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MsdmfferTageblatt Nr. 228 — 97. Jahrgang Drahtanschrift: ..Tageblatt' Donnerstag, den 29. September 1938 Postscheck: Dresden S64N Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt Wilsdruff-Dresden Da» „Stirdrutter Tagebla»' erschein! werklag» nachm «Uhr Bezugrpr monall SRM sie« Hau», bei Postbcsiellung >LV RM zuzügl Bctteügeld Einzelnummer lv Alle Posiankalien. Prliboien. unser« NusirSger u Geschäsissielle «alle^ödtterG'ewÄi^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend launiger"Bc'rW Sen besteht tetn Anspruch ———— auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung de« Bezugspreise» Rücksendung etngesaudter Schriftstücke erfo!gi nur. wenn Rückporto beillegt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Anzeigenpreis« »am ausltegender Preisliste Nr. 8. — Ztsser-Gebühr: 2V Rpsg. — Vorgeschrie bene ErschetnungSlage und « atzwünsche werden nach Möglich!«» berücksichtig,. — Anzeigen. Annahm« bi, vormittags lv Uhr Für die Richtig!«» de, durch ?ernru, übermi«. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 lelien Anzeigen überne». men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs uu» ZwangSvergicich erlisch« leder Anspruch «es Nachlaß amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten GmenWe CGMM der MW Svdeteudeulsche am Auto durch d^e Strasteu geschleift — MilttSrifcher VEsud Sowjetrussen bei der Vlünderung sestgeuommen Hussitische Wahnsinnspläne Zerstörung aller lebenswichtigen Ein richtungen des Sudetenlandes vor bereitet. Nach zuverlässigen Nachrichten aus dem sudetendeut schen Gebiet sind die Tschechen zu den äußersten und rück sichtslosesten Gewalttaten entschlossen. Sie planen vor ihrem Rückzüge die vollkommene und seit langer Zeit vorbereitete Zerstörung der Licht- und Kraftwerke, der Gasanstalten und aller Einrichtungen, die sie für lebens wichtig für die zurückgebliebene Bevölkerung halten. Es wurden eigens Zerstörungsabteilungen errichtet, die an Hand von genau bearbeiteten Plänen das Vernichtungswerk vornehmen sollen. Aus diesen Plänen, die aufgefunden wurden, geht eindeutig hervor, daß auch im sudctendeutschen Gebiet nach den in Spanien angewandten Methoden Moskaus gearbeitet werden soll. Diese Absichten stehen im krassesten Gegen satz zu dem deutschen Memorandum, in dem verlangt wird, daß sämtliche Einrichtungen unversehrt übergeben werden. Diese Wahnsinnstat soll a u f e i n S1 i ch w o r t hin erfolgen. Aus den aufgefundenen Plänen, denen Zeich nungen beigefügt sind, geht ganz genau hervor, wo die einzelnen Sprengkommandos eingesetzt und in welcher Reihenfolge die Zerstörungen vorgenommen werden sollen. In den Anweisungen heißt es, daß jeder sofort erschossen Wird, der den Befehl zur Zerstörung lebenswichtiger An lagen nicht befolgt. Bor Mem Betrug an der Welt Einwohnerkarteien werden beseitigt, um die Abstimmung zu sabotieren In Aussig haben die Behörden begonnen, das ge samte Behörden-Eigentum, insbesondere auch sämtliche Akten, ins Innere des Landes abzutransportie ren. Das gleiche wurde in Tetschen beobachtet. Auch die Unterlagen für eine etwaige Volksabstimmung, insbeson dere die Unterlagen über die Einwohner, die ihren Wohn sitz 1918 im sudetendeutschen Gebiet halten, wurden sorg fältig gebündelt und auf Lastwagen entführt. Ferner sind tschechische Militärkommandos vor den Gemeindehäufern vorgefahren, um auch dort die Einwohncrkarteten und alle Gemeindeakten zu beschlagnahmen, die über den Besitz und Einwohnerstand von 1918 Auskunft geben. Moskms SiksskoSonnen Sudetendeutsche aus Warnsdorf erhielten die Nachricht, daß im Kräbitztal Kommunisten beim Plündern der Bauernhöfe seien, Darauf begab sich aus Warnsdorf eine Abteilung des Sudetendeutschen Freikorps, die dort von sudetendeutschen Soldaten, die sich mit ihren Waffen von den tschechischen Truppenteilen entfernt haben, gebil det worden ist, ins Kräbitztal. Als die Kommunisten merkten, daß sie umzingelt werden sollten, ergriffen sic die Flucht. Es konnten jedoch sieben Kommunisten gefangen werden, unter denen sich drei Sowjetrussen befinden. Sie gaben bei ihrer Vernehmung an, daß sie am 16. September von Kiew aus mit über hundert anderen kommunistischen Funktionären in zwei Sonderwaggons über rumänisches Staatsgebiet als Touristen nach der Slowakei gebracht worden seien. In Kaschau habe man sic dann in kleine Trupps aufgelöst und aufgeteilt; sie seien dem Kommando Reichen berg als Terrorspezialisten zugeteilt worden. Ihre Aufgabe sei es gewesen, alle Maßnahmen zu treffen, die geeignet sind, die sudetendeutsche Bevölkerung einzuschüchtern, und von jedem Versuch eines Wider standes gegen die tschechische Staatsgewalt zurückzuschrek- len. Die Sowjetrussen waren mit den modernsten tsche chischen Waffen ausgerüstet und trugen Ekrasithandgra- »aten von unvorstellbarer Sprengwirkung bei sich. Massenverhaftungen in Eger In Eger wurden in den letzten beiden Tagen 60 Deutsche verhaften, unter ihnen der Oberstaats anwalt Börsch, der in Socken abgesührt wurde und sich nicht einmal ankleiden durfte. Die Verhafteten sollen angeblich ihrer deutschen Gesinnung am Donnerstag, dem 22. September, als die tschechischen Truppen bereits abge- »ogen waren, Ausdruck gegeben baden. Hinter dem Auto hergeMeM In der Nähe von Bodenbach macht Rote Wehr, die mit roten Armbinden, Stahlhelm, Gewehren und Maschinenpistolen ausgerüstet ist, zusammen mit Gendar merie Jagd auf Sudetendeutsche, die sich in den Wäldern versteckt halten, weil sie Gestellungsbefehle erhallen haben. Bei einer solchen Menschenjagd wurden drei Sudetendeutsche, Karl Galser, Fritz Breitenbacher, Karl Streibel, erfaßt, gefesselt und an ein La st auto mobil angebunden. Das Auto fuhr dann in vollem Tempo nach Bodenbach hinein. Die Gefesselten kamen zu Fall und wurden viele hundert Meter mitgeschleift, wobei sie gräßliche Verstümmelungen und Verletzungen erlitten. Auf der Polizeiwache schleppte man sie in einen Keller. Am Abend wurden sie, ohne daß sie ärztliche Hilfe erhalten hätten oder verbunden worden wären, aus der Polizeiwache auf ein Lastautomobil geworfen und ins Landesinnere verschleppt. Ihr Schicksal ist unbekannt. Militärischer Bankraub Im Laufe des Mittwoch wurde die Ausplünderung der sudetendeutschen Gebiete systematisch fortgesetzt. Zahl reiche Lastwagenkolonnen des Militär rollten alles, was wertvoll und transportierbar ist, aus den Häusern und transportierten es ab. In zahlreichen Orten wurden die Vorsteher der Bank- und Sparkassenfilialen gezwungen, die Tresorschlüssel herauszugeben. In Oberleutensdorf wurde der Tresor gesprengt, weil der Leiter der Sparkasse den Schlüssel beseitigt hatte. Von dem tschechi schen Militär wurden dann Pie Banktresore von,dem Privateigentum zahlreicher Sudetendeuischer völlig ausgeraubt. Quittungen über das geraubte Eigen tum wurden nicht ausgestellt. Sämtliche Wertsachen wur den auf Lastkraftwagen in Kisten abtransportiert. Grauenhafter Massenmord geplant Auf dem Teschener Schloß befinden sich genau so wie auf der Komotauer Burg Hunderte von Sudetcn- deutfchen in Haft, dic dort so unmenschlich behandelt wer den, daß man nachts ihre Schreie bis weit in die Stadt hinein hört. Die Mauern des Schlosses sind an fünf Stellen angebohrt und mit großen Mengen'Ekrasit gela den worden. Nach Auskunft des tschechischen Wachtpostens ist geplant, im Falle einer Besetzung des sudckuvcut- schen Gebietes das Schloß mitsamt den Gefangenen in die LustLU sprengen. Der NeckManwalt Dr. Büngener aus Teschrn wurde in der Nacht zum Mittwoch am Quaderberg von tschechischen Soldaten ohne Anruf erschossen. Es wurde durch Anschlag bekanntgegeben, daß alle im Qua- dergebiet geflüchteten Sudetendeutschen erschossen würden, die sich nicht innerhalb sechs Stunden auf der Polizer selbst stellen. Reichsdeutsche als Geilem Mit jeder Stunde bringen die Züge auf dem Dres dener Hauptbahnhof neue sudetendeutsche Flüchtlinge ins Reich. Dem „Dresdner Anzeiger" teilten Flüchtlinge aus Reichenberg mit, daß neuerdings auch Reichs deutsche die Grenze nicht mehr passieren dürfen (I). Auf diese Weise will man sich für die über die Grenze gegangenen Tschechen „Austauschmaterial" ver- schaffen. Aussprache zu vieren in München Mussolini, Chamberlain und Daladier vom Führer eingeladeu Am Mittwochabend wurde folgendes bekannt: Der Führer hat den italienischen Regierungschef oenilo Mussolini, ven englischen Premierminister Neville Chamberlain sowie den französischen Ministerpräsidenten Daladier zu einer Aussprache in München für Donnerstag, den 29. September, eingeladen. Die Staatsmänner haben die Einladung angenommen. Hierzu verlautet von unterrichteter Seite: Sowohl von der englischen wie von der französischen Regierung sind neue Vorschläge zur Lösung der tschecho slowakischen Krise unterbreitet worden. In diesem Zusammen hang hat der englische Premierminister Lhambertaln angeboten, zu einer persönlichen Aussprache erneut mit dem Führer zusammenzukommen. Gleichzeitig hat Mussolini seine Hilfe bei der Suche nach einer sofortigen Lösung angeboten. Die tschecho-slowakische Krise duldet, schon im Hinblick auf deutsche Vorbereitungen, keinerlei Aufschub mehr, sondern die Lage erfordert kategorisch eine sofortige Lösung. In Anbetracht dieser Sach lage und der Tatsache, daß die bisherigen Vorschläge der Situation nicht gerecht werden, und bestimmt von dem Wunsche, noch eine letzte Anstrengung zur Durchführung der friedlichen llebergabe des sudetendeutschen Gebietes an das Reich zu machen, Hal der Führer die Regierungschefs von Italien, Frankreich und England zu einer per sönlichen Aussprache eingeladen. Es ist zu hoffen, daß noch in letzter Stunde diese Aussprache zu einer Einigung über die schort in Kraft zu tretenden Maßnahmen für die von der tschecho-slowakischen Regierung zugesagte Ueber- gabe des Sudetenlandes führen wird. München ist das M Die Zusammenkunft der vier Staatsmänner Nach der Einladung des Führers und Reichskanz lers an Mussolini, Chamberlain und Da la- vier, zu einer Besprechung nach München zu kam- men, wurden in den drei europäischen Hauptstädten unver züglich die Vorbereitungen zur Abreise getroffen. Wäh rend der englische Premierminister und der französische Ministerpräsident ihcn Abflug nach München erst für Don nerstag früh ansctzten, ist der italienische Staatschrf Mussolini bereits am Mittwochabend im Sonder- zug in Begleitung des Grafen Ciano nach München abgereist. Zur Verabschiedung des Duce und des italienischen Außenministers waren auf dem Bahnsteig fast sämtliche Minister, darunter Parteisekretär Minister Starace und die drei Staatssekretäre der Wehrmachtsministerien, fer ner zahlreiche andere Vertreter von Partei und Staat so wie Botschafter von Mackensen mit den Mitgliedern der deutschen Botschaft erschienen. Der Duce begrüßte Botschafter von Mackensen aufs herzlichste und verblieb mit ihm in angeregtem Gespräch bis zur Abfahrt des Zuges. Die Sensaiion Die Ausnahme der Nachricht von der Einladung des Führers Die in allerletzter Stunde eingetretene Wendung durch die Ankündigung der Besprechung des Führers mit dem Duce, Chamberlain und Daladier ist in ganz Italien als ein geschichtliches Ereignis mit Freude ausgenommen worden. In allen Städten wurde die durch den italienischen Rundfunk verbreitete Meldung über die Zusammenkunft mit Windeseile bekannt. Sämtliche Zei tungen erschienen mit Extraausgaben, die zu Hunderttau senden abgesetzt wurden. Die Blätter bringen die Bilder der vier Staatsmänner und Niesenüberschriften. Bei der Menge auf den Straßen und Plätzen kam es überall zu Freudenkundgebungen und stürmischen Ovationen für de« Duce. . In Paris hat die Nachricht wie eme Bombe ge wirkt. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese völlig un erwartete Wendung durch die Straßen, wo sie noch lange vor dem Erscheinen der Abendblätter von Mund zu Mund weitergetragen wurde. Auch der Pariser Rundfunk machte den Hörern bereits diese sensationelle Mitteilung. Ueberall kann, man eine Entspann» na seMelLen.