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250 PAPIER-ZEITUNG. N? 13 Handel der Lehrer mit Lernmitteln. Aus Baden 14. März 1880. Ihr geschätztes Blatt ist, soviel ich seit dem Abonnement und dessen regelmässigem Empfang gesehen habe, stets bereit die Interessen des Pa pierhandels zu wahren und zur Beseitigung von Missverständen zu wirken, in welcher Form sich dieselben auch zeigen mögen. In gebe mich desshalb der festen Hoffnung hin, dass auch mein heutiger Nothschrei nicht ungehört verhallen möge. Es ist nämlich eine der grössten Unsitten, welche sich wie es scheint allenthalben eingebürgert hat, dass Gewerbe- und Zeichenlehrer einen törmlichen Handel mit Zeichenmaterialien betreiben und da durch namentlich an kleinere Plätzen den Kauf mann, welcher die gleichen Artikel führt, aufs empfindlichste schädigen, abgesehen davon, dass ein solcher ohne Besteuerung betriebener Handel der Würde eines Lehrers durchaus nicht ange messen erscheint, ist dies geschäftlich genommen eine Conkurrenz, welcher zu begegnen absolut un möglich ist. Handelt der Lehrer mit Bedürfnissen für Schüler so ist es selbstverständlich, dass diese sich ver pflichtet fühlen, ihre Bedürfnisse bei dem Lehrer zu decken, um sich dessen Gunst zu erwerben. Am hiesigen Platze existirt dieser Missstand im höchsten Grade, wesshalb ich mich auch veran lasst sah gegen den betr. Lehrer bei seiner vorge setzten BehördeBeschwerde zu erheben — eine Ant wort ist mir jedoch bis heute nicht geworden. Ich gehe nun von der Ansicht aus, dass noch viele meiner Collegen unter derartigen Amtsmiss bräuchen leiden und gewiss keine Opfer scheuen würden, um diese Sache mit einem Male zu be seitigen. Ich erlaube mir desshalb die verehrte Redaktion zu bitten, Ihren ganzen Einfluss dafür aufzubieten, dass, wenn möglich durch Verordnung der resp. Oherschulbehörde dem Lehrer der Han del mit mehrgenannten Artikeln ein für allemal aufs Strengste untersagt wird. Den Dank vieler I [underte von Geschäftsleuten wird sich verehrliche Redaktion gewiss im vollsten Maasse verdienen. H. Ausstellung der Papier- und Druck- Industrie in London Vom 5. bis 10. Juli d. J. soll in The Agricultural Hall, London*eine Ausstellung von Maschinen, Rohstoffen und Waaren der Papierfabrikation, des Buchdrucks, der Litho graphie, der Buchbinderei und aller zum Papierfach gehörigen Schreib- und Kurz- waaren abgehalten werden. Die Ausstellung soll nur geschäftlicher Natur sein, Preise werden nicht ertheilt. Der Eintrittspreis ist für den ersten Tag auf 21/3, für die folgenden Tage auf 1 Shilling festgesetzt, Leute vom Fach, die in den ausgestellten Gegenständen Geschäfte mach en, haben freien Eintritt. Aus einem Artikel über die Ausstellung in The British & Colonial Printer & Stationer schliessen wir, dass die Ausstellung eine britisch nationale, aber keine internationale sein soll, dass also continentale Fabrikanten als Aussteller nicht zugelassen werden. So bald wir Bestimmtes hierüber hören, werden wir es mittheilen. Der Ausstellungsraum kostet bei 8 Fuss Tiefe per laufender Fuss Front 71/2 shlg, bei 16 Fuss Tiefe per laufender Fuss Front 121/2 shl. etc. Der etwaige Netto-Ertrag wird mehreren genau angegebenen britischen Wohlthätig- keits-Anstalten überwiesen. Die Ausstellung steht „Under the Patro nage“ (unter dem Protektorat) des Lord- Mayor (Bürgermeister) von London, Dublin, Edinburgh und Glasgow, des Verlegers der ! The Times, John Walter und anderer erster I Häuser des Papier- und Druckfaches, die Adresse des Geschäftsführers ist Robert j Dale Agricultural Hall, London N. Nach einer Bemerkung des Br. & Col. I Pr. & St. hat die in Berlin 1878 abgehaltene ' । erste Ausstellung dieser Art gezeigt, wie ' grosses Interesse Industrie sowohl wie j Publikum für eine solche Ausstellung haben | und dadurch den Anstoss zu dem neuen Unternehmen gegeben. Das Audiphon, eine Anwendung der Pappe zur Leitung des Schalls. Gegen Ende vorigen Jahres erfand ein Ame rikaner, R. G. Rhodes in Chicago, einen Appa-1 rat, den er „Audiphon“ nannte: er stellte mit ihm sofort eine Menge überraschender Versuche an und legte seine grosse Brauchbarkeit zur Uebertragung des Schalls dar. Der Apparat ist aus Hartgummi hergestellt und von sehr einfacher Construction. Im Wesent lichen bildet er ein schaalenförmiges Gefäss, das mit einem Stiel oder Handgriff versehen ist. Ueber die Höhlung gehen zwei Schnüre, die am Handgriff befestigt sind und straff aufgezogen werden. Wir sagten, dass das Gefäss schaalen- förmig sei, doch bezieht sich dies nur auf die ungefähre Form: dort wo der Stiel befestigt I ist, ist die Schaale nämlich gerade, läuft von da schaufelartig aus und ist nur auf der vierten Seite durch einen Bogen abgeschlossen. Dem Bogen gegenüber steht also der Handgriff und die am Handgriff befestigten Schnüre gehen über die Höhlung der Schaale nach diesem Bogen. Beim Gebrauch nimmt man das „Audi phon“ wie einen Fächer in die Hand und hält (die Seite, auf der sich die beiden Schnüre befinden, gegen sich gewendet) die äusserste Kante, an der die Schnüre festgemacht sind, an die vorderen Zähne im Oberkiefer. Man ist nun im Stande, mittelst dieses Apparates die Schallwellen direkt durch die Zähne und Kiefer nach dem Gehirn zu leiten, ohne dass die na türlichen Gehörwerkzeuge, das Ohr, gebraucht werden. Schwerhörige Personen sind im Stande, sofort deutlich zu vernehmen, was gesprochen wird. Ja sogar Taubstumme, wenigstens solche, die für Schallwellen nicht völlig unempfänglich sind, können mit diesem Instrumente hohe von nied-1 rigen Tönen unterscheiden, sie erkennen den ' Unterschied verschiedener Musik-Instrumente, j und vernehmen auch die menschliche Stimme, I sobald laut in den Apparat hineingerufen wird. Der Preis des Audiphons ist nicht zu hoch im Vergleich mit seiner Brauchbarkeit; in Chi cago wird der Apparat für 10 bis 15 Dollars verkauft. Einen Uebelstand aber besitzt der Apparat: er ist zu zerbrechlich, und da er von Hartgummi ist, geschieht es nicht selten, dass er bei niedriger Temperatur von selbst zer- i springt. Der Franzose Colladon hatte mit diesem Appa- I rate mehrfache Versuche angestellt und, nach- . dem er sich vor einigen Wochen von seiner | ‘ Wirksamkeit und Fähigkeit, die Töne dem Ge hirn in der erwähnten Weise mitzutheilen, über zeugt hatte, sprach er die feste Meinung aus, dass sich der Apparat, ohne seine Wirksamkeit irgend wie zu beeinträchtigen, auch aus ande ren geeigneten Materialien und für einen billi gen Preis herstellen lasse. Er versuchte zu diesem Zwecke verschiedene Materialien, wie Holz, Metalle etc., und fand, dass bei Anwendung von dünner Cartonpappe | der Erfolg genau derselbe wie beim Hartgummi- ' Apparat war, dass aber der Preis nur auf 1/100 I des vorigen zu stehen kommen würde. In Frankreich nennt man diese Cartonpappe „carton d’orties". Sie ist sehr fest, elastisch, von gleichmässiger Structur und sehr zähe, j Ist die Cartonpappe nicht stärker als ein Milli- ‘ meter, so genügt ein leichter Druck, eine Scheibe aus diesem Material in geeigneter Weise mit der Hand zu halten und zugleich mit der ge bogenen Seite so an die Zähne des Oberkiefers zu drücken, dass die Pappe eine entsprechende Einbiegung erfährt, und trotzdem weder die Hand noch die Zähne ermüdet. Dazu kommt noch der Vortheil, dass nur eine einfache Scheibe ohne den Handgriff, ohne Schnüre und ohne Spannvorrichtung für letztere ein Audiphon bildet, das vollkommen so gut ist, wie das amerikanische von Hartgummi. Damit die Cartonpappe nicht durch die Feuch tigkeit des Athmens oder der Zähne leide, thut man gut, eine Lackschicht aufzutragen, wenig stens an der Stelle, die man an die Zähne setzt. Man kann auch, um eine Abnutzung zu vermeiden, auf die gebogene Stelle des Audi phons eine Holzklammer, ähnlich einem Dämpfer, wie er für Violinen gebraucht wird, aufsetzen, und nun das harte Holz gegen die Zähne drücken, der Effekt bleibt ganz derselbe. Diese Resultate hat Colladon der Akademie der Wissenschaften in Paris vorgelegt und noch weitere Mittheilungen über Versuche mit Taub stummen gemacht. Diese Taubstummen, acht an der Zahl, waren nur im Stande, die Worte von den Lippen ihres Lehrers abzulesen. Man wählte diejenigen, die die Töne des Klaviers in der Nähe noch vernehmen konnten und bestimmte die Entfernung, bei der sie die Töne nicht mehr hören konnten. Als den Taubstummen aber das Audiphon in die Hand gegeben wurde, konnten sie sofort wieder die Töne wahrnehmen. Trotzdem ihre Augen geschlossen waren, gaben sie doch richtig an, ob hohe oder niedrige Töne angeschlagen wurden, oder ob auf dem Klavier oder dem Cello gespielt war, und endlich wurde constatirt, dass laut gesprochene Worte eben falls von den Taubstummen vernommen werden konnten. Die zum Audiphon verwendete Cartonpappe leistet daher ausserordentliche Dienste und wird die Höhrrohre ganz überflüssig machen. Wenn auch den Taubstummen damit nicht das Gehör gegeben wird, so sind sie doch im Stande, kräftige Laute deutlich genug zu ver nehmen, um über deren Ursprung klar zu sein und ihnen je nach Umständen eine besondere Bedeutung beilegen zu können. Da die Cartonpappe nun eine so nützliche Anwendung findet, wird sich gewiss auch in Deutschland das Bedürfniss geltend machen, diese Pappe kunstgerecht herzustellen. In Frankreich giebt es eine, höchstens zwei Papier- Fabriken, die diesen Artikel fertigen. Schreiber dieses kennt die Anfertigung der Cartonpappe (carton d’orties) genau und ist der Ueberzeugung, dass sich in geeigneten Fabriken auch sofort gute Resultate, erzielen lassen, so dass es nicht erst nöthig sein wird, die Fabri kate vom Auslande zu kaufen. Aug. Abadie, Rosslau a. d. Elbe. J.BRANDT.Cirif-Gngerig ^yBerlin.KontggratzerstrU laschinen - Comissions-Geschä Berlin W. König- j grätzer- ; str. 131 : gegenüber ( demKaiserl. Patentamt. MAX SABEL, London E. C. 2. Coleman Street Buildings, City. (Etablirt 1858) empfiehlt sich zum [1742 Verkauf aller Sorten Papiere und einschlägiger Artikel. Farhpn feinstgeschlämmt grosse Auswahl, • mi ÜCII, bei Wagenladungen sehr billig. Whlforth Bergbau, Farbenfabriken: • VVIiIdIul, Braunfels an der Lahn, Leipzig. Leipzig-Lindenau. [6490