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776 gemahlen werden. Der Holländer vollendet das Zerquetschen der Strohhalme, zieht sie zu dünnen Fasern aus, mischt die Masse besser und macht sie dadurch erst zur Verfilzung ge eignet. Da bei diesem Verfahren die Länge der Fasern nicht erheblich vermindert wird, wenn man es nicht sehr lange fortsetzt, so muss man das Stroh vorher mehr oder weniger lang kollern je nach der Qualität des gewünsch ten Papiers. (Das vom Verfasser hier be sprochene Verfahren ist ohne Zweifel das von Labrousse freres von Saint Junien, Haute Vienne, deren Maschine in Paris 1878 ausge stellt und in der Pap.-Ztg., Jahrg. 1877, Nrn. 21 und 52, Seite 332 und 844 beschrieben war. Im Journal des Fahricants des Papier wird das Labrousse’sche Verfahren dagegen seiner kon- tinuirlichen Arbeit wegen, sehr gelobt und behauptet, dass es nur wegen des hohen Prei ses der Einrichtung keine grosse Verbreitung gefunden habe. D. Red.) PAPIER-ZEITUNG. der Verfasser den von Debie, Granger und Pasquier konstruirten Holländer, wegen dessen wir auf die in Hofmann’s Handbuch, Seite 152 befindliche ausführliche Zeichnung und Be schreibung verweisen. D. Red.) Waschen. Das den Fabriken gelieferte Stroh ist zwar gewöhnlich ziemlich rein, doch kommt es manchmal auch mit erdigen und Pflanzen theilen verunreinigt. Man könnte dieselben zwar durch Auslesen und mittels Reinigungs- Maschine, wie sie bei der Fabrikation von weissem Strohstoff üblich sind, entfernen, doch würden dadurch mehr Kosten und Verluste entstehen als das gelbe Strohpackpapier zu ertragen im Stande ist. Man begnügt sich desshalb mit der nassen Reinigung durch Waschen im Holländer. An dieser Stelle beschreibt der Verfasser das Waschen mit den in der Holländerhaube angebrachten Scheiben, hebt die dabei ent- N?22 verarbeiten, sind nur Waschtrommeln, aber keine -Scheiben zu finden. In Limousin, wo das Stroh in sehr reinem Zustand in die Fabriken gebracht wird und wenig Inkrusten enthält, werden auch noch wenig Waschtrommeln verwendet. Man erhält dort aus 100 kg Stroh 75 bis 80 kg Papier, während die gleiche Menge in anderen Gegenden nur 50 bis 60 kg ergiebt. Diese grosse Ausbeute ist vermuthlich der Güte und Reinheit des Stroh’s zu verdanken. Feinmühle. Während das beim Waschen klein gemahlene Stroh meistens direkt in die Stoff bütte abgelassen wird, giebt es doch in Correze eine oder zwei Fabriken, welche es vorher noch von einer Feinmühle nach Art der Ge treidemahlgänge verarbeiten lassen. Der Ver fasser beschreibt hier als solche Feinmühle die in Hofmann’s Handbuch, Seiten 476/9 dar gestellte Thode'sche, auf die wir hiermit ver weisen. Fig. 1. Feinmahlen. (Der Verfasser beschreibt an dieser Stelle einen gewöhnlichen Holländer mit Stahlschienen und Grundwerk,als die zum Fein mahlen geeignetste Maschine, deren Kon struktion wir indessen als bekannt voraus setzen. D. Red). Die in den Fabriken von Limousin gewöhnlich angewandten Hollän der sind bis 3,6 m lang, 1,4 m bis 1,5 m breit und etwa 55 cm tief, mit Walzen von 60 bis 65 cm Länge und von (an der äu ssersten Kante der Schiene gemessen) 'etwa gleichem Durchmesser. Sie fassen 120 bis 150 kg des vom Kollergang kommenden Stoffes, der etwa 30 bis 40 kg Papier ergiebt. Die Walzen drehen sich etwa 250 Mal in der Minute und bei diesen Verhältnissen braucht der Hollän der bis zu 6 Pferdekräften. Es werden auch grössere Holländer gebaut, deren Füllung 100 kg fertiges Papier liefert und die eine Kraft von 8 bis 10 Pferden brauchen; obwohl sie gute Ergebnisse liefern, sind sie in der Strohpapier Fabrikation doch noch wenig verbreitet. (Nach vorstehenden Angaben wird in kleinen Holländern mit jeder Pferdekraft Stoff zu etwa 6 kg Papier ge mahlen, in grossen dagegen bis 12 kg — wie wir in Hofmann’s Handbuch und an dieser Stelle oft dargelegt haben. D. Red.) In einer Anzahl Fabriken werden aus Spar samkeit noch hölzerne Holländer benutzt, deren Boden zur Erleichterung des Umlaufes und Umrührens mit Eisen- oder Zinkblech be schlagen ist und die, wenn sie gut gebaut sind, ebenso gut wie gusseiserne arbeiten. Fabrikanten, welche viel grau, blau und roth etc. gefärbtes Strohpapier anfertigen, ziehen auch hölzerne Holländer vor, weil Gusseisen durch die zum Färben angewandten Säuren rasch abgenutzt wird. (Weiterhin beschreibt Fig. 3. stehenden grossen Stoffverluste hervor und bestätigt, dass die Scheiben durch die in dieser Hinsicht viel vortheilhafteren Waschtrommeln immer mehr verdrängt werden. Wir glauben sowohl die Waschscheiben wie die -Trommeln als bekannt voraussetzen zu dürfen und ver weisen wegen der letzteren auf Hofmann’s Handbuch der Papierfabrikation, sowie auf alle neueren Werken über diesen Industrie-Zweig. Die Trommeln werden, nach Angabe des Ver fassers mit Metalltuch Nr. 50 bis 60 bekleidet. Wir müssen uns nur darüber wundern, dass die mit enormen Stoffverlusten arbeitenden Waschscheiben noch so vielfach in unseren Fabriken benützt werden. Man wende uns nicht ein, sie seien unentbehrlich, denn in Hunderten amerikanischer und auch euro päischer Fabriken, welche dieselben Stoffe Fig. 2. Eine andere Fabrik lässt das Stroh über haupt nur durch eine solche Mühle gehen, ohne vor- oder nachher einen Holländer zu be nützen. Fortsetzung folgt. Italienische Lokalzölle auf Papier. Ein Papierfabriksdirektor in Italien schreibt uns: Bezüglich Ihrer Anfrage in No. 20, Seite 701, anschliesslich der Korrespondenz aus Nürnberg, unterm 24. April (»Briefe aus unserm Leserkreis«) theile ich Ihnen mit, dass, wie einige Städte in Italien, so neuerdings auch Neapel einen , t Dazio di consumo* für Papier, Tapeten, Buntpapier etc. erhebt. — Diese Steuer besteht neben dem Italienischen Eingangszoll leider noch extra und ist als eine der vielen finanziellen Klemm schrauben anzusehen, mit welchen des Geldes be dürftige Städte sich die Mittel verschaffen «müssen«, um den jetzigen gesteigerten Ansprüchen an Kul tur und Euxus gerecht zu werden. Ein zweiter italienischer Fachmann schreibt: Nicht nur Lebensmittel, sondern unter andern Waaren auch Papier bezahlen in den meisten ital. Städten einen Eingangszoll. Rom, Mailand, Turin haben keinen Papierzoll, die anderen Städte aber Alle und zwar verschieden taxirt — z. B. Neapel Lire 1 p. tookg, Genua Lire 7 p. 100kg, Bunt papier bezahlt wie Weisspapier, wenn nicht be sonders konfektionirt, wo es dann unter Missstän den in eine andere Kategorie als Papier gerechnet werden kann. Der Umsatz in Papier, welcher in Paris während eines Jahres gemacht wird, beläuft sich nach Aussagen Sachverständiger vor der Parlaments - Kommission auf mindestens 100 Millionen Kilo.