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116 PPIER-ZEITUNG. N24 Druck-Industrie. Unter dieser Ueberschrift bringen wir Artikel und Mit- theilungen, welche sich auf die vervielfältigenden Künste: Buch-, Stein-, Kupfer-, Licht- etc. -Druck beziehen. Sachliche Mittheilungen finden stets kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter angemessene Bezahlung. Die Erzielung guten Buchdrucks. (Winke für Unkundige.) Fortsetzung aus Nr. 52 vor. Jgs. und Schluss. Die in den Nrn. 39, 40, 42, 46, 51, 52 vor. Jgs. erschienenen Folgen gegenwärtigen Auf satzes behandelten die Hauptbedingungen zur Erzielung guten typographischen Drucks unter Eintheilung nach 3 leitenden Gesichts punkten, nämlich: I. Zustand der Druckform. II. Zurichtung. III. Färbung. Diesen Gesichtspunkten schliesen sich noch nachstehende an: IV. Beschaffenheit und Behandlung des Papiers. Je nach Beschaffenheit der Form, d. h. je nachdem diese aus altem, abgenutztem oder neuem Schriftmaterial, aus kompressem oder splendidem Satz besteht, — oder aber je nach seiner eigenen Beschaffenheit, — ist das Pa pier vor, bei, bezw. nach dem Druck zu behandeln. Sowohl zu feuchtes, als auch zu trockenes Papier (letzteres insbesondere, wenn es nicht durch Satinage die gehörige Glätte erlangte) giebt dem Druck ein unschönes Aussehen. Bei zu feuchtem Papier wird trotz guter Wal zen kein reiner Druck zu erzielen sein, während bei zu trockenem die Schrift entweder durch den dann erforderlichen zu scharfen Druck, oder die anstatt dessen reichlich aufzutragende Farbe, an Reinheit des Bildes verliert. Im trockenen Zustande wirft das Papier auch lieber Falten, die schwer wieder wegzubringen sind. Ueber das Feuchten der zu verdrucken den Papiersorten lässt sich eine bestimmte Norm nicht wohl geben, weil es von deren Beschaffenheit (ob hart, ob weich, stark oder- schwach, ob aus Leinen- oder Holzstoff be stehend) abhängen muss, und stark abgenutzte Schrift sowie Stereotypplatten feuchteres Papier verlangen, als neue, durchweg scharfe Schrift. Zeitungsdruck, welcher meist auf ziemlich rauhem Papier mit unscharfer Schrift oder Stereotypplatten ausgeführt wird, macht daher stets Feuchtung wünschenswert!). Feinere Ac- cidenzarbeiten dagegen, wenn sie überhaupt gefeuchtete Papiere erfordern, erlauben nur sehr geringe Feuchtung, falls die Arbeit gut aussehen soll. Bei allem Feuchten ist darauf zu achten, dass das Papier erstens nur eben den genü genden Feuchtigkeitsgrad erhält, wodurch eine grössere Aufsaugungsfähigkeit für die Druck farbe, eine bessere Schmiegsamkeit des Pa- pieres erzielt wird; zweitens ist zu einem guten Druck unerlässlich, dass das Papier auch einen durchgängig gleichen Feuchtegrad erhält. Behufs gleichmässiger Vertheilung des Feuchtigkeitsgehalts muss sowohl während als auch nach dem Feuchten (also beim sog. „Un- terstehen") das Papier möglichst vollkommen waagrecht liegen, damit sich das Wasser nicht nach einer Seite hinzieht. Besonders bei ge leimtem, also das Wasser minder schnell auf saugendem Papier ist dies wesentlich. Dass beim „Unterstehen“ des Papiers, welches ein gleichmässiges Durchdringen der Feuchtigkeit bezweckt, es nöthig wird, den Haufen zu be schweren oder zu pressen, sowie auch das Pa pier nach einigen Stunden zu umschlagen, ist bereits früher eingehend geschildert worden. (Vergl. u. A. auch „Pressfalten“ in Nrn. 8, 9, 12. v. Jgs.) Da in Berührung mit Wasser die Papier- partikelchen aufquellen, so verlieren alle von der Papierfabrik gut geglätteten Papiere durch das Feuchten ihren Glanz und müssen, behufs Erzielung eleganten Aussehens, vor dem Druck nochmals satinirt werden, was in kleineren Druckereien meist noch mit den ziemlich unbequemen Zinkplatten-Satinirwalz- werken, — in den grösseren aber mit den un gleich leistungsfähigeren Kalandern, geschieht. Am besten wirkt die Satinage, wenn sie kurz vor dem Druck erfolgt; denn muss das feucht satinirte Papier erst noch lange stehen, so verliert es wieder an Satin. Ist das Papier zu feucht, so lässt es sich schwierig oder gar nicht satiniren. Das Satiniren ist besonders für Illustrationen sehr werthvoll, weil dadurch nicht allein das Aussehen des Druckes wesentlich gehoben wird, sondern weil dadurch auch etwaige Knoten — jene gefährlichen Feinde theurer Holzschnitte — flachgedrückt, oder gar durch Zermalmen möglichst unschädlich gemacht werden. Um bei der Zinkplattensatinage ein gutes Resultat zu erzielen, müssen jedoch die Walzen genau cylindrisch gedreht und genügend stark sein, damit sie nicht sich durchbiegen, wodurch die Papierbogen ungleiche Satinage erhalten, und die Bleche ungleiche Streckung erfahren würden. Ungleiche Satinage des Bogens und Streckung der Bleche rührt auch von schiefer Zusammenstellung der Walzen her; dabei werden die Bleche verdorben, indem sie sich auf der Seite, wo stärkerer Druck herrscht, mehr strecken und so bald wellig werden. Papier, in solchen Blechen satinirt, zeigt sich eben so wellig und lässt sich auf der Schnell presse ohne viel Makulatur kaum verdrucken, indem es nicht glatt unter die Greifer zu bringen ist, noch sich glatt an den Cylinder oder Tiegel anlegt. Bei besonders difficilen Arbeiten, z. B. solchen mit Linieneinfassung und dergl., lässt sich solch wellig gewordenes Papier gar nicht bedrucken, ohne dass Falten, Schmitz und sonstige empfindliche Mängel auf treten. Das Papier, für gute Arbeiten soll auch gleichmässig stark gearbeitet sein, sonst würde beim Drucken der dicke Bogen stark, der dünne schwach gefärbt werden. Zu besseren illustrirten Werken ist Anwendung eines guten Lumpen - Papiers natürlich von besonderer Wichtigkeit; es druckt sich gut und ist dauer haft und lichtbeständig. Neuerdings giebt man zu derartigen Arbeiten vielfach den matt- chamois getönten Papieren vor den blendend weissen den Vorzug, weil erstere für das Auge zuträglicher sind, und namentlich die Illustra tionen dadurch eine sehr gefällige warme Tönung erhalten. Endlich ist zu beachten, dass bei glattem trockenen Papier, wenn der Druck etwas reich lich in der Farbe gehalten ist, sehr oft ein Abliegen, Abschmieren derselben durch das Uebereinanderlegen der frischbedruckten Bogen stattfindet; um dem vorzubeugen, legt man die Drucke zwischen anderes Papier, falls nicht etwa schon ein Beiseitestellen in kleinen Stössen genügt. V. Druckgeschwindigkeit. Während bei Zeitungs- und ordinärem Werkdruck eine gewöhnliche einfache Buch druckschnellpresse minütlich 20 bis 26 Ab drücke liefert, ist es beim Druck von Illu strationen und beim Mehrfai bendruck rathsam, den Gang höchstens auf 16 bis 18 Abdrücke zu bringen. Je ruhiger Walzen und Druck- cylinder über die Form gehen, um so besseren Druck erzielt man, und um so weniger ist bei steifer Farbe ein Rupfen des Papieres beim Abheben desselben von der Form zu be fürchten. Bedruckt man Kreide- oder Glace papier mit starker Farbe und bedeutender Geschwindigkeit, so bleibt leicht ein Theil der Kreideschicht auf der Form sitzen. Namentlich Linien drucken sich bei langsamerem Gange viel sauberer als bei schnellem. In Vorstehendem haben wir versucht, in Kürze die Hauptbedingungen übersichtlich zu sammenzustellen, welche ein guter Druck vor aussetzt. Wenn diese kleine Abhandlung auch bei weitem nicht erschöpfend zu nennen ist, so dürfte sie doch dem angehenden Drucker manchen nützlichen Wink gebracht haben. P. Vermischtes. In der Generalversammlung der Ber lin er Typographischen Gesellschaft am 9. d. M. erstattete Herr Adolf Roehn, als Vor sitzender, den Bericht über das vierte Verwal tungsjahr der Gesellschaft. Dieselbe besass Anfangs 1883: 118 Mitglieder, am Jahresschluss jedoch 131. Der Gesellschaft gehören an: 26 Buebdruckereibesitzer, 2 Giessereibesitzer, 26 Geschäftsführer undFaktore, 13 Maschinen meister , 38 Setzer (meist Accidenzsetzer), 6 Agenten und Utensilienhändler, 9 Reisende, 2 Xylographen, 2 Stempelschneider, je 1 Mes singlinienfabrikant, Ingenieur, Mechaniker, Ste reotypeur, Zeichner, Korrektor und Tischler für Buchdruck-Utensilien. Die am 9. v. Mts. stattgehabte Ausstellung (vergl. „Vermischtes“ in Nr. 52 v. J.) hatte trotz ihrer nur 8 stün digen Dauer über 1200 Besucher angezogen. Die bisherigen Vorstandsmitglieder bezw. Be amten der Gesellschaft wurden durchweg in gleicher Eigenschaft wiedergewählt — nämlich die Herren: A. Roehn, erster Vorsitzender; Hermann Theinhardt, Stellvertreter; Alex. Stadthagen, Kassirer; Jakob Haas, erster, Ed. Schmidt, zweiter Schriftführer; Franz Müller, Verwalter der Sammlungen; Fr. We ber, dazu noch W. Hartmann, — Assistenten desselben. In der vorletzten Sitzung der Leipziger Typ. Gesellsch. im v. J. kamen die von der „Typographischen Gesellschaft zu Berlin“ auf gestellten „Regeln für die gemeinsame Behandlung technischer Fragen innerhalb der deutschen typographischen Gesellschaften“ zur Annahme. Bei der Lutherfeier in Hannover stellte die Maschinenfabrik Gebr. Körting etwa 50 Beamte und 500 Arbeiter in den Festzug. Auf dem IJauptfestwagen derselben trieb eine durch Oelgas in Betrieb gesetzte Gasmaschine der Firma von etwa 6 Pferdekraft eine Buch druckpresse, welche Lutherbilder nebst einer Ansicht des Festzuges druckte. Das Originellste an der Sache war aber die Art, wie diese Bilder an den Mann gebracht wurden: ein Körting’scher Ventilator blies sie unter die Zuschauer. In Wien geht man in der Druckindustrie jetzt auch mit „positiven,“ d. h. vorbeugenden Maassregeln gegen den in dortigen Gehilfen kreisen bekanntlich sehr stark grassirenden „sozialdemokratischen Schwindel“ vor. Wie die „Oesterr. Buchdr. Ztg.“ mittheilt, tritt der Unterstützungsverein in einer besonderen „Sektion für Fortbildung“ mit dem Graphischen Klub in Verbindung; dieser stellt den Sektions mitgliedern gegen einen ganz kleinen Bei trag (weit weniger, als die Klubmitglieder zahlen), seine Bücher, Zeitschriften, Samm lungen und Säle zu Zwecken der Belehrung und Geselligkeit zur Verfügung. Gehilfen- Lehrkurse in Kurzschrift, Buchführung und Sprachen sollen folgen, abgesehen von den bekannten Fachvorträgen des Klubs, an denen jene Sektionsmitglieder auch theilnehmen können. Eine ähnliche, positive Maassregel, aufs leibliche Wohl gerichtet, ist die, dass die meisten Offizinen ihre sämmtlichen Beschäf tigten in die Unfallversicherung freiwillig ein kaufen. Bei den Ausschuss-Wahlen in der letzten Generalversammlung des nieder-öster reichischen Gehilfenvereins am 30. Dezember fiel übrigens die „radikale“ Partei theilweise durch, so dass auch von dieser Seite eine ver söhnlichere Stimmung bewiesen ist. Die österreichischen Buch- und Stein druckereibesitzer haben seit längerer Zeit