Volltext Seite (XML)
260 PAPIER -ZEITUNG. N? 13 Das Färben des Papierstoffes. Von Julius Erfurt^ Papierfabriks - Director. Fortsetzung aus No. 12. Rosa und Roth aus Rothholz. 50 Ko. Stoff werden mit: 1800 gr. chemisch reinem Zinnsalz, 150 gr. Schwefelsäure gebeizt und 1/2 Stunde später mit Japan-Rothholzabkochung getont. Für dunklere Stufen ist entsprechend mehr Beiz- und Farb-Stoff erforderlich. Die Farbe ist unbeständig und fällt nur bei ganz gleichmässig gemahlenem Stoffe geschlossen aus. Vor dem Leimen wird dem Stoffe ein wenig Schlemmkreide zugesetzt. Violettbraun aus Blauholzextract. Der per 50 Ko. mit 11/2 Ko. Zinnsalz gebeizte Stoff wird mit Blauholzextractlösung aufgesetzt. Nach dem Ausfarben wird schwach angesäuert, vor der Leimung mit Kreide abgestumpft. Die Farbe ist nur für dunkle Töne an sprechend. c. Zinnsalz mit Salzsäure wird als Beizbad für die Befestigung des Sandelholzpigmentes | augewendet: Sandelroth. 4 Ko. Zinnsalz werden mit 800 gr. Salzsäure in | 40 Ko. Wasser gelöst und die Mischung soweit verdünnt, dass sie 5° B. wiegt. Gebeizt wird bei einer Temperatur von 35 bis 40° R. Vorstehender Ansatz genügt auf 16 Ko. gemahlenes Sandelholz, welches, nachdem ein wässeriger Auszug durch halb stündiges Kochen in reinem Wasser hergestellt wurde, 20 Minuten nach der Anbeize dem Stoffe zugesellt wird. Die Farbe ist trübe und für geleimte Papiere nicht geeignet. Sandelholz. Sandel- oder Caliaturholz kommt im Handel in äusserlich schwarzrothen, innen fast blutrothen Kloben vor. Gutes Caliaturholz enthält ca. 17% färbendes Pigment. Der isolirte Farbstoff, das Sandalin, ist zu den Farbsäuren zu zählen, da es durch salzfähige Basen auf der Faser gefällt wird. d. Zinnsalz und Oxalsäure finden in Verbindung mit Cochenille Anwendung. Die Zersetzung des Zinnsalzes durch Oxalsäure findet auf der Faser in ähnlicher Weise wie durch Schwefelsäure statt. Es bildet sich oxalsaures Zinnoxydul, welches weiter oxydirt, als Zinnoxyd der Faser ein verleibt wird, und aus dem wässerigen Auszug der Cochenille carminsaures Zinnoxyd niederschlägt. Die Oxalsäure tritt als reagirendes Agens auf, da unter der Einwirkung derselben dem ursprünglichen Roth der Cochenille ein gelblicher Stich ertheilt wird. Scharlach aus Cochenille. Es wird ohne Beize vorgefärbt mit: 2 Th. Orleans, 1 Th. Pottasche, gebeizt mit: 1/2 Th. Oxalsäure auf 3 Th. Cochenille, geschönt mit: 2 Th. Zinnsalz und 120 gr. Salzsäure. Es muss unter erhöhter Temperatur ausgefärbt werden, da die Wirkung der Oxalsäure auf kaltem Wege nur unvollkommen zur Geltung gelangt. e. Zinnsalz und Alann. Die Zusammenstellung von Zinnsalz mit Alaun und sauren Thonerden liefert für die Vorbereitung des Stoffes weit bessere Ergebnisse. Auf Grund derselben entstehen dicht geschlossene, I vollkommen gleichmässige Farben. Das Thonerdemittel muss | der schönenden oder schattirenden Beize vorangehen, da das Be- ' leben der Farbe nach dem Ausfärben erfolgt. Die Wirkung des Alauns auf der Faser wurde bereits klar | gelegt: Es entsteht auf derselben eine basische Verbindung von Thonerde und Schwefelsäure, die mit dem Farbstoffe des Blau holzes haemateinsaure, mit den Cäsalpinien brasileinsaure Thon- | erde etc. bildet. Aus dem belebenden Hülfsmittel, in vorliegen- ' dem Falle, dem Zinnsalz, bildet sich Zinnoxyd, das thatsächlich ein stärkeres Vermögen besitzt, sich der Zelle mechanisch ein zuverleiben, als Alaun oder saure Thonerden. Es ist daher nicht unmöglich, dass das Zinnoxyd die Thonerde aus der gefärbten Verbindung verdrängt, wahrscheinlicher jedoch die Annahme, dass es mit der Thonerde und dem Farbstoffe eine unlösliche Doppelverbindung eingehe. Der Farbenton wird lebhafter als auf Thonerdebeize, ohne in der Schattirung wesentlich geändert zu werden. In den meisten Fällen wird daher für adjective Pflanzen pigmente die Thonerde-Zinnoxydbeize der unbelebten Thonerde beize vorzuziehen sein. Anders gestaltet sich das Verhalten dieser Doppelbeize gegenüber der unvermittelten Zinnoxyd-Mordamisi- I rung: Unter dem Einflüsse der Thonerde wird das Scharlach in I Carmoisin, also Gelbroth in Blauroth, sowie Goldgelb (aus Quer- citron) in Strohgelb übergeführt. Für reine Scharlachtöne ist da her Thonerde in keinem Falle der geeignete Zwischenträger. Roth aus Rothholz mit Gelbaufsatz. Gebeizt wird mit: 6 Th. Alaun. Unter erhöhter Temperatur angefärbt mit: 28 Th. Fernambuk und 5 Th. Quercitron. Schliesslich wird mit 6 Th. Zinnsalz geschönt. Feuriger und echter, aber auch wesentlich kostspieliger ge staltet sich die Farbe in folgender Weise: Kirschroth mit Orlean, Rothholz und Quercitron. Substantiv vorgefärbt mit: 2 Th. Orlean, 3 Th. kryst. Soda. Es wird langsam erhitzt. 1/4 Stunde später gebeizt mit: 4 Th. Alaun, 3 Th. Zinnsalz. Für das Oxydiren der Salze ist unter erhöhter Temperatur ein Zeitraum von 10 Minuten genügend. Schliesslich wird mit: 23 Th. Rothholz, 3 Th. Quercitron ausgefärbt. Rosa mit Ammoniak-Cochenille. Vorgebeizt mit 4 Th. Alaun. Farbe: 10Th. ammoniakalische Cochenille werden in lOLitern warmen Wasser aufgelöst, 5 Minuten lang gekocht und unter Zusatz von 80 gr. Weinsteinsäure ausgefärbt. Geschönt wird mit: 3 Th. Zinnsalz, welches in der Auflösung mit 1 Th. Salz säure geklärt wurde. Bereitung der Ammoniak-Cochenille. Ein bewährtes Verfahren ist folgendes: In einem glasirten Steingefäss werden 20 Ko. gepulverte Zacatille- oder Honduras-Cochenille langsam unter beständigem Umrühren mit 60 Ko. Salmiakgeist von 66% versetzt. Hierauf bringt man das luftdicht verschlosseue Gefäss in einem Raume, (z. B. über den Dampfkesseln,) unter, wo es einer gleichmässig warmen Temperatur mehrere Tage lang ausgesetzt bleibt, bis sich die Flüssigkeit verdickt hat. Durch längeres Aufbewahren gewinnt die ammoniakalische Cochenille an Güte. Selbstverständ lich muss die wässerige Auflösung filtrirt werden. Strohgelb. 1750 gr. Alaun, 20 Ko. Quercitron, 750 gr. Zinn salz. Orangirt wird mit Rothholzabkochung, tonirt mit Curcuma, ausgefärbt unter erhöhter Temperatur. Braun, wie vorstehend vorgefärbt; getont mit 13 Ko. Lima holz, 1800 gr. Blauholzextract, schliesslich 250 gr. Zinnsalz. Die Alaunbeize muss etwas verstärkt werden. Violett. 1750 gr. Alaun, 1700 gr. Blauholzextract, 250 gr. Zinnsalz, 4 Ko. Fernambuk. f. Zinnsalz und Schwefelsäure Thonerde. Die Anwendung dieser Zusammenstellung findet in gleicher Weise und zu gleichem Zwecke statt, wie Alaun und Zinnsalz; die Beize kann, dem Gehalt an Thonerde entsprechend, verringert werden g. Zinnsalz und essigsaure Thonerde dienen ausschliesslich für die Behandlung des Stoffes zu Gelb tönen aus Wau oder Quercitron, Der Zeug wird mit soviel essig saurer Thonerde getränkt, dass die Flüssigkeit 2° B. wiegt. Die Farbflotte wird unter erhöhter Temperatur einfiltrirt und durch Zusatz von 120 gr. Zinnsalz gefeuert. h. Zinnsalz, schwefelsaure Thonerde und Weinstein. Die Weinsäure Cs H 012 ist eine stickstofffreie, organische, zweibasische Säure, d. h. sie sättigt in einem Molekül 2 Aequ. Basis. Sie wird aus dem natürlichen Weinstein dargestellt, wel cher zum grössten Theil doppelt-weinsaures Kali neben wein saurem Kalk enthält. Die Weinsäure verbindet sich mit Basen zu neutralen und doppelt-sauren Salzen. Das doppelt-weinsaure Kali (Weinstein) KO. HO. Cs Hs 01 besitzt als Beizsalz einige Bedeutung. Es wird bei Darstellung der Weinsäure aus rohem Weinstein gewonnen. Kommt schwefelsaure Thonerde mit doppelt weinsaurem Kali auf der Faser zusammen, so tritt unter Ein wirkung der Schwefelsäure des Thonerdesalzes zunächst eine Zer setzung ein, aus welcher schwefelsaures Kali und basisch schwefel saure Thonerde hervorgehen, während Weinsteinsäure frei wird. In der bereits mehrfach erörterten Weise schlägt sich auf der Faser Thonerdehydrat und wahrscheinlich auch Kaliumoxyd nie der, welches als starke Basis das Aufgehen der Farbstoffe be schleunigt. Die ungebundene Säure unterstützt, wie schon klar gelegt, die Bildung von Zinnoxyd aus der Belebungsbeize mit