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PAPIER-ZEITUNG. 780 6 a b zeigt sich stets nur cin Schema 1 zwischen den verschiedentlich da- In a a b a b w. a b b a a II. b a a wie oben beschrieben, geradlinige, wenig aus der rechteckigen oder allenfalls rhombischen Grundform gebrochene, Figur des Ersteren ziemlich steif und schroff aus dem Ganzen hervorsticht. Bei den gegliederteren Zeich nungen der spätem Entwürfe jedoch ist es schwieriger, jene Unterscheidung auf den ersten Blick zu treffen, da dort nicht nur das Schling band den Träger, sondern auch dieser jenes mehrfach umschlingt. Dennoch wird stets bei einer guten Zeichnung eins der Hauptbänder als das ,tragende“ aus dem andern herauszu- erkennen sein. (Näheres über die zulässigen Formcharaktere solcher Trägerfiguren wollen wir bei anderer Gelegenheit darlegen.) Bezeichnen wir nun den Träger mit a, das I Schlingband mit b, und denken uns einen Ra- i dius (gerade Schnittlinie) vom Mittelpunkt A ’ der Decken fläche, parallel mit den kurzen ’ Kanten derselben, nach einer der Längenkanten | gelegt, so ergeben sich für die auf der Schnitt- [ linie A B (siehe nachstehende Figur) nachein-1 andcrlicgenden Schnittstellen der 2 Ilauptbän-1 der verschiedene Schemata, z. B.: Umschliessung findet sich als deutlich aus-1 gesprochenes Merkmal der entwickelteren Groliers. Dieses Merkmal ist eines näheren Hinweises werth, da hierin — ganz abgesehen von den angewandten Zeichnungsformen selbst — ein grundsätzliches Kennzeichen jener höher aus gebildeten Laufbänderornamentik zu finden ist. Fassen wir die obenerwähnten 2 Hauptfarben oder Hauptbänder, deren gemeinsame Ver schlingung meist das Kernstück der ganzen Deckenzier bildet, näher ins Auge, so wird sich immer eins derselben — wie für die Ur Groliers schon erwähnt — als „Träger“ und das andere als „Schlingband“, welches jenen mehrfach um- und durchzieht, charakterisiren lassen. Bei den einfacheren Entwürfen, wie der heute gezeigte, sind Träger und Schling band sehr leicht zu unterscheiden, weil die, b b w. I. b a b b a b a u. S. neben auftretenden b-Schnitlen, wäh rend unter II stets mehrere a zwischen den verschiedenen b hindurchlaufen. Diese Gliederung des Trägers in meh rere Bahnen ist es. welche wir als kennzeichnendes Merkmal der höher ausgebildeten Laufbänderanordnung hinstellten. Dieselbe findet sich in den Decken I und 111 dieser Reihe gut veranschaulicht, während Decke V nach Schema I b b a b aufweist. Mit jener Durchgliederung des Trä gers steht noch in etwas entfernterem Zusammenhang die Herausbildung eines Mittelstücks, bezw des Rahmens für ein solches (als Wappen, Einschrift, Buchtitel od. dgl.), aus den beiden Hauptbändern selbst — wie sie z. B. in Decke I (Nr. 3 d. BI.) sehr hübsch durchgeführt ist. Unabhängig hier von findet sich bei den späteren Gro liers der obengenannten „Lehrperiode“ (1528—65), sowie in noch erhöhtem Maasse in den Werken des Nachwuchses jener Schule, die Einflechtung von Nebenbändern, d. h. von andersfarbi gen, meist etwas schmäleren, Bändern zwischen oder um Träger und Haupt- schliogband. Zumeist sind solche Ne benbänder nur in gewissen Thei len des Ornaments angebracht; denn der Versuch, sie dem „Kernstück“ (Träger und Hauptschlingband) in dessen ganzer Ausdehnung einverleiben zu wollen, bedingt nicht nur erhöhte technische Schwierigkeit der Auflege arbeit, sondern ist auch schon im blossen Zeichnungsentwurf kaum ohne verwirrende Ueberladung und Effekt störung der sog. Linienkomposition durchzuführen. Ein hübsches Beispiel partieller Einfügung eines Ne ¬ benbandes zeigt der Sechsstern zum Mittel stück von Decke I. Ein weiteres Schmuckelement derGrolierdecke bildet die schon berührte Anheftung bezw. Ein streuung von Fleurons (Blatt- bezw. Blüthen- formen) aus Lederauflage. Diese können frei schwebend oder im Anschluss an Bänder — sei es als seitliche Auswüchse oder als Ausläufer, Spitzen- und Eckenkrönung, — oder endlich auch an Stelle von Goldfleurons im Auswuchs der Goldarabesken, angebracht werden. Sie können sich den Bänderfarben anschliessen oder eigene Farben haben. Weitere Würdigung dieses Zierelementes behalten wir für andere Gelegen heit vor, und weisen heute nur darauf hin, dass äusser der hier vorliegenden Decke auch die DeckenI undlllmitsolchen Auflage-Fleurons ver- sehen sind. Deckel bietet dieselben in weit reich licherem Maasse als die beiden anderen, dazu auch in 2 eigenfarbigen Serien : hellgrün und tiefblau. Zu den erwähnten — von Groliers Arbeitern und von Andern zu seinen Lebzeiten (bis 1565) gepflegten — Schmuckelementen fügten später die Epigonen: de Thou, die Eve’s, die de Rome's. a b a t II. s. Buchbinderei. Unter dieser Ueberschrift ‘ erscheinen vorzugsweise Auf- sätze, welche technische und künstlerische Gegenstände aus dem Gebiete der Buchbinderei behandeln. Sachliche Mit- theilungen finden kostenfreie Aufnahme. Mitarbeiter erhalten angemessene Bezahlung. Aus Maioli-Grolier'scher Zeit. — VI. Fortsetzung aus Nr. 17. (Als XXXVIII. Folge von. „Aeltere Einbändel) Der hier gezeigte Einband ist französischen Ursprungs; er umschliesst ein lateinisches Andachtsbuch: „Horae in laudem B. Virginis Mariae“ (Stundengebete zum Preis der Ge- benedeiten Jungfrau Maria). Der Druck des selben stammt aus der berühmten vormaligen königlichen Hofbuchdruckerei Geoffroy Tory's, | welche allerdings im Druckjahre dieses Buches — 1541 — seit etwa 7 — 8 Jahren nicht mehr im Besitze Tory’s, sondern seines Nachfolgers Olivier Mallard war, dessen Firma auf dem Buche steht. Näheres über die Ge schichte dieser Druckerei s. unter „Alt franz. Drucke“, Seite 782 dieser Nr. Mit der Jahrzahl „1541“ ist dieser Einband der älteste gegenwärtiger (Maioli-Grolier’scher) Reihe. Die vor hergezeigten datiren von den Druck jahren 1545, 44, 48, 51, 51. Wir legen hier Gewicht auf die Jahrzahlen, weil in jener raschentwickelnden Periode der Deckenzierkunst, ein Jahrzehnt, ja mitunter die Hälfte dieses Zeitraumes, zur Ausprägung eines, in den nachge lassenen Werken merklichen stilisti schen oder technischen Fortschritts genügte. Derartige Abstufungen sind in der Vergleichung mehrerer verschie- denaltrigen Bände jener Periode leicht wahrzunehmen. Vergleichen wir — um innerhalb des Rahmens nationaler Kunstent wickelung zu bleiben — zunächst nur die französischen Bände unserer Reihe: den L, III., V., und den bei stehenden, so finden wir in Letzterem, die hervorragendsten Zeichnungsmotive der bekannten ältesten Grolier- ’schen-Auflagearbeiten mit nur geringer Weiterbildung vertreten Eine mehrfache, ein- oder mehrfarbige Bor- dirung aus geraden Goldlinien und ebensolchen Lederstreifen, im rechten Winkel, ohne Eckenbruch zusammen gesetzt, bildet den Rahmen des Gan zen. Eine gradlinige, in schiefen oder rechten Winkeln gebrochene, Träger figur aus aufgelegtem Lederstreifen, und ein mehr oder minder geschweif tes bezw. gebrochenes, zwischen jenem durch geflochtenes, andersfaibiges Laufband — beide mit den obligaten Goldrändern — bilden das Kernstück des Ornaments. Um und zwischen diesen schlingen sich etwa noch Goldarabesken in ziemlich einfachen Schweif ungen hindurch. Wenn diese, wie hier, noch Blätter (Fleurons) in Lederauflage tragen, so rückt der Entwurf damit schon aus der Reihe der Ur-Grolierdecken hervor; d. h. die vorerwähnte „Weiterbildung“ ist hieran erkenn bar. Eine derartige und noch viel eutwickeltere Weiterbildung lässt sich aber in den eigent lichen Lehrjahren der Grolier-Schule (1528 — 65) von Stufe zu Stufe in sehr kleinen Zeit abschnitten wahrnehmen; denn bereits die, um 4, bezw. 7 Jahre jüngeren Decken I und III unserer Vergleichsreihe zeigen das später so beliebt gewordene Motiv der storchschna belförmigen Verschlingungen. (S. die „rahmgelben“ und „schwarzen“ Bänder daselbst: Nrn. 3 u. 10 d. BL) Auch das meist damit verbundene Durcheinanderlaufen der Haupt bänder in mehrfacher Schichtung oder