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12 PAPIER-ZEITUNG. N:1 Die Papier-Gewerbe vor 200 Jahren. t sic durc mancherlei) manufactura und and Arbeiten bei) betten Benachbarten unb Auslndemn beliebt machen, welche beren benöthigt, so wol den Reich- thum, als bie Fruchtbarteit ihrer Sänber dagegen willig vertauschen unb einhandeln, unb zwar ver- mittelst, ber jo flug- als unermüdeten Kauffleute, welche unter tausenderley Sorg unb Gefahr fei« bige versenden, in ber Fremde befannt machen, unb so wohl durc bie aus. als einführende Wahren, nicht nur bei denen Genteinen und Privatis, sondern auch dem Publico, einem Staat und Republic er wünschten Mutzen schaffen. Wer hieran zweifelt, sehe unb erwäge doc nur, was aus ben gesperrten Megotien unb gehemmeter Handelschafft nor Schaden erwachse, wie sehr da- durc bie Gintünfte in denen hiebevor dadurc be reicherten Rent Kammern Soll’ unb MautAemtemn in furzet Seit abzunehmen, an verderblichen Paaren ber eingesammtelte Vorrath schändlic zu ®runb zugehen, an benen anbern aber unnuszbar liegenb zu bleiben pflege; Was nor Tiangel unb Abgang an Dielen Dingen Vorfälle, unb wie hoc ber Preiß auch an geringen Sachen aufschlage unb anwachse. Per Rauff unb handels mann. cSt eine Mahrung unter allen hocjnötlig 5 unb nützlic, fo ist es in Wahrheit bie Kauff • 8 mannschafft, bann indeme ber sehr gütige GDtt feine Güter also ausgetheilet hat, daß er einem Land nicht alles gegeben, sondern feine Reichthümer unb Schäe unterschiedlic verleget, bamit nicht etwan eines über das anbere sic er hebe, vielmehr aber dieses feinen Abgang non jenem ersese, unb was jenem ermangelt, bet) diesem finden unb abholen fönne: Michts destoweniger ift jedes Rand gleichsam mit einer besonderen Gabe begabet, bamit es sic nicht nur felbft ernäbren, sondern auc benen fo nabe als fern gelegenen tändern non feinem ihme zugetheilten Vorrath abgeben unb mittheilen fönne: Eheils tragen das henlichste Gewürs, find reich an Gold, Silber, Edlensteinen, Helfenbein unb anbertt Kostbarteiten, theils stolzieren mit ihrer Satten ©eiben, fetten Del unb angenehmen Früchten, anbere finb frucht- bar an Getraid, anbere an Wein, biefe bat bie Ratur mit herlicher Viehzucht begabet, jene mit ben wohlgeschmackesten Fischen, und ido es offt auc einem rauben Land an Fruchtbarfeit erman- gelt, finb hingegen, bie Einwohner mit fo guten Folge aus Nr. 26 vor. Jgs. und Schluss. In den Nrn. 2, 5, 6, 8, 14, Iß, 20, 24, 26, vor. Jgs. gaben wir aus dem im Jahre 1698 zu Regensburg gedruckten, mit vielen guten Kupfern geschmückten Werke des Christoph Weigel: »Abbildung Der Gemein-Nützlichen Haupt- Stande Von denen Regenten Und ihren So in Friedens- als Kriegs-Zeiten zugeordneten Bedienten an, biss auf alle Künstler Und Handwercker, Nach Jedes Ambts- u. Beruffs-Verrichtungen, meist nach dem Leben gezeichnet und in Kupfer ge bracht, auch nach Dero Ursprung, Nutzbar- und Denckwürdigkeiten, kurtz, doch gründlich beschrie ben, und ganz neu an den lag geleget,« eine Reihe ausgewählter Aufsätze wieder, die sich auf Gewerbe des Papierfaches beziehen. Dieselben behandelten den Papierer, Buch drucker, Kupferstecher und -Drucker, Form- Stecher (Xylographen), Schriftgiesser, Buch binder und Futteralmacher, Dockenmacher von Pappenzeug (Papier-mäcbe-Fonner), Goldschlä ger, Buchhändler.“ Die dazugehörigen Kupfer stiche des Werkes gaben wir, in 2/3 der li nearen Urgrösse zinkographirt, jedem der Auf sätze bei. Den Abschluss unserer Auswahl bildet fol gende Beschreibung und Abbildung des Kauf manns, wie er vor 200 Jahren wirkte und aussah. Nachdem in den 9 vorhergehenden Beschreibungen und Abbildungen alle, oder doch die wichtigsten, der vor 200 Jahren be kannten, dem Papierfache insbesondere zu gehörigen oder verwandten Gewerbe in ihrer mittelalterlichen Entwicklungsstufe und Er scheinungsweise dargestellt wurden, bildet die Darstellung des „Kaufmanns" die passende Abrundung dieses Cyklus; denn ohne die ver mittelnde Thätigkeit des Handels würden die sämmtlichen Papier- und andern mechanischen Gewerbe weder Nahrung noch Arbeitsmittel linden. Zur Zeit, als das genannte Buch erschien, war der Handel viel weniger verzweigt, als in unseren Tagen; wiewohl der Verfasser mancherlei Waarengattungen als gesonderte Gruppen von Handelsgegenständen aufzählt, führten doch die meisten Kaufleute sehr vielerlei verschiedene Alten von Waare. Heute aber erlernt schon der junge Handelsbeflissene als Hauptsache nicht nur die allgemeinen rechne rischen und schriftlichen Arbeiten des kauf männischen Verkehrs, sondern auch die Waaren-, Quellen- und Vertriebskenntniss eines beson deren Zweiges — gewisser Waarengattungen oder -Klassen. Auf diese beschränkt sich dann auch zumeist in der spätem Praxis seine kauf männische Thätigkeit. Diese Spezialisirung — auch Arbeitstheilung genannt — bildet ein hauptsächliches Kennzeichen und zugleich den wirksamsten Antrieb unseres heutigen ge- sammten Erwerbslebens. Und sie ist noch nicht am Ende; es finden stets noch weitere Zweigtheilungen am grossen Lebensbaum des Handels statt. Der Papier- und Schreib- waarenhandel zerfällt da, wo er in grossem Maassstabe betrieben wird, schon heute in viele gesonderte „Spezialitäten“. Morgen und übermorgen werden deren noch mehr sein. Derjenige, welcher sich in seiner Geschäfts- thätigkeit auf ein enges Gebiet beschränkt, dasselbe aber um so eingehender bearbeitet, hat jetzt, in der Industrie wenigstens, bessere Erfolgaussichten als Der, welcher „Alles mit- zunehmen“ trachtet. Dieser Grundsatz be ginnt auch den Handel mehr und mehr zu beherrschen, und begründet somit den Haupt- unterschied zwischen dem Kaufmann des NIX. Jahrhunderts und dem vor 200 Jahren. Wie in andern Kennzeichen eines hochent wickelten llandelslebens, sind auch hierin Nord amerika und England uns vorausgeeilt. Dort ist die Theilung auch der kaufmännischen Arbeit weiter vorgeschritten, als in Deutschland. (eNauftem maf aufflfiumgh jedochmifkuaheif eldnt) Site ( sofh m airch Srmmdischezemufe Sie hoferrbejm gierlilt, Sepmnr i intgchen alles Nif Pev>e / um jenesjuf Petwigk eif- Verstand unb Klugheit ausgerüstet, das sie Darum hat ber weise Blato, ba er sic bemühet eine Stadt rect unb wohl zu beftellen, sehr wob' gejagt, daß f olches phne bie Kauffmannschafft nicht geschehen möge, in beme man felbiger feines wegs entrathen fönne. Livius, ein berühmter Historicus ift gleicher Meinung, unb erzhlet zugleic, das, als bie Scipiones fast vor Hunger verschmachtet waren, neunzehen Sauffleute nicht allein ihnen, sondern auch ber ganzen Stabt Rom dazumal in solchem äussersten Wangel zu Hülffe gefommen; unb Gicero, ber Römische Advocat, ba er ben Blancum vertheidigte, rühmet in feiner Diebe ben Vatter desselben sehr hoc, darunt, baf; er ber Stabt Rom ein nülicher Kauffmann gewesen seye. Was hat wohl bie Miederländische Brovinsen zu solchen Staat unb Stand, in welchem sie heut zu Sag stehen, erhoben? Die Kauffmannschafft! %as hat wol benen gefüzsteten Handels, Stäbten Benedig unb Genua bie Herzogliche Cron erworben? bie Kauffmanschafft. Rudolphus, Stnig in Böhmen, trieb fo lange mit einigen Victualien Kauffmann- schafft, biß er bie von feinen ©erfahren bem König- reic aufgedrungene Schulden Saft abgetragen. Dergleichen führte Laurentius Medices Groß- Herzog zu Florens, eine geraume Seit bie Handelschafft, wie Brutus Histor. Florentin, berichtet. Paulus II. dieses Namens war anfänglich ein Kauffmann, würbe aber nachgehends auf bem Bäbstlichen Stuhl erhoben: Daher bann Cpolla, unb fürnehmlic Klockius, bie fürtrefflicben JCti billig behaupten, bah bie Sauffmannschafft bem Adel weber auf heben noch einiger masjen nachtheilig feyn fönne. Doc findet auch im Gegentheil König Sig 1 munds in Pohlen sehr flugrgemadter Ausspruc allhier Plat, welchen er, als ber Bolnische Adel fiepe Handelschafft zu treiben angehalten, alfo ge macht: 3c habe dreyerley) Att Seute in meinem Königreich nöthig, Bauern, bie das eld bauen, Kauffleute, fo das Land mit benöthigten Wahren unb Gütern verseben, unb Gdelleute, welche mich unb das Baterland beschützen. Wer wollte bann aus fo vielfältig angeführten Dutzbarliciten an ber Motijtuenbiglieit Der Kauffmanschafft zweifeln ? Sch will aber nur noc bie Wort des anoc regierenden Königs in rankreic Audwig des XIV. anführen, welche ich in benen Additamentis ad Speculum Speidelianum gelesen, unb zu teutsc alfo lauten: Die Kauffmannfehafft ift das beite Dittel, allerlei), auch von Matur unb Gemüt ganß wiberwärtige Bölcfer zu erfennen unb zu vereinigen, bie ärmfte Republiquen reic zu machen unb bie Königreiche mit einem lleberfluß von allen Sachen anzufullen. ©er LIriprung bet fo nutzüarn liauffmann schjafft ift sehr alt, unb sollen bie Pani, wie Pli nius will, derselben Urheber gewefen seyn. Dio- dorus nennet ben Mercurium, welcher auch deßz- wegen von ben Sauffleuten ber Cretenfer unb Römer jährlic im Ponat Mav mit sonderlichen Eeremonien verehret worben, einige anbere wollen, es fep Liber, ber Wein Gott, welchen man auc ben Bacchum nennet, ber Anfnger ber Kauff- mannfehafft: Unb würben solchem nach bie Wein- Hndler wohl bie erfte unter allen anbern Kauff- leuten gewefen seyn, ja, etwan um fo viel desto mehr, weil, wie ber 3üdische Geschichtschreiber Soseph melbet, bereits lang zuvor, u des Stamm Batters ber anbern Welt nach ber Sündflut, beS Roe Seiten, bereits bie Kauffmannfehafft ihren Ur- sprung genommen, als welcher am allerecsten Wein- berge zu pflanzen angefangen. Die lirmer aber haben vor ihre Patronen bie Lydier zu erfennen, von welchen Herodotus schreibet, baf; sie bie Wahren von andemn Kauff- leuten geaufft, unb zu aUererft in fleinen Sorten wieber verhandelt haben. @5 ift aber ber Kauff Handel, ehe das Geld unb bie erfte Sorten ber Münen aufommen, nur allein im Tausc bestanden, auch biefe Ait zu handeln fo gar bei) benen aufrichtigen Teutschen annoc lange Seit üblig gewefen, fo, baß Tacitus bezeuget, bie Teutsche hätten zwar das 6old unb Silber in fonbern Werth, doc pflegten fie ihre Wahren viel lieber nach Art ber AIten zu ver tauschen, unb ift merckwürdig, baf; Lycurgus unter den Gesezen ber Spartaner absonderlic einver-