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N? 5 PAPIER-ZEITUNG. 83 sonst spröde Papier weicher, biegsamer und giebt ihm mehr Festigkeit. Zum Probireu genügen die zur Bearbeitung von Stroh dienenden Einrichtungen: besonders dafür construirte Einrichtungen werden von vielen Maschinenfabriken geliefert. Die Preise müssen sich natürlich im Anfang nach dem Marktpreis in London (zuletzt JE 7, 10 bis8per Tonne) dem Hauptabsatzort, sowie nach den Frachten von Arzew nach Hamburg richten. Die Herren van Westrum & Co. beabsichtigen, dieselben jeden Monat durch die Papier-Zeitung bekannt zu machen und auch in Hamburg Lager zu halten, sobald sich genügender Be darf einstellt. Am besten wäre es jedpeh, wenn sieh mehrere Fabrikanten zum Ankauf einiger Hundert Tonnen vereinigten und die selben per Segelschiff bezögen. Die genannte Firma ist gerne bereit, Auskunft jeder Art zu ertheilen soweit sie es vermag. Geschäftsumfang beim kaiserlichen Patentamt. Die im „Patentblatt“ veröffentlichte, uns vor liegende Statistik über den Umfang des Ge schäftes beim kaiserlichen Patentamt, für das Kalenderjahr 1879 (nicht das Etatsjahr) enthält eine Reihe interessanter Angaben, von denen wir die wichtigsten herausnehmen und hier wiedergeben. Abgesehen von der Einnahme allein, zeigt sich, dass überall und in jeder Beziehung eine Zunahme wahrnehmbar ist. Dass die Einnahme hinter der Ausgabe zurückgeblieben, ist, wie wir nachher sehen werden, etwas ganz natürliches. Im ganzen sind während der Zeit vom 1. Jan. bis 31. December 1879 6659 Anmeldungen für Patente und Zusatzpatente d. h. 677 mehr als im Vorjahre eingegangen, 210 Patente sind im ganzen Jahre mehr ertheilt und 1656 Patente mehr gelöscht worden. An Einsprüchen gingen 363 mehr ein und Anträge auf Nichtigkeits-Er klärung ergaben ein Mehr von 58. Die Ein nahmen (M. 560 121) und Ausgaben ergeben ein Minus von 52 953 Mk. Diese wenigen Zahlen werden schon genügen, zu zeigen, in welch erfreulicher Weise wir wie der fortgeschritten sind, trotzdem von vielen Seiten, oft auch sogar von Leuten, die mau nicht ohne Weiteres zu den Pessimisten rechnen dürfte, behauptet wurde, wir würden während ! des ersten, vielleicht auch während des zweiten Jahres noch eine Art Patent-Hausse erleben, weil es „Was Neues“ wäre und dann wieder auf eine nur mittelmässige Zahl kommen. Wie es scheint, ist jedoch das Maximum noch nicht erreicht! Dass die Betheiligung des Publicums überall reger geworden ist, zeigt sieh auch bei j den Einsprüchen und Anträgen aufNichtigkeits- erklärungen. Die grösste Zahl der Letzteren wird allerdings von Besitzern bestehender Pa tente eingebracht, da sich Mancher durch ein anderes Patent in seinem eignen beeinträchtigt glaubt. Es ist anzunehmen, dass die meisten Patente, welche grossen Werth haben, künftig hin noch diese Prüfung zu bestehen haben werden, da die Gegner noch diesen letzten Versuch machen, ehe sie sich für besiegt er klären und bezahlen. Eine andere interessante Thatsache findet man beim Vergleich der Beschwerden gegen Zurückweisung von Anmeldungen in den beiden Jahren 78 und 79. Obwohl die Anmeldungen bedeutend zugenommen haben, so sind doch nicht verhältnissmässig mehr Patente ertheilt worden, und es lässt sieh daraus schliessen, dass durch die wachsende Erfahrung und ent sprechende Verschärfung der bei der Prüfung leitenden Gedanken das Verfahren im Allge-, meinen strenger geworden ist. Die Zahl (1817) der gelöschten Patente ist nicht klein. Ein Patent erlischt bekanntlich, wenn die Zahlung der jährlichen Gebühren unterbleibt. .m vorigen Jahre konnte dies bei verhältniss- ' mässig wenig Patenten eintreten, da unser Ge setz erst kurze Zeit besteht und die Zeit, ' innerhalb welcher die Gebühren zu zahlen sind, sich auf drei Monate mehr als ein Jahr er streckt. Die Löschung der Patente ist jedoch an sich noch kein Beweis dafür, dass die betr. ; Erfindungen wenig Werth gehabt; da es viele Gegenstände giebt, die überhaupt im Verkehr keine längere Lebensdauer, als ein Jahr oder nur eine „Saison“ haben, die von der augen blicklicken Nachfrage oder einem Bedürfniss abhängen: trotzdem aber des Patentschutzes be- | dürfen. Viele Patente verfallen auch durch Vernachlässigung der rechtzeitigen Zahlung der । Gebühren. Der grosse Geschäftsumfang hatte natürlich auch grosse Ausgaben zur Folge. Es ist nöthig gewesen, für bedeutend grössere Räumlichkeiten und eine grössere Anzahl von Beamten Sorge zu trageen und auch die Kosten für die verschiedenen Veröffentlichungen des Patentamtes haben mehr Aufwand erfordert. Dass sich in diesem Jahre kein Ueberschuss i aus den Einnahmen ergeben konnte, rührt da von her, dass die vielen kleinen Einnahmen aus | den Patentgebühren an und für sich noch zu gering waren. Mit dem zweiten, dritten, vierten | etc. Jahre des Bestehens steigt bekanntlich auch [ die Gebühr, so dass die Einnahmen dadurch wesentlich zunehmen werden und sich das Verhältniss günstiger gestalten muss. | Das Patent- und Erfindungswesen schlägt immer tiefere Wurzeln und kann nicht verfehlen, durch Wecken des Erfindungsgeistes zum Fort- ' schritt aller Gewerbszweige wesentlich beizu tragen. Es muss auch annerkannt werden, dass sich das Patentgesetz im grossen Ganzen treff lich bewährt; die Mängel welche sich im Laufe der Zeit herrausstellen, werden sich nach ge nügender Prüfungszeit durch künftige Aenderung der einschl. Bestimmungen leicht und ohne wesentliche Umgestaltung beseitigen lassen Amerikanisch. EinPapierfabrikant Rollins aus Minneapolis in Minnesota, schreibt an The Western Paper Trade in solch zutreffend kräftiger Sprache und theilt dabei so werthvolle Erfahrungen mit, dass wir versuchen wollen, den wesentlichen Theil des Briefes möglichst treu auf deutsch wiederzu geben. Er schreibt: Es wäre mir sehr erwünscht, von anderen Fachgenossen darüber zu hören, ob es bei der Fabrikation von Stroh-, Pack- oder Baupapier zweckmässiger ist, Cylindersiebe von No. 45750 oder etwa No. 70 zu verwenden, besonders möchte ich wissen, welche Siebe am längsten rein bleiben, wenn das Stroh unvollkommen gewaschen ist. Nach meiner Erfahrung hat man weniger Beschwerden durch Kalkansatz bei Sieben von No. 60 bis 70 als bei gröberen, denn bei feinen Metalltüchern setzt sich der Kalk aussen an und lässt sich mit Dampf (der durch ein Gummirohr darauf geleitet wird. D. Red.) oder mit verdünnter Säure leicht entfernen. Bei groben Sieben kann der Kalkansatz durch die Maschen dringen und findet zwischen dem Siebe und seiner groben Sieb-Unterlage eine Lagerstätte, von der er schwer abzulösen ist. Um diese Ablagerung nach Möglichkeit zu ver hindern, wendet man an Stelle des mit Löchern versehenen Spritzrohrs ein Rohr an, bei wel chem das Wasser aus einem etwa 1/2 Millimeter weiten Schlitz in geschlossener Masse der gan zen Länge nach strömt — aber trotzdem sam melt sich Kalk an. Es ist allerdings richtig, dass man den Kalk durch Anwendung genü gender Mengen von Säure wegbringen kann, aber Säure wirkt auf ein Cylindersieb wie starker Whisky (Branntwein) auf das Innere des Magens, es müsste mit Platina überzogen sein, um auf die Dauer auszuhalten. Von der Qualität des Kalks hängt es gleichfalls in hohem Grade ab, ob er sich leicht ansetzt oder nicht. Am sichersten werden alle Misstände durch gründliches Auswaschen des Strohes vermieden, denn je mehr Kalk im Papier bleibt, desto mürber und schwächer wird es, — abgesehen von den bei der Fabrikation auftretenden ' Schwierigkeiten. Wer jedoch nicht auf so voll kommene Behandlung des Strohs eingerichtet ist, muss sich helfen, so gut es eben geht, und i hierzu möchte ich die besten Mittel und Wege I kennen lernen. Wenn Jemand eine bessere Methode als meine | eben mitgetheilte hat — wird er sie preisgeben oder das Geheimniss lieber mit sich begraben lassen? Hier sitzt der Haken bei uns allen, wir haben solche Furcht, dass irgend ein armer Narr durch Mittheilung unserer eingebildeten Kenntnisse um einen Pfennig weiser werde! Wozu sind wir denn da, wenn wir uns nicht ! gegenseitig die rauhen Wege etwas ebnen hel- ' fen und den süssen Trost dafür schlürfen, der stets aus dem Bewusstsein unsern Fachgenossen | etwas genützt zu haben, entspringt! Ich bin I überzeugt, dass Hunderte von Werkführern und I Directoren ihre Ansichten und Erfahrungen in den Fachblättern mittheilen würden, wenn sie nicht befürchteten, ihren Fachgenossen damit etwas Werthvolles zu bieten. Künstlicher Leim zur Papier fabrikation. Von Aug. Abadie. Für die Papierfabrikation kann man aus Stärke einen sehr brauchbaren Leim gewinnen. Die Stärke besitzt die Eigenschaft, sehr be deutend aufzuschwellen, wenn sie mit einer heissen Lösung kaustischer Salze behandelt wird. Man erhält dann eine leimartige Masse, die ziemlich transparent, biegsam und elastisch, aber unlöslich in kaltem und schwer löslich in kochendem Wasser ist. Dieses schon seit mehreren Jahren bekannte Verfahren musste aber wieder aufgegeben werden. Jetzt stelle ich jedoch durch Anwendung alkalischer oder neutraler Chlorverbindungen, z. B. Clorcalcium, einen künstlichen Leim her, der dicht und mehr oder weniger hart ist und sich in kaltem Wasser leicht löst; aber ich kann auch eine harte Masse erzeugen, die elastisch, durchscheinend und in heissem Wasser nicht löslich ist. Um die Stärke nach dieser neuen Methode zu behandeln, benutze ich Chlormagnesium, das ich einer Quantität kochenden Wassers, wie es zur Umbildung der Stärke nöthig ist, zusetze. Diese Lösung lässt man einige Zeit stehen, zieht dann die klare Flüssigkeit, die man zur Behandlung der Stärke benutzt, ab und setzt hierauf eine geringe Menge Schwefelsäure hinzu. Von Wichtigkeit ist, dass man nur ganz | reines Wasser zur Benutzung nimmt. Zu der auf angegebene Art vorbereiteten Flüssigkeit setzt man die Stärke und bringt das Ganze zum Kochen. Ungefähr eine Stunde lang wird dies Gemenge auf 90° Wärme unter halten, ist dann flüssig geworden und erhält nun einen Zusatz von geklärtem Kalkwasser, bis es wieder neutral reagirt. Man wiederholt das Kochen noch einmal und erhält nun einen zur Papierfabrikation geeigneten künstlichen Leim. Die Masse lässt sich vorräthig halten, indem man die Flüssigkeit zum Erstarren in Formen bringt, aus denen sie in festem Zustande heraus- I genommen wird, um von Neuem gelöst zu werden, wofern man nicht vorzieht unter Be nutzung von Wärme zu arbeiten. Zur Umwandlung von 100 Kil. Stärke braucht man 100 Kil. Chlormagnesium, 1 Kil. Salzsäure und die zur Lösung der Stärke nöthige Wasser menge. Vorm Einstampfen von Briefschaften aus den Jahren 1850—GG incl. ist durch Ablösung darauf befindlicher Briefmarken ein den Papierwerth überstei gender Erlös zu erzielen und ist Käufer solcher Briefmarken Friedrich Soehnlein jr., Schierstein i. Rheingau. [G465