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Da dies jedoch nicht im Entferntesten der Wahrheit entspricht, so liegt zunächst die Annahme, dass es nur von Sigm. Sonneschein, der nichts weniger, als der Erfinder irgend eines Holzstoffs ist, zur Förderung seiner ihm zum Lieblingserwerb gewordenenen Freibeuterei arg missbraucht worden ist, und finden uns daher veranlasst, höflichst zu bitten, nachstehende Aufklärung in Ihr geschätztes Blatt freund lichst aufnehmen zu ■wollen. Sigm. Sonneschein ist seinem gelernten Gewerbe nach Seifensieder und etablirte sich auch als solcher in Turdcz St. Märton, allein wegen seines überaus rationellen Betriebes — er betreibt nämlich alles rationell — wurde er fallit. Dem Geiste nach leidet unser rationell zu Grunde gegangener Seifensieder an Grössenwahn. Die erste Geistesrichtung manifestirt sich in der Sucht, als vielseitiger, von einem höhern Geiste inspirirter Erfinder — technische Bildung geht ihm nämlich ab — auf allen — wenn auch ihm ganz fremden — gewerblichen Gebieten zu glänzen, und wenn er mit seinen ver meintlichen grossen Erfindungen, mit deren Anpreisungen er bisweilen die betreffenden Fachblätter unsicher macht, von der einerseits misstrauischen und anderseits undankbaren Mitwelt unbeachtet bleibt und er mit je einer Hoffnung auf reiche Entlohnung — so närrisch ist er eben nicht, dass er nicht das Nützliche mit dem Angenebmen verbinden wollte — so wie um die resultatlosen Annoncirungskosten ärmer wird, so tröstet er sich damit, dass er diesbezüglich nur das Missgeschick aller grossen Geister theile, die alle erst nach dem Tode ihre verdiente Anerkennung und Unsterblichkeit gefunden haben. Zur bessern Illustration diene folgendes Beispiel: Gleich nach dem Eintritte unseres Helden iu unsere Papierfabrik als Fabriksaufseher — weder vor dem, noch nachher hat er nämlich eine Papierfabrik von innen auch nur gesehen glaubte er eine Entdeckung gemacht zu haben, die der nunmehr gewiss in gerechtes Staunen gerathenden Seifensieder-Mitwelt die Lösung des Problems bringen sollte, womit nämlich auch die Kernseife, welche bisher jeder versuchten Beimengung fremder Substanzen widerstand, verfälscht werden könnte? Da nun unser Held von der Lösung dieses Problems die sichere Begründung seiner sorgenfreien Existenz wie seines Erfinder - Ruhmes unzweifelhaft erhoffte, so annoncirte er auch sofort diese seine angeblich grosse Erfindung und erhielt auch einige diesbezügliche Anfragen. Als er jedoch die geheime Mittheilung seines Geheimnisses von einer sechsjährigen, nach Verhältniss des jährlichen Erzeugnisses an Kernseife zu bemessenden Tributpflichtigkeit abhängig machte, krähte weiter kein Hahn nach der weltbeglückenden Er findung. Die Enttäuschung ertrug unser Held mit stoischer Ruhe, die in der Aeusserung „für einen Pappenstiel gebe ich eine solch nutzbringende Erfindung nimmer preis“ ihren Kraft ausdruck fand. Der Grössenwahn unseres Helden, gepaart mit seinem Sozialismus, der im steten Rai- sonniren gegen die Regierung, die grosse Geister seinesgleichen unbeachtet verkümmern lässt, sowie in unverhohlenem Hass und offener Missachtung der schuldigen Botmässigkeit gegen seine jeweilige Brodherrn, bei denen er wegen völliger Subsistenzlosigkeit Stellung zu nehmen gezwungen wat, und endlich im Terrorismus gegen die ihm etwa Untergeordneten sich kund gie.bt, machte ihn für die Dauer unhaltbar und die natürliche Folge davon war, dass er öfter die Brodherrn, als eine Putzdame die Mode wechselte. Die öftern, mitunter auch mit besonderem Nachdruck durchgeführten Entlassungen nahm unser Held nicht mit dem, hohen Geistern eigenen Gleichmuthe hin, sondern suchte sich wegen Missachtung seiner hohen Fähigkeiten und Nichtanerkennung seiner geistigen Ueber- legenheit an seinen undankdaren Brodherrn durch Verrath und Denunziationen zu rächen, wo nämlich in Wirklichkeit oder auch nur scheinbar etwas zu verrathen oder zu denunziren war. Mitte September 1882 nahmen wir unsern Helden, der nie zuvor eine Papierfabrik, wenn auch nur dem innern Aussehen nach kannte, aus Mitleid gegen seine uns befreundete, alte verwittwete Mutter, der er als völlig subsitzenloser Familienvater auf dem gramgebeugten Nacken sass und ihre von der Gemeinde bestimmte Pension — ihr Gatte war nämlich Rab biner — sowie, die Unterstützung ihres andern Sohnes verzehren half, als Aufseher iu unsere Papierfabrik auf. Wir mussten aber auch bald erkennen, dass unser Held durch die reich haltigen bittern Erfahrungen um nichts vernünftiger geworden und daher auch als bezahltes Aergerniss für die Dauer nicht zu halten sei. Nach sechs Monaten musste er auch von uns entlassen werden. Nun sollte das übliche Lieblings-Nachspiel unseres Helden, der Racheakt nämlich folgen, zu dessen Ausführung er sich diverse Papiermuster unseres Fabrikats heimlich aneignete, welche uns — wenn auch unbewusst — die Ehre fachmännischer Anerkennung verschafft haben. Nur würde dieselbe wahrscheinlich minder warm gelautet haben, wenn man gewusst hätte, dass unser Held mit seiner Angabe von 20% Haderngehalt bewusst oder unbewusst gelogen habe und die vorgelegenen Papiermuster thatsächlich 40% Iladernhalbzeug und beziehungsweise 60% Hadern enthalten. An den Fall jedoch, dass irgend ein Bewerber der gepriesenen Erfindung den Papier mustern mit Recht misstrauen und zur bessern Beurtheilung eine Mustersendung des eigent lichen Holzstoffs wünschen könnte, scheint unser Held nicht gedacht zu haben, und es dürfte diese naheliegende Forderung auch thatsächlich an ihn gestellt worden sein, da er hinterher das Weib unseres Fabrikstischlers beredete, den Mann zu veranlassen, dass er ihm einige Kilo unseres Holzstoffs gegen gute Bezahlung heimlich übermittle, welches Ansinnen jedoch nicht zur Ausführung kam. Vor der Ausführung des gegen uns geplanten Racheaktes versuchte unser Held noch, uns zu dessen Wiederaufnahme in unsere Fabrik durch die uns zugeschickte Drohung zu zwingen, dass er im Falle unserer Weigerung das vermeintlich neue Verfahren, nach welchem wir unsern Holzstoff erzeugen, verrathen würde. Als wir ihm jedoch bedeuten liessen, dass selbst in dem Falle, als er wirklich etwas zu verrathen wüsste, was uns nachtheilig und irgend Jemandem von besonderem Wertlie wäre, wir immerhin vorziehen würden, verrathen zu werden, als ihn wieder in unsere Fabtik aufzunehmen, da ging er auch schon zur That über, indem er in die Fachpresse die diesbezügliche Annonce unter der Ueberschrift „Strohstof— Holzstoff“ einrücken liess. Bald darauf erschien wieder eine neue Anregung unter der Ueber schrift „Distinktion“. Als nun unser Held sah, dass auch dieses gegen uns genützte Pressionsmittel nicht die angestrebte Wiederaufnahme bewirken konnte, da erschwindelte er die iu Nr. 49 des Wochenblattes erschienene Besprechung mit dem angekündigten Schlüsse derselben.