dürfte aus Selbstentzündung zurück- zusühren sein. Brandstiftung scheidet nach den kriminal polizeilichen Feststellungen aus. Breitenfeld i. B. Der Aelteste starb. Im 95. Lebensjahr verstarb der älteste Einwohner des Ortes, der Gutsauszügler Friedrich August Gerbert, der bei seinem Sohn den Lebensabend verbrachte. Der Heimge gangene hat früher sechs Jahre die Geschicke der Ge meinde als Gemeindevorstand geleitet. Er erfreute sich allgemeiner Beliebtheit. Greiz i. V- Neues Heim für die Kreislei tung. Das Polizeiamt Greiz wurde in das erneuerte ehemalige Heysche Haus verlegt. Das bisherige Polizei gebäude am Platz der SA. wird nunmehr für die Zwecke der Kreisleitung eingerichtet. Im Laufe des Oktobers dürften die Arbeiten beendet sein, so daß dann die Kreis leitung ihr neues Amt beziehen kann. Rüdigsdorf (Anttsh. Borna). Tödlicher Sturz eines Greises. Als der SOjährige Einwohner Max Häckel in seinem Garten mit dem Abnehmen von Aepseln beschäftigt war und in der Krone des Baumes stand, drehte sich die Leiter. Der alte Mann stürzte von der Leiter. Mit einer schweren Gehirnerschütterung wurde er dem Krankenhaus zugeführt. Hier ist er einen Tag später an den Folgen des Sturzes gestorben. Bitterfeld. Grotzfeuer in einem Sägewerk. In dem seit mehreren hundert Jahren im Besitz der Familie Bley befindlichen Sägewerk in Rösa wurde von einem vorbeisahrenden Kraftwagen aus Feuer bemerkt. Die Insassen alarmierten sofort das Dors und stellten sich ebenfalls zur Löschhilse zur Verfügung. Zusammen mit den Dorfbewohnern gingen die Wehren ans vier Ge meinden gegen den Brand vor. Es gelang aber lediglich, die Mehlmühle, die Wirtschaftsgebäude und ein angren zendes Anwesen zu retten. Der Schaden ist außerordent lich groß. Gleiche Postgebühren, gleicher Gütertarif Angleichung Oesterreichs an das Altreich Vom 1. Oktober an wird der P o st z e i tu n g s d i e nst im Lande Oesterreich nach den im Altreich geltenden Vor schriften ausgeführt. Gleichzeitig werden die Fernsprech gebühren des Altreichs eingeführt. Dadurch tritt eine er hebliche Senkung der Gebühren für Ferngespräche zwischen dem alten Reichsgebiet und der Ostmark ein. Im Ortsdienst gelten wegen der abweichenden technischen Einrichtungen bis aus weiteres noch die bisherigen Gebühren. Vom 1. Oktober an wird auch der Paketd lenst mit dem Lande Oesterreich dem im alten Reichsgebiet angeglichen. Für Pakete und Postgüter gelten fortan die Vorschriften, Formblätter und Gebühren des Altreichs. Der Nachnahme bienst zwischen dem Altreich und Oesterreich wird erst am 1. November 1938 ausgenommen; die Verwendung von Nach nahmepaketen- und -postgutkarten ist daher erst von diesem Zeitpunkt an möglich. Eine Zollanhaltserklärunq mutz in der Regel vorläufig noch jeder Paketsendung nach Oesterreich beigefügt werden, da die österreichischen Postämter bisher verpflichtet sind, alle Paketsendungen aus dem Altreich — abgesehen von bestimmten Ausnahmen — einem Zollamt zur Abfertigung zu gestellen, Auskünfte erteilen die Postämter. Mit dem 1. Oktober tritt ferner für den gesamten Güter verkehr im Lande Oesterreich der Güterlaris des Alt reiches in Kraft. Den besonderen Erfordernissen der öster reichischen Wirtschaft wird durch Einführung neuer Ausnahrne- tarise Rechnung getragen. Mit gleichem Tage treten auch die von der Reichsbahn im Lande Oesterreich betriebenen Privat- bahncn sowie die meisten im Eigenbeirieb stehenden öster reichischen Privatbabnen im Wechselverkehr mit der Deutschen Reichsbahn in die Durchrechnung auf Grund des Reichsbahn- gütertariss ein. Ei« Mmr, vielseitiger FrmlmMllf Die Schwester vom Deutschen Roten Krenz Die Schwester ist für den Arzt eine unentbehrliche Hilfskraft, wenn sie allen Voraussetzungen ihres Berufes entspricht. Jede Frau, jedes Mädchen, die DRK.-Schwe- ster werden will, muß sich klar sein über den Pflichren- kreis, den gerade dieser Beruf in sich schließt, größer und schwerer als andere Frauenberufe. Hingabe und Treue zur Arbeit, Hintansetzung des eigenen Ichs und dabei doch starke Persönlichkeit, das sind die Grundlagen des Schwesternberufes. Schwesternarbeit im Deutschen Roten Kreuz ist viel seitig. Es geht hier nicht nur um Linderung von Leiden durch sachgemäße Pflege, sondern auch um Verständnis für seelische Not, um Menschenkenntnis, um feinfühliges Verstehen. Gerade hierin ist die DRK.-Schwester die beste Helferin des Arztes, weil sich der Kranke während der Pflege mehr offenbart als bei ärztlicher Behandlung. Ver steht die Schwester in kluger Weise, Mittler zwischen Arzt und Patient zu sein, so wird das höchste Ziel, gegensei tiges Vertrauen und kameradschaftliche Zusammenarbeit, zum Wohl der Kranken erreicht. Das TRK. nimmt jederzeit Schwestern auf und bildet junge Mädchen für diesen Beruf aus. Nachsthcnd geben wir nochmals die wesentlichen Bedingungen bekannt: Aufnahmebedingungen sind: Abgeschlos sene Schulbildung, Alter von 18 bis 34 Jahren, arische Abstammung. (Junge Mädchen unter 18 Jahren, die sich schon für die Ausbildung als Schwester vormerken lassen wollen, können in der Haushaltungsschule der Werner- schule des TRK., Berlin-Lankwitz, ausgenommen werden oder auch in DRK.-Mutterhäusern als Wirtschaftsschüle- rin). Kosten entstehen der Schülerin durch die Ausbildung nicht. Die Ausbildung in der allgemeinen Krankenpflege dauert zwei Jahre. Wirkungsmöglichkeiten nach ab gelegtem Staatseramen besteht in allen Zweigen der Krankenpflege, bei Spezialausbildungen auf diesen Ge bieten: Operationssaal, Narkose, Röntgen, Laboratorium, Apotheke, Massage und Gymnastik, Hauptküche, Diätküche, Wirtschaftsbetrieb, Verwaltung, außerdem Tätigkeit als Hebamme und Wochen- und Säuglingsschwester. Fortbildung geschieht in der Schwestern-Hoch- schule der Werner-Schule des TRK. in Berlin-Lankwiy. Hier werden Schwestern in einem Jahreskursus zur Lei tung von Krankenanstalten oder Schwesternschaften vor bereitet. Kurze Fortbildungskurse für alle DRK.-Schwe- stern: Vorträge, Besichtigungen, Besprechungen u. a. m., dienen der Erweiterung von beruflichen Kenntnissen, der Vertiefung weltanschaulicher und allgemeiner Bildung auf den Gebieten von Kunst, Wissenschaft, Volkswirtschaft. Tie TRK.-Schwester erhält ein gestaffeltes Taschengeld, freie Station und Kleidung, weitgehendste Krankenfür- forge durch das Mutterhaus. Schülerinnen erhalten 14 Tage Freizeit, Schwestern dreißig Tage Urlaub im Jahr und Urlaubsgeld, zwei freie Tage im Monat, einen freien Nachmittag in der Woche und täglich zwei Freistunden. Die DRK.-Schwe- stern erhalten nach ihrer Pensionierung ein ausrei chendes Ruhegeld, so daß sie, frei von allen Sor gen, in einer eigenen Häuslichkeit ihren Lebensabend ver bringen können. Der DRK.-Schwester, die berufsunfähig oder alt ist, und das Gemeinschaftsleben vorzieht, ist im Altersheim ihres Mutterhauses dazu die Möglichkeit ge geben. Die Schwester, die nicht mehr die Kraft hat, für andere zu sorgen, soll hier selbst einmal umsorgt und gepflegt werden. Anmeldungen sind zu richten an das Deutsche Rote Kreuz, Berlin W 35, Hansemannstratze 10. Von hier werden die Anschriften der im Reich verteilten Mut terhäuser vom TRK., die Schülerinnen ausbilden, zuge- schickt. Eine halbe Million für das Flüchtling-werk Unter dem Eindruck der vom Führer erreichten Heim kehr Sudetendeutschlands ins Reich hat die IG. Far benindustrie Akt.-Ges. zur Verwendung für das Sudetendeutsche Flüchtlingswerk dem Führer einen Be trag von einer halben Million Reichsmark zur Verfügung gestellt. Koman von KZll/K v«Mlch«i N,m«n.»«rl«g,»»«. k, lln„n>ch«, Saä 21, Jeden Tag stellt sie Helle, bunte Wiesenblumen in einer kleinen Vast neben das Bett — in jene kleine, schmale, glas schillernde, bunte Vase, die dann so viele Jahre noch auf der Konsole stand. Und nachdenklich ruht der Blick der Kranken dann darauf und einmal fagt sie leise zu Trina: „Das, Trina, ist wohl die richtige Buntheit im Leben, nicht das andere, nach dem man jagt und das man fassen will. Es ist alles so einfach, wenn man es — fpäter über denkt — das ganze Leben, ach —" Und am nächsten Tag holt Trina den Arzt, da es sehr schlimm mit der Kranken steht. Nun muß man doch endlich wissen, was mit ihr los ist. Der Arzt zuckt kaum merklich die Schultern, und sagt nachher zu Trina: „Da hilft nur noch Gott mit feinem erlösenden Frieden, Frau Fink." Es kommt noch eine lange Nacht, während der Trina Fink am Bett sitzt und wacht und auf das wirre Fieber gestammel der Kranken horcht. Manchmal klingt ein brüchiges Lachen auf, in dem wohl ein bißchen von jenem silberhellen Ton schwingt, den es gewiß früher gehabt hat. Schwer atmen die zerstörten Lungen. Und es kommt ein neuer Morgen, eine neue Sonne steigt über der Alster auf, und da erwacht die Kranke aus der Bewußtlosigkeit, in die sie zuletzt gesunken ist. Die weißen, zuckenden Hände tasten unruhig über die Bettdecke. Trina hält sie mit einem festen, mütterlichen Griff fest und zwingt sich ein Lächeln auf die Lippen. „Gut haben Sie geschlafen", flüstert sie. Aber jene lächelt und hat große, klare und Helle Augen. Augen, die schon hinter ein Lächeln gütiger Täuschung sehen können. „Trina, Sie — Sie werden den Schmuck verkaufen in meinen Koffern, und die Kleider, ich brauch' das alles nicht mehr. Für einen Sarg und auch ein Grab." Trina Fink will ein ärgerliches Gesicht machen, aber es gelingt ihr nicht mehr. Diesen klaren, blauen Augen gegenüber in dem weißen Gesicht kann man nicht mehr lügen. Die haben schon längst durch alle irdische Unzuläng lichkeiten gesehen. Und so schluchzt Trina plötzlich aus. Leise und mahnend haucht die Stimme der Sterbenden: „Nicht doch, Trina, die Annemarie nebenan " Mühsam wandert ihr Blick zur Tür, die ins Neben zimmer führt. „Sie könnte wach werden — — Letzte innigste Mutterliebe flackert auf. Trina reißt sich zusammen. Wieder umspannen ihre festen Hände die zer brechlichen der Sterbenden. „Ich — ich war nicht gut zu ihr, Trina, aber ich habe sie immer geliebt — auch draußen in der Fremde. Das müssen Sie mir glauben. Und Sie müssen — Sie müssen —" Irre Angst flackert aus den sich leise verschleiernden Augen, deren Blau immer dunkler wird. „Sie muffen — Trina " „Ich werde für Annemarie sorgen, als wäre es mein eigenes Kind", flüstert Trina. „Ich will es " Die Sterbende nickt schwach, ihre Lippen bewegen sich nur noch matt wie unter einer ungeheuren Anstrengung. Und Trina spricht weiter, sich tiefer zu der Frau herab beugend: „Es soll mein Kind sein. Ist es so recht? Wir haben es ja lieb, und es hat mich lieb." Der starre Ausdruck im Gesicht der Sterbenden lockert sich auf eine wundersame Weise, sie lehnt den Kopf in die Kissen zurück. Wie in einer goldnen Schale liegt das Gesicht nun in der Umrahmung des aufgelösten Haares. Die Hände tasten zuckend übereinander, Finger mühen sich um einen Ring, der da an der einen Hand steckt. Trina hat ihn oft scheu mit dem Blick gestreift. Nun fällt er auf die Decke. „Annemarie geben, Trina, wenn sie groß ist. Gruß von ihrer Mutter aus dem Himmel — aus dem " Die Frühsonne breitet sich in breitem Strom durch das Fenster über das Bett. „Soll glücklich werden, die Annemarie, soll glücklicher werden als ich. Nun ist die Sonne da." Und das ist ihr letztes Wort Das Sonnenlicht funkelt noch einmal in den erlöschen den Augen auf, es ist, als ströme es tief hinein und als ob die arme Seele nun auf dem flimmernden Sonnenstrahl hinübergleitet in die blaue, himmlische Ewigkeit. Man hat sie drei Tage später begraben, und Trina und Binzens Fink haben an der Gruft gestanden und warme Sommererde nachgeschüttet. Man hat keine Personalpapiere bei ihr gefunden, nur ihren Namen wußte man, und es war ein alltäglicher Name, wie ihn tausend Menschen und mehr tragen. Sie muß wohl gewußt haben, daß es mit ihr zu Ende ging, und ist darum noch einmal zu ihrem Kind zurückgeflüchtet. Sie wollte wohl sterben, ohne daß jemand von früheren Bekannten oder Freunden oder Verwandten erführe, daß sie tot sei. Trina erinnert sich, daß sie einmal geäußert hatte, es werde niemand um sie klagen, sie besitze keine Verwandten mehr. Und so wird Annemarie nun das „Finkenkind". Wie die Umstände liegen, machen die Behörden keine besonderen Schwierigkeiten, es ist ja auch für das elternlose Ding das beste, wenn es in der legitimen Obhut der Finks bleibt als angenommenes Kind. Ja, und dann hat der Meister Fink genug von der großen Stadt, die Kundschaft verläuft sich immer mehr, und er kauft das kleine Anwesen hier in der ländlichen Gegend, wo die Trina einmal als junges Mädel in Stellung war. Mutter Trina fährt zusammen. Ah, hat sie doch wirklich geträumt von den alten Zeiten, den alten, verschollenen Geschichten. Nein, nein, Annemarie ist ihr Kind, ist es geworden durch ihre mütterliche Liebe, die sie ihm schenkte. Sie streicht sich das graue Haar zurück. tFortfetzung solK»