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164, 18. Juli 1904. Nichtamtlicher LeL 6145 strebt, diesem Mangel abzuhelfen. So gelang es den be- sondern Bemühungen unsers hochverehrten Herrn von Holder, die Wahl eines Buchhändlers in die Wiener Handels- und Gewerbekammer durchzusetzen, wo ich schon wiederholt nun Gelegenheit hatte, die Interessen unsers Standes zu ver treten. Ihnen ist ja bekannt, daß ich unter anderm es unternommen hatte, in dieser Körperschaft ein früher ge fälltes Votum zugunsten des Bücherzolls in ein gegenteiliges umzuwandeln, indem ich trotz aller dagegen erhobenen Schwierigkeiten endlich doch die Majorität fand. Inwieweit ich alle andern in mich gesetzten Erwartungen erfüllt habe, muß ich Ihrer Beurteilung überlassen, ebenso Ihrem Er messen, ob mein Nachfolger auf dem von mir betretenen Wege, dem Buchhandel eine achtunggebietende Stellung zu bewahren, seine materielle Lage zu verbessern und unsrer Organisation nach allen Seiten Geltung zu verschaffen, fort schreiten soll. (Lebhafter, anhaltender Beifall.) (Verhandlungsbericht folgt.) Kleine Mitteilungen. Verhandlungen zwischen dem Akademischen Schutz verein und dem Börsenoerein der Deutschen Buch händler zu Leipzig. — Unter diesem Titel ist im Verlage des Vörsenvereins soeben der -Stenographische Bericht über die am Dienstag den 31. Mai 1904 im Deutschen Buchhändler haus zu Leipzig abgehaltene Kommissionssitzung« erschienen (8". 104 S.). Die Versendung ist am 15. Juli seitens der Geschäfts stelle des Börsenvereins an diejenigen ca. 1640 Vörsenvereins- mitglieder erfolgt, die von derselben Stelle seinerzeit auch den Bericht über die Berliner »Kontradiktorischen Verhandlungen« er halten haben. Weitere Exemplare stehen in beschränktem Umfange den Mitgliedern unentgeltlich auf Verlangen zur Verfügung. Beschlagnahme. — Auf Bescbluß des Amtsgerichts Berlin ist am 14. d. M. die Beschlagnahme der Buchausgabe des Trauer spiels -Die Büchse der Pandora« von Frank Wedekind (Verlag von Bruno Cassirer, Berlin) erfolgt. Das Atelier Franz v. Lenbachs in München. — Die Allgemeine Zeitung (München) schreibt: Unser unvergeßlicher Lenbach hatte bei Lebzeiten den ungehinderten Zutritt zu seinem Atelier jedermann gewährt, der Interesse für seine Kunst zeigte, und nun handelt die Witwe in seinem Sinne, indem sie das Atelier der allgemeinen Besichtigung zugänglich macht und die Stätte offen läßt, in der so hervorragende Schätze der Kunst er standen sind; sie ehrt damit in einer für alle Kreise höchst dankenswerten Weise das hohe Andenken ihres verewigten Mannes. Die Besuchszeit des Ateliers ist vom 18. Juli an an den Wochentagen von 2 bis 4'/, Uhr, an Sonntagen von 10 bis 12 Uhr festgesetzt. Der Eintritt erfolgt mittels Karten, die für 1 ^ 9 bis 6 Uhr im Künstlerhaus zu erhalten sind. Da die Witwe storbenen Gatten dem Künstlerhause zufließen soll^ so ist jede ge löste Karte zum Besuche des Ateliers und des Künstlerhauses gültig. Ferner ist die Verfügung getroffen worden, daß die Mit glieder des Künstlerhaus-Vereins gegen Vorweis ihrer Mitglieds karte zum Atelier Lenbachs freien Zutritt haben. Internationaler wissenschaftlicher Kongreß in St. Louis. — Das Programm für den internationalen Kongreß, der vom 19. bis zum 25. September in der Weltausstellung in St. Louis tagen soll, ist soeben ausgegeben worden. Der leitende Gedanke dieses Kongresses ist, durch Vorträge, die sich mit den Beziehungen der Sonderwissenschaften zu einander, ihrer geschichtlichen Entwicklung und ihren Grundproblemen beschäfti gen, die Einheit der Wissenschaft zum allgemeinen Bewußtsein zu bringen. Daß eine Weltausstellung der geeignete Nahmen für einen solchen Versuch ist und dieser selbst alle Beachtung verdient, ergibt sich schon aus der Teilnahme, die von europäischen offiziellen Erträgen beteiligen. Viele berühmte Namen finden sich darunter: wir finden genannt die französischen Mathematiker Pi card, Darboux und Poincare, den ungarischen Historiker Vambery und den Direktor des Napolitanischen Museums- Ettore Paks, den dänischen Sprachforscher Jespersen, den Leiter der »Revue äes äeux monäe«. F. Vrunetiere, den Astrophysiker Arrhenius, den Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 71. Jahrgang. Pflanzenphysiologen Hugo de Vries, den französischen Soziologen Tarde, den in London wohnhaften Halsarzt Sir Felix Semon, den -Erfinder« der Funkentelegraphie Marconi. den englischen Politiker James Bryce, den Kriminalanthropologen Cesare Lom- broso und schließlich auch den Fürsten von Monaco als Ozean forscher. Recht stattlich ist auch die deutsche Wissenschaft ver treten: Die Theologie ist vertreten durch Harnack, Pfleiderer, Troeltsch, Budde u. a., die Philosophie durch Dessoir, Erdmann, Windelband u. a.; von Historikern und Nationalökonomen sind verzeichnet Lambrecht, Conrad, Sombart; von Juristen Wach, Binding, Jellinek, Köhler u. a. Von andern allgemein bekannten Gelehrten, die an deutschen und österreichischen Universitäten wirken, seien hervorgehoben: Boltzmann (Wien), Brugmann (Leipzig), Sievers (Leipzig), Minor (Wien), Furtwängler (München), Muther (Breslau), Fittig (Straßburg), Wiechert (Göt tingen), Zirkel (Leipzig), Hertwig, Waldeyer, Orth, Ziehen, Lieb reich, Delitzsch, van't Hoff (Berlin). (National-Ztg.) Ein neuentdecktes Gedicht Lord Byrons. — Im Juli heft von - Ooock ^Vorä8« wird ein bisher unbekanntes Gedicht Lord Byrons veröffentlicht. Es ist eine äußerst scharfe politische Satire und führt die Aufschrift: »l'bs LinA anä tbs Uuwliu^g«. Das Gedicht ist in der Handschrift des Dichters auf drei Seiten eines Briefbogens keinen Formals geschrieben und wurde unter einigen Briefen Byrons gefunden. (Beilage z. Allg. Ztg. (München)). — Die K. Akademie der Wissenschaften zu Berlin hielt am 7. Juli eine Gesamtsitzung unter dem Vorsitz ihres Sekretärs, Herrn Bahlen. Herr Branco sprach über das Flugvermögen der vermögen von den Tieren erworben wurde, mit besonderer Be rücksichtigung der Flugsaurier, und legte Gründe dar, die dafür geltend gemacht werden können, daß die Flieger ihren ersten llr- den, mit Schwimmhaut versehenen Formen. — Herr Pischel legte eine Abhandlung des Herrn Professors vr. K. F. Geldner in Berlin vor: Die ^neunte Gatha ^des Zarathushtra und der des Ahuna vairya, dessen Verwandtschaft mit Jasna 44, 16o ver mutet wird. — Herr Engler überreichte eine Abhandlung des Privatdozenten Professor Or. Lindau über das Vorkommen deS Pilzes des Taumellolchs in altägyptischem Samen. Derselbe überreichte -Das Pflanzenreich. Im Aufträge der Akademie herausgegeben von A. Engler. 19. Heft. Lotulkroeao von H. Winkler. Leipzig 1904.« — Herr Erman überreichte ein Exemplar des von ihm herausgegebenen Ägyptischen Glossars. arbeitung verstorbenen Herrn Zangemeister ausgeführt. (Dtschr. Reichsanzeiger.) Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie zu München.— Die Anstalt beschloß am 11. Juli ihr viertes Unter richtsjahr mit einem Schulakt. Bei der Preisverteilung erhielten die Schüler Arthur Broch und Hugo Horn den ersten Preis im Betrage von je 50 die Schüler Gottfried Stumpf und Karl Oberle den zweiten Preis mit je 25 der Schüler W. Rüth eine lobende Erwähnung. — Am 12. Juli begann so dann ein -Meisterkurs für Photographen«, der von 22 Teilneh mern besucht ist. Es ist dies der dritte Meisterkurs, den die An stalt im Laufe von 12 Monaten hält, und für die sich insgesamt 106 Teilnehmer einfanden. — Die Jahresausstellung der Anstalt fand bei Publikum und Presse die günstigste Aufnahme. Vom königlichen Hause beehrten die Prinzessinnen Clara und Ludwig Ferdinand von Bayern die Ausstellung und sprachen sich höchst befriedigt aus. — Am 22. Juni hat der Photochemiker und Lehrer für Photochemie der Anstalt W. Urban im König lichen Justizpalast zu München vor etwa 170 Justiz beamten einen beifällig aufgenommenen Vortrag über Beteiligung der Ministerial- und Kreis-Regierungs-Referenten mit Befriedigung von dem durch Direktor G. H. Emmerich erstatteten umfangreichen Jahresbericht Kenntnis und genehmigte u. a. die im Herbst beginnende Vortragsreihe von Abendunterrichten für Meister und Gehilfen. — Seitens des -Süddeutschen Photogra- 810