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72 No 4 PAPIER-ZEITUNG. Das Färben des Papierstoffes. Von Julius Erfurt, Papierfabriks-Director. Fortsetzung aus No. 2. a. Rothfärbende Körper. 1. Kothhölzer (Cäsalpinien). Wie bereits erwähnt, eignet sich der Alaun zum Beizen sauer reagirender Farbstoffe. Zu diesen gehören die meisten adjectiven Pflanzenpigmente. Ein solches ist der Farbkörper der Cäsalpinien (Rothhölzer): Die „Brasilensäure." 3 Gew.-Th. Alaun fällen den Farberzeuger von 10 Gew.-Th. Rothholz. Die mit diesem Farbstoff hergestellten Farben sind nicht vollkommen lichtächt, zeichnen sich auch nicht durch besondere Schönheit aus. Das farbstoffreichste Rothholz ist das von Pernambuco eingeführte. Die gelbröthlichen Scheite sind 1,25—1,4 m. lang, glatt, schwer und mit eingebrannten Buchstaben versehen. Beinahe von gleicher Güte sind Bimas- und Japan-Rothholz. Die Stücke sind theilweise mit weisslicher Rinde überzogen. Bimas- und Costarika-Rothholz, welches in 1,88 — 2,19 in. langen und sehr dicken Klötzen in den Handel kommt, liefern einen Farbstoff, welcher an Reinheit den vorgenannten etwas nachstellt. Für Darstellung von Rosa- und Carmoisinfarben eignen sich daher Fernambuk-, Bimas- oder Japan - Rothholz, während zum Abtönen rothbrauner Farben Lima- oder Costarika-Rothholz verwendet wird. Um Rothholz auf seine Ergiebigkeit zu prüfen, bediene man sich folgenden Verfahrens: Von den zu prüfenden Sorten feile man mit der Raspel eine ganz gleiche Gewichtsmenge ab und koche jedes für sich mit genau gleich abgemessenen Mengen Wassers. In jeder Abkochung verbleibt ein Streifen weissen Papier 1/2 Stunde lang. Der nach dem Trocknen am dunkelsten gefärbte Streifen kennzeichnet das farbstoffreichste Holz. Während der Blauholz-Extract die Verwendung des rohen Blauholzes längst entbehrlich gemacht hat, ist dies seitens des Rothholz-Extractes nicht der Fall, da letzterer den gehegten Er wartungen nicht entsprochen hat. Für das Ausziehen des Rothholzfarbenkörpers, wie überhaupt aller Farbhölzer, ist reines, weiches Wasser erforderlich. Hartes Wasser enthält fast immer Kalkverbindungen, welche die Reinheit der Farbe beeinflussen und dem vollständigen Ausziehen hinder lich sind. Um deu Auszug des Farberzeugers möglichst ergiebig zu gestalten, ist es vortheilhaft, die geraspelten oder fein gespänten Farbhölzer vor dem Kochen 24—48 Stunden lang in reinem Fluss wasser einzu weichen. Die Mehrausbeute an Farbstoff (8—10°) macht diese kleine Mühe reichlich bezahlt. Das derart vorbereitete Rothholz wird 1 Stunde lang gelinde mit Dampf gekocht und dies noch .drei bis viermal mit frischem Wasser wiederholt, bis dem Holze aller Farbstoff entzogen ist. Für die erste Abkochung sind 40 Liter Wasser, für die zweite 30 Liter per Ko. Rothholz genügend. Die Abkochungen werden zusammengegossen, filtrirt und in einem Bottig einige Tage der Ruhe überlassen. Es bildet sich ein Bodensatz, welcher zum Färben von Packpapier benutzt werden kann. Nach dem beschriebenen Verfahren hergestellte Auszüge liefern die schönsten Brasilein-Farben. — Das Brasilein im reinen Zustande bildet gelbe sexagonale Krystalle. (C44H20014+3HO.) Im Handel kommen unter der Bezeichnung „Roth-Lack“ oder „Laque ii Ja Cochenille“ Rothholz-Präparate vor, welche in der Papierfabrikation vielfach Verwendung finden. Sie werden in folgender Weise dargestellt : Der in wässeriger Lösung befindliche Farbstoff des Rothholzes wird durch chromsaure Kali-Auflösung niedergeschlagen, abfiltrirt, mit Ammonium-Zinnchlorid gelöst und schliesslich mit Schwefelsäure versetzt. Vor dem Ausfärben lässt mau den gebeizten Stoff 1/4 Stunde lang rotiren. Sobald die Masse gleichmässig gefärbt ist, wird durch Zusatz von Soda oder Pottasche carminirt und zwar in dem Verhältniss von 12 % zur angewandten Menge Farbholz. Die mit Alaun und Fernambuck hergestellten Rosa- und Carmoisin-Farben entsprechen den aus ordinärem Fuchsin ent stehenden, sind jedoch widerstandsfähiger als die aus Rosaanilin. Um der Farbe einen gelblichen Ton zu geben, muss mit einer Abkochung von Quercitron oder Curcuma gestuft werden. ' Querciton. Der unter der Bezeichnung Quercitron im Handel vor- kommendeFarbstoff ist die gemahlene Rinde der in Nordamerika wach senden schwarzen Eiche. (Quercus tintoria.) Guter Quercitron ist von rostgelber Farbe, herbem Geschmack und Niesen erregendem Geruch. DerFarbstoff des Quercitron: Das „Quercitrin“ (C36H19O21) ist ein Glucosid, welches im isolirten Zustande Krystalle von glänzend weisser Farbe bildet. Es ist der Hauptbestaudtheil des Quercitronextractes und des braunen Flavin-Pulvers. Bezüglich der Eigenschaften des ersteren gilt das über Rothholzextract Gesagte. Die verdickte, wässerige Abkochung liefert den Farbstoff nicht so rein, als der unmittelbar zum Färben benutzte wässerige Auszug der Rinde, welche, in einen Sack gebunden, zweimal mit hinreichend Wasser ausgekocht wird. Um den im Quercitron- Extract enthaltenen Gerbstoff zu binden, wird die Flotte mit einer schwachen Lösung von Cölner Leim versetzt, wodurch reinere Farbentöne erhalten werden. Flavin ist gewissermaassen ein verbesserter Quercitronextract, da es dessen Nachtheile nicht besitzt. Sein Färbevermögen ist gegen 15 mal stärker als das der Quercitronrinde. Es löst sich in kochendem Wasser; die Abkochung muss jedoch sofort filtrirt und zum Ausfärben benutzt werden, da sich bei längerem Stehen der Flotte ein unlöslicher Bodensatz bildet. Zum Gelbstechen rother Farbe kann das Flavin benutzt werden, wenn solche auf mit Thonerdesalzen oder Zinnpräparaten gebeiztem Stoff gebildet wurde. Flavin ist ein alkalischer Auszug der von ihrem Gerbstoff isolirten Quercitronrinde. Durch Kochen mit wenig überschüssiger Schwefelsäure wird der Farbstoff niedergeschlagen. Curcuma. Der Farbkörper der Curcuma: Das „Curcumin" (C20H1000) ist zwar gleich dem Quercitron nicht vollkommen licht ächt, jedoch durchaus säurebeständig. Die Curcuma ist eine Wurzelart von ca. 78 mm. Länge, im Aeusseren sandfarbig, bei guten Qualitäten im Innern gelb- roth, bei geringeren chamois-orange. Die beste Sorte ist die chinesische, welche sich durch ihren eigenthümlich widerlichen Geruch leicht kennzeichnet. Der ge mahlenen Curcuma wird ihr Farbstoff durch Auskochen im Wasser entzogen. 2. Cochenille. Durch Schönheit und Beständigkeit gleich ausgezeichnete, rosen- und hochrothe Töne bildet die carminsaure Thonerde. Auf den mit Alaun oder schwefelsaurer Thonerde gebeizten Stoff geht der Farbstoff der Cochenille leicht auf. Das zu be obachtende Mengenverhältniss ist: 2 Gew.-Th.Alaun aut 1 Gew.-Th. Zaccatille- oder Honduras-Cochenille resp. 5 Gew.-Th. schwefel saure Thonerde auf 2 Gew.-Th. Cochenille. Gelangen hingegen Teneriffa- oder Java-Cochenille zur Anwendung, so muss die Cochenille-Abkochung verstärkt werden, da 3 kg. der ersteren das Färbevermögen von 4 kg. der letzteren besitzen. Die Cochenille (eine in Mittel-Amerika heimische Insektenart) ist von grauer oder röthlicher Farbe. Die grosskörnigen grauen Sorten sind die besseren. Die Cochenille wird behufs Vermehrung ihres Gewichtes mit gemahlenem Speckstein verfälscht. Man erkennt solche gering- werthige Waare beim Angriff an ihrem fettglatten Aeusseren. Die zart gemahlene Cochenille wird mit hinreichend Wasser dreimal 1/2 Stunde lang ausgekocht. Alle drei Abkochungen werden zusammengegossen. Die filtrirte Brühe wird mit etwas Oxalsäure in Lösung versetzt (ca. 3 — 5% auf die verbrauchte Gewichtsmenge Cochenille). Die Oxalsäure kann auch erst nach dem Ausfärben zugetheilt werden. Sie wird im Handel häufig als Zuckersäure bezeichnet, da sie durch Kochen von 1 'Theil Zucker in 6 Th. Salpetersäure von 1,3 spec. Gewicht dargestellt wird. Von der ihr anhaftenden Salpetersäure wird sie durch nochmaliges Kochen in Wasser befreit, in welchem sie sich beim Erkalten in monoklinometrischen Krystallen (C203H—-03) ab scheidet. Die Oxalsäure löst sich bei gewöhnlicher Temperatur in 9 Th. Wasser, bedarf aber nur 4 Th. kochendes Wasser. Sie ist giftig und muss in dicht verschlossenen Gefässen, in nicht zu trockenen Räumen, gelagert werden. Die aus Cochenille hergestellten Farben werden unter dem Einfluss von Alkalien blaustichig. Da die ungebundene Harzseife alkalisch reagirt, so ist Alaun im Ueberschuss anzuwenden, wo durch die ursprüngliche Farbe wieder hergestellt wird. Noch vollkommener wird dieser Zweck erreicht, wenn der Stoff gleich zeitig erwärmt werden kann. Wünscht man ein bläuliches Roth, so lässt sich solches mit Soda leicht darstellen. Fortsetzung folgt