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MsdmfferTageblM »0» „WtlSLrusser T°g-blall- rrlchrlnl wrrNag, nachm^ «Uhl Bezuglpl. monail LRM ft« Hau«, bei Postdestellung RM zuzügl Beftellgcld Einzelnummer w Rv< Alle Postanslallen. Postboten, unftre AuSleäger o Selchästlstelle Salle"sberee Gewalt-der Wochenblatt sÜl Wilsdruff U. Umgegend sonutge" Mt'rftb«!t»r2w Zen besteht kein Anspruch aus Lielerunq der Zet- mng oder Kürzung de« Bez»,«prelle» Rücksendung etugelandter Schriftstücke erlolgt nSr. wen- Rückport» delltegt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. lau, aufttkgrndrr PreirNfte Rr k — Ztsfer-Gebühr: 2V Rp,g. - vorgeschrl» bene Erlcheinungllage und V ahwünlch« werden nach MSgltchleft berücküchligl — An, eigen-«nnahm, durch °^rn7ui übermtt. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 Anzftgm" übeme? men wir keine Gewähr. ——.. _ Bet «onkurS Zwang-vergletch erlischt jeder Anspruch «- Nachlab. Nr. 218 — 97. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2N4N Sonnabend, den 17. September 1938 As WWe MordgeDdel tobt weiter Mitglieder der Prager deutschen Sesandtschast mit dem Revolver bedroht - Standrechtliche Erschiehungea in Eger - AuWmig oder Einstellmig der SLP.? Sakenreeuzfahne vo» deutschem Siplomaten- auto heeunkeegeriffen! DNB. Berlin 17. Sept. Wie der „Völkische Beobachter" aus Eger meldet, hat sich die tschechische Soldateska eine neue freche Herausforderung geleistet. Aus einer Autofahrt von Prag nach Eger, aus der sich der Vertreter des „V. B." in Begleitung der beiden Mitglieder der deutschen Gesandtschaft in Prag, des PrefleaUachccs Dr. Gregory und des Aitacksces Betz, be fand, wurde der Wagen von einer tschechischen Feldwache an- gehalten und die deutsche Hoheitssahne unter wüsten Beschimp fungen abgerissen. Dies geschah, obwohl das Auto als Diplo- niatcnwagen gekennzeichnet war und die beiden Mitglieder der Gesandtschaft sofort ihre Ausweise vorwiesc». Der skandalöse Zwischenfall trug sich, wie der Vertreter des „V. B." berichtet, folgendermatzen zu: Wir waren in den Morgenstunde» von Prag abgefahren, um uns durch eigenen Augenschein von den Zuständen in der Gegend von Eger z» überzeugen. Tic Landstratzc trug das von vielen Augenzeugen- berichten schon bekannte Bild der Tage des 21. Mai. Kurz vor Lubenz befand sich neben der Landstraße eine Feldwache zum Schutze einer Straßensperre. Zahlreiche Soldaten standen dort mit aufgepflanztem Bajonett. Als unser Wagen, der das be kannte CD des Diplomatischen Korps trägt, sich der Sperre näherte, wurden wir mit vorgehaltcnen Wassen angchalten. Die beiden Gesandtschaftsmitglicder zeigten sogleich ihre vom Prager Außenministerium ausgestellten Diplomatenausweise. Dies machte auf die Tschechen keinerlei Eindruck. Ein Soldat riß mit vor Wut entstelltem Gesicht, trotz unseres lebhaften Pro testes, die Hakcnlrcuzfahnc vom Wagen und steckte sie in die Tasche. Der befehlshabcnde Leutnant, der erst auf unser ener gisches Verlangen vor uns erschien, forderte uns in anmaßen dem Tone auf, ihm sofort unter Bewachung zur nächsten Gen darmerie-Station zu folgen. Wir weigerten uns jedoch, die Fahrt zur Station ohne Mitnahme der abgerissenen Fahne fortzusctzen. Auch aus der Wache behielt der Offizier seinen herrischen Ton bei und verschärfte die Situation durch sein ungebührliches Benehmen. Die Lage wurde bedrohlich, als der Offizier sich nicht scheute, zur Pistole zu greifen, nachdem Herr Gregory die deutsche Fahne wieder an sich genommen hatte. Es war nur dem Dazwischentreten des anwesenden Gendarmcriekapitäns zu verdanken, daß das Schlimmste ver hütet wurde. Die SudetendeuMe Nattei MeW Prag treibt die EntwMlung auf die Spitze Amtlich wird soeben verlautbart: „Auf Beschluß der tschecho slowakischen Regierung wurde tue Sudctendeutsche Partei aufgelöst. Gegen an dere umstürzlerische Organisationen wurde bereits frü her durch die zuständigen Behörden vorgegangen." Soweit die amtliche Mitteilung. Um welche anderen Organisationen es sich neben der bereits aufgelösten F. S. noch handelt, ist bisher unbekannt. Wirrwarr bei den fettenden Vrager Stellen DNB Prag, 17. September. Welcher Wirrwarr be reits bei den leitenden Prager Amtsstellen herrscht, zeigt fol gender Vorfall: Das amtliche Tschecho-Slowalische Preßbüro gab am Freitag um 19.05 Uhr die Meldung aus, daß die Sudctendeutsche'Partei aus Beschluß der Regierung aufgelöst worden sei Eine Stunde später hat der in Prag weilende su- detrndeutsche Abg- Kundl in verschiedenen Interviews mit Nachrichtenbüros und Zeitungen ausdrücklich sestgestellt das, die Regierung sei dem 31. Dezember 1937 gar keine verfassungs mäßige Handhabe mehr zur Auflösung von Parteien besitze, Weil das entsprechende Gesetz mit dem ^ahre 1937 abgelaufcn und nicht verlängert worden sei. Daraufhin gab das amtliche Tschecho-Slowalische Preßbüro spät nachts eine Berichtigung der eigenen Meldung aus, nach der die Sudetendeulsche Partei nicht aufgelöst, sondern eingestellt wurde. Das bedeutet, daß sie juristisch fortbesteht, aber ihr jede Tätigkeit untersagt ist. Ferner verlieren die Abgeordneten einer aufgelösten Partei ihre Mandate, während die Abgeordneten einer eingestellten Partei in ihrem Besitz bleiben. Die amtlichen tschechischen Stel len haben sich also noch nachts zu einem Rückzug bequemen und auf die zunächst beschlossene Auslösung verzichten müssen. Genau so verhält es sich mit dem Steckbrief gegen Kon rad Henlein. Während am frühen Abend die amtlichen Stel len den Erlaß eines Steckbriefes an alle internationalen Poli zeizentren mitteilten, berichtigte in den späten Nachtstunden das Tschecho-Slowakische Preßbüro diese Darstellung und er klärte, daß gegen Konrad Henlein das Verfahren nach dem tschecho-slowakischen Schutzgesetz im Gange, aber noch kein Steckbrief erlafsen fei. Was geht aut dem Fried hof von Eger vor? DNB. Eger, 17. Sept. Hier hat es größtes Aufsehen er regt, daß der Friedhof von Eger und die Leichenhalle seit zwei Tagen militärisch besetzt sind und jeder Zutritt zum Friedhof und zur Leichenhalle verboten ist. Diese Tatsache sck>eint zu bestätigen, daß cs bei den schweren blutigen Zusammenstößen in Eger, bei der Zusammenschießung der Hotels „Viktoria" und „Welzl" weit mehr als die sechs Toten gegeben hat, die zunächst von den Tschechen zugegeben wurden. Aus Kreisen der Bevölkerung von Eger wird glaubwürdig berichtet, daß in Wirklichkeit in der Leichenhalle von Eger über 29 Tote lägen, zumal auch bei den Sargfabrilantcn der Stadt Eger am Donnerstag 24 Särge bestellt wurden und ihre Lieferung zur Leichenhalle verlangt worden war. Auf dem Friedhof sind fer ner eine Reihe von frischen Gräbern ansgchoben. Es scheint aber, daß hier stillschweigend und ohne daß die Oesfentlichkeit es merkt, die Blutopfer von Eger verscharrt werden sollen, um die Blutschuld der tschechischen SoldateSka vor der Welt zu vertuschen. Die Nachricht von der Besetzung des Friedhofes und der Abweisung aller Friedhofsbesucher hat in der Be völkerung von Eger außerordentliche Erregung hcrvorgerufcn. Es heißt, daß die Toten in der Nacht zum Sonnabend still schweigend beerdigt werden sollen, ohne daß bisher überhaupt die Angehörigen der sonstigen Stellen benachrichtigt oder die Toten einwandfrei identifiziert worden wären. EtanvrechMche ErfOtehnngen in Eser DNB. Eger, 17. Sept. In Eger fand am Freitag eine Sitzung des Standgerichtes unter Vorsitz des Tschechen Dusa- nek statt. Als zweiter Vorsitzender fungierte ein Tscheche namens Dittelbach, als Beisitzer u. a. der Gcrichtsrat Zuber aus Eger. Den Verhafteten wurde nahegelegt, Aufrufe zu unterzeichnen, die angeblich zur Beruhigung der Bevölkerung im Grenzgebiet beitragen sollen. Dafür wurden ihnen Hastvcr- günstigungen, gegebenenfalls sogar Freilassung in Aussicht gestellt. Bei einbrechender Dämmerung wurde im Hofe der Jnfantericknfcrne in Eger eine Reihe von Salven gehört. Sol daten der Kaserne slowakischer Nationalität teilten mit, daß vier Sudctendeutsche als Deserteure erschossen worden sLicn, nachdem das Militärgericht sie zum Tode verurteilt habe. Die Leichen würden noch nachts beigesetzt. Konrad Henlein in Eger DNB. Eger, 17. Sept. Konrad Henlein stattete gestern in den frühen Nachmittagsstunden inkognito der Stadt Eger einen Besuch ab. Er wurde dabei von zwei Abgeordneten der SdP. begleitet. Es gelang Konrad Henlein trotz der scharfen Bewachung der Stadt auf Nebenwegen unerkannt in das Stadtinnere zu gelangen. Er besichtigte zunächst von außen die noch von der Polizei besetzten Hotels „Welzl" und „Viktoria", den letzten Hauptsitz der SdP., besuchte dann eine Reihe von Verletzten und hielt mit Amtswaltern der SdP. aus Eger und dem Egerland Besprechungen ab. Am späten Nachmittag ver ließ Konrad Henlein die Stadt Eger wieder in unbekannter Richtung. Ministervermögen in die Schweiz Empörung in der tschechischen Arbeiterschaft — Steigende Unrusriedendeit mit der Vrager Negierung Der nach Prag entsandte Sonderberichterstatter der „Dresdner Nachrichten' berichtet: Die Volks stimmung in Prag und im tschechischen Gebiet ist auch am Freitag weiter abgesunken und außerordent lich nervös. Gans besonders groß ist die Unzufrie denheit wegen der Verknqppung der wichtig st enLebensmittel und derVerdoppelungder Preise, so daß die Arbeiterschaft mit ihren Löhnen nicht einmal mehr die nötigen Lebensmittel zu kaufen in der Lage ist. Ueberall stehen große Gruppen debattierender Men schen zusammen und besprechen die Lage und die Zu kunstsaussichten. Man erzählt sich ganz offen und mit ge nauen Angaben, in welchem Maße sich besonders die Prager Juden mit Lebensmitteln eingedeckt hätten, während das Volk hungern müsse. Wie eine Bombe hat in der tschechischen Arbeiterschaft die Nachricht eingcschlagen, daß der Eisenbabnministcr Bechyne, ein tschechischer Sozialdemokrat, nnd der Ju stizminister Derer, der der gleichen Partei angehört, ihregesamtenVermögenswerte auf Schwei zer Banken überwiesen haben. Auf einer Versamm lung der Bankangestellten wurde mitgctcilt, daß auch zahlreiche andere Regierungsmitglicder und führende Ab geordnete und Senatoren ihre Vermögen bereits ins Aus land geschafft hätten. Das Absinken der Tschechenkrone hat zu einer weiteren Flucht aus der tschechischen Währung ge- sührt, so. daß am Freitaü Devisen nirgends mehr Lu er halten sind, und selbst die Wechselstuben an den Bahn« bösen den Ausreisenden vielfach keine tschechischen Kro nen mehr wechseln können. Staatspapiere werden an der Börse in solchem Maße angeboten, daß sich die Nationalbank zu einer still schweigenden Stützungsaktion entschließen nnd größere Posten von Staatspapieren ins Depot nehmen mußte, um den Kurs nicht ins Uferlose fallen zu lassen. Auch die übrigen Efsektenkurse wurden um des Eindruckes auf das Ausland willen seit gestern künstlich gestützt. Nachdem am Donnerstag in der Sitzung der Banb- direktoren der Nationalbank schwerste Vorwürse wegen der Verweigerung der Rediskontierung von Staatspapie- ren gemacht worden waren, ist am Freitag wegen der verstärkten Abhebungen bei den Banken die Äuszablungs- höbe aus 3000 bis — aber nur in besonders begründeten Fällen — 5000 tschechischen Kronen festgesetzt worden, während außerhalb von Prag fast ausschließlich statt 2000 nur noch 1000 tschechische Kronen pro Konto zur , Auszahlung gelangen. Die Großbanken, die bereits in Gefahr waren, zah lungsunfähig zu werden, sind durch Zurverfügungstel lung größerer Barmittel zu diesen Auszahlungen in der Annahme noch einmal instandgesetzt worden, daß es durch scharfe Regierungsmaßnahmen gelingen werde, die um fangreichen Abhebungen, die bis zu 40 v. H. der Guthaben betragen Latten, abzustoppen..