Volltext Seite (XML)
82 PAPIER-ZEITUNG. N25 und mit Rücksicht auf die fortwährend steigenden Preise aller Rohmaterialien, Kohlen etc., eine ent sprechende Preis-Erhöhung von 15 pCt. auf Stroh- papier und Strohpuppen, 10 bis 15 pCt- auf Pack papiere demnächst eintreten zu lassen. Die Mitglieder der für Strohpapier und Stroh pappen einerseits und für Packpapiere anderseits gewählten Commissionen werden es sich angelegen | sein lassen, durch Circulaire, Zeitungen etc. für die Sache zu agitiren und in Kurzem zu diesem Zwecke eine Versammlung an einem noch zu be stimmenden Orte (siehe oben: Hamm) anberau men, an der sich zu betheiligen auch die Firmen unserer Branche der den obigen benachbarten Pro- ! vinzen ersucht weiden. Jeder Fabrikant und Grossist wird gebeten, die Agitation zu unterstützen durch Mittheilung der vorstehenden Resolution an seine Kunden resp. Consumenten. Der Vorsitzende der vereinigten Commissionen, Carl Eichhorn. Schreibheft - Liniaturen. Der Schutzverein für den Papier- und Schreibwaaren-Handel fasst bekanntlich seine Thätigkeit weit ausgedehnt in’s Auge. Der nächstliegendste und wichtigste Zweck ist die Säuberung des Papiermarktes von schlechten Zahlern; in Kurzem schon dürfte der erste Erfolg dieses zeitgemässen, aner- kennenswerthen Strebens zu verzeichnen sein! Fernere Zwecke des Vereins müssen zunächst da gesucht werden, wo ein Erfolg, wenn nicht verbürgt, so doch wahrschein lich erscheint, und sollten sich alle dies bezüglichen Vorschläge auf das Erreich barste richten. Diese werden wir stets gern veröffentlichen und zur allseitigen Beleuchtung fachlicher Fragen nach Mög-. lichkeit beitragen. Heute wollen wir einen Uebelstand des Schreibheft-Geschäftes erwähnen — den der Liniaturen. Wie bereits in voriger Nummer bemerkt, herrscht betreffs der Liniaturarten in unserm lieben Vaterlande eine Verschie denheit — um nicht zu sagen Verwirrung — für welche jede begründete Ursache fehlt Man sollte meinen, dass mit den Bezeich nungen deutsch, latein, deutsch-latein, Bechen heft, .. . einfache Linien und der Angabe ob quer- oder hochquart, mit weissem, rothem, oder ohne Band genug geschähe, um eine Liniatur genau zu bestellen. Weit gefehlt! Jedes Lehrercollegium hat möglichst eine besondere Liniatur festgestellt, nach der sich die Schüler beim Einkauf der Hefte zu richten haben (so ist z. B. für Lübeck ' zum Theil eine ganz besondere Liniatur eingeführt); die Schreibheft - Fabrikanten sollen alle die verschiedenen Arten vorräthig halten und der Papier-Grosshändler, welcher liniirte Schulbuch-Papiere zu liefern hat, wird sich stets erst ein Anhalts-Schema: ausbitten müssen. Solcher Zerfahrenheit könnte im Interesse unserer Geschäftszweige wohl gesteuert wer den, ohne dass irgend Jemand Schaden er litte. Wir meinen, dass der Schutzverein für den Papier- und Schreibwaaren-Handel sich das nöthige Material verschaffen und auf Grund desselben eine Petition um Nor-: malbestimmungen für Schreibheft-Liniaturen ! zuvörderst an den preussischen Kultus- Minister einreichen solle. Angenehm wird es uns sein, die Meinung der betheiligten Kreise über diesen Vor schlag zu hören. Aus Frankfurt am Main. 12. Januar 1880. Das Alte stürzt — es ändern sich die Zeiten, Kein neues Leben — blüht aus den Ruinen. „E‘ biss’l auffrischen“ mochte wohl vor etwa 2 Jahren die hiesige Handlung .1. gedacht haben, als sie ihren Gläubigern das Anerbieten machte, nur ca. 20% zu zahlen, und wirklich ist es gelungen, das nette Geschäft auf gütlichem Wege zu machen.'— Sind auch inzwischen manche andere Firmen diesem Beispiele gefolgt, wovon die eine gar nichts bezahlte, die andere noch weniger als 20% mit dem »Tröste“, dem Fabri kanten den Schaden durch spätere Aufträge — die ja die Fabrikanten sofort wieder aufnehmen — zu entschädigen. Heute sieht sieh die oben erwähnte Firma J. laut Circ. v. 10. ds. wieder in der Lage, ihren Gläubigern nur 20% zahlen zu können und erfreut die Lieferanten mit fol gender Aufstellung: Activa. Lager « 14,000. Ausstände (??) . . . . M. 300. 500. 14,800. Passiva. a. Miethe M. 2,500. gepfändete Waaren und Salaire M 1,200. b. Waaren, Darlehn und Wechsel-Schulden . . M 38,310. c. Schulden an Private . X 44,336. JC 86,346. Dann heisst es in dem Schreiben weiter: „Diese Zahlen beweisen etc.“ — Ja wohl, diese Zahlen beweisen, wie gewirth .schäftet wurde: so ist z. B. bei einem hiesigen Vor- und Rück kaufsgeschäft ein Posten Packpapier laut Fac- turenwerth ca. M 700 für ca. M. 350 verpfändet. Ueber den Ausgang dieses Vorfalls oder’ viel mehr „Rückfalls“ werde ich später berichten. Weitere Mittheilungen über die hiesigen Ge schäftsverhältnisse, besonders über das Agentur wesen, werde ich demnächst folgen lassen. Nachschrift. 18. Januar 1880. Laut gerichtlicher Bekanntmachung vom 16. ds. ist über die Firma S. Jgersheim hier das Concurs -Verfahren eröffnet. Concurs - Forde rungen sind bis zum 10. k. Mts. anzumelden. — Die Bestellung eines Gläubigerausschusses erfolgt am 13. Februar und Prüfung der an gemeldeten Forderungen am 1. März. Die Firma Jacob (leiger dahier ist am 31. Dec. v. J. erloschen. Spielkarten mit runden Ecken. Wir verdanken einem Abonnenten fol gende Zuschrift: Ich nehme mir die Freiheit, Sie auf einen Widerspruch aufmerksam zu machen, der sich in dem Artikel über englische Spielkarten Ihrer heutigen Nummer der Papier-Zeitung findet! Sie machen darauf aufmerksam, dass die Good- all’schen Spielkarten entgegen den deutschen, auf Karlen mit abgerundeten Ecken, auch die darauf gedruckten Bilder resp. Zeichen mit einem dem äusseren rundeckigen Schnitt entsprechenden rund eckigen Rande umgeben, wogegen zu fehlen aller dings geschmacklos ist! Die dem Artikel beige gebene Zeichnung zeigt aber deutlich einen rund eckigen Schnitt der Karte, und einen viereckigen Rand. Da der Holzschnitt wohl nach Photo graphien angefertigt ist, lässt sich annehmen, dass die englischen Karten den von Ihnen erwähnten Vorzug entweder nicht haben, oder dass Ihnen die Sünde des Xylographen entgangen ist! V. — Wir finden bei nachträglicher Prüfung der Goodall’schen Karten, dass unser Lob betreffs runder Ecken nur den Zeichnungen auf dem Rücken der Karten gelten durfte, dass dagegen die Einfassung der Bilder auch hier bei runden Ecken scharfkantig ist. Wir bekennen, nicht scharf genug be obachtet und zum Theil unverdientes Lob gespendet zu haben, hoffen aber durch unsere Bemerkungen dazu beizutragen, dass die Zeichnungen unserer Spielkarten künf tighin mehr in Einklang mit deren äusseren Form gebracht werden. D. Red. Alfa. — Algierisches Espartogras. Die Herren S. van Westruin & Co. in Suden- \ hurg-Magdeburg, auf deren Anzeige in diesen Spalten wir verweisen, theilen uns mit, dass die Compagnie Franco-Algerienne ihnen die । alleinige Vertretung für Deutschland übertra gen hat. Es scheint uns bei der jetzigen [Steigerung der Hadernpreise geboten, wieder- । holt auf die Alfa hinzuweisen, und wir benutzen [ dazu gerne die uns von der genannten Firma gegebenen Notizen. Ueber die Bedeutung der Compagnie Franco- Algerienne haben wir bei Gelegenheit der Pariser Ausstellung in No. 48 des Jahrgangs 1878 und auch später berichtet. Dieser Ge sellschaft ist in Algier ein mit Alfa be wachsenes Gebiet von 300000 Hektaren (etwa 1200000 Morgen) zur Ausbeutung überlassen, und sie verfügt über ein Kapital von 20 Mil lionen Francs. Sie hat eine Eisenbahn von 215 Kilometer Länge bauen lassen, um die Alfa von den Hochebenen nach dem Meere I zu befördern und baut den Endpunkt Arzew zu einem der besten Häfen des Mittelländischen Meeres aus. Bis jetzt musste Alles auf den Rücken von Eseln oder auf den Köpfen Ein geborener getragen werden, und vermindert die Eisenbahn somit die Transportkosten sehr be deutend. Da die Zeiten für die Ernte genau vorgeschrieben sind und diese künftig unter Aufsicht von Europäern yorgenommen wird, so kommt keine unreife oder verfaulte Waare mehr zur Versendung, und ebenso wenig wird man im Innern der Ballen Steine oder Ueber- reste von Thieren finden, wie sie in der aus Tunis und.Marocco bezogenen Alfa vorgekommen sind. Auch wird es der Gesellschaft möglich sein, stets dieselbe Waare zu liefern. Sie hat durch Aufstellung starker hydraulischer Pressen dafür gesorgt, dass die Alfa auf 700 Kg. pro Cubikmeter zusammengepresst und in Ballen von 200 Kg. gebracht wird, so dass sich die Kosten des Seetransports auf ein Minimum er- mässigen. Alle diese Umstände in Verbindung mit einer jährlichen Production von 150000 Tonnen lassen die Gesellschaft als leistungs fähig erscheinen. Bisher lag der Handel mit Esparto und Alfa ganz in englischen Händen, und der Verbrauch Grossbrittaniens bezifferte sich jährlich auf gegen 200000 Tons. Dieser Verwendung von Alfa in grossem Maasstabe an Stelle der bei uns benützten Ersatzstoffe, Holz und Stroh, verdankt England ohne Zweifel zum Theil die bessere Durchschnittsqualität seiner Papiere. Das spanische Espartogras wie die afrikanische Alfa ergeben 40 bis 50 Procent Papierfasern, während Stroh nur 30 bis 40 und Holz noch weniger liefert. Zieht mau ausserdem die bessere Qualität der Esparto- und Alfafaser in Betracht, so erscheint der höhere Markt preis dieser Rohstoffe völlig gerechtfertigt. So lange die Alfa allerdings über London bezogen werden musste und Lumpen sehr billig waren, hatten unsere Fabrikanten keine Veranlassung, sich damit zu befassen: jetzt aber, wodirecter anhaltender Bezug möglich ist, wo Lumpen für schweres Geld kaum zu haben sind, dürften Versuche damit lohnend ausfallen. Die Alfa-Faser ist feiner und länger (1/100 Millimeter Durchmesser und 1 bis 5 mm. Länge) und verfilzt sich besser als Stroh- oder Holz faser, weil sie sich zu Spiralen windet. Alfa soll mit geringem Lumpenzusatz besseres Pa pier ergeben, als Stroh mit mehr Lumpen; wenn man sie mit Stroh mischt, macht sie das