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WsdrufferTageblatt Nr. 205 — 97. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt" Freitas;, den 2. September 1938 Postscheck: Dresden 2640 ^5? "^"^>>^usI-r TagrbIaiI' erschein, wernagi n-qm «Uhr Bezugtxr monall 2RM frrt Hau«, bet Postbeftellung tM RI! zuzugi Bestellgeld Einzelnummer 10 Rv> Alle Postanstallen. Postdolen, unser« Austräger u Geschästsstelle d»d«ers"wÄ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gen besteh, letn Anspruch ! u 2-2 au, Lieserung der Zet. wng oder Kürzung de« Bezugspreises Rücksendung etngesandler Schrtststücke ersolgt nur, wenn Rückporto detliegr Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Anzeigenpreise lau« ausltegender Preisliste Rr. 8. — Zts, er-Gebühr: 20 Rpsa. — Borge,chrt«» bene Erschetnungstage und P atzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. -Anzeigen-Ann ah ms durch ".^rnr^u/ ab-rmtt- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 iclten AnzAA" ll'be'rne? men wir leine Gewähr. ! ! Bei Kontur« uni Zwangsverglctch erlischt seder Anspruch «ns Nachlab. Spiegelbild der Wirtschaft Deutschland hat das dichteste Sparnetz — Höchste Festigkeit der Beschäftigungslage — Die demokratischen Börsenjobber muffen umlernen. Mit der Einführung der Postsparkasse ist das Spar- netz, das über Deutschland liegt, noch dichter geworden. Es ist jetzt das dichteste der Welt. Durch Einfügung der 47 OVO Aemter und Amtsstellen und des Heeres von 26 000 Landzustellern kommt die Sparkasse dem deutschen Volks genossen gleichsam ins Haus, denn jeder Landzusteller ist sozusagen Postsparkasse in Person. Im übrigen hat es kein deutscher Volksgenosse weit bis zu seinem Postamt, Wo er während der langen Dienststunden des Tages seine Einzahlungen und Abhebungen vornehmen kann. — Zwei fellos wird durch die Einfügung der Reichspost in das deutsche Sparnetz die Spartätigkeit, die ohnedies seit 1933 einen ungeheuren Aufschwung in Deutschland genommen hat, noch weiter erhöht werden. Man darf wohl sagen, daß es nun möglich sein wird, den letzten Spargroschen zur nutzbaren Weiterleitung an die deutsche Volkswirt schaft und an den Staat zu erfassen, so daß es auch im entlegendsten Flecken Großdeutschlands nicht mehr not wendig ist, den Sparpfennig im Strumpf oder in der Schublade aufzubewahren. — Die Einrichtung der Post sparkasse hat ihren eigentlichen Anlaß in der Heimkehr der Ostmark ins Deutsche Reich. In Oesterreich besteht schon seit 1883 eine Postsparkasse, die immer als mustergültig hingestellt wurde und sich in der Bevölkerung größter Be liebtheit erfreut. Nunmehr ist diese bewährte Einrichtung der Ostmark auf das gesamte Reichsgebiet ausgedehnt worden. Die Befürchtung, daß die anderen Kreditinstitute durch die Postsparkasse benachteiligt werden, ist heute an gesichts des gewaltigen Wirtschaftsaufschwunges, der die alten Institute reichlich beschäftigt, unbegründet. Der gewaltige Wirtschaftsaufschwung, den wir überall zu spüren bekommen, kommt am deutlichsten in dem amt lichen Bericht über die Inanspruchnahme und Vermitt lungstätigkeit der Arbeitsämter zum Ausdruck. Nach dem ständigen Auf und Ab während der vorhergehenden Mo nate brachte der Monat Juli eine leichte Erhöhung der Bewegung im Arbeitseinsatz. Insgesamt wurden bei den Arbeitsämtern des Altreichs 1 073 000 Zu- und Abgänge von Arbeitsgesuchen gezählt, d. h. rund 61 000 mehr als im Vormonat. Trotz dieser leichten Zunahme blieb die Gesamtbewegung im Arbeitseinsatz nach wie vor hinter 'der Veränderlichkeit des Vorjahres zurück, ein Zeichen für den immer st ärkerwerdendenKräftemangel und die erreichte Festigkeit der Beschäfti gungslage. — Der Neuzugang von offenen Stellen, der am besten von dem hohen Stand der Wirtschaftstätig keit in Deutschland zeugt, war im Juli wiederum erhöht. Den Arbeitsämtern wurden im ganzen 866 000 freie Stel len zur Besetzung gemeldet gegenüber 811000 im Vor monat und 817 000 im Vorjahr. Der Anteil der Vermitt- lun^en und '4s, tigung, der Anskunft gibt über die Einschaltung der Nr- beitsömter bei der Unterbringung arbeitsuchender Volks genossen, ist von 88,7 v. H. nochmals auf 89,9 v. H. ge- stiegen und hat damit den bisher höchsten Stand erreicht; der Uebergang von Arbeitsuchenden in neue Arbeitsstellen geschieht also praktisch fast ausschließlich durch die Leistun gen und unter der Kontrolle der Dienststellen der Reichs anstalt. Der Bestand an unerledigten offenen Stellen, der die Schwierigkeiten bei der Deckung des großen Kräfte bedarfs der Wirtschaft deutlich zeigt, ist weiter gestiegen. Diese Ziffern des Arbeitseinsatzes sind unser bestes Wirtschaftsbarometer. Sie zeigen uns besser, als es früher in liberalistischer Zeit die Börsenkurse taten, den Stand der deutschen Wirtschaft an. Im Ausland, und namentlich in den Staaten der sogenannten Demokratie, ist man immer noch der Meinung, daß die Börse das einwand- frelste Wirtschastsbaromeier ist, und deshalb orakelt man v,el über den Rückgang der deutschen Aktien- m letzter Zeit zu beobachten ist. Man hat worauf er zurückzuführen ist. Hören d" zusammengereimt hat: Die deutsche Ot, 1? sagt man, seit Monaten bis zur Grenze ihrer Leistungsfähigkeit beschäftigt und angespannt. Und so etwas halt das beste Börsenpapier nicht aus. Dem- gegenüber weist man auf die Entwicklung in den demokra- tischen Landern hin. Dabei vergißt man nur eine Kleinig- folgende: In der ganzen Zeit, in der sich in Deutichland die Aktienkurse aus dem Tiefstand des Jahres 1932 bis zu ihrem Höchststand im April dieses Jahres entwickelt haben, erlebten die drei großen Demo kratien die empfindlichsten Kursrückschläqe und Zusammen brüche. Gerade in den zwölf Monaten, zwischen April 1937 und 1938, in denen die deutschen Aktienkurse ihren höchsten Nachkriscnstand erklommen, sanken z. B. in London die Aktienkurse (1928 gleich 100 gesetzt; von 87,1 auf 70,2, in New Dork sogar von 83,1 auf 48,4. Bei den anderen Län dern liberalistisch-kapitalistischer Wirischastsstruktur ist die Börse allerdings ein Spiegelbild des Wirtschaftszustandes. Das trifft aber auf das heutige Deutschland nicht zu. Wie wenig die Verhältnisse miteinander vergleichbar sind, mag allein dadurch bewiesen fein, daß seit April dieses Jahres, »1s die Aktienkurse in London und New Aork sich etwa» An Lord Runciman ZOelW in zerMMr EinzeW Unbekannte Märtyrer des Deutschtums in tschechischen Kerkern Ein Offener Bries des „Angriff" In Form eines Offenen Briefes an Lord Runciman veröffentlicht „Der Angriff" einen erschüttern den Bericht über die furchtbaren Leiden, die sudetendeutschs Menschen, deren einzigstes „Verbrechen" darin besteht, ihrem Volkstum die Treue zu halten, in den Kerkern der sich immer so human gebärdenden Tschecho-Slowakischen Republik erdulden müssen. Während die kriminellen Verbrecher — Raubmörder, Einbrecher und Diebe — in geräumigen Mehrmannzellen ein beschauliches Leben führen oder mit gesunder Land arbeit beschäftigt werden, werden Sudetendeutsche, die aus nichtigsten Anlässen mit der tschechischen Gesetzes maschinerie in Konflikt gerieten, jahrelang in zer mürbender Einzelhaft gehalten, die den Willen und den Geist dieser deutschen Menschen für immer brechen fall. Dabei wird es keinem Besucher einer der tschechischen Strafanstalten gelingen, zu diesen Unglücklichen vorzu dringen, denn man wird ihm mit aalglatter Höflichkeit nur das einigermaßen erträglich eingerichtete Staatsge fängnis mit seinen leeren Zellen zeigen und dreist be haupten, daß es überhaupt keine politischen Häftlinge gäbe (!). Ueber die Art der „Verbrechen", die die be dauernswerten Opfer der tschechischen Willkürjustiz in die düsteren Kerkerzellen der Strafanstalten Bory bei Pilsen, Pankraz bei Prag und der anderen Strafanstalten des Landes brachte, heißt es dann wörtlich: Um ein Exempel zu statuieren verurteilten sogenannte tschechische Gerichtshöfe auf Geheiß militärischer Stellen sudetendeutsche Menschen: Die Sudetendeutschen sollen durch diese Mittel brachialster Gewalt eingeschüchtert und gezwungen werden, sich artfeindlichen Doktrinen, volks- sremden Bütteln und verräterischen Separatisten zu unter werfen! Es wurden verurteilt: Männer, die, um ihr eigenes und das Leben der ihnen anvertrauten Kameraden zu schützen, vor der Willkür bewaffneter marxistischer Bandi ten, aus Gründen persönlicher Notwehr gezwungen wa ren, Abwehr- -nd Schutzsormationen zu bilden, wegen angeblicher Anschläge gegen die Tfchecho-Slowakische Re publik. Es wurden verurteilt: Männer, bei denen man eine Zeitschrift sand, die sie während ihrer Dienstzeit Leim tschechischen Militär kaufen mußten, wegen angeb lich versuchter Spionage! Es wurden verurteilt: Sudetendeutsche, die von Be kannten im Reich einen Brief erhalten hatten, wegen an geblicher Verbindung mit fremden staatsfeind lichen Faktoren! Ins Endlose ließen sich die Beispiele fortsetzen: erschütternde Dokumente einer rechtlosen Zeit für Millionen deutscher Menschen. Hinter verschlossenen Türen wurden die Prozesse abgcwickelt und in letzter Zeit nicht einmal mehr ein Verteidiger zugelassen. Der „Angriff" fordert Lord Runciman in dem Offenen Brief auf, angesichts dieser unglaublichen Zu stände den Untersuchungsgefängnissen und Strafanstal ten der Tschecho-Slowakei einen Besuch abzustatten, um das wahre Gesicht dieses Staates kennenzu lernen, der seine betont zur Schau getragene „Zivilisa tion" nur als Maske mißbraucht, um seinen satanischen Haß gegen alles Deutsche zu verbergen. Wir «Mn Mole»! Die Hultschiner fordern ihr Recht — Erschütternde Kundgebungen in Troppau In Troppau kam es Donnerstag vormittag zu be wegten Szenen, als deutsche Eltern aus dem durch das Versailler Schanddiltat unter die Willkürherrschaft der Tschechen geratenen Hultschiner Ländchen mit über 2000 Kindern hier erschienen, um die Kinder den deutschen Schulen zuzuführen, in die sie sie hatten cinschrciben lassen. In der ganzen Stadt sah man Gruppen von Eltern mit den Kindern von einer Schule zur anderen ziehen, immer wieder in der Hoffnung, daß die Kinder doch noch in irgendeine Anstalt ausgenommen werden dürften. Leider waren dir Schulleitungen gezwungen, zu eryoien vegannen, die Zahl der Arbeitslosen in beiden staaten auf ihrer gewaltigen Höhe stchengeblieben ist. Deutschland dagegen hat die Arbeitslosenziffer trotz unkender Aktienkurse weiter kräftig abgenommen, und die Zahl der Beschäftigten hat heute einen Höchststand erreicht, um den uns jedes Land der Welt beneidet. Woraus fol gert, daß die Beschäftigtenziffer das klarste Spiegelbild des deutschen Wirtschaftszustandes ist, was allmählich «rch dw Börsenjobber der Demokratien begreife« müsse». Konrad Henlein beim Führer Besuch in Berchtesgaden Der Führer der Sudetendeutschen, Konrad Henlein; ist nach einer Meldung des Sudetendeutschen Presseamts nach Berchtesgaden gefahren, um dem Führer und Reichs kanzler einen Besuch abzustatten. — , den Eltern mitzuteilen, daß auf Grund der Weisung des Landesschulrates die Aufnahme der Kinder verweigert werden mutz. Viele Eltern weinten, ebenso die ver zweifelten Kinder. Von den Schulen begaben fick die Eltern, mit ihrem Kindern zum Ortsscbulrat. In kürzester Zeit wa« der geräumige Hof des Rathauses in Troppau überfüllt. Der Bürgermeisterstellverlreter Emil Beier bemühte sichl die erregte Menge zu beruhigen, und als er sicw endlich mit Mühe Gehör verschafft hatte, machte er ihnen die Mitteilung, daß der Ortsschulrat einen Erlaß des! Landesschulrates erhalten hat, in dem verfügt wird, da» die Kinder sämtlicher deutschen Reichsangehörigen, die inv Hultschiner Ländchen wohnen, in Troppauer deutsche. Schulen aufzunehmen sind und ebenso 65 (!) weitere Kin-, der, die sich aus Grund der durchgesührten Sprachenprü fung als für die deutschen Schulen geeignet erwiesen hätten. Die anderen Kinder — es find an die' 2000 — sollten inzwischen tn dis örtlichen tschechi-j scheu Schulen gehen, bis der Landesschulrat die wei teren Prüfungsergebnisse vorliegen habe und seine Ent-t scheidung genossen hätte (!). Diese Mitteilung rief einen Sturm der Entrüstung unter der Menschenmenge! hervor. Vom Ortsschulrat zogen die Hultschiner dann vor- das Kanzleigebäude der Sudetendeutschem Partei am Republikplatz, wo sie in Sprcchchören ihrer Forderung nach deutschen Schulen Ausdruck gaben. Dar aufhin erschien ein überfüllter Autobus der Staatspoli zei, der die Hultschiner gegen die Jaktarer-Torgasse zu abdrängte. Immer wieder erschollen die Rufe „Wir wollen deutsche Schulen! Gebt uns deutsche Schulen in unsere Orte!" Die Polizei versuchte nun, die Menge abzudrängen, wobei es immer wieder herzzerret- tzendc Szenen gab, weil die Mütter nicht einsehen woll ten, warum man gegen sic, die doch nur ihren Kindern den deutschen Unterricht sichern wollten, mit Polizei- gewal' vorgene. Die Szenen vrrstärkten sich dann am Niederring, woj die Autobusse standen, mit denen die Hultschiner in Trop pau einaeiroffev waren und an denen die Polizei sie Menge vvrbci-rängen wollte, was begreiflicherweise die Erregung noch steigerte. Da die Gendarmerie den Auto-i besitzern im Hultschiner Ländchen untersagt hatte, die Hultschiner aus Troppau wieder abzuholen, veranlaßten' Vizebürgermeister Beier und der sudetendeutsche Abgeord nete Dr. Luschke bei ihrer Vorsprache auf der Polizei direktion, daß den Kindern wenigstens die Heimfahrt mit der Bahn ermöglicht werde. Viele Eltern waren aller-! dings gezwungen, den Weg zu Fuß anzurreten, und so sah man den ganzen Nachmittag hindurch aus den Stra-! ßen im Hultschiner Ländchen vielfach Gruppen von ver weinten Müttern mit ihren Kindern an der Hand, die iw strömendem Regen heimwärts strebten. § Die Vertreter der Sudetendeutschen Partei haben sofort bei allen verantwortlichen Stellen, so auch beim Prager Schulminister Dr. Franke interveniert, damit diese unmöglichen Zustände endgültig beseitigt werden und den Deutschen im Hultschiner Gebiet das ihnen zustehendei Recht nicht mehr länger vorcnthalten wird. Wachsender tschechischer Terror Prager Regierung versagt gegenüber de» tschechischen Uebergriffen Während man in London auf Grund der dort auS der Tschecho-Slowakei vorliegenden Nachrichten die Lago als „ruhiger" ansieht, ist in der Tschecho-Slowakei der Politische Ausschuß der Sudetendeutschen Parteizu einer wichtigen Beratung zusammcngctrctcm um sich mit dem tschechischen Terror, der sich in den letzten Tagen ungeheuerlich gesteigert hat, und mit der Hetze gewisser tschechischer Kreise zu befassen. Hinzugefügt muß werden, daß der Versuch, mit dem. wie die Sudetendeutfche Partei festgestellt hat, ihr bis jetzt völlig unbekannten geheimnisvollen „dritten Plan" der Prager Regierung Stimmung zu machen, als gescheitert angesehen werden muL