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Nichtamtlicher Teil. 9499 Börsenblatt s. d. deutschen Buchhande-i dieser Debatte dahin, daß nach erfolgter Herausgabe des Regclbuches mindestens die Fibel am Beginne des folgenden Schuljahres in der neuen Orthographie herzustellen und beim Elementar-Unterricht zu benutzen sei, bezüglich der übrigen Lehrbücher sei eine Uebergangszeit von fünf Jahren wünschens wert, über die nur in einzelnen rücksichtswürdigen Fällen hinauszugehen wäre. Der Herr Minister bemerkte, daß er ein besonderes Komitee einsetzen werde, das im Sinne der geäußerten Wünsche die Modalitäten der Einführung festzustellen habe, und ersuchte hierauf die anwesenden Vertreter des Journa listen- und Schriftstellervereins »Concordia« und der deutsch österreichischen Schriftsteller-Genossenschaft, die Herren Eduard Pötzl und Julius Patzelt, sich über die Einführung der neuen Orthographie außerhalb der Schule zu äußern. Es wurde darauf hingewiesen, daß seitens der Behörden die großen journalistischen Verbände, sowie die kleineren Druckereien auf dem Lande zu interessieren und behufs rascher Durchführung der Neuerung durch Kurse und Vorträge seitens der Lehrerschaft die Korrektoren und Setzer zu in formieren wären. An bereitwilligem Entgegenkommen seitens der Presse und anderer maßgebender Faktoren in der Oeffent- lichkeit sei nicht zu zweifeln. Der Herr Minister schloß sodann die Sitzung mit dem Bemerken, daß er sich Vorbehalte, falls es notwendig werden sollte, die Mitglieder der Enquete neuerdings einzuberufen. Er sprach weiter allen Teilnehmern für das loyale, harmo nische Zusammenwirken seinen besten Dank aus, hinzufügend: >-die künftige Zeit wird uns allen danken, daß wir zur Lösung der schweren, schier unlösbar scheinenden Frage das unsrige beigetragen haben«. Kleine Mitteilungen. Der Zoll auf die Einfuhr polnischer Bücher nach Rußland. — Nach einer Mitteilung des offiziellen »Warsobavskij vnsrvnik-, die auch ins Börsenblatt (1901, Nr. 194, S. 6518) übergegangen ist, sollten die Warschauer Verleger diesen Zoll ver anlaßt haben, um sich gegen die galizische und Leipziger Kon kurrenz zu schützen. Mit Bezug auf diese Nachricht spricht sich die ebenfalls in Warschau erscheinende polnische Zeitschrift -LsiqLka- (das Buch; 1901 Nr. 6) folgendermaßen aus: »Der kürzlich abgehaltene Internationale Verlegerkongreß in Leipzig hat sicher keine Ahnung davon gehabt, wie aktuell sich alsbald sein einstimmig gefaßter Beschluß gegen die Erhebung eines Zolles von Büchern erweisen werde. Inzwischen ist ein großer Zoll über die polnischen Bücher verhängt worden, die jen seits der russischen Grenze gedruckt sind. Anläßlich dieses Zolles zerbricht sich unsere ganze Presse den Kopf, wem wir wohl diese Einrichtung zu danken haben — den Verlegern oder den Buch druckern und den Papierfabrikanten? Wenn es überhaupt wahr ist, daß in dieser Angelegenheit die Bemühungen irgend einer interessierten Partei von entscheidendem Einfluß gewesen sind, so wäre es natürlich schwer, zu fordern, daß sich diese Partei selbst zu ihrem Triumph bekennen sollte. Man kann nur vermuten, wer die Helden sind, nach dem Grundsatz: oui bovo, wer könnte einen Nutzen davon haben? »Daß an dem Zoll den Buchhändlern und Verlegern nichts gelegen sein konnte, ist ohne weiteres klar. Die bedeutendsten Warschauer Verleger haben ihre Werke in Krakau drucken lassen, weil sie dort ein besseres und billigeres Papier, einen elegan teren und korrekteren Druck erhalten und auch mit größerer Pünktlichkeit bedient werden. Diese Vorteile deckten reichlich die Kosten des Transportes und sicherten dem Publikum eine dauer haftere und geschmackvollere Ware. Jetzt sind durch den Zoll be nachteiligt das Publikum, die Verleger und die Buchhändler. Das Publikum — denn die Kosten des Zolles wird immer der Käufer tragen. Damit ist es aber noch nicht genug; er wird auch auf das Buch warten müssen; denn der Buchhändler kann größere Vorräte nicht führen, weil er sonst auf längere Zeit ein beträcht liches Kapital im Zoll festlegen und zur Verzinsung desselben den Preis der Bücher erhöhen müßte oder gar bei Nichtverkaus des Vorrats den schon bezahlten Zollbctrag ganz verlieren würde. Er bezieht also nur einzelne Exemplare auf Bestellung; das vergrößert wieder die Kosten der Zusendung und sogar der Zollzahlung, denn für Bruchteile eines Pfundes wird zweifellos so viel gezahlt wer den müssen, wie für das ganze Pfund. »Die Verteidiger des Zolls werden dem entgegenhalten: Der Zoll wird dazu zwingen, daß die Verlagswerke in Warschau gedruckt wer den, und damit werden alle obigen Unbequemlichkeiten ausgeglichen. Außerdem wird der Schutzzoll dazu beitragen, daß sich Buchdruck und Papierfabrikation im Lande heben. Darauf antworten wir: erstens, es handelt sich nicht nur um die künftigen Verlags werke, sondern nicht weniger auch um diejenigen, die schon im Auslande erschienen sind und die das Publikum braucht; zweitens handelt es sich hierbei nicht nur um die ausländischen Verlags werke der Warschauer Verleger, sondern auch um die Krakauer und Lembergcr Verlagswerke, die von den dortigen Verlegern und Instituten herausgegeben wurden. Wo auch ein polnisches Buch erschienen sein mag, sein eigentliches Terrain sind doch immer die ethnographischen Grenzen; auch steckt das Wesen eines Buches in seiner geistigen Physiognomie, deshalb müssen ihm gewisse Rück sichten vor aller anderen Ware zuerkannt werden. Drittens würde das Publikum das schlechte Papier und den schlechten Druck der einheimischen Verleger bezahlen müssen, denn es ist ganz sicher, daß sich die Papierfabrikanten, die sich schon jetzt bei der aus ländischen Konkurrenz nicht aus ihrer Ruhe haben bringen lassen, noch weniger bemühen werden, ihre Fabrikate zu verbessern, wenn ihnen der Absatz eines jeden minderwertigen Zeuges gesichert ist. Das Gleiche gilt von den Buchdruckern, bei denen der Schutzzoll eben falls keinen sachlichen Fortschritt bringen, noch ihre geschäftliche Gewissenhaftigkeit vermehren wird, soweit sie sich nicht schon vorher um beides gekümmert haben. -Am Zoll gewinnen können nur die Papierfabrikanten und die Buchdrucker, nicht aber die Papierfabrikation und die Buch druckerkunst. In jedem Falle hat derjenige, der nach einem solchen Gewinn jagt, sich und seiner bürgerlichen Gewissenhaftigkeit ein trauriges Zeugnis ausgestellt.- (Aus »Lrsrwoävik LiblioAraüorw^», 1901, Nr. 10.) Bücheranzeigen in der Tagespresse. — Den zahlreichen Tagesblättern, die nach dem hier gemachten Vorschläge den Bücheranzcigen der Verleger eine nach Preis und Platz bevor zugte Abteilung etngeräumt haben, hat sich auch die -Schlesische Zeitung- angeschlossen, worüber eine Anzeige in der heutigen Nummer des Börsenblattes (Seite 9531) nähere Auskunft giebt. Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler: Nonatliobsr Lmesi^or übsr klovitütsn und ^ntiquaria aus dsw Osbisto äsr Nsdioin und dlaturrvisssnsoüakt. VsrlaA clor ttirsoüvalck'soüsn öuobbandlung in Lsrlin. 1901, Rr. 10, Oktober, gr. 8". 8. 69—76. .VIit Llatr kür .-V ukdruek cksr kirma. Ossobiobts. LatalvA lVr. 87 von IVilb. Loob, Untiqusrist in LövigsbsrA i/Lr. 8"' 104 8. 3361 lVrn. Verein jüngerer Buchhändler »Netto- in Aachen. — Am Abend des 5. November hatten sich die Mitglieder des -Netto- in Aachen im Vereinslokal -Karlshaus- eingesunden, um den Abschied eines lieben Kollegen zu feiern. Die Feier galt dem Mitgliede Prinz, den es bewogen hat, dem Vuchhändlcrstande Valet zu sagen, um seinen ferneren Lebensberuf im geistlichen Stande als künftiges Mitglied des Jesuitenordens zu suchen. Die zahlreiche Beteiligung ließ erkennen, welch allgemeiner Achtung sich der Scheidende zu erfreuen hatte. Der Vorsitzende, Kollege Koester, wies in herzlicher Ansprache auf die Verdienste hin, die sich der zum letzten Male unter uns Weilende um den Verein er worben habe; er gedachte sodann der ehrenwerten Gesinnung, des hohen Grades von Wissen und Können des lieben Genossen und widmete dem Scheidenden die besten Glückwünsche für den neuen, schweren Lebensweg. Kollege Prinz dankte in längerer Rede für das ihm allseitig entgegengebrachte Vertrauen und versprach, dem Buchhändlerstande und dem Verein »Netto-, in denen er sich stets wohl gefühlt habe, ein bleibendes Andenken zu bewahren. — Dem allgemeinen Gesänge eines beifällig aufgenommenen Abschiedsliedes reihten sich musikalische Vorträge, mehrere Festlieder und Soli an. Manch schönes Lied erscholl in der fröhlichen Stimmung, und manches Glas wurde geleert auf das fernere Wohlergehen des scheidenden Kollegen und das weitere Gedeihen des jugendkräftigen -Netto-. IV. Personalnachrichten. Ordensverleihung. — Herr Verlagsbuchhändler Carl G. F. Langenscheidt in Berlin, Inhaber der Langenscheidt'schen Verlagsbuchhandlung (Prof. G. Langenscheidt), erhielt aus Anlaß der Vollendung des in seinem Verlage erschienenen großen ency- klopädischen Wörterbuches der englischen und deutschen Sprache von Muret-Sanders vom König von Rumänien das »Ritterkreuz des Ordens der Krone von Rumänien-, ferner vom König von Portu gal aus gleichem Anlaß das -Ritterkreuz des Villa Vicosa-Ordens-. 1249'