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THevDsZ' Sisrm Zur 50. Wiederkehr des Todestages des Dichters. Der Dichter und Erzähler hat die Kunst der.Gestaltung der Menschcnschicksale und des Ausdrucks tiefster Emp findungen in früheren Jahren niemals als einen selbstän digen Beruf angesehen, sondern er kam zum dichterischen Schassen aus innerster Berufung, aus dem schöpferischen Tun seiner Mußestunden. Und wenn wir rückschauend das Leben Theodor Storms betrachten, sehen wir auch hier »inen Dichter im Nebenberuf, und doch gerade darum so groß in seinem Schaffen, in der feinen psychologisch-ver ständnisvollen Schilderung der Charaktere, weil er aus seinem Beruf als Richter und Amtsrichter immer wieder neue Erlebnisse und Erfahrungen schöpfte; denn wer als Richter sich ein Urteil über die Menschen, ihre Leiden schaften und ihre Handlungen im Guten wie im Bösen machen will, der mutz eindringen in jene seelischen Be zirke, wo Schuld und Schicksal sich oft tragisch verknüpfen. Was die Dichtungen Theodor Storms weiterhin auszeich net, ist die Heimatgebundenheit seines Schäftens. Die Be schränkung des Stoffes auf die Landschaft und die Men schen, mit denen er innerlich und blutsmätzig verwachsen Ist, und aus dieser seelischen Verbundenheit wird das Spiel seiner reichen Phantasie zu Höherer Wahrheit, weil ja Nur das, was in seiner eigenen Seele vorgeht, was in seinem Leben an Kampf und innerer Tragik sich abspielte, in der Form der Dichtung und dichterischen Novelle ge staltet wurde und sich der Dichter so selbst durch die Kunst erlöste. Schon seine erste Novelle „Jmmensee", jenes ele- aisch-zarte Stimmungsbild, fand außerordentlichen Bei fall, und die Vielzahl der Novellen, die folgten, eroberte sich eine treue Lesergememde bis auf den heutigen Tag. Wir nennen nur noch „Pole Poppenspäler", „Aquis suü- tuersus", den „Schimmelreiter" und „Zur Chronik von Grieshuus", alles Erzählungen, die aufs feinste ausgefeilt sind und durch die Wohlabgewogenheit und schlichte Knappheit des Ausdrucks zur vollendetsten Wirkung ge langen. Die Kunst, einen schönen Gedanken, eine große Emp findung in eine schlichte, ergreifende Form zu gießen, hat «ns auch die Lyrik Theodor Storms so lieben lernen. Und wenn er den Mai besingt: „Die Kinder haben Veilchen gepflückt, All, all, die da blühten am Mühlengraben. Der Lenz ist da; sie wollen ihn fest In ihren kleinen Fäusten haben", i«nn hat er unsere Maienseligkeil zusammnegefaßt in diesem einen immer gehegten und nie erfüllten Wunsch, daß man den Mai immer fest in seinen Fäusten halten möchte, damit er nicht entrinnt. Aber wir können den Lauf der Zeiten nicht aufhalten. Wir muffen der Liebe Lust und Leid tragen, wie es sich fügt, wir müssen das Leben auf uns nehmen, wie es uns vöm Schicksal gegeben wird und sind gegenüber dem Schicksal nur mehr oder weniger tapfere Streiter; dieser Widerspruch zwischen Lebensschn- fucht und Lebensersüllung, zwischen Wunsch und Wirklich keit geht durch die Werke Storms wie ein roter Faden, wird von ihm gestaltet in der letzten Erkenntnis auch der Notwendigkeiten dieses Widerspruches, damit wir in ihm groß werden und seelisch erstarken. Die feinsten Regungen der menschlichen Seele faßte er in Worte: „Das macht, es hat die Nachtigall Die ganze Nacht gesuygen; Da sind von ihrem süßen Schall Da sind in Hall und Widerhall Die Rose« aufgesprungen. Sie war doch sonst ein wildes Mut, Nun geht sie tief in Sinnen, Trägt in der Hand den Sommerhut Und duldet still der Sonne Glut Und weiß nicht, was beginnen." Die Stimmung eines solchen Liedes läßt sich nicht mit Worten zergliedern, sondern muß in jedem selbst ein Echo wecken, der diesem ehrenzarten Empfinden verwandt ist. Am 4. Juli 1888 ist Storm, der in Husum am 14. Sep tember 1814 geboren wurde, in Hademarschen (Kr. Rends burg) gestorben. Innig lieble er seine Heimat Schleswig, für die er mit seinem ganzen deutschen Empfinden ein- getreikn ist und die er darum auch wegen seiner deutschen Gesinnuna 1853 verlaffen mußte, um erst umh der Be- - «ML.. »IM «Ml nur rrcmng Mweswlg-yolsteins 1864 nach Husum zurückzu- gehen. Des Todestages Theodor Storms am 4. Juli können wir nicht gedenken, ohne zugleich uns der Verse zu erinnern, in denen er die Julistimmung wundersam ansdrückt: „Klingt im Wind ein Wiegenlied, Sonne warm herniedersinkt, Seine Aehren senkt das Korn, Rote Beere schwillt am Dorn. Schwer von Segen ist die Flur — Junge Frau, was sinnst du nur?" Der Sisrnhimmel im ZM B e o b a ch t u n g s z e i t bei Monatsbeginn etwa 22 Uhr Norden: Im Nordwesten der Große Bär, der seinen Laus nach unten richtet. Rechts von ihm der Polar stern im Kleinen Bären. In der Milchstraße Kassiopeia. Ueber dem Nordpunkt Kapella im Fuhrmann. Osten: Im Nordosten Andromeda, rechts von ihr ausgehend Pegasus. In der Milchstraße die Sterne erster Größe Deneb im Schwan, Wega in der Leier und - Atair im Adler, welche die Ecken eines großen gleich schenkligen Sterndreiecks bilden. Im Südosten am Hori zont der Schütze. Süden: Im Meridian die Bilder Herkules und Schlangenträger. Rechts oberhalb vom Südpunkt der Skorpion mit dem rötlichen Antares. Im Südwesten Bootes mit Arkturus, links davon die Krone. Westen: Untergehend der Große Löwe mit Regu lus. Südöstlich von ihm die Jungfrau mit dem Stern erster Größe Spica. Planeten: Unsichtbar bleiben Merkur und Mars. Venns leuchtet als Abcndstern am Anfang des Monats bis 22.20 Uhr, am Monatsende geht sie 1 Stunde früher unter. Der Riesenplanet Jupiter ist vom 14. Juli ab die ganze Nacht über sichtbar. Er befindet sich im Sternbilde des Wassermanns. Saturn geht am Anfang des Monats kurz nach Mitternacht, Ende Juli 22.10 Uhr auf und ist bis zum Verschwinden in der Morgendämme rung sichtbar. Er wird von einem großen Ringsystem umgeben. Mond: Am 4. erstes Viertel, am 12. Vollmond, am 20. letztes Viertel und am 27. Neumond. S o nne : Tritt am 23. gegen 14 Uhr in das Zeichen des Löwen oder durchläuft den 120. Grad ihrer schein baren Bahn, der Ekliptik. Das wirkliche Sternbild Löwe, das mit dem Zeichen des Löwen nicht zusammenfällt, wird von der Sonne erst am 11. August erreicht. Auf gänge der Sonne im Juli für die Berliner Gegend in der Zeit von 3.45 bis 4.23 Uhr, Untergänge in dem Zeitraum von 20.33 bis rund 20.00 Uhr. Die Sonne verringert im Juli zur Mittagszeit ihren Horizontabstand um 8Z^ Son- nenbreiten, wobei eine Sonnenbreite einen halben Bogen grad umfaßt. Wockenken'Hi der L<mdesbmrssnsck>af^ Getreidewirtschaft. Brotgetreideabliefernng beendet. Fuk^ terhaser und Futtcryerste kamen nur in kleinsten Mengen an den Markt. Roggenmehl batte Bedarfsgeschäft. Bei Weizen-! mehl hielten die Käufer sich mit Rücksicht auf die am 1. Julis zu erwartende Preissenkung Zurück. Kleie sehr knapp. Oel-i kuchcn, Oelkuchenmischfutter, Mais und Maisfuttermehl ge sucht. Zuckerhaltige Futtermittel, Kartoffelstöcken reichlich, Ab satz schwierig. Brauereiabsälie sind nur ab frachtgünstigen Sta tionen verkäuflich. Trockcnhefe zu teuer. Fischmehl, Bluimehl! und Fkeischmehl ausreichend. Stroh knapp. Im Saatenge- fchäft wurden besondere Umsätze erzielt in Seradella, Senf- salai, Knörich und den Landsberger Gemengesaaten sowie in verschiedenen Grassämereien. Geschäft ruhig. Biehwirtschaft. Mit Ausnahme von den Schafen gingen die Auftriebe aus den Märkten überall leicht zurück. Die Rin der wurden zu Höchstpreisen verteilt, ebenfalls konnten die Kälber Höchstpreise erzielen. Die Schafe wurden in der ober sten Prcisgrcnze gehandelt. Es verblieb in Dresden ein ge ringer Uebcrstand. Die Schweine wurden zu Festpreisen ver teilt. Der Druck auf die Sck'wcinemärkte ist immer noch groß, so daß westfälischen Flsischwarenfabriken eine Anzahl Tiere zugcführt wurde. Die Qualitäten waren allgemein mittel, Milchwirtschaft. Die Milchlieserung an die Molkereien war weiter rückgängig, dagegen erhöhte sich der Verbrauch an Trinkmilch und Rabin nicht unerheblich, so daß die But lererzeugung bei den Molkereien leicht znrückging. Eingang und Absatz bei den Großhändlern in Butter hielten sich in den Grenzen der geltenden Anordnungen. Käse gern gekauft. Kartosfclwirtschaft. Tie Verbraucher stellen sich immer mehr auf Frühkartoffeln um. Der Bedarf an alten Speisc- kartofseln wurde gedeckt. In Futterkartosfcln war geringer Umsatz. Fabrikkartoffeln wurden nicht geliefert. Obst. Erdbeeren wurden weiterhin reichlich angeliefert. Durch Ausgleich konnte eine zufriedenstellende Verkeilung er zielt werden, da eine gleichmäßige Beschickung der Märkte nicht immer zu verzeichnen war. Die Anlieferungen an den Dresdner Großmarkt waren besonders groß. Kirschen und grüne Stachelbeeren sind nur in geringen Mengen am Markt, da sic in der Blüte durch Frost schwer beschädigt wurden. Die ersten Pfirsiche wurden gern gekauft. Bananen und Zi tronen konnten schnell untcrgebracht werden. Gemüse war ausreichend angeliefcrt. Besonders reich lich waren die Zufuhren in Kohlrabi und Karotten. Bei Wir singkohl, Blumenkohl, Spinat, Gurken, Bohnen und Spargel war die Versorgungiage ausgeglichen. Tomaten italienischer Herkunft standen ausreichend, deutsche Treibware dagegen nicht genügend zur Verfügung. Die Beschickung der Märkte mit Zwiebeln war zwar noch nickt reichlich, doch standen überall kleinere Mengen zur Versügung. Eicrwirtschaft. Die Zuteilungen hielten sich auf der Höhe der Vorwoche. Die Lieferungen stammten besonders aus Schlesien, dann aber auch aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und der Kurmark. An ausländischer Ware kamen Polen, Finnen und Dänen aus den Markt. Die sächsische Erzeugung nimmt langsam ab. Börse — Handel — Wirtschaft Nossener Produktenbörse 1. fluli 1938. Heute gezahlte Preise: Weizen hiesiger 75/77 kg. effektiv, Huli-Festpreis 10,00; Raps trocken 16,00; Mais, verzollt —,—; Maisschrot —,—; Wiesenheu neu 2,30—2,55; Weizen- und Roggenstroh 1,50—1,55; PreßstroH 1,60; Weizenmehl Type 502 —.—; Type 812 16.05; Weizenmehl Type 1050 —; Rvggenmohl Type 1150, Asche 1150 12,40; Roggenkleie —,—; Weizenkleie 6,45 bis 6,60; Speisekartoffeln weiße und rote frei Empfangsstation 2,85; do. neue gelbe frei Empf.-St. 3,15; Landbutter ab Hof für O»-kg-Stück 0,76. Kartoffeln neu X, kg 0,10—0,12; do. alt 0,04—0,05; Wiefenheu neu 50 kg 3M>—3,55; Gebundstroh 50 kg 2,50—2,55; Preßstroh 50 kg 2,30; ungestempelte Eier Stück 0,10; frische Landbutter O«°kg-Stück 0,70—0,76. Berliner Wertpapierbörse. Der Akrien markt war ziemlich geschästslos, nur auf dem Montanmarkt waren die Um sätze etwas größer. — Der Rentcnmarkt blieb weiter still, llmschnlduugsanlcihe ging aus 95,90 zuruck. Altbesitzanlcibe stellte sich auf l32 nach 132,12. Reichsbahnvorzugsaktien glichen den kleinen Verlust vom Vortag wieder aus. Nm Geld markt ging der Satz für Blaulotagesgeld auf 3,25 bis 3,50 vom Hundert zurück. Berliner Devisenbörse. (Telegraphische Auszahlungen.) Belgien 42,97 <42,15): Dänemark 54,93 (55,93); Danzig 47,Oll (47,10); England 12,30 (12,33); Frankreich 6,913 (6,927); Holland 137,40 (137,68); Italien 13,09 (13,11); Litauen 41,94 (42,02); Norwegen 61,82 (61,94); Polen 47,90 (47,10); Schweden 63,42 (63,54); Schweiz 56,95 (57,07); Tschecho-Slowakei 8,611 (9, 629); Ver. Stnaicn v. A. 2,483 <2,487). u,drde,.kechklchuk! deutle,!, iismLX-VMrL VE, e, ÜMMichi. S-L Sich!» ESÄmsi. S4j Iakob Haller kann nichts mehr antworten. Er fühlt plötzlich die ungeheure Tragik, die sich da durch Vie Schuld feines Schweigens zusammengeballt hat. Eine seltsame Angst schleicht ihn an vor dem, was sich einmal daraus entwickeln könnte. Und er kommt da hin, seinem Pankraz jeden Umgang mit dem Nackbarskmd zu verbieten. Dann geht er. Ohne Gruß, so wie er die Stube betreten, verläßt er sie wieder. Monika hört mit klopfendem Herzen auf den sich ent fernenden Schritt. Man hört ihn noch lange in der großen Nachtstille auf der harten Straße. Dann geht sie hinauf in die Kammer, beugt sich mit der brennenden Kerze über das Dettchen, in dem sich ihr Kind schon vor Stunden in den Schlaf geweint hat. ch Nach diefem Vorfall wirö das Kollerdirndlein von einem Inbrünstigen Zug nach Einsamkeit erfaßt. Noch nie vorher hat die Mutter sie geschlagen. Und wenn sie sich auch jetzt alle Mühe gibt, dies durch vermehrte Liebe und Güte wieder gutzumachen, es bleibt doch ein kleiner Stachel im Herzen des Kindes zurück, weil es den Grund nicht einschen kann, warum man sie geschlagen hat. Die Sägemüllers waren doch so gute und liebe Menschen. Oftmals läuft sie hinter das Haus und schaut sehnsüchtig hinunter. Aber auch den Pankraz kann sie nirgends mehr erblicken. Und einmal legt sie sich mitten unter die gelben Dotterblumen, versucht zu schlafen und denkt sich: Jetzt schlaf ich hundert Jahre wie daZ Dornröschen, dann i muß der Pankraz kommen und mich wecken. Aber es ist nur das Angorakätzchen, das nach einer Weile um ihr Gesicht streicht. Das ist das einzige, was sie noch hat, das sie erinnert an den schönen Nachmittag in der Sage mühle. Ihm erzählt sie des Abends im Bettchen von ihrem Leid. Sie sind unzertrennliche Kameraden, auch dann noch, als das Kätzchen schon ein ausgewachsener Kater ist und das Kind sich schon daran gewöhnt hat, daß die Mutter damals recht gehabt hat. Inzwischen hat sie nämlich das Schulgehen anfangen müssen. Und der Sägemüller-Pankraz auch. Der Pankraz aber, verzogen und verzärtelt, und nebenbei auf den Reichtum seines Vaters pochend, hat Manieren an sich, die man getrost als frech und herausfordernd bezeichnen kann. Alles soll sich seinem Willen unterordnen, sei es nun beim Spiel oder auf dem Heimweg. Vor seinen Fäusten haben schon manchs Knaben das Ducken gelernt. Die Koller-Vsvi hat aber auch einen Trotzkopf. Sie ist vielleicht die einzige, die den Pankraz nicht fürchtet. Und als er auch ihr einmal seinen Willen aufzwingsn will, zerkratzt sie ihm das Gesicht, daß man die Spuren davon eine ganze Woche lang sieht. > Pankraz sagt darauf großtuerisch: „Ich mag sie net ansangen, sonst wär sie hin." In Wirklichkeit aber hat er ein wenig Angst bekommen vor ihren Fingernägeln, und er meidet sie von da ab fortan. Durch die neue Straße, die die Kallerin angelegt, hat Vevi auch nicht den gleichen Weg mit dem Pankraz, wenn sie von der Schule heimgeht. Gar oft denkt sie jetzt, wie recht doch die Mutter damals hatte, daß sie ihr den Verkehr mit der Sägemühle verbot. Jawohl, ganz recht hatte sie, denn der Pankraz ist wirklich ein frecher, eingebildeter Bub. Auf diese Weise vergehen sechs Jahre. Vevi geht nun schon das letzte Jahr in die Werktagsschule, und niemand kann es so recht begreifen, wohin die Zeit so schnell ent schwunden ist. In der Hellen Sommerluft schaffen die Menschen an der Ernte. Hei, wie die Sensen blitzen in dem grellen Licht; wie Schwerter, die aus der Scheide flitzen. Aber dann rauscht es hinein in die Halme mit singendem Ton, und alles, was Sekunden vorher noch in blutvollem Leben gestanden und sich leise im Sommerwinde wiegte, sinkt zitternd nieder und liegt dann lautlos auf dem Acker, bis fleißige Mädchenhände es aufraffen und zu Garben binden. An einem dieser schönen Hochsommertage, gerade gegen Abend, als die Menschen hinter der letzten Fuhre, betäubt von der Müdigkeit, heimwärts in die Höfe gehen, werden ihre Gemüter jäh aufgeschreckt und emporgerissen. Einer schreit es über den Ackerrand her: „Krieg ist's!" Nun hängen die paar Worte unerhört packend und schicksalsschwer in der Luft. Die Menschen in den Einöden befassen sich wenig mit dem, was in der Welt geschieht. Ihr Hof ist ihre Welt und ihr Königreich. Viel weiter darüber hinaus gehen ihre Gedanken nicht. Und darum begreifen sie nur dumpf die Wucht des Augenblickes. Die jungen Burschen und die Männer, die gedient haben, die wissen freilich, wieviel es geschlagen hat. Noch weiß man nichts Genaues, aber eine Stunde später und im Laufe des Abends und der Nacht erfahren es alle, die am andern Morgen oder an einem der nächstfolgenden Tage fortmüssen Vom Kollerhof sind auch zwei junge Knechte dabei. Ein großes Abschiednehmen beginnt in dieser Nacht Manch einer, der in dieser Nacht noch auf irgendeine Aln schleicht, um van seinem Schatz Abschied zu nehmen, fühü vielleicht schon dumpf, daß er den Weg zum letztenmal geht Vom Dorf herauf klingt lautes Singen: „Lieb Vaterland magst ruhig sein ..." Und droben auf der Hochsalwaul flammt ein mächtiges Feuer, weithin sichtbar das großl Ereignis kündend. Monika Raster sitzt auf der Bank hinter dem Haus. Ssi hört das Singen und sieht das Flammenfanal auf dem Derg Die Nacht ist nicht mehr still wie sonst, ist aufgerlssen un! zersplittert von dem einen Wort: Krieg! Erst als es Mitternacht schlägt, legen sich die Gerä'Fch« Das Singen drunten verstummst und nur ganz ferne Höri man noch manchmal einen langgezogenen Iodelruf. In dieser großen Stille spürt nun die junge Herrin Kollerhof erst das Wort Krieg so richtig. Der Segen Friedens spricht aus dem Schweigen laut zu ihrem Herzig und sie kann es gar nicht fassen, daß mit dem Sonnenunte?» gang ein Krieg angebrochen sei. (Fsrtsekuna tE