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MMufferTageblatt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und des wtadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Werktag, nachm «Uhr B-zuglpr. mvnaU LRM sre, HauS, bei Postbcstellung «thmc^ iu"ed?r ^'^Nnummki tu Nv' Alle Poslanliallk». Poltboien. unsere AuSirbger u Ges-däst,stelle Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Fen oefleyt kein Anspruch > > Lieferung der Het» tun« oder Kürzung de, Bezugspreise« Rücksendung etngesandier Schrislkiücke ertoig« nur. «rnn Rückporto bewegt Anzeigenpreise laut aufliegendei Preisliste Nr s. — Ziffer-Gebühr: A> Rpsg. — Vorgeschri»» bene Erscheinungslage und P atzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm« bl« vormittag« lv Uhr .. Für die Richiigkeii der durch Fernrus übcrmit. 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Es gehört zu den großen Trauerspielen deutscher Ge schichte, daß die Versuche des Prinzen Eugen mißlangen, weil die obersten Stellen des Reiches, die Kaiser, dem großen Gedankenfluge des Feldherrn nicht folgen konnten und weil sie eigensüchtige Ziele höher stellten als die Zu kunft des Reiches. So haben sich die Kaiser, statt Förderer des Reichsgedankens zu sein, ihin entgegengestellt und Habe« ihn zerschlagen. Allzusehr hat die Geschichtsschreibung die Feldherrn- Mben des Prinzen Eugen, jenes Franzosen mit italieni schem Bluteinschlag, der einer der besten Deutschen war, in den Vordergrund gestellt und dabei seine große Be deutung als Staatsmann übersehen. Wir haben in den Schulen die Siege von Zenta, Hochstädt, Turin, Ondenarde und Malplaquet gelernt, die den Feldherrnruhm des großen Savoyers krönten, aber wir haben wenig von den großen Gedanken begriffen, die allen Siegeszügen des Prinzen zugrunde lagen. Alle Schlachten, die er schlug, und der Ausbau seines mächtigen und unbesiegbaren Heeres galten immer nur der Schöpfung eines in sich geschlossenen deutschen Mitteleuropa. Mit seinen Heeren zogen die Siedler, und seine Soldaten, die auf die deutsche Kommandosprache hörten, wurden Kulturträger deutschen Geistes. Was das Schwert erobert hatte, sollte der Pflug erhalten, und darum setzte er in ganz Süddeutschland und Westdeutschland kaiserliche Kommissare ein, die eine großzügige Besiedlung Ungarns mitdeutschenBauern vorbereiten sollten. So ist auf die Anregung des Prinzen Eugen jene große schwäbische Wanderung nach Ungarn zurückzuführen, die aus dem Banat ein großes deutsches Sprachgebiet machte. Schon diese wenigen Maßnahmen, die hier nur er wähnt werden können, lassen erkennen, daß Prinz Eugen ein nicht minder großer Organisator wie Feldherr war. Lie Reorganisation der Verwaltung, die Schaffung des Heeres und die deutsche Kolonisation im Südosten Euro pas sind Verdienste, die sich den Erfolgen, die das Schwert errang, würdig an die Seite stellen. Die Geschichte feiert den Prinzen Eugen von Savoyen als den Beschützer des Reiches gegen zweifurchtbare Gegner, die, obwohl nach Rasse, Kultur und Religion grundverschieden, beide denselben Plan verfolgten, Mittel europa zu zerschlagen: im Westen stand der „allerchrist lichste König" Ludwig XIV. von Frankreich, und im Osten standen die gewaltigen Heere der Osmanen. Beide, Frankreich und das Os manenreich, im Bunde gegen Mitteleuropa. Damals stand wirklich der Untergang des Abendlandes bevor, und er wäre nicht aufzuhalten gewesen, hätte nicht Prinz Eugen Frankreich geschlagen und die Türkenheere vernichtet. Während tüchtige kaiserliche Generäle sich im Bunde mit England gegen Frankreich warfen und die Truppen Ludwigs XIV. über den Rhein zurückdrängten, kämpften die Reichstruppen erfolgreich gegen die Türken. Und in diesem Heere stand der Prinz Eugen, Oberst mit 19 Jahren, mit 25 Jahren bereits Fcldmarschalleutnant nnd dann Befehlshaber des ganzen kaiserlichen Heeres. Sein Sieg über die türkischen Massen bei Zenta an der Theiß rwana die Türke» zum F rsi e den von Karlo- MWM zeigt seine Wehr zur See Horthy bei der Kriegsmarine Frau von Horthy taufte neuen Kreuzer. Der R e i ch s v e r w e f e r in Laboe — Große Flotienparade Den ersten Höhepunkt des Besuches, den der Reichs verweser des Königreichs Ungarn, Admiral von Horthy, mit seiner Gemahlin und seiner Begleitung Deutschland abstattet, bildete der Stapellauf des neuen Kreuzers „k" der deutschen Kriegsmarine in Kiel, den Frau von Horthy auf den Namen „Prinz Eugen" taufte. Die Taufrede hielt Reichsstatthalter Dr. Seyß-Jnquart. Von Kiel aus begab sich der hohe Gast nach Laboe, wo er am Ehrenmal die gefallenen Helden der deutschen Kriegsmarine ehrte. Eine große Flottenparade, der der Reichsverweser an der Seite des Führers und Reichs kanzlers beiwohnte, gab dem großen Tage die Krönung. Weiheflunds in Laboe Admiral von Horthy am Marine-Ehrenmal. Während sich der Führer und Reichskanzler mit seiner Begleitung im Chefboot an Bord des Aviso „Grille" be gab und Ihre Durchlaucht Frau von Horthy mit ihrem Gefolge die „Patria" der Hamburg-Amerika-Linie bestieg, auf der die Gattin des Reichsverwesers nnd zahlreiche Ehrengäste der großen Flottenparade beiwohnten, fuhr der Reichsverweser mit dem Oberbefehlshaber der Kriegs marine, Großadmiral von Raeder, an Bord der Stations jacht „Nixe" nach Laboe, der Stätte, die vom Steilufer der Förde hoch über Meer und Küste ragt zum ewigen Ge denken an die 35 000 gefallenen Kameraden der deutschen Kriegsmarine. Auch Laboe trägt reichen Schmuck. Hakenkreuzwimpel und rot-weiß-grüne Fähnchen bildeten ein einziges farben frohes Band von der Landungsbrücke bis vor das Ehren mal. Große Menschenmassen bereiteten dem Reichsver weser herzliche Kundgebungen der Freundschaft und der Verehrung. Vor dem Eingang zum Ehrenhof nahm Admiral von Horthy die Front einer Ehrenabordnnng des National sozialistischen Deutschen Marinebundhs ab und betrat dann den Ehrenhos, wo er in Begleitung des General admirals Dr. e. h. Raeder, des Festungskommandanten Konteradmiral Mewis und des Kommandeurs Fregatten kapitän (I) Scheffer die Front der Ehrenkompanie der 1. Marine-Unteroffizier-Lehrabteilung Friedrichsort unter den Klängen des Präsentiermarsches und der ungarischen Nationalhymne abschritt. Admiral von Horthy begab sich mit seiner deutschen und ungarischen Begleitung in die Ehrcnhalle und von dort in den kreisrunden unterirdischen Kuppclraum des Wciheraumcs, in den gedämpft das Tageslicht einfällt. Offiziere der ungarischen Wehrmacht trugen einen pracht vollen Bronzekranz. Dumpfer Trommelwirbel ertönte. Das Lied vom guten Kameraden klang auf: Der letzte Admiral der österreichisch-ungarischen Flotte ehrte die ge fallenen Helden der deutschen Kriegsmarine. Die Me MttenMM in Kiel An Bord des Aviso „Grille" nahmen der Führer und Reichskanzler und sein hoher Gast, der Reichsverweser des Königreiches Ungarn, S. D. Admiral vonHorthv, in der Kieler Bucht die Parade fast der gesamten deutschen Kriegsflotte ab. Mehr als 110 Einheiten, Schiffe und Boote, fuhren unter dem Kommando des Flottenchefs, Admiral Carls, i» Kiellinie mit genau eingehaltcnen Abständen an der „Grille" vorbei. Mit der Flagge des Flotten» chess bildete die „G n e i s e n a u", das erste der deutschen 26 OOO-Tonncn-Schlachtschiffe, die erst im Mai dieses Jahres in Dienst gestellt wurde, die Spitze. Fast eine Stunde dauerte der Vorbeimarsch, während die „Grille" der Flotte langsam entgegenfuhr. Prachtvoll war das Bild der unübersehbaren, kilo- meterlangen Linie grauer Schiffe aller Größen, deren Mannschaften an der Reling angctrctcn waren. Die große Parade deutscher Secstrcitkräftc zeigte wirkungsvoll die Stärke der aus modernen und modernsten Schiffen bestehen» den neuen deutschen Kriegsflotte, die sich heute in einem zielbewußten Aufbau befindet. Die Parade und besonders die anschiießenden Vorführungen gaben aber auch einen Eindruck von dem hohen Stand des seemännischen Kön nens unserer Kriegsmarine, am deutlichsten sichtbar in dem äußerst präzisen Fahren im Verband. Oie Panzerschiffe an der Spitze Als der Aviso „Grille" vor den Schiffen der deut schen Flotte auftaucht, bricht die Sonne durch die ver hangenen Wolken. Die weißgrauen Panzer schiffe, die die Spitze bilden, leuchten hell vor einem prachtvoll dunkelblauen Meer auf. Aber während das Auge noch ganz gebannt ist von der Wucht der aufkommen den Flotte, die immer größey aus dem Meere heraus wächst, tauchen zur Rechten rasende, weitzumschäumte Punkte auf. Es sind die kleinen Schnellboote, rund zehn an der Zahl, die in wilder Fahrt fast ganz verdeckt durch ihre hoch ausschäumenden Bugwellen an der „Grille" vorbeistürmen. Jetzt ist auch die Spitze der großen Schiffe, besonders mächtig Wirkend nach den kleinen Schnellbooten, herange kommen, als erste die „Gneisena u", das bisher einzige fertige deutsche Schlachtschiff. Es trägt die Flagge des Flottenchefs, Admiral Carls. Die Mannschaft ist in weißem Matrosenzeug, sauber ausgerichlet, an Deck angetreten. Sie säumt das Schiff vom Bug bis zum Heck, und achtern steht in dunkelblauer Uniform die Ehrenwache, die das Gewehr präsentiert, während das stolze Schlachtschiff lang sam an der „Grille" vorüberzieht. Ein großartiges Bild, wie jetzt Schiff auf Schiff her ankommt, während die letzten der langen Reihe kaum erst als Pünktchen am blauen Horizont erscheinen. Auf allen Schissen ist die Mannschaft an der Reling angetreten und steht stramm, während sie vor ihrem obersten Kriegsherrn und seinen hohen ungarischen Gästen paradiert. Nach der „Gneisenau", diL zum erstenmal im Ver- wltz. Er bedeutete die Rettung Mitteleuropas gegen die drohende Gefahr aus dem Osten. Die Reichstruppeu wurden frei für neue Aufgaben, und die stellte ihnen der sehr bald ausbrechende Konflikt zwischen dem Reich und Frankreich um die Erbfolge in Spanien, wo die Habsburger ausgestorben waren und die beiden sich befehdenden Mächte die Ansprüche er hoben. Unter der Führung des Prinzen Eugen stürmten die Heere von Sieg zu Sieg und zwangen den „Sonnen könig" in die Knie. Hätte die spanische Clique am Wiener Hof nicht die Pläne des Prinzen Eugen durch ebenso maßlose wie törichte Forderungen zerstört, so wäre viel leicht damals der Grundstein zu dem einigen Reich aller Deutschen gelegt worden. So aber ging der Krieg — und zwar ohne die bisherigen Bundesgenossen England und Holland, die einen Sonderfrieden mit Frankreich geschlos sen hatten — weiter, bis beide Parteien erschöpft den Frieden von Rastatt schlossen, durch den die früheren Friedensbedingungen Eugens, Straßburg mit dem Elsaß und die Festungen Metz, Toul und Verdun herauszugeben, nicht Wirklichkeit wurden. Straßburg und das Elsaß blie ben französisch. Auch die Einverleibung Bayerns, dessen Landesherr sich auf die französische Seite geschlagen hatte und dafür in die Acht erklärt war, scheiterte an dem Widerstand der spanischen Kamarilla am Wiener Hose, die eine Stär kung des deutschen Einflusses zu ihren Ungunsten fürchtete. Die berühmte „Pragmatische Sanktion", durch die die Un teilbarkeit der österreichischen Erbländer und die Erb berechtigung der weiblichen Nachkommen sichergestellt wurden, erschien dem Prinzen Eugen nur als sehr Zweifel- hafte Sicherung vor der Wiederholung eines ErbüretteL. wie er eben wegen Spanien ganz Europa in den Krieg gezogen hatte. Ebenso wie er eine Verbindung Bayerns mit den österreichischen Erblanden als Voraussetzung für ein spä teres Großdeutschland ansah, so erkannte der Prinz Eugen mit Seherblick, daß in Preußen die junge Macht heran wuchs, deren Freundschaft man suchen müsse, um die Zu kunftsziele zu erreichen. Deshalb befürwortete er eine enge Verbindung dieser Häuser und forderte noch als alter Mann: „Die Alliance zwischen den Häusern Oester reich und Brandenburg soll für ewige Zeiten geschlossen werden und die Bestimmung enthalten, daß kein Teil sie aufgeben dürfe." In dieser Verbindung sah er den Grundstein für ein nationales Reich aller Deutschen. Die Pläne des Prinzen Eugen von Savoyen sind dank dem Versagen der Kaiser und dank dem Intrigen spiel von Hofcliquen Stückwerk geblieben. So mußte denn der kühne Feldherr und große Politiker in seinem Alter sehen, wie alle seine Pläne wieder in Nichts verflogen. Heute aber, da Adolf Hitler Großdeutschland geschaffen hat und durch den Besuch des ungarischen Reichsver- wescrs und die Freundschaften des neuen Deutschlands mit anderen Mächten Mitteleuropas den großen europä ischen Block als Fnedcnsbollwcrk aufgerichtet hat, ist es uns Verpflichtung, jenes Mannes zu gedenken, der einst schon plante, was-wir uns erkämpft haben. So wird das neue deutsche Schiff der Kriegsmarine mit dem Namen des Prinzen Eugen zugleich Mahnung sein, nie abzuirren von dem Wege, den der Savoyer vorzeichnete und ans dem uns Adolk Litler zur großen deutschen Zukunft führt.