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6144 Nichtamtlicher Teil. 164, 18. Juli 1904. Verlage sich bereit erklärt, auf ihre Artikel mit Ausnahme der Volks- und Bllrgerschulbücher den konzessionierten Buch händlern eine Provision von 25 Prozent des Ladenpreises zuzugestehen. Ist dieses Zugeständnis auch noch lange nicht das, was wir zu erreichen gehofft hatten, so ist es doch von großem Nutzen fllr den Buchhandel, und wir haben Herrn Hofrat Le Monnier für seine Bemühungen in dieser An gelegenheit unfern Dank aber auch die Hoffnung aus gesprochen, daß der Schulbllcherverlag bald ein gleiches Entgegenkommen auch hinsichtlich der Volks- und Bürger schulbücher zeigen werde. »Wie Sie wissen, wurde in Leipzig eine Revision der Restbuchhandelsordnung angeregt und wurde zu diesem Zwecke ein Ausschuß gewählt, in dem Österreich durch unfern verehrten Kollegen Herrn Franz Deuticke, den Vorsteher der Wiener Korporation, vertreten ist. Er ist in diesem Ausschüsse der Dolmetsch unsrer Wünsche. Die Ar beiten des Ausschusses sind aber noch nicht so weit gediehen, daß sie der Hauptversammlung hätten vorgelegt werden können. Sobald der Börsenverein eine Änderung seiner Restbuchhandelsordnung vorgenommen haben wird, wird selbstverständlich auch an uns die Aufgabe herantreten, unsre Bestimmungen entsprechend abzuändern. »Eine unliebsame Bemerkung konnten wir im letzten Herbste machen, als einzelne Firmen außerhalb Wiens sich herbeiließen, Schülerkalender und dergleichen Prämien an ihre Kunden abzugeben. Wir haben in der »Buch- Händler-Correspondenz» aufmerksam gemacht, daß dies bei uns unstatthaft sei, und an die Verleger solcher Gratis beilagen geschrieben und sie gebeten, derartige Kalender, da ihre Ausgabe den Satzungen unsers Vereins zuwider sei, nach Österreich nicht zu liefern. Ihr Vorstand kann nicht umhin, zuzugestehen, daß es schwer ist, in manchen Fällen die Grenze zu ziehen zwischen einer erlaubten Reklame und einem unlautern Wettbewerb. Bedenkt man aber, daß der artige Zugaben, wenn sie auch anfangs lediglich wertloses Reklamematerial sind, naturgemäß sich allmählich immer praktischer und daher immer wertvoller gestalten würden, so muß man befürchten, daß auf diesem Wege ein Abusus großgezogen würde, der sich später in sehr unangenehmer Weise fühlbar machen müßte. Ich glaube daher, Sie werden Ihrem Vorstande recht geben, wenn er bemüht ist, jedes der artige Prämienverteilen hintanzuhalten. »Was unsre sonstige Tätigkeit anbelangt, so freut es mich auch heute wieder Mitteilen zu können, daß wir das Bewußtsein haben, unfern Mitgliedern in vielfacher Hinsicht genützt zu haben, sowohl durch die Ihnen bereits mitgeteilten Schritte im Interesse der Allgemeinheit als auch durch die möglichst rasche Erledigung einer großen Anzahl direkter Anfragen, die uns von unfern Mitgliedern zugekommen sind. In zahlreichen Fällen, insbesondere gewerberechtlicher, preßrechtlicher und urheberrechtlicher Art, haben wir unfern Kollegen Ratschläge erteilen können, die sie häufig vor Schaden bewahrt haben oder ihnen direkten Nutzen brachten. Es ist daher wohl auch eine berechtigte Bitte, die wir an die Mitglieder unsers Vereins richten, stets in lebhaftem Verkehre mit uns zu bleiben und uns allseits zu unter stützen in unserm Eintreten fllr die Interessen unsers Standes. »Wenn ivir auch mit Freude feststellen können, daß im Verlaufe der letzten Jahre sich allenthalben unter unfern Mitgliedern und Kollegen überhaupt ein größeres Interesse an unserm Vereine gezeigt hat, so können wir nicht umhin mit Bedauern zu konstatieren, daß noch mehrere größere Firmen unserm Vereine nicht angehören und daß ferner einige Mitglieder unsers Vereins nicht dem Börsenverein beigetreten sind. Ganz abgesehen davon, daß tz 3 unserer Statuten unfern Mitgliedern ausdrücklich die Verpflichtung auferlegt, Mitglied des Börsenoereins der Deutschen Buch händler zu werden, genießen die Mitglieder des Börsen vereins so bedeutende Vorteile, daß wir sie schon in ihrem eigenen Interesse auffordern möchten, Mitglied dieses größten und mächtigsten Vertreters des deutschen Buchhandels zu werden. Deshalb möchte ich Sie bitten, jeder in seiner Stadt Propaganda fllr unfern Verein und den Börsenverein zu machen und dahin zu wirken, daß mit der Zeit alle konzessionierten Buchhändler Mitglied dieser beiden Vereine werden. Der Jahresbeitrag unsers Vereins ist ein so ge ringer und steht zu den Vorteilen, die wir unfern Mit gliedern bieten, in so kleinem Verhältnis, daß die Frage bereits in Betracht gezogen wurde, ob er nicht erhöht werden sollte. Dies wäre schon aus dem Grunde begreiflich, weil er seit dem Bestehen unsers Vereins, das ist seit mehr als 40 Jahren, nicht geändert wurde, während die Beiträge aller ähnlichen Vereine heute weit höher sind als jene für unfern Verein. »Aus der »Buchhändler-Correspondenz- haben Sie er sehen, daß der österreichische Verlagsbuchhandel seine Novi täten häufig sehr verspätet zur Aufnahme in die Biblio graphie einsendet. Ich möchte daher auch an dieser Stelle die Bitte des Vorstandes wiederholen, womöglich schon von den ersten vom Drucker kommenden Exemplaren eines an die Buchhändlerbestellanstalt zu senden. Durch die Auf nahme in die Bibliographie teilt der Verleger in rascher und billigster Weise dem Sortimenter das Erscheinen einer Novität mit, und es liegt im beiderseitigen Interesse, daß diese Mitteilung sobald als möglich erfolge. -Schließlich möchte ich Ihre Aufmerksamkeit noch auf unsre Vereinsbibliothek lenken und Sie bitten, diese so oft sich Gelegenheit bietet, mit Geschenken zu bedenken. Alle jene Werke, die sich mit der Geschichte des Buchhandels in Österreich beschäftigen, und Dokumente, die als Material zu einer solchen Geschichte dienen können, sind uns er wünscht. — »Ich kann diesen Bericht nicht schließen, ohne noch allen jenen Herren, die mich bei Erledigung unsrer Arbeiten unterstützt haben, meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Dieser gilt in erster Linie meinen beiden Kollegen im engern Vorstande, den Herren Albert Köhler und Adolf Robitschek, dann allen Herren des Ausschusses und den Herren Sektionsobmännern, die in kräftiger Weise unsre Maßnahmen unterstützt haben, ferner dem Konsulenten unsers Vereins Herrn Carl Junker und dem Geschäfts führer Herrn Carl Hinrichs. Somit lege ich, meine sehr geehrten Herren Kollegen, die Stelle, zu der ich durch Ihr Vertrauen vor drei Jahren neuerlich berufen wurde und von der ich statutenmäßig heute scheiden muß, wieder in Ihre Hände zurück. Mit mir scheidet auch der Gesamtvorstand statutenmäßig aus dem Amte; erlauben Sie mir daher Ihnen im Namen meiner Kollegen und in meinem eignen unfern Dank für das Ver trauen, das Sie uns schenkten, auszudrückcn. Als ich vor sechs Jahren Ihrem einstimmigen Rufe folgte und die Leitung unsers Vereins in die Hände nahm, versprach ich, meine ganze Kraft der Hebung des Ansehens unsers Standes widmen zu wollen. Ich sprach damals mein Bedauern aus, daß in vielen Kreisen unserm Stande nicht jene Beachtung zuteil werde, die er vermöge seiner kulturellen Bedeutung verdiene, und versprach, mir nötigen falls mit den Ellbogen Achtung und Würdigung unsers Standes zu verschaffen. Besonders stark empfand ich den Umstand, daß der Buchhandel so wenige Vertreter in jenen Körperschaften habe, in denen eine Wahrung der Interessen unsers Standes mir notwendig erschien. Wir waren bc-